Waldzustandsbericht 2015 Kurzfassung Nachhaltigkeitsberichterstattung NRW www.umwelt.nrw.de
Titelbild Flechten besiedeln einen Buchenstamm
5 Waldzustandsberichte NRW Der jährliche Waldzustandsbericht NRW geht auf die frühen 1980er Jahre zurück. Seither wird der Waldzustand in Nordrhein-Westfalen jährlich neu anhand der Kronenverlichtung erfasst, ausgewertet und in Waldzustandsberichten dokumentiert. Die Baumkronen sind aussagekräftige Weiser für den Gesundheitszustand des Waldes und werden sowohl nach dem Nadel-/Blattverlust als auch nach solchen Indikatoren wie Vergilbung und Fruchtbildung untersucht. Durch die fortlaufende jährliche Datenerhebung sind langfristige Trendprognosen für die Hauptbaumarten möglich. Dies ist besonders wichtig in Zeiten des zu erwartenden Klimawandels, da nur klimaangepasste und standortgerechte Bäume und Wälder einen angemessenen Gesundheitszustand des Waldes erwarten lassen.
6 Entwicklung des Kronenzustandes in Nordrhein-Westfalen von 1984 bis 2015 Jahr Fläche in Prozent Alle Baumarten 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 26 46 28 36 41 23 29 44 27 25 41 34 33 43 24 23 45 32 21 41 38 25 44 31 27 44 29 27 48 25 25 45 30 29 42 29 24 49 27 24 43 33 27 38 35 30 36 34 24 43 34 21 33 46 21 39 41 1996 2) 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1) 1986 1985 1984 14 37 49 14 36 50 16 33 51 16 34 50 11 31 59 12 29 58 10 29 61 10 28 62 16 29 55 10 30 60 9 26 65 10 31 59 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 % Fläche in % deutliche Kronenverlichtung 1) nur bedingt mit den übrigen Jahren vergleichbar 2) kein Landesergebnis schwache Kronenverlichtung (Warnstufe) ohne Kronenverlichtung
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8 Waldzustand 2015 Musste noch für das Untersuchungsjahr 2013/14 die höchste bisher erreichte Kronenverlichtung bei den Waldbäumen konstatiert werden, so hat sich der Wald im vergangenen Jahr etwas erholt. Für den Zeitraum 2014/15 weist nur ca. ein Viertel aller Bäume deutliche Schäden auf. Im Vorjahr waren es noch 31 Prozent. Man kann bei allen Baumarten eine leichte Verbesserung des Kronenzustands feststellen, vor allem bei der Eiche ist aber zu beobachten, dass sich schon seit drei Jahren eine schrittweise Gesundung vollzieht. Gleichwohl bleibt die Eiche die Baumart mit der höchsten Kronenverlichtung unter den Hauptbaumarten. Der Zustand der Buchen hat sich in diesem Jahr deutlich verbessert, hauptsächlich bedingt durch das fast völlige Fehlen von Bucheckern. Die Buchen haben in diesem Jahr besonders davon profitiert, dass es landesweit fast keine kräftezehrende Fruchtbildung gab. Dadurch konnten mehr und größere Blätter ausgebildet werden und sich die Belaubung insgesamt verbessern. Im Vorjahr war es genau umgekehrt. Fast alle Buchen wiesen damals aufgrund der starken Fruchtbildung einen sehr schlechten Kronenzustand auf. Die jetzt begonnene Regeneration der Belaubung wird erfahrungsgemäß einige Jahre dauern, bis die Bäume sich von dem sehr schlechten Jahr 2013/14 erholt haben werden. Insgesamt hat die deutliche Kronenverlichtung in 2015 für den Durchschnitt aller Baumarten um 10 Prozent abgenommen und beläuft sich nun auf 26 Prozent. In der Warnstufe einer nur schwachen Kronenverlichtung hat es eine Zunahme um 5 Prozent gegeben. Die Bäume ganz ohne Kronenverlichtung erreichen immerhin einen Anteil von 28 Prozent. Dieser Anteil liegt um 5 Prozent über dem Wert des Vorjahres.
