GU TIERRATGEBER Plus GU-Leser SERVICE. Sittiche RAINER NIEMANN

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Transkript:

GU TIERRATGEBER Plus GU-Leser SERVICE Sittiche RAINER NIEMANN

R Viel Spass mit Sittichen Sittiche sind liebenswerte und fröhliche Mitbewohner. Mit den farbenprächtigen Vögeln wird es garantiert nie langweilig: Sie sind neugierig, gesellig und lieben Action über alles. Praxiswissen kompakt: Unser Autor weiß genau, welche Informationen Sie brauchen, damit sich Ihre Sittiche bei Ihnen wohlfühlen. Im GU-Tierratgeber finden Sie alles Wichtige: wie Sie Käfig und Voliere richtig einrichten, worauf Sie bei der Auswahl achten sollten, was Ihren Sittichen schmeckt und wie Sie Ihre Vögel beschäftigen können, damit sie fit und gesund bleiben. Auf einen Blick: Sittiche sind perfekt an ihre natürlichen Lebensräume angepasst. Wie sich das in ihrem Körperbau und ihren Sinnesorganen bemerkbar macht, erfahren Sie auf einer speziellen Bild-Text-Seite. Die 10 GU-Erfolgstipps: Damit sich Ihre Tiere garantiert wohlfühlen, gibt es die unverzichtbaren 10 GU-Erfolgstipps hintere Klappe. Der GU-Leserservice: Suchen Sie weiteren Rat zum Thema? Wir helfen Ihnen gerne und beantworten Ihre Fragen Seite 64. Verstehen Sie die Sprache der Sittiche? Der Verhaltensdolmetscher in diesem Ratgeber unterstützt Sie dabei einfach umblättern!

Inhalt 4 Typisch Sittiche 5 Die Welt der Sittiche 6 Sittiche in ihrer natürlichen Heimat 6 Artspezifische Eigenschaften 7 Info: Bestimmungen zum Artenschutz 8 Sittiche im Porträt 14 Sittiche als Heimvögel 14 Welcher Sittich passt am besten? 15 Tabelle: Die beliebtesten Sitticharten auf einen Blick 16 Kosten für die Anschaffung 16 Sittiche und Kinder 17 Sittiche und andere Heimtiere 17 Tipp: Die schönsten Farbschläge 18 Auf einen Blick: Anatomie und Sinne 20 Augen auf beim Kauf 20 Darauf sollten Sie achten 20 Der beste Zeitpunkt für den Kauf 21 Experten-Tipp: Gesundheitscheck beim Kauf 22 Fit und gesund 23 Wohlfühlheime für Sittiche 23 Der richtige Käfig 24 Viel Platz in der Zimmervoliere 24 Tipp: Der richtige Standort 24 Ein ganzes Zimmer nur für Sittiche 26 Ein schönes Vogelheim 26 Die passende Einrichtung 27 Beschäftigungsmöglichkeiten 28 Willkommen daheim 28 Zu Hause angekommen 29 Der erste Freiflug 30 Vergesellschaftung mit anderen Arten 30 Wer passt zu wem? 31 Experten-Tipp: Vorsicht bei Neuzugängen 32 Lecker und gesund 32 Körnerfutter 32 Fertignahrung 32 Kost aus der Natur

33 Tabelle: Da steckt Gesundheit drin 34 Keimfutter 34 Die richtige Futtermenge 35 Übergewicht was nun? 35 Lebenswichtiges Wasser 36 Grundregeln der Pflege 36 Sauberkeit muss sein 37 Reinigung des Vogelheims 37 Checkliste: Pflegemaßnahmen im Überblick 38 Gesundheitsvorsorge 38 Die Mauser 39 Tut gut Besser nicht 40 Wenn Sittiche krank werden 40 Krankheiten erkennen 41 Erste Hilfe bei Unfällen 42 Der Besuch beim Tierarzt 42 Infektionskrankheiten 43 Tabelle: Die wichtigsten Krankheiten 44 Nachwuchs bei Sittichen 44 In Brutstimmung 46 Nur keine Langeweile 47 Viel Action gewohnt! 48 Spiel- und Beschäftigungsideen 50 Der sichere Freiflug 51 Experten-Tipp: Gefahren ausschließen 52 Einladender Freisitz 54 Mit Sittichen auf Du und Du 56 Mit dem Vogel trainieren 58 Besondere Situationen Extras 60 Register, Service, Impressum 64 GU-Leserservice Umschlagklappen: Verhaltensdolmetscher SOS was tun? Die 10 GU-Erfolgstipps

