Einleitung zu Pathologie des Atmungstraktes. Teil 2

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Einleitung zu Pathologie des Atmungstraktes Teil 2

Pathologische Grundmechanismen am Atmungstrakt d.h. Veränderungen, die bei zahlreichen unterschiedlichen Ursachen in gleicher Form auftreten, die aber typisch für das Organ Lunge sind

Unspezifische Abwehrmechanismen der Lunge: - Husten- und Niesreflex (Nasenhöhle, Kehlkopf) - Mukoziliäre Clearance (Trachea, Bronchien, Bronchioli) - Mukus (Schleim) aus Becherzellen, Bronchialdrüsen, Clara-Zellen - Zilien des Flimmerepithels alle Prozesse, die den Zilienschlag vermindern (z.b. durch Verklebung, Verlust, Störung des Geiselapparates) ermöglichen eine mikrobielle Besiedlung des tieferen Atmungstraktes (= klassischer Weg der sekundären bakteriellen Entzündung)

Störung Mukoziliäre Clearance normaler Zilienbesatz Lunge, Schwein, Hauptbronchus, obb, HE-Färbung, GMA-Einbettung

Störung Mukoziliäre Clearance die Zilien scheinen auf zahlreichen Zellen reduziert zu sein statt dessen erkennt man verbackene Zilien Lunge, Schwein, Hauptbronchus, Enzootische Pneumonie, HE-Färbung, GMA-Einbettung

2 4 4 Störung Mukoziliäre Clearance 1 Mikrovilli 2 Zilien (Längs- und Querschnitte) 3 Bakterien 4 Mykoplasmen 3 1 Lunge, Schwein, Hauptbronchus, Enzootische Pneumonie, Transmissions-EM

Spezifische Abwehrmechanismen der Lunge: - Bronchiolus-assoziiertes-lymphatisches Gewebe (BALT) - das BALT zählt zum induzierbaren (fakultativen) Schleimhaut-assozierten lymphatischen Gewebe (MALT), d.h. es ist unter Normalbedingengungen nicht ausgebildet!! - typische Komponenten sind: - sog. Lymphoepithel Epithel über dem BALT, kein Flimmerepithel, keine Becherzellen, kubische bis flache Zellen, die von Lymphozyten durchsetzt sind - Lymphozyten in L. propria B-Zellen, T-Zellen, akzessorische Retikulumzellen, postkapilläre Venolen - Funktion: vor allem Bildung von Vorläuferzellen für IgA-bildende Plasmazellen, die dann die Lam. propria von Schleimhäuten besiedeln

Spezifische Abwehrmechanismen der Lunge: langanhaltende Immunstimulation (Mykoplasmen, Retroviren) > führt zur Anbildung des BALT > Einengung des Lumens der Bronchioli (im Amerikanischen: cuffing pneumonia) > Schädigung der nachgeschalteten Alveolen und Gefahr von Sekundärinfektionen

BALT-Anbildung am Beispiel der Maedi-Virus-Infektion Lymphknötchen engen den Bronchiolus (*) deutlich ein * Schaf, Lunge, Maedi-Virus-Infektion

BALT-Anbildung am Beispiel der Enzootischen Pneumonie hochgradige Ausbildung des BALT Einengung des Lumens des Bronchiolus umgebenden Lungengewebe obb Schwein, Lunge, Mycoplasma-hyopneumoniae-Infektion, Enzootische Pneumonie

Alveolarepithel: - Pneumozyt Typ I (sog. membranöser Typ) - Auskleidung der Alveolarwand - Gasaustausch - sehr vulnerabel!! (z.b. gegenüber O 2 -Mangel) - Pneumozyt Typ II (sog. granulärer Typ) - Produktion des Surfactant - Vorläuferzelle der Typ I Pneumozyten!! - kommt vermehrt vor bei: - fetaler Lunge - regeneratorischer Hyperplasie nach Schädigung der Typ I Pneumozyten (sog. Epithelisation, Fetalisation)

Alveolarepithel: Verminderung der Sauerstoff-Spannung durch Verlegung der luftleitenden Wege > Untergang der Typ I Pneumozyten > Ersatz durch Typ II Pneumozyten > Produktion und Ausschleusung von zu viel Surfactant > Phagozytose durch Alveolar- Makrophagen (viel Phospholipide = Schaumzellen) früher fälschlicherweise als Desquamativ-Pneumonie bezeichnet (Unterscheidung Typ II Pneumozyt - Makrophage erst durch Elektronenmikroskopie)

Pathologie Atmungstrakt 2

Hyperplasie Typ II Pneumozyten zahlreiche Alveolen sehen aus wie Drüsen Hund, Lunge, katarrhalisch-eitrige Pneumonie

Blut-Gas-Schranke: - Pneumozyt Typ I - Basalmembran - lockeres Bindegewebe <<< gefährdeter Bereich - Basalmembran - Endothelzelle Ansammlung von Ödemflüssigkeit in den Alveolarsepten > Aktivierung der lokalen Fibrozyten > Bildung von kollagenen Fasern > Verlängerung der Transitstrecke > mangelhafter Gasaustausch (klinisch: Dyspnoe)

Lungenfibrose am Beispiel der Stauungslunge deutliche Zunahme von kollagenen Fasern in den Alveolarsepten Flüssigkeitsansammlung in den Alveolen (Lungenödem) Katze, Lunge, chronische Stauungslunge bei Kardiomyopathie

Intrapulmonale Muskulatur: - in den Atrien der Alveolaren befindet sich ein Ring von glatter Muskulatur - Regulation des Luftzutritts zu den Alveolen - auch wirksam bei forcierter Exspiration (die normale Exspiration erfolgt aufgrund der elastischen Kräfte des Lungengewebes, d.h. passiv) Einengungen der Atemwege - von außen oder innen - bedingen eine Hypertrophie der Muskulatur im Bereich der Alveolarsepten

Hypertrophie glatte Muskulatur dicke Muskelbündel im Bereich des Alveolargangs Schaf, Lunge, Hyperplasie der Muskulatur, Lungenwurmbefall

Ende