Dr. Heinrich Spittler und Diplom-Forstwirt Alexander Feemers ====================

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Transkript:

Jedes fünfte Fasanengelege ging durch Rabenvögel verloren Untersuchungen des Stifterverbandes für Jagdwissenschaften über die Ursachen für den Rückgang der Fasanen Dr. Heinrich Spittler und Diplom-Forstwirt Alexander Feemers ==================== Als Ursache für den eingetretenen drastischen Rückgang des Fasans werden vielfach neue Erkenntnisse gefordert. Vordergründig ist dies vielleicht auch verständlich. Berechtigt ist diese Forderung aber nur, wenn zuvor die alten, bekannten Faktoren, die einen negativen Einfluss auf den Fasan haben, einer Überprüfung unterzogen und bei der Ursachenforschung nicht außen vor gelassen bzw. als "Schnee von gestern" abgetan werden. Unter diesem Gesichtspunkt wurde in Heft 12/2014 von "Wild und Hund" der "Hähnchen-Test" dargestellt, der vom Stifterverband für Jagdwissenschaften im April des vergangenen Jahres in verschiedenen Fasanenrevieren zur Ermittlung der dort jeweils vorhandenen Raubwildsituation durchgeführt wurde. Die Ergebnisse waren unter dem Aspekt der Ursachen für den Rückgang der Fasanen nicht nur aufschlussreich, sondern im Prinzip auch richtungweisend. Sie haben in Verbindung mit einem Vergleich der Fuchs- und Stein-marderstrecken von früher und heute gezeigt, dass der Rückgang u.a. mit einem deutlichen Defizit in Bezug auf die Raubwildbejagung in ursächlichem Zusammenhang steht. Es sind aber nicht nur die Raubwildarten Fuchs und Steinmarder, die als Prädatoren des Fasans fungieren, sondern es gehören dazu auch die Rabenkrähe und Elster. Sie sind auf Grund ihres optimal entwickelten Gesichtssinnes sowie ihrer Intelligenz exzellente Gelegeräuber. Dass sie auch Fasanengelege ausräubern, ist bekannt, ist also "Schnee von gestern". Führt man diese Situation als Mit-Ursache für den eingetretenen Rückgang der Fasanen an, so wird aus der Praxis in der Regel mit dem Hinweis darauf reagiert, dass es auch früher schon, als die Fasanenstrecken noch hoch waren, Rabenvögel gegeben hat. Abgetan werden soll mit diesem Hinweis die Einlassung, dass an dem eingetretenen Rückgang der Fasanen u.a. die Rabenvögel wesentlich mitschuldig sind. Dass es auch früher schon Rabenvögel gegeben hat, ist unstrittig. Allerdings gibt es diesbezüglich gegenüber früher einen wesentlichen Unterschied: ihre Dichte war früher in den Niederwild-Revieren bei weitem nicht so hoch wie heute. Insbesondere gilt dies für die Rabenkrähe. Sie hat in den letzten Jahren flächendeckend stark bis lokal sogar sehr stark zugenommen. Dies bedeutet, dass damit ihr Negativ-Einfluss auf die Fasanenbesätze auf Grund ihrer Gelege- Prädation heute entsprechend höher ist als früher, so dass der Rückgang der Fasanen von daher zumindest zum Teil auf ihr Konto geht.

Vor diesem Hintergrund bzw. zur Abklärung der Frage, wie hoch die Prädation der Fasanengelege durch die Rabenvögel aktuell ist, hat der Stifterverband für Jagdwissenschaften im vergangenen Jahr in sieben Fasanenrevieren des Landes Nordrhein-Westfalen so genannte "Gelege-Tests" durchgeführt. Sie sahen wie folgt aus: In der zweiten Maihälfte wurden in den betreffenden Revieren mit ausgeschierten, also mit unbefruchteten Fasaneneiern, die aus einer Fasanerie stammten, jeweils mehrere Gelege angefertigt, und zwar an Stellen, an denen üblicherweise die Gelege von Fasanenhennen zu finden sind. Abb.1 - Im Rahmen des Gelege-Tests gefertigtes Fasanengelege In der Nähe der so gefertigten Gelege wurde jeweils eine Wildkamera aufgestellt, um bei Verlust der Gelege auf diese Weise ermitteln zu können, durch wen sie abhandengekommen bzw. zerstört worden sind. 2