typisch sittiche Platycercus eximius Rosellasittich Größe 30 cm. Verbreitung Küstennahe Regionen Südostaustraliens und Tasmaniens. Natürlicher Lebensraum Baumsavannen, offene Wälder, Weideland mit vereinzelten Bäumen, Park anlagen und Gärten. Haltung Robuster, lebhafter Sittich mit sehr großem Bewegungsdrang; eine Freivoliere ist von Vorteil. Der Vo gel schließt sich schnell dem Pfleger an. Futter Kör ner - mischung aus überwiegend feinen, fettarmen Samen. Die Vögel schätzen Futter aus der Natur (z.b. Vogelmiere, Löwenzahn, Wildgräserrispen, saftiges Gemüse und Obst). In geringen Mengen können tierische Futterstoffe wie Mehlkäferlarven (»Mehlwürmer«) ge reicht werden. Besonderheiten Rosel lasittiche sind mäßig laut und keine übermäßig starken Nager. In zu kleinen Gehegen verfetten sie leicht. Sie haben ein stark ausgeprägtes Badebedürfnis. Paare verhalten sich in der Brutzeit mitunter auffällig aggressiv gegen über anderen Vögeln. Cyanoramphus novaezelandiae Ziegensittich Größe 27 cm. Verbreitung Beide Hauptinseln von Neuseeland und einige küstennahe Inseln. Natürlicher Lebensraum Waldgebiete in allen Höhenlagen, gelegentlich Buschland oder dichtes Grasland mit lockerem Baumbewuchs. Haltung Ziegen sittiche können ganzjährig eine Freivoliere nutzen, ein frostfreies Schutzhaus ist aber unverzichtbar. Futter Eine Mischung aus feinen, fettarmen Samen und reichlich Futter aus der Natur (Obst, Beeren, Gemüse, Grünfutter), in Maßen tierische Futterstoffe wie Insektenweichfutter und Mehlkäferlarven. Die Vögel nagen gern an frischen Zweigen. Besonderheiten Sehr aktive Sittiche, die selten längere Ruhephasen einlegen. Die Vögel sind nicht nur sehr wendige Läufer, sondern auch äußerst geschickte Kletterer. Männchen und Weibchen lassen sich äußerlich kaum unterscheiden. Ziegensittiche werden früh geschlechtsreif und sind sehr fruchtbar. Ihre Ge lege können aus vier bis neun Eiern bestehen. 8

Sittiche im Porträt Neophema pulchella Schönsittich Größe 20 cm. Verbreitung Küstenregion Ostaustraliens. Natürlicher Lebensraum Waldgebiete, Baumsavannen und Flussuferwälder. Haltung Unkomplizierter und geselliger Heimvogel mit leiser, melodischer Stimme. Er benötigt einen Schlafkasten; eine Freivoliere ist von Vorteil. Futter Eine Mischung aus kleinen, fettarmen Samen, angereichert mit Wildkräutersamen und Grünpflanzen aus der Natur, z.b. Hagebutten, Vogelmiere, Vogelknöterich, Ampfer. Die Vögel fressen gerne am Boden, daher sind bei kombinierter Außenhaltung Wurm kuren unverzichtbar. Besonderheiten Schönsittiche werden auch in der Gruppe sehr zutraulich. Sie können in der Regel mit Zebra - fin ken und anderen kleinen Vogelarten ver gesellschaftet werden. Eine gemischte Haltung mit anderen Grassittichen ist da - gegen nicht empfehlenswert, da die Schön sittich-männchen in der Balz sehr aggressiv werden können. Neopsephotus bourkii Bourkesittich Größe 19 cm. Verbreitung Landesinnere von Süd- und Zentralaustralien. Natürlicher Lebensraum Trockenes, zum Teil auch halbwüstenartiges Buschland oder offene Strauch - savanne. Haltung Unkomplizierter und ge selliger Pflegling mit leiser Stimme und gering ausgeprägtem Nagebedürfnis. Der Sittich ist kälteempfindlich und kann daher nur bedingt in einer Frei voliere gehalten werden. Futter Ener gie arme Körnerfuttermischung, reichlich Grünfutter und Futter aus der Natur einschließlich Knospen, Blüten, Beeren und Blätter. Der Vogel bevorzugt die Aufnahme feiner Grassamen direkt von der Rispe oder der Ähre, und er frisst gerne am Boden. Besonderheiten Friedfer tiger Vogel, der gut mit anderen kleinen Sittichen (z.b. Wellen sittichen) oder Finken (z.b. Zebrafinken) vergesellschaftet werden kann. Bourkesittiche sind dämmerungsaktiv und zum Teil sogar auch nachts munter. 9

