Alkohol und Drogen im Straßenverkehr: Selbst- und Fremdschädigung

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Transkript:

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr: Selbst- und Fremdschädigung Institut für Therapieforschung München Ludwig Kraus 1,2 1) IFT Institut für Therapieforschung, München, Deutschland 2) Centre for Social Research on Alcohol and Drugs (SoRAD), Stockholm Universität, Stockholm, Schweden 18. Oberbayerische Tagung Alkohol und Drogen im Straßenverkehr Miesbach, Obb., 24.05.2017

Übersicht Konsum und chronische Folgen (Alkohol, illegale Drogen) Alkohol- und drogenbedingte Risiken (GBD) Selbst- und Fremdschädigung Alkoholbezogene Selbst- und Fremdschädigung im Straßenverkehr Belastung Dritter durch alkoholbedingte Schäden Weiterentwicklung der Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung 2

Alkoholkonsum und Folgen Babor et al 2003 3

Alkoholkonsum und chron. Folgen Im Jahr 2015 konsumierten 7.8 Millionen erwachsene Deutsche Alkohol in riskanten Mengen mit einem durchschnittlichen Konsum von mehr als 12 g (Frauen) bzw. 24 g (Männer) Reinalkohol pro Tag (Gomes de Matos et al 2016) Nach DSM-IV erfüllten 3,1% oder 1.6 Mio. Menschen bzw. 3,4% oder 1.8 Mio. Menschen die Kriterien für Alkoholmissbrauch bzw. Alkoholabhängigkeit (Papst et al 2013) Trenddaten des Alkoholkonsums zeigen insgesamt einen Rückgang in den letzten 20 Jahren. Der rückläufige Trend ist auf sinkende Konsumwerte bei Männern zurückzuführen Bei Frauen ist der Konsum stabil geblieben ist. Die Prävalenz des episodischen Rauschtrinkens nahm bei Frauen gegen den allgemeinen Trend seit dem Jahr 2000 zu (Kraus et al 2016) 4

Alkoholkonsum und chron. Folgen (Kraus et al 2015) 5

Alkoholbezogene Risiken Riskanter und schädlicher Alkoholkonsum steht in Abhängigkeit von Trinkmenge und -muster in mittelbarem und unmittelbarem Zusammenhang mit einer Vielzahl von akuten und chronischen Erkrankungen (Rehm et al 2010) Die International Classification of Diseases (ICD-10) listet mehr als 40 Diagnosen auf, die in einem vollständig kausalen Zusammenhang mit übermäßigen Alkoholkonsum stehen (Rehm et al 2015) An einer Vielzahl weiterer ICD-10 Diagnosen ist Alkohol ursächlich beteiligt (z.b. Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Krebs) (Kraus et al 2015) Alkohol hat erheblichen Einfluss auf die Morbidität und Mortalität in jüngeren Altersgruppen, vor allem aufgrund des erhöhten Gesundheitsrisikos durch Unfälle und Verletzungen 6

Alkoholbezogene Risiken (cont.) Tabelle 1: Krankheiten, die zu 100% auf Alkohol zurückzuführen sind nach ICD-9 und ICD-10 (Rehm et al., 2010a) Kategorie ICD-9 ICD-10 Alkoholinduziertes Pseudo-Cushing-Syndrom 225.0 E24.4 Niazinmangel (alkoholbedingte Pellagra) 265.2 E52 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol 291 F10 Degeneration des Nervensystems durch Alkohol G31.2 Alkohol-Polyneuropathie 357.5 G62.1 Alkoholmyopathie 359.4 G72.1 Alkoholische Kardiomyopathie 425.5 I42.6 Alkoholgastritis 535.3 K29.2 Alkoholische Leberkrankheit 571.0 K70 Alkoholinduzierte akute Pankreatitis K85.2 Alkoholinduzierte chronische Pankreatitis K86.0 Betreuung der Mutter bei (Verdacht auf) Schädigung des Feten durch 655.4 O35.4 Alkohol Schädigung des Feten und Neugeborenen durch Alkoholkonsum der Mutter 760.7 P04.3 Alkohol-Embryopathie (mit Dysmorphien) 759.8 Q86.0 Nachweis von Alkohol im Blut 790.3 R78.0 Toxische Wirkung von Alkohol 980.0 T51.0 Akzidentelle Vergiftung durch und Exposition gegenüber Alkohol X45 Vorsätzliche Vergiftung durch und Exposition gegenüber Alkohol X65 Vergiftung durch und Exposition gegenüber Alkohol, Umstände unbestimmt Y15 7