Abb. 2 - Im Rahmen des "Gelege-Tests" gefertigtes Fasanengelege mit in der Nähe aufgestellter Wildkamera Im Abstand von drei, fünf und zehn Tagen erfolgte zusätzlich jeweils eine visuelle Kontrolle, um festzustellen, ob die Gelege noch vorhanden oder bereits prädiert waren. Gleichzeitig wurden dabei bei Bedarf die Speicherkarten in den Wildkameras gewechselt und bei Verlust des Geleges auf den Verursacher hin ausgewertet. 3

Angemerkt sei an dieser Stelle, dass durch die betreffenden Wildkameras die anstehende Frage nicht so abgeklärt werden konnte, wie erwartet. Da sie auf jede Bewegung hin auslösen, die in ihrem Erfassungsbereich eintritt, kam es bei stärkeren Bewegungen der Grashalme, die sich vor den betreffenden Gelegen befanden, jeweils zur Aufzeichnung einer entsprechenden Videosequenz. Es ergab sich von daher eine Vielzahl von Aufzeichnungen, die für das eigentliche Ziel der Untersuchung, nämlich bei Verlust von Eiern bzw. des Geleges den Verursacher bildhaft zu dokumentieren, völlig irrelevant waren. Der Zeitaufwand für die Auswertung der einzelnen Speicherkarten war von daher oft extrem hoch. Ferner konnte nicht in jedem Fall, in dem es zum Verlust des Geleges kam, der betreffende "Übeltäter" ermittelt werden, weil die jeweiligen Speicherkarten auf Grund von Bewegungen der Gräser "vorzeitig" voll waren. Trotzdem ist es gelungen, in rund Zweidrittel der Fälle, in denen die Gelege verloren gegangen sind, den Verursacher auf diese Weise zu ermitteln. Die nachstehende Tabelle zeigt das Ergebnis. 4 Revier Nr. Anzahl der Angefertigten Gelege Anzahl der Gelegeverluste durch Prädation Verursacher der prädierten Gelege 1 8 5 5 x Rabenkrähe 2 16 11 5 x Rabenkrähe 1 x Fuchs 1 x Steinmarder 4 x unbekannt 3 9 2 2 x Rabenkrähe 4 10 5 1 x Dohle 4 x unbekannt 5 10 3 1 x Rabenkrähe 2 x unbekannt 6 10 3 1x Rabenkrähe 1 x Ratte 1 x unbekannt 7 10 1 1 x Eichelhäher Summe 73 30 14 x Rabenkrähen 11 x unbekannt je 1x Fuchs, Steinmarder, Eichelhäher Dohle, Ratte Tabelle 1- Übersicht über die Gelege-Verluste sowie deren Verursacher bei den in acht verschiedenen Niederwild-Revieren durchgeführten "Gelege-Tests"

Aufschlussreich ist unter dem zur Diskussion stehenden Aspekt der Befund aus dem Revier Nr.7. Hier ist nur ein Gelege prädiert worden, und zwar durch einen Eichelhäher. Dieses Revier zeichnete sich im Übrigen auch bei dem oben angesprochenen "Hähnchen-Test" positiv aus, bei dem die jeweils vorhandene Raubwildsituation ermittelt wurde. Es wies nämlich auch dabei den niedrigsten Wert auf (s. Heft 12/2014 von WuH). Dass in ihm im vergangenen Jahr auf ca. 150 ha abgejagter Fläche, um dies an dieser Stelle nochmals anzuführen, 87 Fasanenhähne erlegt wurden, dürfte wesentlich mit diesen Befunden in ursächlichem Zusammenhang stehen. Anders ausgedrückt: dieses Ergebnis bestätigt die Bedeutung einer niedrigen Prädatorendichte für die Fasanenhege bzw. es wird dadurch bestätigt, dass auch heute noch gute Fasanenstrecken zu erzielen sind, vorausgesetzt, es sind nur wenig Prädatoren vorhanden. Lässt man den Befund aus diesem Revier außen vor, so sind von den verbleibenden 63 Test-Gelegen insgesamt 29 gleich 46%, also annähernd die Hälfte, innerhalb des Untersuchungszeitraums von 10 Tagen durch Prädation verloren gegangen. Auf das Konto der Rabenkrähen gingen dabei nachweislich 14 Gelege. Das sind 48% der prädierten Gelege, also ebenfalls annähernd die Hälfte. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass bei den elf "unbekannten" Gelegeverlusten (s.tab.1), bei denen der betreffende Prädator nicht aufgezeichnet wurde, weil die jeweiligen Speicherkarten auf Grund der vielen Aufzeichnungen durch sich bewegende Grashalme vorzeitig voll waren, zumindest einige ebenfalls auf das Konto der Rabenkrähen zu buchen sind, so dass man nicht fehl gehen dürfte, wenn man die Hälfte der eingetretenen Verluste den Rabenkrähen zuordnet. Es sind also, zusammenfassend gesagt, bei den vom Stifterverband für Jagdwissenschaften im Jahr 2013 in verschiedenen Fasanenrevieren durchgeführten Gelege-Tests innerhalb des Untersuchungszeitraums von zehn Tagen rund die Hälfte der Gelege durch Prädation verloren gegangen und davon wiederum die Hälfte durch Rabenkrähen. Interessant und aufschlussreich wäre es, wenn diese Befunde mit Ergebnissen von analogen Untersuchungen aus den Jahren verglichen werden könnten, in denen sich die Fasanenstrecken auf ihrem Höhepunkt befanden, also mit diesbezüglichen Untersuchungen aus den Jahren von 1963 bis 1977. Leider sind seinerzeit aber derartige Untersuchungen nicht durchgeführt worden, weil sie damals im Prinzip nicht relevant waren. 5