auf einen blick Anatomie und Sinne Schwanz Der lange Schwanz ist das Steuerruder für die rasanten Flieger. Lediglich beim Katharinasittich, der sich eher kletternd fortbewegt, ist der Schwanz kurz und abge - rundet und spiegelt die Lebensweise der Südamerikaner wider. Auf die Pflege der inneren und äußeren Steuerfedern legen die Sit - tiche sehr großen Wert. Gefieder Ein intaktes Gefieder ist nicht nur der Garant für einen schnellen Flug, es dient auch der Isolation und der Verständigung. Zahlreiche verschiedene Federtypen bedingen, dass der Sittich nicht nur pfeilschnell fliegen, sondern auch zielsicher manöv - rieren kann. Füße Sittiche besitzen zygodaktyle Füße, das heißt, zwei Zehen sind nach vorn gerichtet und zwei nach hinten. Die empfindlichen Sohlen sollten regelmäßig kontrolliert werden. Viele Sittiche benutzen zum Greifen und Manipulieren bevorzugt den linken Fuß. 18

Anatomie und Sinne Gesicht Die Stellung des Gefieders im Gesicht verrät viel über die Stimmung, in der sich der Sittich befindet. Die kleinen Federn müssen penibel sauer gehalten werden. Gern hilft hier ein Artgenosse oder der Partner Mensch. Schnabel Der Schnabel ist ein empfindliches Tastorgan und wächst ein Leben lang. Die Beschaffenheit des Schnabelhorns sagt viel über die körperliche Gesundheit der Sittiche aus. Regelmäßiges Nagen hält den Schnabel in Form und sorgt für eine gesunde, glatte Oberfläche. Auge Um die Umgebung optimal beobachten zu können, liegen die Augen an der Seite des Kopfes. Sittiche können nicht nur ultraviolettes Licht sehen, sie haben zudem eine erheblich schnellere Bildverarbeitung als wir. Bis zu sieben Artgenossen innerhalb eines Schwarms kann ein Sittich gleichzeitig im Flug im Blick be halten und auf deren Be wegungen blitzschnell reagieren. Kräftige Augenmuskeln ermöglichen das schnelle Scharfstellen eines Punktes. Dies ermöglicht es den Sittichen auch, Objekte in großer Entfernung präzise zu erkennen. 19

kolumne Fit und gesund Die Sittiche sollen bei uns daheim ein langes und vor allem gesundes Leben führen können. Hierzu benötigen sie nicht nur angenehme Gesellschaft und einen abwechslungsreichen Speiseplan, sondern auch eine geräumige Unterkunft, die ihrem sehr ausgeprägten Bewegungsdrang entgegenkommt.

Kolumne Wohlfühlheime für Sittiche Trotz aller Größenunterschiede sind Sittiche relativ kleine Papageien, und viele von ihnen lassen sich gut in Wohnungen pflegen. Während der Abwesenheit des Halters können die Vögel natürlich nicht unbeaufsichtigt in der Wohnung spielen, denn die Verletzungsgefahr ist zu groß. Ein geräumiger Käfig oder eine Zimmervoliere, in der die Vögel einen Teil des Tages verbringen und nachts ruhen, ist daher mit das wichtigste Equipment. Der Unterschied beider liegt darin, dass Zimmervolieren im Gegensatz zu Käfigen so lang sind, dass die Vögel darin einige Flügelschläge tätigen können. Bei größeren Sit ti chen wären dies also mindestens vier Meter. Der richtige Käfig Nur bei täglichem mehrstündigem Freiflug fühlen sich die Sittiche in einem Käfig wohl. Der Käfig sollte möglichst breit sein, damit sich die Vögel darin viel in der Waagerechten bewegen können. Hohe und schmale Käfige kommen dem Bewegungsdrang der Tiere nicht entgegen und führen meist dazu, dass sich die Vögel lediglich im oberen Drittel des Käfigs aufhalten. Sehr gut geeignet und leicht zu reinigen sind pulverbeschichtete Käfige. Meist haben sie eine sehr große Tür, die das Ein- und Ausfliegen aus dem Käfig erleichtert. Eine herausklappbare Veranda oder eine nach oben zu öffnende Tür macht aus dem Käfig schnell einen Freisitz, auf dem die Sittiche spielen können. Unter keinen Umständen kaufen sollten Sie: Käfige mit Plastikanteilen und unnötigem Zierrat, denn Plastik wird mit der Zeit rissig, und Zierrat ist ein Staub- und Schmutzfänger, den Sie zusätzlich säubern müssen; Käfige mit metal lisch glänzenden Stäben, da die Stangen dieser Käfige die Sittiche blenden. 23

nur keine langeweile Mit Sittichen auf Du und Du Sittiche wurden in der Vergangenheit in ihren Möglichkeiten häufig unterschätzt. Als hübsche Volierentiere fristeten sie ein monotones Dasein und hatten keine Gelegenheit, ihre Intelligenz zu zeigen. Inzwischen wissen wir, dass die Tiere neugierig, lernfähig und stets mit Spaß bei der Sache sind. Vertrauen aufbauen Gegenseitiges Vertrauen ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Interaktion mit dem Menschen, denn als Beutetiere suchen die kleinen Vögel oft ihr Heil in der Flucht. Ein paar kleine Tricks können helfen, die erste Scheu der Tiere zu überwinden und rasch Freundschaft zu schließen. Schüchterne Australier Vor allem die australischen Sitticharten sind sehr vorsichtig und lassen sich durch überhastete Bewegungen schnell verunsichern. Gerade in der ersten Zeit der Eingewöhnung sollten Sie daher genau auf die Körpersprache der Tiere achten. Haben Sie das Gefühl, dass sich die Vögel unwohl fühlen, so ziehen Sie sich sofort zurück. So lernen die Australier, dass ihre Körpersprache respektiert wird, und können mehr Nähe zulassen. Die Versorgung des Käfigs sollte bei besonders scheuen Sittichen zu Be ginn mit etwas abgewandtem Kopf erfolgen. Wenn Sie die Tiere gleichzeitig mit beiden Augen fixieren, üben Sie Druck auf die Vögel aus, und diese können sich nicht mehr entspannen. Summen, pfeifen und sprechen Sie leise mit ihnen und lassen Sie nach Beendigung der Arbeiten ein Leckerchen in den Napf fallen. Alle Interaktionen zwischen Ihnen und den Vögeln sollen so positiv wie möglich sein. Leckerchen als Lockmittel Beobachten Sie in der Kennenlernphase, welche Leckerchen am liebsten gefressen werden. Diese geben Sie eine Woche lang nicht mehr in den Napf, damit die Attraktivität der Leckerchen groß ist, wenn Sie schließlich be - ginnen, mit den Sittichen zu arbeiten. Besonders in der Anfangsphase neigen viele Halter dazu, sich lange Zeit mit einem Stückchen Hirse vor die Voliere zu setzen. Das ist mühsam und führt dazu, dass die Sittiche durch die bloße Anwesenheit des Hal- Ist die erste Scheu überwunden, wird zwischen diesen beiden Spielgefährten eine Freundschaft wachsen, die jahrzehntelang halten kann. 54

1 LOCKEN Bieten Sie dem Tier das Leckerchen nur aus der Hand an, wenn es sich dafür in - teressiert. Locken Sie den Sittich zu sich an die Gitterstäbe. 2 GEWÖHNEN Ist aus der Fütterung durch die Gitterstäbe Routine geworden, öffnen Sie die Käfigtür und füttern den Sittich aus der Hand. Beobachten Sie stets die Körpersprache des Vogels. 3 ÜBERZEUGEN Jetzt hat der Sonnensittich Vertrauen gefasst und steigt bereitwillig auf den Arm. Mit etwas Übung wird er bald handzahm sein. ters unter Dauerstress stehen. So kann kein Vertrauen wachsen. Bieten Sie Leckerchen für einen kurzen Moment, etwa eine Minute, an und beobachten Sie, ob der Vogel Interesse hat. Bewegt er sich nicht auf das Leckerchen zu, entfernen Sie es und kommen einfach in zehn Minuten noch einmal wieder. Der Sittich hatte vermutlich gerade keinen Hunger oder muss erst über Ihr Angebot nachdenken. Sobald sich der Vogel auf das Leckerchen zubewegt, kommen Sie ihm ein kleines Stück entgegen. Schnell wird auf diese Art und Wei se aus Ihnen und Ihren Vögeln ein Team. Temperamentvolle Südamerikaner Während die schüchternen Australier zu vielen Ak - tivitäten ermuntert werden müssen, sind Südamerikaner oft kaum zu bremsen. Im Käfig tollen sie um - her, und im Freiflug kleben sie am Halter. Die Vögel müssen erst lernen, an bestimmten Orten zu spielen und allein dort zu bleiben. Dieses Verhalten wä - re ihnen im Freiland völlig fremd, denn als Tiere, die im Familien verband leben, suchen sie stets Kontakt. Südamerikanische Arten sollten Sie immer kontrolliert füttern, damit Sie reichlich Leckerchen zur Be - stätigung erwünschten Verhaltens zur Verfügung haben. Ma chen Sie sich eine Liste mit Verhaltensweisen, die Sie bei den Vögeln un terstützen möchten. Bestä tigen Sie die Tiere immer genau in dem Moment mit Leckerchen und Lob, in dem sie das Verhalten z.b. ruhiges Spiel auf dem Freisitz oder längere Beschäftigung mit Spielzeug zeigen. Motivationshilfe für Schüchterne Vorsichtige Vögel brauchen etwas Motivationshilfe, um sich dem Halter im Freiflug zu nähern. Suchen Sie sich anfangs eine ruhige Beschäftigung wie Le - sen, Musik hören oder Stricken und stellen Sie eine Schale mit Leckerchen in Ihre Nähe. Dieser Versuchung werden die scheuen Tiere bald nicht mehr widerstehen können. Machen Sie jetzt keine unbedachten Bewegungen, denn dies würde die Sittiche aufschrecken. Entspannen Sie sich und beobachten Sie das muntere Treiben neben sich. Beim nächs ten Mal steht die Schale etwas näher bei Ihnen, bis sie schließlich auf Ihrem Knie liegt. Bald wird aus der täglichen Fütterung auf Ihren Knien Routine. 55

