Was sind Plattenbauten? Plattenbauten bestehen vorwiegend aus Betonfertigteilen (Deckenplatten und Wandscheiben) welche auf der Baustelle nur noch montiert werden. Die Plattenbauweise wird auch Großtafelbauweise genannt. Die Entstehung: Vor 1920 war ein hoher personeller Aufwand für die Fertigung jedes Gebäudes notwendig. So wurden fast ausschließlich Gebäude mit einem Mauerwerk errichtet. Die Kosten und der Zeitaufwand waren sehr hoch. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Einwanderung in die Städte musste schnell neuer Wohnraum und neue Bautechniken gefunden werden. Die Bauweise mit vorgefertigten, standardisierten Platten verringerte die Bauzeit und Baukosten. Die ersten Häuser bei denen vorgefertigte Stahlbetonplatten verwendet wurden, entstanden ab 1910 in Forest Hills Gardens in New York. In Wien war die Siebenbürgerstraße die erste Siedlung die komplett aus vorgefertigten Großformatigen Bauelementen errichtet wurde.
Die Konstruktion: Die Betonfertigteile werden im Werk vorgefertigt. Das zusammenfügen der Bauteile erfolgt vor Ort. Teilweise werden die Fertigteilplatten als Fassadenplatten verwendet. Die Tragkonstruktion kann dann konventionell aus Ortbeton oder auch als Skelettkonstruktion mit Fertigteilen hergestellt werden. Fassadenelemente aus Beton haben eine besondere Langlebigkeit bei niedrigen Wartungskosten. Vorteile: Nachteile: Wetterunabhängige Fertigung in Fabriken Schnelle Montage Hohe Qualität der vorgefertigten Bauteile Der gesamte Planungsprozess muss vor der Fertigung der Fertigteile abgeschlossen sein. (Elektroinstallationen, Rohre, Leitungen) Deswegen werden gleich immer identische Gebäude gebaut Hohe Kosten durch das Tragsystem was meistens aus Einfeldträgern besteht welche einen erhöhten Bedarf an Stahl haben und durch den Transport.
Welche statischen Systeme und Konstruktionstechniken wurden bei den beiden Zeilenbauanlagen verwendet und wie unterscheiden sie sich genau? Johann Böhm: Zeilenbau welcher von außen nach typischen Plattenbau aussieht. Allerdings handelt es sich hier nicht um Fertigteile. Aus den Plänen erkennt man die Tragende Struktur entlang der Fassade und im inneren. Jedes Wohnhaus ist acht Geschoße hoch und schließt mit einem flachen Walmdach ab, das auf einem umlaufenden Dachgesims aufsitzt. Vier der fünf Scheiben sind 25 Fensterachsen lang, einzig das aus der Reihe springende Wohnhaus in der Pappenheimgasse 18-22 zählt nur 17 Fensterachsen. Die Nordfassaden sind als einfache Lochfassaden mit dreiflügeligen Fenstern ausgeführt, die durch die drei bzw. vier raumhoch verglasten Stiegenhäuser in regelmäßige Abschnitte unterteilt werden.
Schnitt A-A: In diesen Schnitt erkennt man die Tragstruktur. Massive Tragende Wände/Scheiben. Unten die Fundamente.
