Risiken und Chancen des Klimawandels für die Wirtschaft

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Transkript:

Risiken und Chancen des Klimawandels für die Wirtschaft Prof. Dr. Peter Höppe Leiter GeoRisikoForschung /Corporate Climate Centre Munich Re 18. September 2009, Kelheim Gegründet 1880 Größter Rückversicherer weltweit Prämienvolumen der RV ca. 22 Mrd. Euro Führende Rolle im Bereich der Versicherung von Naturkatastrophen 2

Munich Re Publikation Hochwasser / Überschwemmung (August 1973) 3 Top 5 Risiken für die Versicherungswirtschaft Befragung von 70 Analysten Long-term, far-reaching and with significant impact on the industry. Offers business opportunities but risk that other sectors will capitalize first. Rising costs and serious impact on earnings for insurers. Risk and opportunity but competitive threat from new players. Increased scrutiny impacting on operations and practices.

Ursprung und Typen von Naturkatastrophen Extraterrestrisch: Meteoriten Kein menschlicher Einfluss Geophysikalisch (terrestrisch): Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis Kein menschlicher Einfluss Atmosphärisch (Wetter): Stürme, Überschwemmungen, Unwetter, Hagel, Blitze, Lawinen, Muren Hinweise auf menschlichen Einfluss! Änderungsrisiko! Große Naturkatastrophen der letzten Jahre Die letzten Jahre brachten Rekorde bei Naturkatastrophen in Hinsicht auf: Intensitäten Frequenzen Schäden 6

Große Naturkatastrophen der letzten Jahre August 2002: Überschwemmungen in Sachsen (Dresden) mit Schäden in Höhe von 16 Mrd. Sommer 2003: die größte humanitäre Naturkatastrophe in Europa der letzten hunderte von Jahren mit ca. 70.000 Hitzetoten Catarina: der erste Hurrikan im Südatlantik (März 2004) 2004: Rekordhurrikansaison in der Karibik und in Florida. Schäden in Höhe von 62 Mrd. US$ Höchster 24-Stunden Niederschlag (944 mm) für Indien: 26. Juli 2005, Mumbai. Mehr als 1,000 Tote, Schäden über 5 Mrd. US$ Größtes Einzelschadenereignis aller Zeiten: Hurrikan Katrina im August 2005 mit direkten Schäden über 125 Mrd. US$ Vince, der erste Hurrikan mit einer Zugbahn nach Europa (Oktober 2005) Große Naturkatastrophen der letzten Jahre Seit Beginn der Aufzeichnungen (1850) gab es nie so viele Hurrikane (15; alter Rekord 1969: 12) und benannte Tropenstürme (28; alter Rekord 1933: 21) in einer einzigen Saison wie im Jahr 2005 Kyrill (Januar 2007): einer der teuersten Winterstürme für Europa Überschwemmungen in England im Juni und Juli 2007 verursachten die größten Hochwasserschäden in UK aller Zeiten (8 Mrd US$) Tropischer Zyklon Nargis (Mai 2008) verwüstet Teile Myanmars ca. 100,000 Tote Extreme-Tornadosaison 2008 in den USA Februar 2009, Rekordhitze und Buschbrände in Victoria (Australien)

Anzahl Münchener Rück NatCatSERVICE Die weltweit umfassendste Datenbank für Naturkatastrophen Seit 1980 systematische Datensammlung (auch retrospektiv) Ca. 600-900 Ereignisse pro Jahr, davon bis zu 15 Große Naturkatastrophen Bis heute mehr als 26.000 Ereignisse aus dem Zeitraum 1970-2008 Vollständige Daten der Großen Naturkatastrophen von 1950 an Naturkatastrophen 2008 Earthquake, tsunami, volcanic eruption Storm Flood Extreme temperature (heat wave, forest fires) Great natural catastrophes: Earthquake China Hurricane Ike Cyclone Nargis Winter damage China Verheerende und große Naturkatastrophen 1980 2008 (Katastrophenklassen 5 und 6, > US$ 500 Mio, 500 Tote), Anzahl der Ereignisse mit Trend 45 40 35 30 25 20 15 10 5 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Geophysikalische Ereignisse (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) Meteorologische Ereignisse (Sturm) Hydrologische Ereignisse (Überschwemmung, Massenbewegung) Klimatologische Ereignisse (Temperaturextreme, Dürre, Waldbrand) 2009 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE Stand: März 2009

