Samuel ein Mensch, der auf Gott hört Inhaltsbeschreibung: Kreative, spielerische Übung zur Samuel-Geschichte (1Sam 3,1-10) Zielgruppe: Kinder 7-10 Jahre Dauer: variabel Autoren: Bischöfliches Jugendamt, Augsburg Material: Zwei Spielfiguren, Augenbinde, Kerzen, Stühle, Meditationsmusik Die Samuelgeschichte wird im Sinne narrativer Theologie anschaulich dargestellt. Dabei erleben wir, wie ein Mensch den Anruf Gottes hört und auf ihn eingeht (1 Sam 3,1-17). Der Erzähler bedient sich zweier Erzählfiguren von denen eine Samuel, die andere Eli darstellt. Die dritte Person der Geschichte, Gott, wird aus der Betroffenheit Samuels, seinem Handeln erfahrbar. Erzählskizze: Samuel wird vorgestellt In unserer Geschichte gibt es hier diesen (Erste Erzählfigur wird gezeigt). Wir müssen ihm ein Gesicht verleihen, eine Kennkarte ausstellen, damit wir wissen, wer er ist. Er heißt Samuel. Er ist ein Junge von vielleicht 12 Jahren. Auf die Frage: Wo wohnst du? Sagt er ihr werdet vielleicht lachen in der Kirche, im Gotteshaus, im Tempel. Sonderbar! Stellt euch vor, ihr würdet in der Kirche wohnen, hier in unserer Kirche. Vor dem Altar, vor dem Tabernakel stünde euer Bett. Ja, Samuel wohnte im Tempel. Er war noch klein, als ihn seine Mutter in den Tempel brachte. Samuel sollte im Tempel leben. Er sollte für Gott da sein und ihm dienen. Er sollte den Priestern helfen. Er sollte ihnen beim Gottesdienst zur Hand gehen. So ähnlich, wie es unsere Messdiener tun. So sollte auch Samuel tun und noch viel mehr und jeden Tag. So diente Samuel im Tempel. Er wohnte im Tempel. Ja, er schlief vor dem Allerheiligsten der Israeliten. Vor der Bundeslade schlief Samuel. Samuel lebte sehr gerne im Tempel. Er interessierte sich nämlich sehr für Gott und für alles, was mit Gott oder womit Gott zu tun hat. Seite 1
Dass Frieden unter den Menschen herrschte, dass Recht und Gerechtigkeit etwas galten, dass die Menschen einander halfen und sich gegenseitig die Treue hielten. Das alles lag Samuel sehr am Herzen. Man kann sagen: Samuel hatte Gott in sein Herz geschlossen. Was man in sein Herz geschlossen hat, lässt man nicht einfach aus den Augen. So schlief Samuel im Tempel. Er schlief vor der Bundeslade, dem Zeichen Gottes unter den Menschen. Eli wird vorgestellt: In unserer Geschichte spielt noch jemand (zweite Erzählfigur wird gezeigt). Es ist Eli. Eli ist Priester in dem Tempel, in dem Samuel dient. Eli hat die Aufgabe, den Gottesdienst im Tempel zu feiern. Er hat aber auch die Aufgabe, für all das zu sorgen, was die Sache Gottes ist. Eli hat sich darum zu kümmern, dass Recht und Gerechtigkeit im Volk Israel herrschen. Eli ist ein Richter. Er hat dafür zu sorgen, dass die Menschen miteinander auskommen; dass jeder seine Arbeit, sein Auskommen hat, satt wird; dass die Menschen Frieden untereinander halten; Man nennt ihn einen Hohenpriester. Von Eli heißt es nun in unserer Geschichte, er sei sehr alt gewesen. Wenn man alt ist, ist man oft sehr weise und gütig. Von Eli aber heißt es: Er hatte keine Kraft mehr. Er hatte keine Kraft mehr, dafür zu sorgen, dass Friede, Gerechtigkeit, Treue, Liebe, die Dinge, die etwas mit Gott zu tun haben, im Volke herrschten. Dieser Eli hatte zwei Söhne. Die beiden Söhne waren auch Priester im Tempel. Doch diese Söhne hatten stellt euch vor nicht Gott in ihr Herz geschlossen, sondern ihren Geldbeutel und ihren eigenen Bauch. Sie dachten nicht an Gott. Er war ihnen gleichgültig geworden. Sie dachten nur an sich. Wenn da Menschen in den Tempel kamen und ihre Opfergaben brachten heute wirft man Geld in den Klingelbeutel; die Ministranten bringen Brot und Wein an den Altar; damals brachten die Menschen junge Stiere, Lämmer, und wer arm war, junge Tauben als Opfergabe in den Tempel Ja wenn die Menschen mit ihren Opfergaben in den Tempel kamen, dann nahmen sie die Elisöhne von den Gaben die schönsten Stücke weg für sich. Und wenn die Leute sagten, das dürft ihr nicht tun, das bringen wir Gott, das gehört ihm ganz allein, lachten die Elisöhne nur und riefen: Seite 2
