Grundlagen: Megastädte Die Zukunft der Megastädte. Megastädte: Definition und Charakteristika. Multi-nodale mega-urbane Regionen

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Transkript:

Die Zukunft der Megastädte Grundlagen: Megastädte 2015 Urban population (M) 1950: 4, 1980: 28, 2002: 39, 2015: 59 Megastädte; 2/3 in Entwicklungsländern (UN 2005) 2002: 394 Mio EW (246 M Entwicklungsländer, >215 M Asien), 2015: 604 Mio weltweit Vermehrfachung Bevölkerungszahlen 1970-2000: Bangalore (1,6 -> 5,7 M), Bogotá (2,3 -> 6,7 M), Delhi (3,5 -> 12,4 M), Istanbul (2,7 -> 8,7 M), Jakarta (3,9 -> 11,0 M), Karachi (3,1 -> 10,0 M), Lagos (1,4 -> 8,7 M), Manila (3,5 -> 9,6 M), Mumbai (6,2 -> 16,1 M), São Paulo (7,6 -> 17,1 M), Seoul (5,3 -> 10,0 M), Teheran (3,4 -> 9 M); Spitzenreiter : Dhaka (1,5 -> 10,2 M) Megastädte: Definition und Charakteristika Megastädte = Metropolen mit mehr als 5, 8 oder 10 Mio. Einwohnern (Abgrenzungsfrage; unipolar, multipolar?) höchste Konzentrationen: Bevölkerungszahl und -dichte, Industrialisierung, Infrastruktur, Kapital, Entscheidungen höchste Dynamik: räumliches und demographisches Wachstum, Landnutzungsveränderungen, urbane Ökonomien, informeller Sektor höchste Überlagerung von Prozessen: Gleichzeitigkeit, Verstärkung, Rückkopplungsprozesse, tipping points größte sozio-ökonomische Vulnerabilität: Zahl der Personen, führende politische Zentren, ökonomische Dominanz begrenzte Steuerungskapazitäten und (partieller) Verlust der Regierbarkeit: defizitäre Administration, Planung, Budgets -> aber: keine megaurbanen Alleinstellungsmerkmale Multi-nodale mega-urbane Regionen Pearl River Delta 1990: 12 Mio. Einwohner, drei zentrale Städte, knapp 40% Beschäftige im Primären Sektor 2005: ca. 45 Mio. Einwohner, davon ca. 12-18 Mio. Migranten/floating population 2005: ca. 30% aller chinesischer Warenexporte aus Provinz Guangdong, davon >80% der Wertschöpfung aus PRD Castells Frauke 1999: Kraas 63 Pearl River Delta / Südchina, 1989 Pearl River Delta / Südchina, 1996 1

Aufstrebende Megastädte ( emerging megacities ) Hohe un-/teilgesteuerte Entwicklungsdynamik durch vielfältige, i.d.r. unkoordinierte Akteure Oft pioniergestaltete Wirtschaftsentwicklung (Industrialisierung, Dienstleistungen, informeller Sektor) Intensive und stark fluktuierende Migrationsprozesse (permanent, temporär, saisonal) Geringe Steuerung durch Verwaltung/öffentliche Hand Großer, nicht prognostizierbarer Infrastrukturbedarf Besonderer Gestaltungsbedarf und hohes Gestaltungspotential i.d.r. fehlende Berücksichtigung nachhaltiger Entwicklung: zentraler Beitrag zu Millennium Development Goals und Klimawandel Pearl River Delta / Südchina, 2005 Megastädte als Zentren globalen Wandels: Chancen/Risiken Geoökologischer Wandel: Naturkatastrophen, Verschmutzung, Meeresspiegelanstieg, Erderwärmung, Flächen verbrauch Geoökonomischer Wandel: Globalisierung, internationale Arbeitsteilung, Transformationsprozesse, transnationale Unternehmen, urbane Teilmärkte, informeller Sektor Geosozialer Wandel: internationale Migration, urbane Krankheiten, Lebensstildifferenzierung, soziale Gerechtigkeit, menschliche Sicherheit, transnationale soziale Räume Geokultureller Wandel: neue Ethnizität, kulturelle Diversität, globale Medien, transnationale NGOs, Kulturhybridität Geopolitischer Wandel: Ressourcensicherung, globale Regulation, Partizipation, Menschenrechte, Konflikte (Kraas/Nitschke 2006; Dimensionen nach: Johnston/Taylor/Watts 1995) Bevölkerungsentwicklung Delhi Seoul 2

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Megastädte: Dimensionen von Größe/Bedeutung und Dynamik Kraas/Nitschke 2006 4

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Zukunft? Hennig; Aus: Dumont Reisetaschenbuch Shanghai. Köln (2001) und www.skyscrapers.com (Mai 2001) Zukunft? Zukunft ist etwas, durch das man durch muss. Sie sei ständig müde. Kein Wunder. Frau Wang und ihr Mann müssen in kurzer Zeit etwas erledigen, wozu in Europa etliche Generationen nötig waren. Den säkularen Übergang vom Land zur Stadt, von der Zwangswirtschaft zur postindustriellen Selbstentfaltung, von der Großfamilie zum urbanen Individualismus. "Werdet Unternehmer!", sagte die Partei und entließ das Volk mit einer Notverpflegung in die Zukunft. Jetzt ist es frei. Frei von Arbeit, frei von Lohnzahlungen und frei, sich Auskommen und Obdach selbst zu suchen. Was in Europa hundert Jahre brauchte, müssen Frau Wang und ihre Familie in einer Generation schaffen. (aus: Die Tageszeitung, 11.08.2000) 7