Prof. Dr. Claus Christoph Tel / Vita des Tischler-Obermeisters und Fabrikanten Emanuel JAKOB und seiner Ehefrau Hedwig geb.

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Transkript:

1 Prof. Dr. Claus Christoph Tel. 0511 / 422440 27.2.2008 Vita des Tischler-Obermeisters und Fabrikanten Emanuel JAKOB und seiner Ehefrau Hedwig geb. SAGAN Emanuel wurde als einziges Kind des Zigarrenmachers Rudolf JAKOB und seiner Ehefrau Wilhelmina Augusta genannt Minna geb. KARMAINSKI am 10. Oktober 1868 in der Stadt Gleiwitz in Oberschlesien geboren. Nach dem in Preußen üblichen Brauch wurde Emanuel als Sohn gemäß der Religion seines Vaters in der evangelischen Kirche in Gleiwitz am 18. Oktober 1868 mit dem vollständigen Namen Emanuel Wilhelm Ernst getauft. Emanuels Mutter Minna war katholisch. Bald nach Emanuels Geburt bewarb sich sein Vater um die Stelle eines Werkführers in einer Zigarrenfabrik im nahen Königshütte (heute: Chorzow), sechs Kilometer von Beuthen entfernt. Deshalb zog die junge Familie von Gleiwitz nach Königshütte. Eines Tages, Emanuel war knapp drei Jahre alt, war das Kind plötzlich verschwunden. Es begann eine hektische Suche. Zigeuner hatten ihn entführt und schon sein Haar schwarz gefärbt, als er endlich gefunden werden konnte. In Königshütte verunglückte Emanuels Vater an einem Eisenbahn-Übergang (siehe Vita Rudolf JAKOB) und starb nach längerer Krankheit am 12. Juli 1873 an den Folgen, ein schwerer Schicksalsschlag für die junge Familie. Emanuel war zu dieser Zeit erst vier Jahre alt. Für die Mutter und den jungen Emanuel in Königshütte begann damals eine Zeit der Not. Herbert KIRCHNER schrieb, dass Verwandte, die mit wirtschaftlicher Hilfe ein sprangen, sich dadurch auch einen Anteil an Emanuels Erziehung sicherten. Sie machten ihn mit ihren im katholischen Glauben gegründeten strengen Lebensgesetzen vertraut. Später stellte sich heraus, dass damit eine gute Grundlage für die Ehe mit der frommen katholischen Hedwig gelegt war. Nach der Volksschule erlernte Emanuel das Tischler-Handwerk in seiner Heimatstadt Königshütte. Er wurde ein begeisterter Turner und erster stolzer Hochrad-Fahrer in Königshütte. Emanuel war von unbekümmerter, frischer Lebensart, vereint mit einem natürlichen Empfinden für alles Gute und Schöne. Seine Militärzeit führte ihn zu den Pionieren in die Stadt Neisse, wo er wohl bis 1890 diente. In dieser Zeit rettete Emanuel sechs Rekruten aus Lebensgefahr unter Einsatz seines eigenen Lebens aus einem Fluss, der Glatzer Neisse, wobei er sich selbst dabei eine Kopfverletzung an einer Zacke zuzog, die zu einem Wehr gehörte. Aus Anlass dieser Rettung verlieh der Kaiser und Preußische König Wilhelm II unserem Emanuel die Rettungsmedaille am Bande. Diese trägt er auch auf dem Foto auf Seite 2, dass das spätere Ehepaar Emanuel und Hedwig zeigt. Emanuel war mit einem der Söhne des selbständigen Schmiede-Meisters SAGAN in Königshütte befreundet. Durch ihn lernte er seine spätere Braut Hedwig SAGAN kennen und lieben. HEDWIG Maria SAGAN [slawische Schreibweise: ZAGAN] wurde am 13. Oktober 1869 in Ober Lagiewnik Kreis Beuthen geboren als fünftes Kind des Schmiede-Meisters Karl SAGAN und dessen Ehefrau Antonie geb. GNIELKA. Hedwig wurde in der nahen Pfarrei Chorzow II katholisch getauft.

