GUTE NACHBARSCHAFT BESSERE GESELLSCHAFT TAG DER OFFENEN MOSCHEE

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Transkript:

GUTE NACHBARSCHAFT BESSERE GESELLSCHAFT TAG DER OFFENEN MOSCHEE OKTOBER 03 2017

GUTE NACHBARSCHAFT BESSERE GESELLSCHAFT Inhalt 1. Motto 2017: Gute Nachbarschaft bessere Gesellschaft 2. Nachbarschaft im Islam Wer ist mein Nachbar? Rechte des Nachbarn Nachbarschaft aller Menschen 3. Nachbarschaft: Vertrauen, Freundschaft, Hilfsbereitschaft Infokasten: Daten und Fakten über Moscheen in Deutschland 4. Nachbarschaft und Dialog Impulse und Vorschläge Infokasten: Besuch bei muslimischen Nachbarn was ist zu beachten? 3

1. MOTTO 2017: GUTE NACHBARSCHAFT BESSERE GESELLSCHAFT Heute verbreiten sich Informationen und Nachrichten mit rasanter Geschwindigkeit über den gesamten Globus. Trotz der vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten scheinen Vorurteile aber nicht abzunehmen. Die bewusste oder unbewusste Verbreitung von fake news, Vorurteilen und negativer Berichterstattung haben tiefe Gräben in unserer pluralistischen Gesellschaft aufgerissen. So werden häufig Differenzen zwischen Religionen und Kulturen als unüberwindbare Hürden für das Zusammenleben dargestellt. Unterschiede werden nicht als Bereicherung, sondern als Barrieren dargestellt. Umso wichtiger ist es, richtige und falsche Informationen voneinander zu trennen und zugleich Aufklärungsarbeit zu leisten. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der sich auch Muslime und ihre Gemeinschaften in Deutschland bewusst sind. Seit 1997 wird der Tag der offenen Moschee (TOM) jährlich am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, veranstaltet. Seit 2007 organisiert der Koordinationsrat der Muslime (KRM) diesen Tag des Miteinanders und Kennenlernens. Dieser Tag ist zu einer Brücke geworden, die Menschen unterschied- 4 5

licher Religionen und Kulturen miteinander verbindet und ihnen Gelegenheit zum Austausch und Verständigung gibt. Mehr als 1000 Moscheen nehmen jährlich deutschlandweit am Tag der offenen Moschee teil und tragen damit zur Verständigung zwischen den Kulturen und den Menschen in diesem Land bei. Unser gesellschaftlicher Frieden scheint mehr denn je gefährdet. Wir erleben einen in vielen Bereichen einen Anstieg von Extremismus und Radikalismus. Umso wichtiger ist es, sich auf die konkreten Ebenen des menschlichen Miteinanders zu konzentrieren. Muslime und Nichtmuslime leben in vielfältigen Beziehungen zusammen, als Arbeitskollegen, Partner in Schule und Beruf, als Eltern in Bildungseinrichtungen und Kindergärten und nicht zuletzt als Nachbarn im Stadtteil. Die Moscheegemeinden, die bereits seit Jahrzehnten existieren, sind in den vergangenen Jahren nicht nur sichtbarer, sondern auch zu aktiven Akteuren auf der kommunalen Ebene geworden. Sie sind ebenso zu Nachbarn vieler Menschen geworden und sind Orte eines guten Miteinanders. Häufig ist unbekannt, wie wichtig der Islam die Nachbarschaft bewertet. 1 Abkürzung für sallallâhu alayhi wa sallam ( Der Segen und Friede Gottes sei auf ihm ); Bei der Nennung des Namens des Gesandten Gottes Muhammad (s) sprechen die Muslime diesen oder einen ähnlichen Segenswunsch. 6 7

Einem Ausspruch des Propheten Muhammad (s) 1 zufolge erinnerte ihn der Erzengel Gabriel so häufig an die Rechte des Nachbarn, dass der Prophet fast das Gefühl bekam, den Nachbarn würde das gegenseitige Erbrecht zugesprochen. Nachbarschaft bildet nach der Familie die kleinste Einheit gesellschaftlichen Miteinanders. Wenn der Zusammenhalt hier gelingt, funktioniert das friedliche Zusammenleben auch auf gesellschaftlicher Ebene. Da heute wenig über die besondere Stellung der Nachbarschaft im Islam bekannt ist, hat der Koordinationsrat der Muslime (KRM) das Thema als Motto des diesjährigen Tages der offenen Moschee (TOM) gewählt. 8 9