9 Kronenverlichtung in Stufen Schadstufe Verlichtung Bezeichnung 0 0 10 % ohne Kronenverlichtung 1 11 25 % Warnstufe (schwache Kronenverlichtung) 2 26 60 % mittelstarke Kronenverlichtung 3 61 99 % starke Kronenverlichtung 4 100 % abgestorben Verlichtungsstufen Waldzustandserfassung 2015 Zusammengefasst über alle Baumarten und Altersbereiche ohne Verlichtung 28 % deutliche Kronenverlichtung 26 % schwache Kronenverlichtung (Warnstufe) 46 %
10 Der Klimawandel... Nach den Mitteilungen des Deutschen Wetterdienstes war das Jahr 2014 das bisher wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der regelmäßigen Temperaturmessungen im Jahr 1881. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag mit 10,3 Grad Celsius um 2,1 Grad über der des Referenzzeitraums 1961 1990. So hat sich im Untersuchungszeitraum 2014/15 der Klimawandel in NRW mit einem milden Winter und einer längeren Trockenphase im Frühjahr 2015 wieder deutlich bemerkbar gemacht. Dem außergewöhnlich milden Winter, dem ein warmer Herbst vorausgegangen war, schloss sich zwar eine normale Wärmeentwicklung im Mai und Juni 2015 an, doch die Temperaturen stiegen dann auf außergewöhnliche hochsommerliche Werte im Juli und noch einmal im August an. Für einen anhaltenden Trend zum Temperaturanstieg spricht auch, dass von September 2014 bis April 2015 die Monatsmittelwerte in der Westfälischen Bucht und im Hochsauerland mit Ausnahme des Februars durchgängig über den Vergleichswerten der Klimanormalperiode 1961 1990 lagen. 2014/15 war ein Jahr nicht nur mit besonders hohen Temperaturen, sondern auch mit vergleichsweise geringem Niederschlag. Die Niederschlagsmengen lagen im vergangenen Winterhalbjahr um rund 10 Prozent unter den langjährigen Normalwerten. Mit Blick auf die in 2015 leicht erholte Belaubung der Wälder muss man den Eindruck haben, dass die Wälder hier noch von der günstigen Wasserversorgung im Vorjahr profitiert haben.
Strukturentwicklung nach einem Sturmereignis im Naturwald Ostenberg (Ostwestfalen-Lippe) 11
12... und die Folgen Auf Basis der Temperaturaufzeichnungen im Wald hat die forstliche Vegetationszeit in diesem Jahr rund einen Monat später als 2014 begonnen. Die noch bis Mitte Mai wassergesättigten Böden konnten die Auswirkungen des meteorologisch trockenen Frühjahrs gut auffangen. Die angespannte Wasserversorgung war zum Glück Anfang August beendet, ehe es in größerem Umfang zu Trockenschäden an der Belaubung in den Wäldern von NRW kommen konnte. Die Hitze ist im Wald oft schwül gewesen und hat die Trockenheit etwas abgemildert. Trockenstress bei Waldbäumen war immer wieder von Ort zu Ort zu beobachten, doch hatte das warme Wetter diesmal nur relativ geringen Einfluss auf die Kronenverlichtung. Durch den warmen Winter konnte sich in vielen Fichtenbeständen die schädliche Fichtenröhrenlaus stark vermehren. Diese kleine grüne Laus befällt besonders stark die Blaufichten und sorgt für hohen Nadelverlust. 2015 war ein Jahr mit vielen Sonnentagen
13 Typische Nadelvergilbungen an einer Rotfichte nach Fichtenröhrenlausbefall Nadelabwurf an einer Sitkafichte nach Lausbefall
14 Waldzustandsbericht NRW 2015 Langfassung Die Langfassung des Waldzustandsberichts NRW 2015 erhalten Sie auf der Website des Ministeriums: www.umwelt.nrw.de
Herausgeber Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MKULNV) Referat Öffentlichkeitsarbeit Fachredaktion MKULNV, Referat III-2 Waldbau, Klimawandel im Wald, Holzwirtschaft Landesbetrieb Wald und Holz NRW Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald Schwerpunkt Waldplanung, Waldinventur, Waldbewertung Bildnachweis Lutz Falkenried (Titel, S. 5, 12, Rückseite) Norbert Geisthoff (S. 13) MKULNV (S. 3) Martina Wengelinski (S. 11) Christoph Ziegler (S. 8/9) Gestaltung dot.blue communication & design Druck XPrint Medienproduktion, Aachen Stand Oktober 2015
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