2 Dank Emanuels großer Tüchtigkeit erwarb er schon früh den Meisterbrief und gründete bereits im Jahre 1892 seine eigene Tischlerei auf dem Grundstück Kreuzstraße 12 in Königshütte. An den Frontseiten der Straßen vorn und hinten standen je ein einfaches Wohnhaus, dazwischen befanden sich zwei Höfe, die Werkstatt, der Holzlagerplatz und ein Garten. Das Ehepaar Emanuel und Hedwig Jakob um die Zeit ihrer Heirat im Jahr 1893. Emanuel trägt die Preußische Rettungsmedaille am Bande. Nach einer schönen Saga in der Familie des Emanuel Jakob brachte seine Braut Hedwig dieses Grundstück in die spätere Ehe als Mitgift ihrer Eltern ein. Leider sprechen mehrere wichtige Gründe gegen diese hübsche Sicht: Bereits ein Jahr vor seiner Ehe baute Emanuel seine Werkstatt und Firma auf, konnte damals also noch nicht auf eine Mitgift zurückgreifen. Seine eigentliche Sorge galt damals auch nicht einem eigenen Grundstück, sondern der Finanzierung seines jungen Unternehmens, das anfangs viel Geld für Werkstatt, Maschinen, Holzlager und weitere Betriebsmittel verschlang. Er pachte deshalb das genannte Grundstück in der Kreuzstraße. Erst 1910 kaufte er dann ein eigenes Grundstück in der Kaiserstraße. Auch aus Sicht des späteren Schwiegervaters SAGAN war ein Grundstück als Mitgift für seine Tochter Hedwig etwas zu aufwendig. Karl SAGAN hatte sieben erwachsene Kinder, die er nicht ungleich behandeln konnte. Zudem musste er bereits an seinen Lebensabend und dessen erhebliche Kosten denken, denn er hatte zum Zeitpunkt von Hedwigs Hochzeit schon sein 64. Lebensjahr erreicht. Aber zurück zur Brautwerbung: Mit dem Hochrad fuhr Emanuel damals täglich am Haus seiner Braut vorbei, um sich zu zeigen. Aber diese spielte noch mit Puppen. Doch sehr bald waren Hedwig und Emanuel sich einig. Am 8. Mai 1893 heiratete das Paar in der katholischen Kirche von Königshütte. Herbert KIRCHNER schrieb dazu, dass ein Ehepartner evangelisch, der andere katholisch, der eine von seiner

3 Abstammung her betont deutsch, der andere slawisch, jedoch in ihrer Art zu Denken gemeinsam gut deutsch waren. Während die JAKOB-Vorfahren vorwiegend bäuerlicher Abstammung waren, liest man bei den SAGANs die Handwerks-Namen Schmied, Schlosser, Fleischer, Maurer. Das Paar bekam zehn Kinder, von denen leider drei an Diphtherie starben, damals leider nicht ungewöhnlich. Noch in der Grundschule verunglückte Karlchen, als ihm eine Schultafel, die in einem Ständer gehangen hatte, auf den Kopf fiel. Er starb drei Tage später. Sechs Kinder überlebten: Max JAKOB, der spätere Architekt und Inhaber der Firma, die sein Vater aufgebaut hatte, geboren am 17. August 1898 in Königshütte, gestorben am 10. Juli 1983 in Berlin; Marta JAKOB, die spätere Frau FRITZ, geboren am 27. Februar 1904 in Königshütte, gestorben am 21. Mai 1977 in Gehrden Kreis Hannover; Lieselotte JAKOB, die spätere Frau KIRCHNER, geboren am 10. März 1906 in Königshütte, gestorben am 8. September 1991 in Hannover; Margarethe JAKOB, die spätere Frau LEJA, geboren am 12. Oktober 1907 in Königshütte, gestorben am 11. März 1995 in Sulzbach in der Oberpfalz in Bayern; Willy JAKOB, der spätere Diplom-Ingenieur des Wasserbaus in München, geboren am 27. Juli 1909 in Königshütte, gestorben am 6. Juli 2002 in München-Gräfelfing in Bayern und Kätchen JAKOB, die spätere Frau KUSKE, geboren am 29. Juni 1912 in Königshütte, gestorben am 17. März 1990 in Fürstenfeldbruck in Bayern. Viele Nachkommen des Paares Emanuel und Hedwig JAKOB waren bzw. sind auffällig ausgezeichnet durch eine besondere künstlerische Begabung, speziell im Zeichnen und Malen. Ich weiß nicht, ob diese besondere Fähigkeit aus der Familie JAKOB oder von den SAGANs kommt. Ein Jahr vor der Heirat des Paares hatte Emanuel JAKOB seine eigene Tischlerei in Königshütte gegründet. Die Firma entwickelte sich aus bescheidenem Anfang bald zu einem kraftvollen und bedeutenden Betrieb für Möbel und Innenausbau, begünstigt auch durch das extrem schnelle Wachstum von Königshütte, das 1905 schon zur zweitgrößten (!) Stadt Schlesiens wurde. Im Jahr 1910 vergrößerte Emanuel seinen Betrieb deutlich. Er kaufte in Königshütte in guter Lage, nämlich der Kaiserstraße 37, ein großes Grundstück mit einem Wohn- und Geschäftshaus mit Erdgeschoss und drei Etagen darüber. Im Erdgeschoss dieses Hauses befand sich vorn an der Straße das Möbelgeschäft der Jakobs, links daneben noch eine vermietete Weinhandlung, dazwischen befand sich die breite Durchfahrt zum Hof. Die Werkstatt von Emanuel lag zum Hof hin, wo auch noch mindestens ein Hinterhaus stand. Die gute Entwicklung der Familie JAKOB wurde durch den 1. Weltkrieg und besonders in dessen Folge durch die von den Siegermächten des 1. Weltkriegs gegen den Willen

4 der Bevölkerung erzwungene Abtretung Ost-Oberschlesiens an Polen am 10. Oktober 1921 jäh unterbrochen. Emanuel JAKOB musste mit seiner Familie Königshütte verlassen. Es gelang ihm aber noch, das schöne Grundstück an der Kaiserstraße zu verkaufen. Er blieb in Oberschlesien und wählte die dort größte Stadt, Oppeln, als neue Heimat. Hier gründete er 1922 die Oberschlesischen Werkstätten für Wohnungsbau und Hausrat GmbH, Oppeln, kurz die OWO. Er kaufte in der Nähe der Eisenbahn im Süden von Oppeln ein sechs Morgen (15.000 qm) großes Fabrikgelände mit älteren Gebäuden, zwei Sägegattern und einigen Maschinen an der Zimmer-, Vogt- und Eisenbahnstraße. In der Inflationszeit unter den schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen baute Emanuel JAKOB die Anlagen um zu einer Fabrik ähnlichen, großen Bau- und Möbeltischlerei, sogar mit eigenem kleinen Elektrizitätswerk von etwa 50 KW Nutzleistung, angetrieben durch eine langsam laufende Maschine, die ihren Dampf aus einem Kessel bezog, der mit Holz-Abfällen beheizt wurde. In der Zimmerstraße 10 befand sich das Wohnhaus der Familie von Emanuel, Telefonnummer Oppeln 3037. Dieses Haus wurde vor 1990 abgerissen, um dort große Mietshäuser zu bauen. Es gab viele gute Zeiten, aber auch längere wirtschaftliche Durststrecken, manche Sorge und sogar Zeiten bedrängender Not. Zum Beispiel verschwand in den 1920er Jahre der Buchhalter der Firma mit der Kasse. Die Werkstatt war schon einmal in Königshütte abgebrannt und zweimal kam es auch in Oppeln zu einem Brand. Emanuel JAKOB, der längst Mitglied in der Oppelner Loge geworden war, erfuhr Gott Lob nach dem zweiten Brand die finanzielle Hilfe von Logenbrüdern beim Wiederaufbau. Die Jahresproduktion der Firma betrug in den 1930er Jahren etwa 8'500 Fenster und 7'000 Türen bei einer durchschnittlichen Zahl der Beschäftigten von 200 Arbeitskräften und weiteren 16 Beamten der Firma. Emanuel ließ die Marke SILESIA für seine Spezialität, die Sperrholz-Lamellentüren, gesetzlich schützen. Auch andere Marken und Schutzrechte gehörten ihm, auch ein Patent auf Holz-Vergaser. Eine besondere Bedeutung erreichte schon früh die Abteilung Innenausbau mit einem angegliederten Architekturbüro. Namhafte Baufirmen und Verwaltungen Oberschlesiens zählten zu den Kunden. Die Firma JAKOB war in Oberschlesien ein Begriff. Sie zählte zu den führenden Betrieben der Holz verarbeitenden Industrie Oberschlesiens. Der 2. Weltkrieg warf das Leben und die Firma schon ab 1940 mächtig zurück. Die Produktion und die Zahl der Mitarbeiter halbierten sich. Emanuel JAKOB, inzwischen Obermeister der Tischler-Innung in Oppeln, leitete die Firma bis zu seinem Tode und stets mit vollem persönlichen Einsatz. In den 1930er Jahren hielt Emanuel sich und seine Firma dank seiner deutlich katholisch geprägten engeren Familie und seiner großen Lebenserfahrung von der allgegenwärtigen National-sozialistischen Partei so gut es ging fern. Er besuchte bis zuletzt planmäßig Messen und Ausstellungen. Der Maschinenpark der OWO und der technologische Stand der Produkte mussten bei ihm stets auf dem neuesten Stand sein. Privat führten Emanuel und Hedwig JAKOB ein kultiviertes und gastfreundliches Haus. In ihren persönlichen Ansprüchen lebte das Ehepaar JAKOB aber recht bescheiden. Emanuel JAKOB starb mit fast 72 Jahren am 16. September 1940 in Oppeln nach einem erfüllten und erfolgreichen Leben. Er wurde in Oppeln beerdigt. Sein Sohn Max

5 JAKOB, der Architekt, übernahm die Firma. Emanuels Ehefrau Hedwig, eine fromme katholische Frau, überlebte ihren Gatten um vier Jahre. Sie starb in Oppeln am 18. November 1944 und wurde an der Seite ihres Mannes beerdigt.