Abb. 2 - Rabenkrähe beim Einfallen an einem Test-Gelege Abb. 3 - Rabenkrähe beim Aufnehmen von einem Ei 6

Abb. 4 - Rabenkrähe beim Wegtragen von einem Ei 7 Abb.5 - Rabenkrähe beim Abflug mit einem Ei Die einzigen Untersuchungen dieser Art resultieren aus der Zeit von 1989 bis 1994, als die Fasanenstrecken gegenüber früher mithin schon deutlich zurückgegangen bzw. ähnlich niedrig waren wie in den letzten Jahren, und zwar

wurden sie von der vormaligen Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landes Nordrhein-Westfalen vorgenommen. Bei diesen "Gelege-Tests" hat sich eine Prädationsrate in Höhe von sogar 64 % ergeben. Sie war also noch deutlich höher als bei der aktuellen Untersuchung in Höhe von 46%. Berücksichtigt werden muss dabei jedoch, dass damals die Endkontrolle nicht nach 10, sondern erst nach 20 Tagen erfolgte. Vor diesem Hintergrund sind die damaligen und aktuellen Ergebnisse mithin de facto identisch. Anzumerken ist zu dem Befund der aktuellen Untersuchung noch, dass von den 14 von Rabenkrähen zerstörten Gelegen allein 11 gleich 79 % bereits in den ersten beiden Tagen nach der Anfertigung verloren gegangen sind. Wenngleich die bei der vorstehend skizzierten Untersuchung ermittelten Gelegeverluste durch Rabenkrähen in Höhe von ca. 25% nicht unmittelbar auf die Situation in den Revieren übertragen werden kann, weil davon auszugehen ist, dass Fasanenhennen ihr Gelege "geschickter" bzw. versteckter anlegen, als dies bei den im Rahmen der Untersuchung von Hand angefertigten Test-Gelegen der Fall war, so darf im Prinzip davon ausgegangen werden, dass aktuell annähernd 20% der von den Fasanenhennen in den Revieren gefertigten Gelege durch Rabenkrähen zerstört werden. Um wie viel Prozent sich diese durchaus als hoch zu bezeichnende Verlustrate durch eine intensivere Bejagung der Rabenkrähe mindern lässt, kann nicht genau beantwortet werden. Es dürfte jedoch unstrittig sein, dass eine sichtliche Verringerung der Rabenvögel eine deutliche positive Auswirkung auf den Zuwachs beim Fasan und damit auf die Strecken hätte. Dies bedeutet, dass der eingetretene Rückgang der Fasanenstrecken nicht unwesentlich auch auf die derzeit vorhandene, als sehr hoch zu bezeichnende Dichte an Rabenkrähen zurückzuführen ist. Wie hoch sie ist, geht aus der Strecke bzw. aus dem Streckenverlauf hervor. So wurden zum Beispiel, wie die Abbildung 6 ausweist, im Land Nordrhein-Westfalen in den letzten drei Jahren jeweils rund 120.000 Rabenkrähen erlegt, und damit sechsmal so viele wie vor 25 Jahren. Im Jagdjahr 1987/88 betrug die Strecke hier nämlich nur rund 20.000 Stück. 8