2. NACHBARSCHAFT IM ISLAM Das Thema Nachbarschaft kann aus islamischer Perspektive auf unterschiedlichen Ebenen betrachtet werden. Hierbei lohnt es sich, zuerst einen Blick in die unmittelbaren Quellen des Islams zu werfen: Wer ist mein Nachbar? Im Koran heißt es: Und betet nur Gott an und gesellt Ihm nichts und niemanden bei! Seid gut zu den Eltern, zu den Waisen, den Bedürftigen, den nächsten und den fernen Nachbarn, den Freunden an eurer Seite (Sure Nisâ, 4:36) Für Korangelehrte sind mit den nächsten Nachbarn in diesem Vers diejenigen gemeint, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu uns wohnen und unsere Verwandten. Mit den fernen Nachbarn sind jene gemeint, die im Vergleich dazu etwas weiter entfernt wohnen. Die Nachbarschaft umfasst einem Ausspruch des Propheten Muhammad (s) zufolge das 40. Haus in jeder Himmelsrichtung. Rechte des Nachbarn Auch in den Überlieferungen aus dem Leben des Propheten Muhammad (s), der sogenannten Sunna, wird die Nachbarschaft hervorgehoben. So beschrieb der Prophet unsere Verantwortung gegenüber unseren Nachbarn wie folgt: 10 11

1. Die Verpflichtung, die Nachbarn zu besuchen, wenn sie krank sind. 2. Die Verpflichtung, bei ihrer Bestattung anwesend zu sein. 3. Die Verpflichtung, ihnen Geld zu leihen, wenn sie darum bitten. 4. Die Verpflichtung, ihnen zu helfen, wenn sie in Not sind. 5. Die Verpflichtung, ihnen zu gratulieren, wenn ihnen Gutes widerfährt. 6. Die Verpflichtung, sie zu trösten, wenn ein Unglück sie trifft. 7. Die Verpflichtung, das eigene Haus so zu bauen, dass die Sicht des Nachbarn nicht gehindert wird. 8. Die Verpflichtung, das Essen mit den Nachbarn zu teilen, wenn sie den Geruch wahrnehmen. 2 Nachbarschaft aller Menschen Die Nachbarschaft wird in der islamischen Tradition sehr hoch bewertet. Muslime folgen dabei dem Ausspruch des Propheten: Wer satt zu Bett geht, während sein Nachbar hungert, ist nicht von uns 3! Heute argumentieren viele Gelehrte, dass in einer globalisierten Welt Nachbarschaft breiter zu fassen ist und Muslime nach Kraft und Möglichkeit auch bei Not und Leid unseren Nachbarn auf der ganzen Welt helfen müssen. 2 Madschma az-zawâid, VIII, 168-170 3 Ibn Abi Schayba, Musannaf, Îmân u. Ruya, 6 12 13

3. NACHBARSCHAFT: VERTRAUEN, FREUNDSCHAFT, HILFSBEREITSCHAFT Eine der größten Herausforderung unserer Zeit ist die Individualisierung ohne sozialen Ausgleich und die Isolation der Menschen. Egoismus und Selbstsucht greifen immer mehr um sich. Teile der individualisierten Gesellschaften haben in vielen Bereichen die menschlichen Beziehungen auf Nützlichkeit und Leistungsbereitschaft reduziert. Werte wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Gerechtigkeit, Vertrauen, Freundschaft und Nachbarschaft haben an Bedeutung verloren. Wir erleben eine Reduktion des Lebens auf den Konsum und materielle Werte. Dadurch geht der spirituelle und menschliche Aspekt des Lebens mehr und mehr verloren. Jedoch ist der Mensch mehr als die Summe seines Nutzens. Der Mensch, als Statthalter Gottes geschaffen, wurde von seinem Schöpfer mit Würde ausgestattet. Diese ist unantastbar und gilt respektiert und geachtet zu werden. Gleich ringförmiger Wellen, die entstehen und ausgehen von dort, wo man einen Stein ins Wasser wirft, sind Muslime aufgefordert bei ihren Nächsten zu beginnen. Der soziale Einsatz soll dann immer weiter ausgeweitet werden und zuletzt die gesamte Gesellschaft, ja sogar die ganze Welt erreichen. Muslime sollen nicht isoliert leben, sondern das Leid ihrer Nachbarn teilen, es mindern und andererseits ihre Freude mehren. Muslime sind angehalten, um es mit den Worten des Propheten Muhammad (s) zu sagen: selbst ein 14 15