US$ bn Anzahl Globale Naturkatastrophen 1980 2008 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Geophysikalische Ereignisse (Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche) Meteorologische Ereignisse (Stürme) Hydrologische Ereignisse (Überschwemmungen, Massenbewegungen ----- Trend Linie 2009 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risk Research, NatCatSERVICE Große Wetterkatastrophen 1950 2008 Gesamtschäden und versicherte Schäden 200 150 100 50 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Gesamtschäden (in 2008 Werten) Versicherte Schäden (in 2008 Werten) 2009 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risk Research, NatCatSERVICE As at January 2009

Anzahl Naturkatastrophen in Deutschland 1970-2008 Anzahl der Ereignisse Geophysikalisch (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) Meteorologisch (Sturm) Hydrologisch (Überschwemmung, Massenbewegung) Klimatologisch (Temperaturextreme, Dürre, Waldbrand) 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE Schäden aus Naturkatastrophen nehmen an Frequenz und Ausmaß dramatisch zu Die Gründe - Bevölkerungszunahme - Steigender Lebensstandard - Besiedlung und Industrialisierung stark exponierter Regionen - Anfälligkeit moderner Gesellschaften und Technologien - Weltweite steigende Versicherungsdichte - Änderung der Umweltbedingungen

Globale Jahresmitteltemperaturen, 1856-2008 Abweichungen vom Mittelwert des Zeitraums 1961-1990 Temperature anomaly ( C) 0,5 0,5 0,3 0,3 0,1 0,1-0,1-0,1-0,3-0,3-0,5 1856 1876 1896 1916 1936 1956 1976 1996-0,5 Source: Climate Research Unit, UK (2008) in conjunction with Hadley Centre of the UK Met Office Die wärmsten Jahre seit 1856 Globale Jahresmitteltemperaturen Alle 10 wärmsten Jahre in den letzten 12 Jahren! 1. 1998 2. 2005 3. 2003 4. 2002 5. 2004 6. 2006 7. 2007 8. 2001 9. 1997 10. 2008 Quelle: Climate Research Unit, UK (2009)

CO2 (ppmv) Veränderung der CO 2 -Konzentration Mauna Loa, Hawaii (1958 2008) 390 380 2008: 385 ppm (Mauna Loa) 370 360 350 340 330 320 1958 1960 1962 310 1964 1966 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 Source: 2008, http://www.mlo.noaa.gov/livedata 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 CO 2 -Konzentration in der Atmosphäre der letzen 650.000 Jahre - Daten gemessen an Antarktischen Eisbohrkernen 400 380 360 340 320 300 280 260 240 220 200 180 160-650 -600-550 -500-450 -400-350 -300-250 -200-150 -100-50 0 Tausend Jahre vor heute 2008: 385 ppmv CO 2 Quelle: Messungen an Eisbohrkernen: Siegenthaler et al., Science 310, 1313-1317, (2005). Etheridge et al., J. Geophys. Res. 101, 4115-4128 (1996). Petit et al., Nature 399, 429-436 (1999). Fischer et al., Science 283, 1712-1714 (1999). Indermühle et al., Geophys. Res. Lett. 27, 735-738, (2000). Monnin et al., Earth Planet. Sci. Lett. 224, 45-54, (2004). Monnin et al., Science 291, 112-114, (2001). Direkte atmosphärische Messungen: Keeling and Whorf. The Carbon Dioxide Research Group, Scripps Institution of Oceanography (SIO), University of California, La Jolla, California USA 92093-0444.

CO 2 -Emissionen: IPPC-Szenarien vs. Realität Quelle: Germanwatch, 2008 19 Der Klimawandel findet statt! Kontinentale Temperaturänderungen Source: IPCC FoAR, 2007 Black lines: decadal averages of observations Blue band: 5-95% range 19 simulations from 5 climate models using only natural forcings Red band: 5-95% range for 58 simulations from 14 climate models using natural and anthropogenic forcings

Weltklimarat: Auswirkungen der Klimaänderung auf extreme Wetterereignisse Phänomen Wärmere und weniger kalte Tage und Nächte Wärmere und heißere Tage und Nächte Beobachteter Trend Sehr wahrscheinlich Sehr wahrscheinlich Anthropogener Einfluss Wahrscheinlich Wahrscheinlich (nachts) Mehr Hitzewellen Wahrscheinlich Eher wahrscheinlich Erwartete Entwicklung Nahezu sicher Nahezu sicher Sehr wahrscheinlich Nahezu sicher: > 99 % Sehr wahrscheinlich: > 90 % Wahrscheinlich: > 66 % Eher wahrscheinlich: > 50 % Mehr Extremniederschläge Wahrscheinlich Eher wahrscheinlich Sehr wahrscheinlich Mehr betroffene Gebiete durch Dürreperioden Seit 1970 in vielen Regionen wahrscheinlich Eher wahrscheinlich Wahrscheinlich Anstieg tropischer Wirbelstürme Seit 1970 in manchen Regionen wahrscheinlich Eher wahrscheinlich Wahrscheinlich In Anlehnung an IPCC 2007 21 Projektionen der Temperaturveränderungen im Vergleich zum Mittelwert 1980-1999 (IPCC, 2007)

Lage Europäischer Städte mit dem Klima von 2071 in den heutigen Klimazonen Quelle: International Centre for Research on the Environment and Development (CIRED), Abb. aus SPIEGEL 21/2007 Klimawandel führt zu höheren Temperaturextremen Quelle: Süddeutsche Zeitung, 8. Juli 2008

Projektionen der Niederschlagsveränderungen im Vergleich zum Mittelwert 1980-1999 (IPCC, 2007) Winter Sommer Veränderungen der Meeresoberflächen- Temperaturen NATL = Nordatlantik WPAC = Westpazific SPAC = Südpazifik EPAC = Ostpazifik NIO = nördl. Indischer Ozean SIO = südl. Indischer Ozean SH = Ozeane der südl. Hemisphäre Quelle: Webster et al. (2005), Science Vol. 309.

Anstieg des Meeresspiegels für unterschiedliche CO 2 - Szenarien Quelle: Rahmstorf (2007), Science, 315, 368 140 cm A1FI B1 50 cm *Basis: Range of ΔT = 1.5º-5.8ºC (IPCC TAR) Überflutete Küstenbereiche bei Anstieg des Meeresspiegels um 1 Meter

Arktisches Meereseis-Minimum im September 1982, 2005 und 2007 http://maps.grida.no/go/graphic/arctic-sea-ice-minimum-extent-in-september-1982-2005-and-2007 Trends von Starkniederschlägen während des Sommermonsuns in Indien Source: Goswami, B. N. et al. (2006), Science 314

Trends: Hageltage in Baden-Württemberg 1986-2008 Jährliche Anzahl Hageltage 27.07.2009 Münchner Rück 31 Folgen des Klimawandels für Deutschland in den nächsten drei Jahrzehnten (bis ca. 2040) Quelle: Deutsche Meteorologische Gesellschaft, 2007 Wetterelement Erwartete Änderung Auswirkungen Verlässlichkeit Temperatur 1,7 Grad wärmer als 1900, v.a. Winter und Nächte wärmer früherer Pflanzenaustrieb, vermehrter Hitzestress, Rückgang des Permafrosts in den Alpen (mehr Felsstürze) sehr gut Hitzeperioden häufiger, stärker hohe Gesundheitsbelastung und Stress für die Biosphäre, mehr Waldbrände sehr gut Trocken-/ Dürreperioden häufiger Land- und Energiewirtschaft sowie Binnenschifffahrt betroffen, erhöhtes Waldbrandrisiko befriedigend Alpengletscher 60% Flächen- und 80% Massenverlust gegenüber 1850 extreme Abflussschwankungen sehr gut Gewitter intensiver erhöhte Risiken durch Starkregen, Hagel, Sturmböen befriedigend Blitze viel häufiger erhöhte Schäden gut Tornados häufiger erhöhte Schäden gering