Wer schafft hier im Tempel an, ihr oder wir? Und so taten sie, was sie wollten. Gott war für sie gestorben und mit ihm das Recht, die Gerechtigkeit, die Liebe, die Treue, der Friede. Ihnen lag nicht Gott am Herzen, sondern ihre Macht und ihr eigener Bauch. Samuel hört auf den Ruf Gottes Dialog zwischen Samuel und Eli Samuel wusste um das Unrecht im Tempel. Er war traurig darüber, dass statt Friede Gewalt herrschte, statt Liebe Hass, dass man mit Füßen trat, was Gott heilig war. Dass Gott beleidigt wurde mitten in seinem Heiligtum, das ließ Samuel nicht zur Ruhe kommen, das verfolgte ihn in seinen Träumen, das raubte ihm den Schlaf. Eines Nachts Samuel hatte sich zur Ruhe gelegt, vor der Bundeslade hatte er sich zur Ruhe gelegt -, in der Stille der Nacht ist es Samuel, als ob ihn einer rufe. Und Samuel hört, steht auf, geht zu seinem Herrn, dem Hohenpriester Eli und spricht: Hier bin ich Herr! Du hast mich gerufen! Rede, was willst du von mir? Eli ist verwundert. Er soll Samuel gerufen haben? Eli schüttelt den Kopf und sagt: Du träumst, Samuel. Ich habe dich nicht gerufen. Geh und leg dich wieder schlafen! Samuel gehorcht. Er legt sich nieder. In der Stille der Nacht liegt er. Er hört. Er hört eine Stimme. Es wird Eli sein. Samuel erhebt sich. Eli hat gerufen. Er muss zu Eli gehen. Hier bin ich Herr, spricht Samuel. Rede, was willst du von mir? Eli ist ungnädig. Zum zweiten Mal wird er mitten in der Nacht gestört. Lass mich in Frieden, sagt er zu Samuel. Lege dich nieder! Schlafe! Samuel tut, was ihm befohlen. Aber es währt nicht lange. Die Stimme ist unüberhörbar. Samuel tut, was er tun muss. Er steht auf und geht zu Eli. Hier bin ich Eli. Sprich, was willst du von mir? Eli ist nun sehr verwundert. Er denkt: Wer wird es wohl sein, der Samuel mitten in der Nacht dreimal beim Namen ruft? Der Priester spricht: Vielleicht ist es Gott, der dich ruft, Samuel. Leg dich nieder. Wenn du aber wieder die Stimme vernimmst, sprich: Rede, Herr und Gott, dein Diener Samuel hört. Samuel gehorcht. Er legt sich nieder. Vor der Bundeslade legt er sich nieder. Gott ist für Samuel wichtig. Samuel hat Gott in sein Herz geschlossen. Und es ist Samuel, als ob Seite 3
ihn eine Stimme riefe. Samuel weiß nicht, kommt die Stimme von außen oder aus seinem Herzen. Samuel. Samuel, ruft die Stimme. Samuel antwortet: Rede, Herr und Gott, dein Diener Samuel hört. Und die Stimme spricht: Ich brauche dich, Samuel! Sorge dafür, dass ich wieder unter den Menschen wohnen kann, dass Recht statt Unrecht herrscht, Friede statt Gewalt, Treue statt Trostlosigkeit, dass es die Liebe unter den Menschen wieder gibt. Samuel spricht: Ja, Herr mein Gott! Ich bin bereit! Samuel war bedingungslos bereit, denn er hatte Gott in sein Herz geschlossen. Spiel: Übung zum bewussten Hören: Nun sprechen wir über die Bedeutung des Rufnamens. Zur Verdeutlichung kann nun das Spiel Samuel gespielt werden: Dazu darf sich ein Kind mit verbundenen Augen in die Mitte des Stuhlkreises setzen. Ein anderes Kind ruft nun leise Samuel, Samuel. Das Kind mit den verbundenen Augen darf die Augenbinde abnehmen und muss herausfinden, wer es gerufen hat. Es soll zu der entsprechenden Person hingehen. Wenn es das richtige Kind erraten hat, kommt ein anderes Kind an die Reihe. Spiel: Bewusstes Hinschauen; Aufmerksam sein Mit den Kindern kann nun darüber gesprochen werden, welche Möglichkeiten es noch gibt, sich angesprochen und aufgefordert zu fühlen, ohne dass dabei die Stimme benutzt werden muss. Gesten, wie jemanden anschauen, winken, zeigen, etc. sollen erarbeitet werden. Die Kinder stehen im Raum, Tischen, und Stühle sind zur Seite geschoben, damit genügend Platz vorhanden ist. Ein Kind darf die Rolle des stummen Wegweisers übernehmen. Es darf sich ohne etwas zu sagen ein Kind aussuchen, mit dem es durch Blicke Kontakt aufnimmt und dadurch zu sich ruft. Der Wegweiser soll nun dem Kind durch Gesten Aufträge erteilen z. B., mit ihm durch den Raum zu gehen, ein anderes Kind an der Hand zu nehmen und zu führen, oder in Seite 4
den Arm zu nehmen und zu streicheln, einem anderen Kind etwas zu geben, z. B: eines seiner Kleidungsstücke usw. Das angesprochene Kind hat die Aufgabe genau hinzuschauen, damit es die Aufträge wahrnehmen und ausführen kann. Das Spiel geht solange, bis alle einmal geführt haben und geführt worden sind. Auswertung: Mit den Kindern kann nun darüber gesprochen werden, wie sie das Spiel erlebt haben, was schwer war an der Aufgabe, wie sie sich dabei gefühlt haben und was jeder dazu tun musste, damit es gelingen konnte. Man muss genau aufpassen und hinschauen, damit die Zeichen verstanden und die Aufträge ausgeführt werden können. Spiel: Fühlen, Vertrauen und sich führen lassen Jedes Kind darf sich einen Partner aussuchen. Die Kinder stellen sich einander gegenüber, einer legt seine Handflächen auf die Handflächen des anderen und schließt die Augen. Er lässt sich nun von seinem Partner blind durch den Raum führen. Im Raum befinden sich Hindernisse, die umgangen werden sollen. Das Kind, das geführt wird, hat die Aufgabe, die Augen geschlossen zu halten und dem anderen zu vertrauen, dass er von ihm sicher durch den Raum geführt wird. Die Partner sollen nach einer Weile die Rollen tauschen. Auswertung: Mit den Kindern werden folgende Fragen und Inhalte bearbeitet: Wer konnte seine Augen zulassen? Wer hatte Angst? Wem hat es gefallen, sich führen zu lassen? Nur wenn ich vertraue, kann ich nachfolgen. Auch wenn ich manchmal den Weg und das Ziel nicht sehen kann, führt mich jemand. Seite 5
Zusammenfassung Wir setzen uns mit den Kindern gemütlich in eine Ecke des Raumes und fassen mit ihnen noch einmal den Verlauf und den Inhalt der Spiele zusammen. Beim ersten Spiel musste ich gut horchen, damit ich hörte, dass ich gerufen wurde. Beim zweiten Spiel musste ich genau hinschauen, damit ich sehen konnte, was ich tun sollte. Beim dritten Spiel musste ich spüren was ich tun sollte und dem anderen vertrauen. Weiterführendes Gespräch: Könnt Ihr euch vorstellen, dass diese Fähigkeiten wichtig dafür waren, dass Samuel Gott hören konnte? Wie können wir wahrnehmen, was Gott mit uns vorhat? Habt ihr Gott schon einmal gefühlt? Wie war das? Die Kinder sollen dahin hingeführt werden, dass man Gott fühlen kann, ihn mit dem Herzen wahrnehmen kann. Ausklang: Zum Abschluss dieser Stunde verdunkeln wir nun den Raum, es wird eine Kerze angezündet. Die Kinder dürfen sich bequem auf den Boden legen und die Augen schließen. (Um die Spielszene herum befindet sich ein Stuhlkreis). Wir spielen ihnen nun leise Meditationsmusik vor. Nach einer Weile flüstern wir den Namen eines Kindes, das dann aufstehen darf und im Stuhlkreis Platz nimmt. Auf diese Weise wird ein Kind nach dem anderen aufgerufen, bis alle sich im Stuhlkreis versammeln. Dann tauschen wir kurz aus, wie es uns beim Hören des Namens ging. Seite 6