Alkoholbezogene Risiken (cont.) Tabelle 2: Krankheiten, die partiell auf Alkohol zurückzuführen sind (Rehm et al., 2010a) Kategorie Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten Tuberkulose HIV/AIDS Bösartige Neubildungen der Lippe, der Mundhöhle und des Pharynx des Ösophagus des Kolons und des Rektums Kolon Rektum der Leber des Larynx der Brustdrüse (Frauen) Diabetes Mellitus Neuropsychiatrische Zustände Epilepsie Kardiovaskuläre Krankheiten Hypertensive Erkrankungen Ischämische Herzkrankheiten Kardiale Arrythmien Cerebrovaskuläre Krankheiten Hämorrhagischer und anderer nicht-ischämischer Schlaganfall ICD-10 A15-A19, B90 B20 B24 C00 C14 C15 C18 C20 C22 C32 C50 E11 E14 G40, G41 I11 I13 I20 I25 I47 I49 I60 I62, I69.0, I69.1, I69.2 Ischämischer Schlaganfall I63 I67, I69.3 Krankheiten des Verdauungssystems Zirrhose der Leber Pankreatitis Infektionen der Atemwege Infektionen der unteren Atemwege (Pneumonie) K73, K74 K85 (außer K85.0) K86 (außer K86.0) J09 J22, J85 8

Alkoholbezogene Risiken (cont.) Global Burden of Disease Studie Kausaler Zusammenhang: Folge wäre ohne Alkoholkonsum nicht aufgetreten Alkohol verantwortlich für 8.4 % aller Todesfälle und für 7.2 % aller verlorenen Lebensjahre sowie mit Behinderung verbrachter Lebensjahre (DALYs) im Jahr 2015 Weltweit Risikofaktor Nr. 9 von 79 Risikofaktoren in 195 Ländern In Westeuropa und Deutschland Alkohol an 5ter Stelle nach hohem Blutdruck, Tabakkonsum, Übergewicht, Blutzucker und Cholesterin (Forouzanfar et al 2016) 9

Alkoholbezogene Risiken (cont.) Mit etwa 330.000 stationären Behandlungen im Jahr 2015 waren alkoholbedingte Störungen (ICD-10: F10) die zweithäufigste ICD-10-Diagnose bei allen Patienten, die in deutschen Krankenhäusern behandelt wurden (DESTATIS 2017) Für Deutschland geschätzte volkswirtschaftliche Kosten durch Alkohol in Höhe von 32,5 Milliarden Euro pro Jahr (Effertz et al 2013) Hohe Kosten insbesondere durch Fehlzeiten, Invalidität oder Vorruhestand (Manthey et al 2016) Trotz rückläufigen Konsums zählt Deutschland im Vergleich zum weltweit geschätzten Durchschnitt von 6.04 Litern pro Kopf mit 12.14 Litern zu den Hochkonsumländern (Shield et al 2012) 10

Drogenkonsum und chron. Folgen Die 12-Monats-Konsumprävalenz illegaler Drogen lag bei 6.1% für Cannabis und bei maximal 1% für alle anderen Substanzen (Gomes de Matos et al 2016) Hochgerechnet sind dies 3,1 Mio. Konsumenten von Cannabis und 3,6 Mio. Konsumenten mindesten einer illegalen Droge Prävalenz-Schätzungen substanzbezogener Störungen nach DSM-IV: etwa 280 000 Erwachsene mit Missbrauch und 320 000 Erwachsene mit Abhängigkeit von Cannabis, Kokain oder Amphetamine (Pabst et al 2013) 11

Drogenkonsum und chron. Folgen (Kraus et al 2015) 12

Drogenbezogene Risiken Gesellschaftliche Belastung durch Tod, Krankheit und chronische Folgen durch den Konsum illegaler Drogen weit geringer als durch legale Substanzen Tabak und Alkohol (Kraus et al 2015; Lim et al 2012; Wittchen et al 2011) GBD: Illegale Drogen nehmen in Westeuropa und Deutschland in Bezug auf verlorene Lebensjahre Rang 14 ein (Lim et al 2012) Entsprechend fallen auch die gesellschaftlichen Kosten im Zusammenhang mit illegalen Substanzen um ein vielfaches niedriger aus als die durch legale Drogen versursachten Kosten (Effertz & Mann 2013; Mostardt et al 2010) Die öffentlichen Ausgaben (Strafverfolgung, Behandlung etc) für illegale Drogen für das Jahr 2006 beliefen sich auf 5.2 bis 6.1 Milliarden Euro (Pfeiffer-Gerschel et al 2015) [Alkohol: 40 Milliarden; Tabak: 60-70 Milliarden] 13