SOS was tun? Legenot problem Das Sittich-Weibchen sitzt auf dem Boden, ist erschöpft, presst und wischt mit dem Schwanz hin und her. das hilft Sofort zum Tierarzt! Legenot ist lebensbedrohend! Setzen Sie den Vogel in eine weich ausgepolsterte, warme Box und berühren Sie ihn so wenig wie möglich. Verschluckter Fremdkörper problem Der Sittich hat an einem Fremdkörper genagt und Teile davon verschluckt. Er würgt und fühlt sich unwohl. das hilft Bringen Sie den Vogel so schnell wie möglich zum Tierarzt. Der Fremdkörper muss mit einer Kropfspülung sofort entfernt werden, bevor er in den Magen wandert. Kollision mit Fensterscheibe problem Der Sittich ist frontal mit einer Fensterscheibe kollidiert, sitzt am Boden, ist desorientiert und reagiert nicht auf Ansprache. das hilft Setzen Sie den Sittich in eine enge, dunkle Box und bringen Sie ihn sofort zum Tierarzt. Der kleine Kerl hat vermutlich eine Gehirnerschütterung. Übergewicht problem Der Sittich hat im Brust- und Bauchbereich Depotfett eingelagert, er fliegt schwerfällig. Das Gefieder zeigt Fehlfarben, ist brüchig und fettig glänzend, der Schnabel wächst so stark, dass der Sittich ihn nicht mehr ausreichend ab nutzen kann. das hilft Füttern Sie mindestens 24 Monate (zwei Mauserperioden) ein vollwertiges Diätfutter aus organischem Anbau. Kontrollieren Sie zweimal wöchentlich das Gewicht des Vogels und füttern Sie in zwei regelmäßigen Mahlzeiten. Tagsüber gibt es Gemüse. Futter und Wasser sollten weit voneinander entfernt angeboten werden, damit sich der Vogel bewegen muss. Entfernen Sie durchgehende Sitzäste aus der Voliere und bieten Sie nur noch blind endende Äste an. Vergiftung problem Der Sittich zittert einseitig, er hat Gleichgewichtsprobleme und Juckreiz, würgt und kann sich nicht mehr auf der Stange halten. das hilft Sofort zum Tierarzt! Nehmen Sie bei akuten Vergiftungen die toxische Substanz mit. Bei einer vermuteten Schwermetallvergiftung muss Blut abgenommen und ein Schwermetalltest gemacht werden.

Farbenfrohe Vielfalt! Egal ob Sie sich für einen kleinen Flugakrobaten oder Kletterkünstler entscheiden, eins haben Sittiche alle gemeinsam: Mit ihnen wird es garantiert nie langweilig! In diesem GU-Tierratgeber erfahren Sie alles, was Sie über Haltung, Pflege und Ernährung der beliebten Vögel wissen müssen. Zusätzlich finden Sie hier Tipps zum sicheren Freiflug, ein spannendes Trainingsprogramm für Ihre Lieblinge und viele kreative Gestaltungsideen für Käfig und Freisitz. So bleiben Ihre Sittiche fit und fühlen sich auch bei Ihnen zu Hause rundum wohl! WG 424 Hobbytierhaltung ISBN 978-3-8338-2152-3 www.gu.de PEFC/04-32-0928 7,99 [D] 8,30 [A]