Sehenswertes Hügelgräberfeld im Niederlauterbacher Holz. Größtes Hügelgräberfeld-Areal. Hügelgräberbronze zeit in Süddeutschland ...

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Transkript:

Historischer Cirkel Wolnzach e. V. Beim Amtsgericht Ingolstadt unter Nummer VR 20548 eingetragener Verein und vom Finanzamt Ingolstadt als gemeinnützig anerkannt bzw. bestätigt Sehenswertes Hügelgräberfeld im Niederlauterbacher Holz Von Fuchs R. Größtes Hügelgräberfeld-Areal der Hügelgräberbronze zeit in Süddeutschland Im Niederlauterbacher Holz, das ist eine Flurbezeichnung für ein Waldstück in der Gemarkung Niederlauterbach, Gemeinde Wolnzach, finden sich auf einer Fläche von ca. zwei Hektar ca. 180 Hügelgräber, also ein Gräberfeld, aus der sogenannten Hügelgräberbronzezeit. Diese umfasst den Zeitraum 1600 v. Chr. bis 1300 v. Chr. und hat ihren Namen von der Art der Bestattung der Toten. Grabhügel im Niederlauterbacher Holz, Foto: HiC, 2013 Es handelt sich um Nekropole, also Begräbnisstätten. Umgangssprachlich würden wir den Begriff Friedhof verwenden, der durch seine große Zahl an Grabstätten einzigartig ist. Die zeitliche Einordnung der Hügel ist aber mit großen Unsicherheiten behaftet. Die überaus große Zahl an Hügeln, nämlich ca. 180, lässt vermuten, dass der Friedhof über einen langen Zeitraum oder auch zu mehreren größeren Zeitabschnitten benutzt wurde. Ein Hügelgrab oder ein Grabhügel ist eine gestreckte, runde oder ovale Erdaufschüttung, unter der bzw. in der sich Grablegen befinden. Bei diesen Grablegen kann es sich um Körperbestattungen, Urnengräber oder ausgestreuten Leichenbrand handeln. Bei Körperbestattungen wurde der Leichnam entweder auf die Erde gelegt oder in eine vorbereitete Grabgrube. Darüber wurde der Grabhügel aufgeschüttet. Meistens wurden die Körper nicht im Sarg bestattet, auch anderweitige Einbauten in die Gräber waren eher selten. Bei Brandbestattungen gab es mehrere Rituale: Entweder wurden die Toten, teilweise mit Beigaben, auf einer separaten Verbrennungsplattform eingeäschert oder direkt am Bestattungsort verbrannt. Die Asche und die Überreste von Knochen wurden entweder in eine Urne oder in einen Behälter aus organischem Material z. B. Leder gegeben, oder einfach liegen gelassen und darüber der Grabhügel aufgeschüttet.

2 Mitunter finden sich auch Doppel- oder Mehrfachbestattungen in einem Grabhügel. In manchen Regionen wurden spätere Bestattungen in ältere Grabhügel eingetieft und dabei der Hügel zum Teil mit nachträglichen An- oder Aufschüttungen vergrößert. Aus solchen Hügeln lässt sich die zeitliche Abfolge der verschiedenen Bestattungsarten ableiten. In den meisten Regionen Mitteleuropas überwiegen die Körperbestattungen. In Gräbern der mitteleuropäischen Hügelgräberkultur findet man bei Frauen meist zwei oder mehr Nadeln für das Zusammenhalten der Kleidungsstücke und Schmuckgegenstände wie Halsketten oder Armringe, bei Männern Waffen wie Dolch und Beil und meist nur eine Gewandnadel. Die meisten Hügel im Niederlauterbacher Holz besitzen einen Durchmesser von ca. 10 Metern, wenige sind größer. Die Hügel sind ca. 3 Meter hoch und wurden im Laufe der Zeit durch Erosion stark abgeflacht. Ihre ursprüngliche Höhe wird auf etwa 10 Meter geschätzt. Weitere Grabhügel im Niederlauterbacher Holz; Foto: HiC, 2013 Einige Gräber wurden im Laufe der Jahre ausgeraubt andere wissenschaftlich erforscht. Letzteres erfolgt immer dann, wenn auf Hügel stehende Bäume einem Sturm mit Stockauswurf zum Opfer fallen und so innere Schichten freigeben oder wenn ein Grabhügel der beabsichtigten Wegeführung für die Erschließung des Waldes im Wege steht und deshalb abgetragen werden muss. Im Jahre 1983 wurde ein Hügel archäologisch untersucht. Die Grabstätte wurde auf ca. 1600 v. Chr. datiert. Das Skelett des Mannes war bereits völlig vergangen, beigegeben waren ein Dolch und ein Beil, beides aus Bronze, und ein großes Keramikgefäß.

3 Eine bronzene Nadel hielt den Umhang oder auch möglicher Weise das Leichentuch zusammen. Lehrtafel Ausschnitt; Rekonstruktion der Lage des Leichnams eines verstorbenen Mannes samt Bekleidung Schmuck und Beigaben, [Die rückwärtige Holzverkleidung ist Teil der Dekoration im Museum, sie ist nicht Bestandteil der Grablege]; Foto: HiC, 2013 Aus den Scherben hergestellte Gefäße; Lehrtafel Ausschnitt; Foto: HiC, 2013 Nahe daneben fanden sich die Reste eines Frauenskeletts mit Schmuckbeigaben: Ein Collier aus so genannten Stachelscheiben, zwei Armspiralen, zwei Bronzenadeln sowie ein Topf mit zwei Henkeln. Lehrtafel, Ausschnitt; Schmuck und Waffen aus dem Grab; Foto: HiC, 2013 Stachelscheibe; Teil einer Halskette; Foto: HiC, 2013 Im dritten Grab des Hügels fanden sich geringe Spuren von Leichenbrand und das Fragment eines Bronzearmreifs.

4 Aufgrund der Funde wurden Rekontruktionszeichnungen angefertigt. Über die Ergebnisse wird in der Zeitschrift Das archäologische Jahr in Bayern, 1985, Seite 51 ff, 1 berichtet. Lehrtafel, Ausschnitt; Rekonstruktion der Art des Tragens von Schmuck und Waffen nach U. Wels-Weyrauch; links Frau: Halskette, Nadeln, Arrnreife rechts Mann: Dolch in einer Scheide aus Erlenholz am Gürtel und in der rechten Hand ein Beil mit Schaft aus Eichenholz; Foto: HiC, 2013 Die Funde sind im Hallertauer Heimat- und Hopfenmuseum in Geisenfeld ausgestellt. Dieses ist derzeit wegen Renovierungsarbeiten nicht zugänglich. Weitere Informationen hierzu im Internet der Stadt Geisenfeld. 2 Die Anzahl der Grabhügel im Niederlauterbacher Holz mit 180 ist enorm. Es ist das größte Hügelgräberfeldareal Süddeutschlands. Im Vergleich dazu beträgt die Zahl der Gräber der zwei Hügelgräberfelder des Oppidums von Manching 3, mit 66 Gräbern nur ein Dritteln der hier vorhandenen Gräber. Im Oppidum von Manching mit einer Fläche von 380 Hektar lebten 5.000 bis 10.000 Menschen innerhalb der Stadtmauer, die eine Länge von rund 7,2 Kilometer aufwies. Das Oppidum war eine der größten Keltensiedlungen nördlich der Alpen. Vermutlich war die Siedlung, deren antiker Name nicht bekannt ist, der Hauptort des keltischen Stammes der Vindeliker. Auf Betreiben von Josef Reindl, 1932 bis 1941 Pfarrer von Sallach, wurden seinerzeit in Sallach, heute ein Ortsteil von Geiselhöring, Landkreis Straubing, östlich und westlich von Lohmühle, archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Von der spätlatenezeitlichen Mehrfachschanze erstellte Reindl selbst im Jahre 1936 einen schematischen Vermessungsplan. Dieser ist auf der Umschlagrückseite des Heftes Nr. 3, 2012, Archäologie und Ehrenamt, Anlass, Verlauf und Bilanz eines Modellprojektes, des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, jüngst erneut veröffentlicht. In seinen Büchern Geiselhöring, Geschichte des Marktes und der Pfarrei (einschließlich Greißing) 4 und Sallach-Hadersbach, Geschichte der Propstei und Pfarrei Sallach und der dazugehörigen Gemeinden Sallach und Hadersbach Ein Heimatbuch 5, berichtet er ausführlich über die Funde und die Ergebnisse seiner sehr intensiven und umfassenden Literaturstudien hierzu. Gerade in Niederbayern wurden aus dieser Zeit umfangreiche archäologische Funde gemacht. Nach Reindl wurde das Jägervolk der jüngeren Steinzeit, ca. 4000 v. Chr. bis 2000 v. Chr. von einer Bevölkerung abgelöst, die ihre Toten in Hügelgräbern bestattete. 1 Das archäologische Jahr in Bayern, Hrsg. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege und Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.v. 2 http://www.heimatmuseum-geisenfeld.de/ 3 http://de.wikipedia.org/wiki/oppidum_von_manching; 01.10.2013 4 Verlegt bei Michael Laßleben, Druck Oberpfalz-Verlag (Michael Laßleben), Kallmünz, 1936 5 Druck und Verlag Michael Laßleben, Kallmünz, 1938