Siebenbürgerstraße: Im Gegensatz zu der Johann Böhm Wohnhausanlage handelt es sich hier um einen Fertigteilbau. Und zwar um den ersten Bau der komplett aus vorgefertigten Großformatigen Bauelementen in Wien errichtet wurde. Die Wohngebäude sind alle unterkellert, wobei der Keller um ein halbes Geschoß aus dem Terrain ragt und so die Sockelzone bildet. Aufgrund der bereits durchgeführten thermischen Sanierung ist die für die Fertigteilbauweise typische Fassadenrasterung nicht mehr zu erkennen. Die südseitigen Loggien der viergeschossigen Wohngebäude sind zur Hälfte in das Gebäude integriert - ein Stilelement, das die Fassade strukturiert. Die an der Nordseite gelegenen Eingänge zu den insgesamt 48 Stiegenhäusern der viergeschossigen Wohnbauten sind durch Betonvordächer gekennzeichnet, die von zwei Stahlsäulen gestützt werden. Darüber hinaus ist die Nordfassade im Bereich der Hauseingänge über eine Breite von jeweils 13 Meter um 75 cm nach vorne versetzt, was dem Gebäude mehr Plastizität verleiht. Die beiden Giebelseiten sind fensterlos. (Quelle: Wiener Wohnen, http://www.wienerwohnen.at) Konstruktion der Siebenbürgerstraße: In der Siebenbürgerstraße wurden vorgefertigten Betonplatten zusammengefügt. Das Zusammenfügen der Bauteile erfolgte vor Ort. Teilweise wurden die Fertigteilplatten auch nur als Fassadenplatten verwendet. Die Tragkonstruktion wurden dann konventionell aus Ortbeton oder auch als Skelettkonstruktion in Fertigteilen hergestellt. Die Fertigteilfassadenplatten zeichneten sich dadurch aus, dass diese durch die Verwendung von Sichtbeton (als Waschbeton, gesäuerter Beton oder geschliffener Beton) besondere Gestaltungsmöglichkeiten boten. So wurden die Eingänge durch verschieden Künstler verschönert um die Orientierung der gleichausschauenden Zeilenbauten zu erleichtern.
Was ermöglichte die Plattenbauweise einerseits und was erschwerte diese Konstruktionstechnik andererseits? Die Wohnungsnot ermöglichte die Plattenbauweise. Einerseits gab es nach den zweiten Weltkrieg eine Wohnungsnot da viele Häuser zerstört wurden und andererseits durch das Bevölkerungswachstum und die Landflucht. Durch diese Faktoren mussten viele Wohnungen in kurzer Zeit geschaffen werden. Die Plattenbauweise/Zeilenbauweise kam allerdings schnell wieder aus der Mode, da sie keine direkte Zufahrt zum Hauseingang ermöglichte. Planungsgrundsätze für Fertigteilbauwerke: Gleichmäßiges Planungsraster des Tragwerks, aussteifende Kernbauwerke dem Planungsraster maßlich angepasst, möglichst keine Deckensprünge, Deckenöffnungen im Raster eingefügt, Regelaussparungen für Installationen, große Anzahl gleicher Elemente (Serien), Transportabmessungen und mögliche Montagegewichte berücksichtigen, bauphysikalische Anforderungen berücksichtigen, Standardquerschnitte und Standardknotenpunkte z.b. des Typenprogramms Fertigteilbau. Transport: Es ist besonders darauf zu achten das die Fertigteile nicht zu Lang, breit oder schwer sind. Mögliche Transportmittel: (Quelle: http://www.fdb-fertigteilbau.de)
Aussteifung Plattenbauweise: Bei einer Aussteifung durch Wände müssen mindestens drei Wandscheiben angeordnet werden, deren Achsen sich nicht in einem Punkt schneiden. Vertikale Wandstöße erfolgen heutzutage oftmals durch Seilschlaufensysteme. Diese Systeme können Querkräfte parallel und senkrecht zur Fugenebene übertragen und werden bei Stumpf- oder Eckstößen und Stützen-Wand-Verbindungen eingesetzt. Varianten zur Aussteifung bei Bauten mit Platten-/Fertigteilbauweise: (Quelle: http://www.fdb-fertigteilbau.de)
Dehnfugen/Setzfugen: sollen Längenänderungen benachbarter Bauteile ohne Zwängungen zulassen. Ursachen für die Längenänderung können sein: Schwinden, Kriechen (Diese Einflüsse klingen nach Fertigstellung ab.) Temperaturdifferenzen benachbarter Bauteile aus unterschiedlicher Belastung durch Nutzung oder Klima Zeitliche Temperaturschwankungen (tages- oder jahreszeitlich) Querschnittsformen von Fertigteildeckenplatten: (Quelle: http://www.fdb-fertigteilbau.de)
Wandtafel-Auflager und Eckausbildung: Die Wandtafeln werden entweder auf die Tragende Konstruktion aufgehängt oder sie sind selbsttragend. (Quelle: http://www.fdb-fertigteilbau.de)
DETAILS: Prinzipdarstellung einer Wohnbauserie im Plattenbau:
Beispiel von Wand- und Deckenelementen:
Details von Eckverbindungen:
Details Deckenverbindungen:
Details Aussenwandverbindungen:
Verbindungsdetails Innenwand: