in Kooperation mit dem Finanzportal biallo.de Von Helga Riedel 13/2015 Heizungs-Check Einsparpotenziale entdecken und sparen In alten Heizungsanlagen schlummern Energiesparpotenziale von bis zu 40 Prozent. Ein professioneller Heizungs-Check fördert sie schnell und kostengünstig zu Tage. Die 20,5 Millionen Heizungsanlagen in Deutschland sind laut einer Analyse des Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.v. (BDH) mehrheitlich veraltet. 75 Prozent der Heizungen verbrauchen deutlich mehr Energie als nötig. Hier schlummert ein gewaltiges Einsparpotenzial sowohl an Kosten als auch an CO2. Denn Gebäude haben mit 40 Prozent einen höheren Anteil am Energieverbrauch als Industrie oder Verkehr - und davon entfallen 85 Prozent auf Heizung und Warmwasser. 1. Modernisierungsstau im Heizungskeller Umso mehr verwundert der Modernisierungsstau in Deutschlands Heizungskellern. 14,2 Millionen Gas- und Öl- Heizkessel arbeiten weder mit Niedertemperatur noch Brennwerttechnik. Überdimensionierte Kessel und Warmwasserbehälter, Strom fressende Pumpen, ungedämmte Rohre, schwerfällig reagierende Thermostate, nicht voreinstellbare Ventile und fehlender hydraulischer Abgleich des gesamten Systems verursachen einen unnötig hohen Energieverbrauch. Die Erfahrung von Installateuren zeigt aber auch: Selbst Heizungen, die eigentlich technisch in Ordnung sind, können durch fehlerhafte Einstellung Energie verschwenden. Vor allem aber bei Anlagen, die zwischen 15 und 20 Jahren auf dem Buckel haben, lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand deutlich mehr Energieeffizienz erreichen. Um diese Schwachstellen einer Heizungsanlage aufzuspüren, das Energieeinsparpotential abzuschätzen und Tipps für die Modernisierung zu geben, hat der Spitzenverband der Gebäudetechnik (VdZ) den Heizungs- Check entwickelt. Der Heizungs-Check Energetische Bewertung in zehn Schritten: Das standardisierte Prüfverfahren nach DIN EN 15378 bewertet durch Messung und Beobachtung das gesamte Heizungssystem von der Wärmeerzeugung bis zur Wärmeabgabe in zehn Schritten: Messungen am Wärmeerzeuger 1. Abgasverlust 2. Wärmeverlust über Kesseloberfläche 3. Wärmeverlust über das Abgassystem 4. Brennwertnutzung (ja/nein):
Seite 2 Nutzung der in Abgasen enthaltenen Wasserdampfwärme durch Kondensation 5. Dimensionierung des Kessels 6. Heizkesselregulierung: Inspektion der Wärmeverteilung 7. Hydraulischer Abgleich: Systemabstimmung der Komponenten einer Heizungsanlage einschließlich des Rohrsystems und der Heizkörper 8. Dimensionierung der Heizungspumpe 9. Rohrleitungsdämmung: Inspektion der Wärmeübergabe 10. Regelungseinrichtungen der Heizkörper bzw. der Fußbodenheizung 2. Das Punktesystem des Heizungs-Checks Wärmeverluste, Verfahrenstechnik, Dimensionierung und Regelung der einzelnen Komponenten - jeder Baustein wird nach einem Punktesystem benotet. Je mehr Punkte erreicht werden, umso schlechter ist der energetische Zustand der Heizungsanlage. Ein Blick auf die Verteilung der insgesamt möglichen 100 Punkte gibt auch einen Hinweis darauf, mit welchen Maßnahmen die Energieeffizienz deutlich verbessert werden kann. Die Höchstzahl für einen einzelnen Posten erreichen ungedämmte Rohrleitungen mit 20 Punkten. Ein Fünftel der möglichen Energieverluste ließe sich hier also schnell und kostengünstig vermeiden. An zweiter Stelle der Rangliste liegen mit jeweils 15 Punkten Heizkörper mit Handrad bzw. Fußbodenheizungen mit Handventil ein System aus grauer Vorzeit, das sich ebenfalls mit einer überschaubaren Investition beheben ließe. Abgasverluste nach der ersten Bundes - Immissionsschutzverordnung schlagen im Höchstfall ebenfalls mit 15 Punkten zu Buche, gefolgt von Kesseln ohne Thermostatregelung, überdimensionierten, zu hoch eingestellten, ungeregelten oder stufig einstellbaren Pumpen, Thermostatventilen ohne Prüfkennzeichen (CENCER-Mark) und mäßig gedämmten Rohrleitungen mit jeweils zehn Punkten. Für alle weiteren Mankos gibt es zwischen zwei und neun Punkten. Bis zu einer Gesamtpunktzahl von 25 handelt es sich um eine optimal funktionierende Heizungsanlage. Spätestens bei 40 Punkten sollte man gemeinsam mit dem Heizungsfachmann überlegen, mit welchen Maßnahmen man die Heizungsanlage in den energetisch grünen Bereich bringen kann. Ab einer Gesamtzahl von 65 Punkten verbraucht sie so viel unnötige Energie, dass die Modernisierung dringend zu empfehlen ist und sich in einem überschaubaren Zeitraum amortisieren würde. 3. Wann ist ein Heizungs-Check sinnvoll? Angesichts der enormen, weiter steigenden Heizkosten lohnt es sich, jede Heizung, die seit ein paar Jahren in Betrieb ist, einmal in energetischer Hinsicht unter die Lupe zu nehmen. Denn eine Heizung ist eine hochkomplexe Anlage. Sie soll die benötigte Wärme zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitstellen. Nach Einschätzung von Bernd Scheithauer, Fachmann für Energieeffizienz im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.v. und Betreiber mehrerer Websites zum Thema, ist das bei 90 Prozent aller Heizungsanlagen nicht der Fall. Häufigstes Problem: Die Wärme der Heizkörper nimmt mit der Entfernung vom Brenner ab. Wird es nicht warm genug oder zu langsam, erhöhen viele Hausbesitzer die Pumpenleistung und/oder die Heizmitteltemperatur. Dadurch erhöhen sich die Differenzdrücke an den Ventilen, die Thermostate reagieren schlechter, zusätzliche Wärmequellen wie Sonneneinstrahlung, Computer oder Backofen bleiben unberücksichtigt und die Raumtemperatur auf einem höheren Niveau. Das führt nach Berechnung der TU Dresden pro 0,1 Grad Celsius zu einem Energiemehrverbrauch (Strom und Brennstoff) von einem Prozent.
Seite 3 Auch die energetische Sanierung eines Hauses durch Dämmung und/oder den Einbau neuer Fenster geht größtenteils ins Leere, wenn die Heizlast (Wärmebedarf) des Hauses nicht neu berechnet und die Heizungsanlage entsprechend eingestellt wurde. Selbst bei regelmäßig gewarteten Heizungsanlagen ist der Heizungs-Check sinnvoll. Denn zur Wartung gehören neben Abgasmessung, Reinigung, Entlüftung und Ersatz von Verschleißteilen zwar auch die Überprüfung und Nachjustierung von Temperatur und Regelung, es findet aber keine Beurteilung der gesamten Anlage in ihrer energetischen Qualität statt. Dazu gehört neben der Bewertung der einzelnen Komponenten wie Kessel, Pumpe, Ausdehnungsgefäß, Rohren oder Thermostate auch die Frage, ob ein sogenannter hydraulischer Abgleich vorgenommen wurde, der für die gleichmäßige Wärmeverteilung im Haus sorgt. 4. Heizungsoptimierung durch hydraulischen Abgleich Hausbesitzer gehen in der Regel davon aus, dass ihre von einer Fachfirma gewartete und eingestellte Heizung optimal läuft. Leider ist dies aber nicht unbedingt der Fall. Das häufige Problem ungleich verteilter Wärme bekamen in der Vergangenheit viele Installateure nicht in den Griff, weil sie nicht genügend mit dem hydraulischen Abgleich vertraut waren. Bei diesem Verfahren, für das eine hocheffiziente, elektronisch geregelte Heizungspumpe und voreinstellbare Thermostatventile Voraussetzung sind,
Seite 4 wird nach einem bestimmten, heute auch Software gestützten Rechenmodell für jeden Raum aus Größe, Wärmeverlust und Luftaustausch die notwendige Heizleistung errechnet. Durch die entsprechende Einstellung der Thermostatventile werden im Rohrnetz für alle Heizkörper gleiche Widerstände und ein gleichmäßiger Durchfluss erreicht. Wo findet man Fachleute für den hydraulischen Abgleich? Laut einer Umfrage im Rahmen der vom Bundesumweltministerium geförderten Kampagne Meine Heizung kann mehr der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online ließen 2013 doppelt so viele Kunden einen hydraulischen Abgleich durchführen wie noch im Jahr zuvor. Das liegt einerseits daran, dass die Maßnahme zur energetischen Optimierung Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Fördermitteln bei der Heizungserneuerung oder Sanierung ist (siehe unter Punkt Fördermittel ), andererseits aber auch am zunehmenden Bekanntheitsgrad durch die Kampagne und die Informationsarbeit von Bernd Scheithauer. Die zur Durchführung des hydraulischen Abgleichs zugelassenen Fachleute, Heizungsinstallateure, Energieberater und Schornsteinfeger, haben sich mittlerweile durch Schulungen und die Anschaffung der nötigen Mess- und Berechnungsinstrumente auf die erhöhte Nachfrage eingestellt. Sowohl auf der Internetseite meine-heizung.de als auch auf hydraulischerabgleich.de kann man über die Eingabe der Postleitzahl schnell und unkompliziert entsprechende Fachleute vor Ort ausfindig machen. Wo findet man Fachleute für den Heizungs-Check? Ebenso einfach gestaltet sich die Suche nach einem versierten Fachmann für den Heizungs-Check. Auf der Internetseite wasserwaermeluft.de des Zentralverband Sanitär Heizung Klima findet man unter der Initiative der SHK-Organisation Wir checken für Deutschland neben sechs weiteren Check-Angeboten auch den Heizungs-Check. Hier kann man sich deutschlandweit nach Postleitzahl entsprechende Firmen anzeigen lassen. Rund um einen kleinen Ort am Ammersee beispielsweise hat man die Auswahl unter 34 Fachbetrieben. 5. Kosten und Fördermöglichkeiten Der Heizungs-Check kostet für ein Einfamilienhaus etwa 150 Euro. Manche Energieversorger bezuschussen den Check mit bis zu 50 Euro. Es lohnt sich also nachzufragen. Teurer wird es beim hydraulischen Abgleich. Je nach Komplexität und vorhandenen Messdaten kostet er für ein Einfamilienhaus, voreinstellbare Thermostatventile und die entsprechende Pumpe vorausgesetzt, zwischen 300 und 500 Euro. Die Kosten amortisieren sich durch die durchschnittliche Heizkostenersparnis von 110 Euro/Jahr in etwa dreieinhalb Jahren. Als Einzelmaßnahme zur Verbesserung der Energieeffizienz eines Hauses bezuschusst die KfW- Bankengruppe die Kosten mit 7,5 Prozent. Wie hoch die mögliche Energieersparnis durch einen hydraulischen Abgleich ausfällt, lässt sich auf meine-heizung.de mit dem kostenlosen Wärme-Check-Rechner ganz individuell für das eigene Haus abklären. Müssen Thermostatventile nachgerüstet werden, erhöhen sich die Kosten auf insgesamt 600 bis 900 Euro, die man in etwa sechs Jahren an Energie wieder eingespart hat. Wird auch noch eine Hocheffizienzpumpe notwendig, erhöht sich die Investitionssumme auf 950 bis 1250 Euro, die sich allerdings durch die zusätzliche Stromersparnis von 75 bis 100 Euro pro Jahr bereits nach fünfeinhalb Jahren bezahlt gemacht hat.
Seite 5 Möchte man für eine energetische Sanierung der Heizungsanlage insgesamt oder einzelner Komponenten wie der Umwälzpumpe Fördermittel des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA oder der KfW-Bankengruppe in Anspruch nehmen, ist der hydraulische Abgleich zwingende Voraussetzung. Bei zwei von der KfW geförderten Sanierungsmaßnahmen mit einer Investitionssumme von mindestens 600 Euro übernimmt die KfW 25 Prozent der Kosten des hydraulischen Abgleichs. Werden am Haus Dämmmaßnahmen vorgenommen, die den Energieverbrauch um mindestens 25 Prozent senken, ist ebenfalls ein hydraulischer Abgleich Voraussetzung für die Vergabe der Fördermittel. Aber auch Länder und Kommunen fördern Maßnahmen zur Energie- und CO2- Einsparung zu der auch der hydraulische Abgleich zählt. Sowohl um sich im Förder- Dschungel zurechtzufinden als auch um ein optimales Sanierungs-Konzept zu entwickeln, kann eine Energieberatung sinnvoll sein. Sie wird wiederum von der BAFA für ein Einfamilienhaus mit 400 Euro bezuschusst. Weitere Informationen Auf diesen Internetseiten findet man viele weitere nützliche Informationen zum Thema: www.vdzev.de Tel.: 030 / 27 87 44 080 www.intelligent-heizen.de Tel.: 03 41 / 90 98 69 0 www.heizsparer.de Tel.: 0800 / 289 289 609 www.heizungsanlagen-optimieren.de Tel.: 069 / 478 686 67 www.energiedienst.de Tel.: 07623 / 92 1200 www.verbraucherzentrale-energieberatung.de Tel.: 0800 / 809 802 400 Das Thema der Woche ist ein Service der Verbraucher-Redaktion Biallo & Team GmbH, Bahnhofstraße 25, 86938 Schondorf. Sie können uns erreichen unter info@biallo.de oder per Telefon: 08192/93379-0. Weitere Infos unter