Selbst- und Fremdschädigung Statistiken erfassen in der Regel die Folgen für den Konsumenten (Morbidität & Mortalität). Schäden für Dritte werden regelmäßig vernachlässigt Alkohol- oder Drogenkonsum hat auch Auswirkungen auf Dritte: Verkehrsunfälle betreffen Beifahrer, andere Fahrer/Beifahrer oder Fußgänger; Gewalt im Zusammenhang mit Alkohol/Drogen; Gefährdung des Fötus durch den Substanzkonsum der Mutter Unter Berücksichtigung von alkoholbezogenen Selbstund Fremdschäden ist Alkohol die Substanz, die am meisten Schäden verursacht (Nutt et al 2010) 14

Selbst- und Fremdschädigung (Nutt et al 2010) 15

Risiken des Straßenverkehrs 16

Risiken des Straßenverkehrs 17

Selbst- und Fremdschädigung Daten: Verkehrsunfallstatistik (Statistisches Bundesamt) Unfälle, bei denen infolge des Fahrverkehrs auf öffentlichen Wegen und Plätzen Personen getötet oder verletzt oder Sachschäden verursacht worden sind Unfälle eingeteilt in Unfälle mit Personenschaden bzw. Sachschaden und sonstige Unfälle unter dem Einfluss berauschender Mittel (Alkohol, Drogen, Rauschgift) Verkehrsbeteiligte sind Fahrzeugführer oder Fußgänger, die selbst - oder deren Fahrzeug - Schäden erlitten oder hervorgerufen haben Verunglückte sind Personen (auch Mitfahrer), die beim Unfall verletzt oder getötet wurden 18

Selbst- und Fremdschädigung Verkehrsunfälle mit Alkohol- bzw. Drogenbeteiligung Alle Verkehrsunfälle Mit Alkoholbeteiligung Mit Drogenbeteiligung Getötete 3,377 260 (7.7%) 42 (1.2 %) Schwerverletzte 67,732 4,688 (6.9 %) 579 (0.9 %) Leichtverletzte 321,803 12,168 (3.8 %) 1,517 (0.5 %) Verunglückte (Total) 392,912 17,116 (4.4 %) 2,155 (0.6 %) (Statistisches Bundesamt, 2015) 19

Fremdschädigung Alkohol Methode In einer Sonderauswertung der Verkehrsunfallstatistik alkoholisierter Hauptverursacher des Jahres 2014 wurde der Umfang des Schadens Dritter ermittelt, der auf Alkohol zurückzuführen ist Von einer kausalen Beziehung wird oberhalb einer BAK von 0,5 Promille ausgegangen Annahme: die Anzahl der Fälle von Fahrern mit einem BAK Wert oberhalb des Schwellenwertes, bei denen Alkohol keine ursächliche Rolle spielt, und die Anzahl der Fälle von Fahrern mit einem BAK Wert unterhalb des Schwellenwertes, bei denen Alkohol eine ursächliche Rolle spielt, gleichen sich aus (English et al 1995) 20

Fremdschädigung durch Alkohol BAK/AAK Verunglückte Getötete Schwerverletzte Leichtverletzte BAK 0,3 bis 0,49 Promille oder AAK 0,15 bis 0,24 mg/l (n) 452 12 93 347 BAK 0,5 bis 0,9 Promille oder AAK 0,25 bis 0,49 mg/l (n) 1.244 21 286 937 BAK ab 1 Promille oder AAK ab 0,5 mg/l (n) 4.242 47 829 3.366 Gesamt 5.938 80 1.208 4.650 Gesamt BAK 0,5 Promille oder AAK 0,25 mg/l (n) 5.486 68 1.115 4.303 (Statistisches Bundesamt 2015; Sonderauswertung) 21