solcher Nachbar zu sein, vor dessen Übel man sicher ist, und der seinem Nachbarn unter die Arme greift, statt ihm Sorgen zu bereiten. Denn der Prophet Muhammad (s) sagte: Der beste Freund ist für Gott derjenige, der seinen Freund am besten behandelt. Und der beste Nachbar ist derjenige, der seinen Nachbarn am besten behandelt 4. Daten und Fakten über Moscheen in Deutschland Insgesamt gibt es heute in Deutschland etwa 2500 Gebetsstätten bei rund 5 Millionen Muslimen. Davon sind ca. 350 von außen als solche erkennbar. Die übrigen befinden sich häufig in Hinterhöfen oder Gewerbe- und Industriegebieten. Die größte Zahl von Muslimen in Deutschland ist türkischstämmig, auch wenn sich die Zusammensetzung der muslimischen Gemeinschaften in den letzten Jahren auch mit der Einreise von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten weiter verändert hat. Die Muslime betrachten sich als einen selbstverständlichen Teil der deutschen Gesellschaft. Der Islam ist nicht kirchlich organisiert. Moscheen sind oft in der Rechtsform eingetragene Vereine. Um ihrer gesellschaftlichen Verantwortung besser nachkommen zu können, haben Muslime unterschiedliche Strukturen geschaffen. Im Koordinationsrat der Muslime (KRM) sind ca. 80 % der Moscheegemeinden in Deutschland abgebildet. 4 Dârimî, Kitâb as-sîra, 3 16 17

4. NACHBARSCHAFT UND DIALOG Moscheen sind Orte gesellschaftlicher Interaktion; sie sind nicht nur Gebetshäuser. Sie sind der Mittelpunkt des Gemeindelebens und umfassen häufig unterschiedliche Einrichtungen. Moscheen sind Orte der Begegnung, der Solidarisierung, der sozialen Dienste, der Wohlfahrt und des interkulturellen und interreligiösen Austausches. Nicht nur im Bereich der Flüchtlingsarbeit haben sie häufig ein hohes ehrenamtliches Engagement. Der erhebliche Teil der Gemeindearbeit wird von unzähligen Freiwilligen in Ehrenamtlichkeit erbracht. Im Fastenmonat Ramadan laden viele Moscheen ihre Nachbarn und Freunde zum täglichen gemeinsamen Fastenbrechen ein. Insgesamt kann man sagen, dass sich die Moscheen zu einem wichtigen Pfeiler der Stadtgesellschaft entwickelt haben. Impulse und Vorschläge Unser friedliches Zusammenleben steht auf vielen Ebenen auf dem Prüfstand. Wachsende Islamfeindlichkeit und Anschläge auf Moscheen sind leider zur Normalität geworden. Daher bedarf es besonderer gemeinsamer Anstrengungen, gerade auch von Nachbarn, um den gesellschaftlichen Frieden zu bewahren und Vorbehalte in der Gesellschaft abzubauen. 18 19

So bietet der Tag der offenen Moschee Möglichkeiten der Begegnung, unter anderem um dialogische Veranstaltungen unter besonderer Beteiligung der Nachbarschaft auf der lokalen Ebene zu begleiten. Besuch bei muslimischen Nachbarn was ist zu beachten? Im Grunde sind muslimische Nachbarn wie jeder andere Nachbar auch. Es gibt nur wenige Dinge, auf die man achten sollte, um den Besuch angenehm zu gestalten. Hier einige Tipps: Warum ziehen Muslime ihre Schuhe vor den Wohnungen und den Moscheen aus? Im Islam ist Reinheit und Hygiene von großer Bedeutung. Da Muslime in der Regel sowohl zuhause als auch in den Moscheen keine Schuhe anziehen und auf dem Boden beten, ziehen sie die Schuhe vor den Türen aus. Ein kurzes Nachfragen, ob man die Schuhe ausziehen soll, wäre eine Form der Höflichkeit. Worauf achten Muslime bei der Ernährung? Muslime haben diverse Speisevorschriften. Dies betrifft einerseits das Verbot von Schweinefleisch und aus dem Schwein hergestellte Produkte. Hinzukommt das Verbot von Alkohol in jeglicher Form. Wer Muslime einlädt, kann vegetarisch kochen. Dies wird in der Regel von allen Muslimen verzehrt. Haben Muslime ein Problem mit Haustieren? Muslime haben unterschiedliche Haustiere. Hunde gehören jedoch selten dazu, da nach Auffassung der meisten Gelehrten die Haltung in Innenräumen nicht dem natürlichen Lebensraum von Hunden entspricht und auch aus hygienischer Sicht als unpassend gesehen wird. Hunde sind in der islamischen Tradition als Wachhunde und Jagdhunde bekannt. Auch wenn es Mindermeinungen gibt, die erlauben, dass man Hunde als Haustiere hält, wird dies nur von wenigen Muslimen in Deutschland so gesehen. 20 21

KRM - KOORDINATIONSRAT DER MUSLIME DITIB Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. Venloer Straße 160 50823 Köln T +49 221 508000 www.ditib.de info@ditib.de IRD Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e. V. Colonia-Allee 3 51067 Köln T +49 221 942240-210 www.islamrat.de islamrat@islamrat.de ZMD Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V. Sachsenring 20 50677 Köln T +49 221 1394450 www.zentralrat.de sekretariat@zentralrat.de VIKZ Verband der Islamischen Kulturzentren e. V. Vogelsanger Straße 290 50825 Köln T +49 221 9544100 www.vikz.de info@vikz.de