vom 25. November 2016 Lili Duden
Das Ur- oder Grundmodell Das Ur- oder Grundmodell ist die Vorlage für die Gipsabgüsse. Von ihm wird das Negativ gemacht, deshalb muss es sehr sorgfältig gemacht werden. Denn alles was beim Urmodell nicht schön war, ist auch auf den Gipsabgüssen nicht schön. Im Gegenteil, alle Schleifspuren, Ritzen und andere Fehler werden noch viel besser sichtbar sein. Ausserdem muss man darauf achten, dass alle Gebäude kubisch und einigermassen stabil gebaut werden. Also keine Vor- und Rücksprünge, keine schmalen oder hohen Mauerscheiben, keine hohen, schmalen Türme und keine spitz zulaufende Teile. Hohe Gebäude werden besser einzeln gegossen, da sonst die Gefahr, dass sie bei jedem Gips abbrechen, sehr gross ist. Wenn das Urmodell mit Nitrolackfarbe grundiert wird, löst es sich später besser vom Silikon. Je grösser die Urmodelle bzw. Gipsmodelle sind, desto unhandlicher werden sie. Damit man sie noch einigermassen gut transportieren kann, ist es zu empfehlen sie nicht grösser als ein Euro-Palett zu machen. Der Ausschnitt, also die Grösse des Modells, wird meistens vom Auftraggeber festgelegt. Wenn nicht ist darauf zu achten, dass das Projekt möglichst in der Mitte ist. Ausserdem sollte die nähere Umgebung, mindestens aber die angrenzenden Häuserzeilen, zu sehen sein.
Die Negativform Die Negativform des Urmodells wird aus Silikon hergestellt. Silikon ist eines der teuersten Materialien, mit denen Architekturmodellbauer arbeiten. Es gibt sehr viele verschiedene Typen von Silikon. Diese unterscheiden sich in: Viskosität (Fliessfähigkeit, Konsistenz) Reissfestigkeit Weiterreissfestigkeit (Ein Schnitt reisst nicht noch weiter ein) Härte (Im Endzustand) Topfzeit (Bis man nicht mehr giessen kann) Aushärtungszeit Preis Anwendungsgebiet (Lebensmittel, Bau, Medizin) Polyaddition Polykondensation (additionsvernetzend = Silikon wird hart wenn ein zweiter Teil zugegeben wird, kondensationsvernetzend = Silikon wird fest wenn ein Teil davon verdunstet) Es gibt verschiedene Arten, eine Negativform herzustellen. Im Kurs haben wir einen Vollguss mit XPS Rahmen gemacht. Dafür klebt man zuerst das Urmodell auf eine dünne Poly- oder Forexplatte, dann schneidet man den XPS - Rahmen zu und macht an der unteren Kante zwei rechtwinklig zueinander stehende Nuten. Diese sind dazu da, dass der Gips nicht zwischen Rahmen und Silikon läuft. Anschliessend klebt man den Rahmen zusammen, die Eckverbindungen sind auf Gehrung. Den Rahmen und die Einlegeplatte werden so gross gemacht, dass der Silikon am Schluss rund um das Modell 8 mm dick ist. Für die Einlegeplatte nimmt man eine ca. 30 mm dicke XPS Platte, passt sie in den Rahmen ein und schneidet die Häuser und Erhebungen im Gelände grosszügig heraus. Der Deckel wird aus 20 mm dickem XPS gemacht. Durch den Deckel und durch die Einlegeplatte werden Löcher gebohrt, damit später die Luft aus dem Silikon entweichen kann.
1) Urmodell 2) Polyplatte 3) XPS Rahmen 4) Silikon 5) Einlegeplatte 6) Deckel Die benötigte Menge Silikon berechnet man so: ((l + Randhöhe) x (b + Randhöhe)) x 1.5 = Gewicht vom Silikon Zum Silikon muss man 10% Silikonöl (für besseres Fliessen) und 5% Katalisator (damit Silikon fest wird) dazu geben. Der Silikon muss gut gemischt werden, da es sonst sein kann, dass einige Stellen nicht hart werden. Man giesst den Silikon an der tiefsten Stelle hinein damit an den tiefen Stellen keine Luft eingeschlossen bleibt. Den Rest Silikon, der im Kessel bleibt, sollte man nicht nehmen, weil dieser meistens nicht so gut gemischt wurde. Nachdem man kurz gewartet hat, damit die Luftblasen entweichen können, kann man die Einlegeplatte und dann den Deckel hineinlegen und beschweren. Aushärten sollte der Silikon bei Raumtemperatur. Ausserdem ist es wichtig, dass man die Aushärtungszeit beachtet.
Das Gipsmodell Wir Architekturmodellbauer verwenden Modellgips. Zuerst wird die Silikonform mit etwas Seifenwasser besprüht, damit sich der Gips besser löst. Anschliessend werden Gips und Wasser gemischt. Das Mischungsverhältnis ist 1l Wasser und ca. 1.2 bis 1.5 kg Gips. Nachdem man gut gerührt hat kann man den Gips am tiefsten Punkt in die Silikonform giessen. Danach streicht man mit einem Pinsel oder von Hand über das Gelände und in die Häuser, damit die Luftblasen nach oben steigen. Dabei darf man keine Stelle auslassen. Damit der Gips schneller fest wird kann man beständig darin rühren. Am besten nimmt man Glasfasern, Jutegewebe oder Flachs als Armierung. Wenn der Gips anfängt fester zu werden, kann man damit beginnen, den Rand hochzuziehen. Diesen muss man dann abstreichen bis er mit dem Silikonrand bündig ist bevor der Gips zu hart wird. Wenn der Gips warm geworden und wieder abgekühlt ist, kann man den Gips ausformen. Wenn man möchte, dass der Gips nicht so schnell hart wird, kann man einen Schuss Zitronensäure dazugeben. Wenn man aber will, dass der Gips schneller abbindet, nimmt man warmes Wasser.