Fremdschädigung durch Alkohol Daten: Krankenhausdiagnose- oder Todesursachenstatistik Methode: ICD-10 Codes mit einem Bezug zu Dritten (Opfer, V- Codes) Anteil der Fälle einer bestimmten Krankheits- oder Todeskategorie, der auf Alkohol zurückzuführen ist (Rothman, Greenland & Lash, 2008). Alkohol-attributabler Anteil (AAF); Fälle würden ohne Alkohol nicht eintreten Kategorie ICD-10 Codes Verkehrsunfälle a) V021 V029, V031 V039, V041 V049, V092, V093, V123 V129, V133 V139, V143 V149, V194 V196, V203 V209, V213 V219, V223 V229, V233 V239, V243 V249, V253 V259, V263 V269, V273 V279, V283 V289, V294 V299, V304 V309, V314 V319, V324 V329, V334 V339, V344 V349, V354 V359, V364 V369, V374 V379, V384 V389, V394 V399, V404 V409, V414 V419, V424 V429, V434 V439, V444 V449, V454 V459, V464 V469, V474 V479, V484 V489, V494 V499, V504 V509, V514 V519, V524 V529, V534 V539, V544 V549, V554 V559, V564 V569, V574 V579, V584 V589, V594 V599, V604 V609, V614 V619, V624 V629, V634 V639, V644 V649, V654 V659, V664 V669, V674 V679, V684 V689, V694 V699, V704 V709, V714 V719, V724 V729, V734 V739, V744 V749, V754 V759, V764 V769, V774 V779, V784 V789, V794 V799, V803 V805, V811, V821, V830 V833, V840 V843, V850 V853, V860 V863, V870 V878, V892 a) inkl. Fußgängerunfall, Fahrzeugkollisionen, andere Transportmittelunfälle 22

Fremdschädigung durch Alkohol Männer < 15 Jahren 15-34 Jahre 35-64 Jahre > 64 Jahre Gesamt n 37 704 833 476 2050 n AAF 7 137 162 93 399 95%-CI [7, 8] [125, 149] [148, 176] [85, 100] Frauen n 18 147 187 292 644 n AAF 4 29 37 57 126 95%-CI [3, 4] [26, 31] [33, 40] [52, 62] Gesamt n 55 851 1020 768 2694 n AAF 11 166 199 150 525 (Kraus et al 2017) 23

Zusammenfassung und Diskussion Alkoholkonsum im Straßenverkehr stellt nicht nur ein Risiko für den Konsumenten sondern auch für unbeteiligte Dritte dar. Fußgänger, Verkehrsteilnehmer oder Bei- und Mitfahrer haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Verletzungen oder Tod Zur Schätzung des Umfangs von Verletzungen und Todesfällen Dritter im Straßenverkehr als Folge des Alkoholkonsums eines den Unfall verursachenden Verkehrsteilnehmers wurden Daten mit vollständigem und anteiligem Alkoholbezug herangezogen Sonderläufe des statistischen Bundesamtes mit einem BAK Schwellenwert von 0,5 Promille oder einer Atemalkoholkonzentration 0,25 mg/l ermitteln 68 Todesfälle; Die äthiologische Fraktionsmethode auf der Grundlage der Todesursachenstatistik schätzt die Anzahl der alkoholbedingten Todesfälle auf 525 24

Zusammenfassung und Diskussion Bei den Verkehrsstatistiken mit vollständigem Alkoholbezug Unterschätzung? Berichtsdefizite? Hat der Unfallverursacher Alkohol konsumiert, und wenn ja, welcher Intoxikationsgrad lag vor? Seit dem 1. Mai 1998 ist das Führen eines Kraftfahrzeugs mit mindestens 0,25 mg/l Alkohol in der Atemluft oder 0,5 Promille im Blut eine Ordnungswidrigkeit gemäß 24a des Straßenverkehrsgesetzes. Bis zu diesem Zeitpunkt galt die 0,8-Promillegrenze im Straßenverkehr Polizei kann Verkehrsteilnehmer mit einem Blutalkoholgehalt von weniger als 0,5, aber mindestens 0,3 Promille als alkoholbeeinflusst einstufen, wenn sie im Verkehr auffällig geworden sind. Die Verwicklung in einen Verkehrsunfall wird dafür in der Regel als ausreichend angesehen 25

Zusammenfassung und Diskussion Schätzungen für Selbst- bzw. Fremdschädigung im Zusammenhang mit Drogenkonsum liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vor Verbesserung der Datenlage sowie der Schätzverfahren notwendig 26

Vielen Dank! Email: kraus@ift.de Website: www.ift.de 27