5 Die neusten Erkenntnisse gehen davon aus, dass sich in der innerhalb der damaligen Bevölkerung aus den Sippen heraus spezielle Gruppierungen entwickelten, die ihre eigene Ausprägung z. B. in der Form und Verzierung ihrer Keramik hervorbrachten und hierdurch auch in verschiedene Gruppen eingeteilt werden können. Nach Reindl verteilten sich die Friedhöfe in der Hügelgräberbronzezeit gleichmäßig über das ganze Siedlungsgebiet. Die Bevölkerung war bodenständig, also sesshaft. Der Schwerpunkt der Besiedlung hat sich von den reinen Ackerflächen des Lössgebietes in das Hügelland hinein mit seinen in den Niederungen gelegenen Weideflächen verschoben. Die Leute waren Ackerbauern, d.h. sie betrieben Ackerbau und weideten das Vieh auf dem Grünland der Flussniederungen. Ihre Kleidung und der Schmuck, Halsketten aus Bernstein oder Bronzeröhrchen, Armreife, Gewandspangen und mit Plättchen verzierter Ledergürtel und Gürtelhacken, zeugen von einem gewissen Wohlstand. Aus neueren wissenschaftlichen Grabungen in der näheren und weiteren Umgebung von Straubing, also aus der planmäßigen archäologische Erforschung dieser Region, liegen aus der Jungsteinzeit bis zum Ende der Keltenzeit Ergebnisse vor, die nunmehr eine lückenlose Darstellung aller wichtigen Perioden der Vorgeschichte ermöglichen. Im Gäubodenmuseum in Straubing in der Abteilung Vorgeschichte ist der aktuelle Kenntnistand detailliert beschrieben und dargestellt. Einzelheiten können in den Ausführungen im Internet 6 nachgelesen werden. Das Totenbrauchtum in dieser Zeit nimmt in den dortigen Darstellungen und Berichten ein wesentliches Kapitel ein. Die Größe der im Raum Straubing vorgefunden Nekropole erreicht jedoch nicht das Ausmaß des Gräberfeldes im Niederlauterbacher Holz. Bäume auf einem Grabhügel im Niederlauterbacher Holz; Foto: HiC, 2013 Das Hügelgräberfeld im Niederlauterbacher Holz stellt somit ein einzigartiges Bodendenkmal in Süddeutschland dar. Im Areal ist ein Rundweg mit dem Namen Hügelfelderrundweg angelegt und beschildert und eine Lehrtafel aufgestellt. Das Flurstück liegt an der Staatsstraße 2232, am Ortseingang von Ainau, Ortsteil von Geisenfeld. Parkplätze sind an der Staatsstraße oder am Ortseingang gelegen. Große Rätsel geben die zu diesen Gräbern gehörigen Siedlungsorte auf, teilweise sind die Hypothesen hierüber widersprüchlich. Während die einen davon ausgehen, dass die Siedlungen der Bewohner in der Nähe auf fruchtbarem oder zumindest für eine Bebauung mit Gebäuden geeignetem Areal lagen, behaupten andere, dass die Gräber direkt auf den bebauten Feldern errichtet wurden. 6 http://www.gaeubodenmuseum.de/index.cfm?resid=1&res=10241&sid=2&skt=54&suid=21&pid=62&id=126 und http://www.gaeubodenmuseum.de/fileserver/filesdb/001.vorgeschichte.000.pdf

6 Bisher fanden sich jedoch in der näheren Umgebung des Gräberareals im Niederlauterbacher Holz keine Siedlungsspuren. Die große Zahl an Gräbern im Niederlauterbacher Holz gibt zusätzliche Fragestellungen auf: Warum gerade hier das große Gräberfeld? Das Oppidum von Manching, die größte Keltensiedlung nördlich der Alpen, befindet sich nur in ca. 15 km Entfernung. Der Weg dorthin führt durch meist unwegiges, nasses und sumpfiges Gelände! Besonders prunkvoll ausgestattete Gräber wurden im Niederlauterbacher Holz bisher nicht aufgedeckt. Dagegen waren in den Gräberfeldern von Manching auch prunkvolle Grabausstattungen vorhanden. Rätselhaft ist auch die Bewerkstelligung der für die Grabhügel benötigten Erdmassen: Für einen Hügel mit einem Durchmesser von 10 Metern und einer Höhe von 10 Metern errechnet sich ein Raummaß von 524m 3 abgesetzte Erde. Das entspricht einem Rauminhalt bei Lockerschüttung von ca. 750 m 3. Eine Schubkarre fasst ca. 60L. Um diesen Rauinhalt aufzuschütten, benötigte man also 12.500 heutige Schubkarrenladungen. Das Erdmaterial muss ausgehoben, geladen, gefahren und abgekippt werden. Wie wurde das damals mit den damaligen Werkzeugen und Transportmitteln bewältigt? Das Bestattungsritual musste zusätzlich zu den täglichen Arbeiten verrichtet werden. Fragen, deren Antworten möglicher Weise noch in der Erde im Niederlauterbacher Holz verborgen sind und auf das Erkennen warten. Weitere Informationen zur Frühgeschichte dieser Gegend siehe auch im Internet des Hallertauer Heimat- und Hopfenmuseums von Geisenfeld im Kapitel Erdgeschichte und Vorgeschichte von Geisenfeld. 7 In nur 15 km Entfernung liegt das Kelten Römer Museum Manching. Dieses ist einen Besuch wert. Anschrift: kelten römer museum manching Im Erlet 2 85077 Manching Tel. 08459 32373-0 Fax 08459 32373-29 E-Mail: info@museum-manching.de; Homepage: http://www.museum-manching.de 7 http://www.heimatmuseum-geisenfeld.de/