Abb.6 - Übersicht über den Verlauf der Rabenkrähen-Strecke in Nordrhein Westfalen (nach Dr. Eylert) Vordergründig müssten die hohen Strecken an Rabenkrähen, die aktuell getätigt werden, unter dem Aspekt der Fasanenhege eigentlich zu loben sein. Hohe Prädatoren-Strecken bedeuten nämlich in der Regel, dass an ihnen entsprechend viel getan wird. Wenn man sich jedoch die Realität vor Augen hält, dann ergibt sich eine völlig andere Situation; dann bleibt für ein Lob kein Spielraum mehr. Die hohen Strecken von zum Teil weit über 120.000 Stück pro Jahr, die in den letzten Jahren z.b. in Nordrhein-Westfalen getätigt worden sind, haben ihre Ursache nämlich nicht in einer intensiven Bejagung. Sie kommen vielmehr zustande, weil es so viele Rabenkrähen gibt und es von daher leicht ist, so hohe Strecken zu tätigen. Sie weisen im Übrigen aus, dass sich der Besatz an Brutpaaren - und nur der ist für die Fasanenhege von Bedeutung - derzeit hier auf ca. 30.000 Stück beläuft. Diese Zahl bedeutet hoch gerechnet, dass in Nordrhein-Westfalen aktuell bzw. seit einigen Jahren schon in den Niederwildrevieren auf 1 000 ha rund 15 Brutpaare vorkommen. Zum Vergleich: zur Zeit der guten bzw. hohen Fasanenstrecken waren es allenfalls 5 Brutpaare. 9

Zur Verdeutlichung der vorstehend an Hand der Gesamtstrecken des Landes NRW aufgezeigten Zunahme der Rabenkrähen in den letzten Jahren soll nachstehend die betreffende Situation aus den fünf Kreisen des Landes NRW tabellarisch dargestellt werden, die hier zu den besten Fasanengebieten gehören. Zu entnehmen ist dieser Tabelle, dass die Rabenkrähenstrecken in diesen Kreisen derzeit rund fünfmal so hoch sind wie in dem guten Fasanenjahr 1964/65, lokal sogar noch höher. Kreis Rabenkrähenstrecken der Jagdjahre Bejagbare Fläche 1964/65 1971/72 2012/13 Kleve 1.972 2.306 10.166 107.083 ha Viersen 1.066 1.266 5.659 43.702 ha Coesfeld 2.179 3.344 8.547 99.258 ha Steinfurt 3.212 2.478 13.686 156.025 ha Warendorf 2.672 3.001 9.344 116.872 ha Tabelle 2 - Übersicht über die Entwicklung der Rabenkrähen-Strecken aus fünf Kreisen des Landes NRW, die zu den besten Fasanengebieten des Landes gehören Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung sowie dem Ergebnis der durchgeführten Gelege-Tests, bei denen nach 10 Tagen rund 25% der gefertigten Gelege durch Rabenkrähen verloren gegangen sind, dürfte es eigentlich nicht mehr in Frage zu stellen sein, dass die rückläufige Entwicklung der Fasanenbesätze und damit der Fasanenstrecken in den letzten Jahren wesentlich auch mit der eingetretenen Zunahme der Rabenvögel in kausalem Zusammenhang steht. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass die vorstehend für das Land NRW dargestellte Zunahme der Rabenkrähen im Prinzip auch für alle anderen Bundesländer mit früher guten Fasanenbesätzen zutrifft. Damit gilt auch für sie die Aussage, dass der Rückgang der Fasanen zu einem großen Teil ein "hausgemachtes" Problem ist, und zwar unter anderem deswegen, weil schon seit längerer Zeit in den Fasanenrevieren nicht nur die Raubwildarten im Vergleich zu früher nicht mehr so intensiv bejagt worden sind und werden, sondern auch die Rabenvögel. Im Hinblick auf die Fasanenhege müssten mithin u.a. die Rabenvögel, und zwar primär die Rabenkrähen, deutlich reduziert und auf das frühere Niveau gebracht werden. Situationen, wie in Abbildung 7 dargestellt, dass nämlich Ende März in einem Fasanenrevier zehn bis zwanzig Rabenkrähen auf einem Feld anzutreffen sind, darf es in einem Fasanenrevier nicht geben! Sie sind aber ein beredtes Zeugnis dafür, wie es heute zum großen Teil mit Rabenkrähen darin aussieht. 10

