Waldschutz aktuell: Eschentriebsterben und Eichenschäden

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Transkript:

Waldschutz aktuell: Eschentriebsterben und Eichenschäden 8. Bayerischer Waldbesitzertag Freising-Weihenstephan 29. September 2011 Dr. Ralf Petercord Abteilung Waldschutz

Eschentriebsterben

Verbreitung

Steckbrief: Krankheit Erste Beobachtungen bereits Mitte der 1990er Jahre in Polen und im Baltikum Mittlerweile Meldungen aus weiten Teilen Europas. Nachgewiesen in Bayern 2008. Erstbeschreibung der Nebenfruchtform 2006, der Hauptfruchtform 2010 Auftreten an Bäumen jeden Alters und dauf unterschiedlichen he Standorten te im Wald, urbanen Grün, sowie im Offenland Betroffen e sind Fraxinus excelsiore und F. angustifolia ia (einschl. Kultivare), neueste Untersuchungen zeigen auch Anfälligkeiten bei F. pennsylvanica, F. nigra, F. americana, F. mandshurica und F. ornus Ökonomische Verluste v. a. in Baumschulen und Anpflanzungen, zunehmend auch Waldbestände

Nebenfruchtform im Holz (Chalara fraxinea)

Hauptfruchtform (Hymenoscyphus pseudoalbidus) Falsche weiße Stengelbecherchen (D. Jurc, N. Ogris, B. Piškur, T. Hauptman, V. Rajh & Z. Devetak, (2010) http://www.gozdis.si)

Infektionsmodell Eschentriebsterben Infektionsmodell 0. Fruchtkörper auf Blattstielen am Boden (ab Juni) 1. Infektion der Blätter über Sporen (Ascosporen) (ab Juni) 2. Sporenkeimung und Ausbildung des Myzels im Blatt und im Blattstiel (vor Blattfall) 3. Etablierung im Mark und Verbreitung im Trieb Längsrichtung: Mark; Fasern, Gefäße Gfäß Radial: Holz und Baststrahlen (im Spätsommer, Herbst,(Winter)) 4. Kambium und Rindennekrosen (im Frühjahr) (Schumacher, 2011)

Infektion Eschentriebsterben Infektionsmodell

Symptome im Jahresverlauf Vorjähriger Befall Aktueller diesjähriger Befall (Bilder: Kirisits iii & Cech, 2010)

Krankheitsentwicklung in Bayern 2009/2010 Eschentriebsterben Vitalitäts-Vergleich (ingesamt 1370 Eschen pro Jahr) 60% 2009 2010 50% Anteil Bäume 40% 30% 20% 10% 0% 0 1 2 3 4 Vitalitätsstufe

Handlungsempfehlungen I Das Triebsterben der Eschen ist die aktuell bedeutendste Erkrankung in Bayern. Bekämpfung: aktuell keine Bekämpfungsmöglichkeit Aber! Einzelne Eschen zeigen eine Resistenz Forschungsaktivität der LWF und des ASP: Identifizierung resistenter Eschen und Beschreibung des Resistenzmechanismus Untersuchung der Fruktifikations und Infektionsbedingungen des Pilzes Naturverjüngung: Naturverjüngungspotential der Esche nutzen und so die Anpassung der Baumart an die Krankheit ermöglichen! Pflanzung: Kann derzeit nicht mehr empfohlen werden (hohes Ausfallrisiko!) In geschädigten Kulturen: Keine aktiven Maßnahmen Selbstdifferenzierung abwarten. Rückschnitt befallener Pflanzenteile ist sinnlos Nachbesserung mit standortangepassten Baumarten nichtmit Esche

Handlungsempfehlungen II Jungbestandspflege: in reinen Eschenbeständen: Selbstdifferenzierung abwarten! Ausnahme: Pflegebedürftig ohne Krankheitssymptome vorsichtige Förderung in Mischbeständen: Mischbaumartenanteil halten und fördern Jungdurchforstung: in reinen Eschen Stangenhölzern: sehr mäßig eingreifen nur (stark) geschädigte Eschen entnehmen Auszeichnen im belaubten Zustand ab Juli in gemischten Stangenhölzern: Förderung der Mischbaumarten und gesunder, vitaler Eschen Altdurchforstung und Endnutzung: Ruhe ist erste Waldbauernpflicht! Entwicklung beobachten Naturverjüngungspotential nutzen Anpassung ermöglichen Nutzung nach Vitalitätszustand

Vitalitätszustand Gesund 0 keine Nutzung Geringe Schäden 1 keine Nutzung Merkliche Schäden 2 keine Nutzung Starke Schäden 3 Nutzung (Wertholz) Absterbend 4 Nutzung Sekundärschäden beachten Wurzelfäulen! Verkehrssicherheit und Arbeitssicherheit beachten!

Handlungsempfehlungen Weitere Informationen und Handlungsempfehlungen auf der Internetseite: www.eschentriebsterben.org

Aktuelle Probleme der Eiche in Unter- und Mittelfranken

Schadsituation 2010

Schadsituation 2010

Befliegung im Okt. 2010

Erste Jahrringanalysen

Folgeschäden

Folgeschäden im August 2011

ZE-Anfall 2011

Fazit Schäden nach Kombinationsschaden durch Insektenfraß Eichenwickler, Eichenprozessionsspinner, (Schwammspinner) und Eichen-Mehltaubefall. Folge: Verbrauch der Reservestoffvorräte Probleme bei der Bildung des Frühholzjahrrings 2010 unzureichender Austrieb Folgeschäden: Eichenprachtkäfer, Hallimasch, Borkenkäfer möglich Handlungsempfehlung: konsequente Aufarbeitung des ZE Saubere Waldwirtschaft Holzabfuhr bis Mitte April Keine Brennholzlagerung im Wald Markierung von potentiellen Prachtkäfer-Eichen im Spätsommer konsequente Aufarbeitung

Verjüngungs-Situation! Was passiert, wenn wir die Eichenbestände verlieren ohne sie vorher erfolgreich verjüngt zu haben? Anpassungsfähigkeit g /Klimawandel

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!