11 Abb.7 - Beispiel für die aktuelle Situation der Rabenkrähen; in den Fasanenrevieren ( aufgenommen im März 2014) Wenngleich es sich bei den in vorstehender Abbildung zu sehenden Rabenkrähen primär um so genannte Junggesellen handelt, denen im Hinblick auf die Prädation von Gelegen nicht die Bedeutung zukommt wie den Brutkrähen, so weist ein derartiger Anblick aus, dass es in dem betreffenden Revier auch an Brutkrähen keinen Mangel geben dürfte. Einzugehen ist an dieser Stelle noch kurz auf die Elster. Auch sie ist ein exzellenter Gelege-Prädator. Im Hinblick auf die Prädation von Fasanengelegen spielt sie jedoch nicht die Rolle wie die Rabenkrähe. Zum Wegtragen und damit zum Ausräubern eines ganzen Geleges sind Fasaneneier für sie nämlich schon ein bisschen zu groß. Hinzu kommt, dass sich die Elstern in den letzten Jahren sukzessive immer mehr in den Zivilisationsbereich, also in die Dörfer und Städte, zurückgezogen haben und draußen in den Revieren nicht mehr in der Anzahl vorkommen wie früher. Festzustellen ist dies letztlich am Rückgang der Elsternstrecke. Während früher zum Teil deutlich mehr Elstern als Rabenkrähen als erlegt gemeldet wurden, ist das Streckenverhältnis heute genau umgekehrt. Es werden in der Strecke mehr Rabenkrähen als Elstern nachgewiesen, und zwar ist das Verhältnis aktuell großräumig gesehen etwa drei zu eins. Auf Grund der durchgeführten Gelege-Tests ergibt sich folgendes Fazit: der Rückgang der Fasanenbesätze steht unter anderem unstrittig auch mit der eingetretenen starken Zunahme der Rabenkrähen in ursächlichem Zusammenhang. Damit ist er zumindest zum Teil auf ein Hege-Defizit zurückzuführen. Die Rabenkrähen haben nämlich in fast allen Bundesländern eine

Jagdzeit, die zudem auch ausreichend lang genug ist, um deren Besätze auf ein niedriges Niveau reduzieren zu können. Allerdings ist dieses Ziel nicht mit zwei oder drei jagdlichen Events, so genannten "Krähenjagdtagen", zu erreichen (Abb.8), wenngleich die Strecken, die hierbei zum Teil erreicht werden, oftmals hoch sind. Abb. 8 - An "Krähenjagdtagen" können unstrittig hohe Strecken erzielt werden; sie reichen für die notwendige Reduzierung der Rabenkrähenbesätze jedoch nicht aus Die aus der Sicht der Hege des Fasans notwendige Reduzierung der Rabenvögel ist vielmehr im Prinzip nur durch Einzelabschüsse machbar, wobei jede sich während der Jagdzeit bietende Gelegenheit zu einem Abschuss genutzt werden muss. Erreicht würde dieses Ziel, wenn in den Niederwildrevieren auf 100 ha Revierfläche während ihrer Jagdzeit jede Woche eine Rabenkrähe zur Strecke käme. Dies wären bei einer Jagdzeit von Anfang August bis Ende Februar 28 Stück pro 100 ha und Jahr. Die Fasanenbesätze würden bzw. werden es danken! 12

Die Untersuchungen des Stifterverbandes für Jagdwissenschaften e.v. werden durch folgende Sponsoren finanziell unterstützt: Autohaus Stein; HIT Umwelt- und Naturschutz Stiftungs GmbH; Fa. Blaser; Fa. Minox; Fa. Alp-Jagd Stranzinger GmbH; KKS Heinsberg; Verband der Jagdgenossen und Eigenjagdbesitzer von Westfalen und Lippe (VEJ); Verband der Rheinischen Eigenjagdbesitzer und Jagdgenossen (RVEJ); F.-D. Kaldewei; H. Winkelmann; A. Frhr. von Spoercken; E.A. Specht; P. Boels. 13