Folgen des Klimawandels für Deutschland in den nächsten drei Jahrzehnten (bis ca. 2040) Quelle: Deutsche Meteorologische Gesellschaft, 2007 Wetterelement Erwartete Änderung Auswirkungen Verlässlichkeit Niederschlag Sommer trockener, Herbst und Winter nasser mit mehr Regen statt Schnee, Ergiebigkeit von Einzelereignissen deutlich höher als bekannt erhöhte Überschwemmungsgefahr (u.a. wegen unterdimensionierter Entwässerungssysteme) gut Meeresspiegelanstieg ca. 10 cm gegenüber heute Gefährdung der Nord- und Ostseeküste Sturmfluten bis zu 20 cm höher auflaufend stärkere Gefährdung der Nordseeküste sehr gut gut Ozonschicht größte Ausdünnung um ca. 2010, nur langsame Erholung langfristig erhöhte UV-Belastung, erhöhtes Risiko von Hauterkrankungen gut Außertropische (Winter-) Stürme Tendenz zu heftigeren Stürmen, evtl. weniger Stürmen bei veränderten Zugbahnen erhebliches Schadensrisiko unsicher Lufttrübung, Aerosole unsicher unsicher Auswirkungen des Klimawandels auf unterschiedliche Wirtschaftszweige Mögliche Auswirkungen Tourismus Gesundheitswesen Energie Verkehr Rückgang in Skigebieten, Anstieg in nördlichen Breiten, Anpassungsmaßnahmen an veränderte klimatische Bedingungen Zunahme von Krankheiten (z. B. Tropenkrankheiten), Zunahme hitzebedingter Krankheiten/Todesfälle, Abnahme der Arbeitsproduktivität bei extremer Hitze, Vorsorgemaßnahmen Reduzierte Nachfrage nach Wärme, Gesteigerte Nachfrage nach Kühlung, Ölpreis steigt bei Angebotsverknappung durch klimatisches Extremereignis, durch Wasserknappheit bedingtes unzureichendes Kühlwasser für konventionelle bzw. Atomkraftwerke, zusätzlicher Einsatz von CO 2 -freier Energietechnik Zunahme an Infrastrukturschäden, regulatorische Eingriffe, zusätzlicher Einsatz CO 2 -freier Antriebstechniken Quelle: DIW Berlin, Wochenbericht 11, 2007

Eindeutiger Gewinner des Klimawandels: Bauwirtschaft Klimaschutzmaßnahmen durch energetische Sanierung von Gebäuden bringen der Bauwirtschaft viele zusätzliche Aufträge Dies gilt auch für andere Branchen, die Beiträge zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden leisten wie z.b. Architekten und Ingenieurbüros Großaufträge für Projekte zur Verbesserung des Küstenschutzes und zur Überschwemmungsprävention Häufigere Reparaturen von Schäden an Infrastruktur und Gebäuden durch Unwetter Winterpausen entfallen in milderen Winter Some like it hot Gewinner und Verlierer des Klimawandels Quelle: Deutsche Bank Research, 2007

Klimaschutz ist günstiger als Klimaschäden zu bezahlen Sowohl der Stern Report als auch die Studien des DIW ergeben, dass Klimaschutz um ein vielfaches weniger kostet als die Schäden, die durch ungebremsten Klimawandel entstehen würden! Dies wird auch vom letzten Bericht des Weltklimarats (IPCC, 2007) gestützt! 37 Klimaschutzziele: Politik EU (Europäischer Rat, EU-Frühjahrsgipfel, 08./09. März 2007) Begrenzen des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf höchstens 2 C gegenüber dem vorindustriellen Niveau Verpflichtung, die Treibhausgasemissionen um mindestens 20% gegenüber 1990 zu reduzieren und die Energieeffizienz um mindestens 20% zu steigern Den Anteil der erneuerbaren Energien auf mindestens 20% zu erhöhen 38

CO 2 -Emissionen: Länderanteile, Pro-Kopf-Anteile 25 24,3 22,2 20 15 10 13,1 10,7 12,3 11 11 9,2 5 3,9 1,9 5,4 0 22.2% USA 18.4% China 5.6% Russia 4.9% India 4.6% Japan 3.1% Germany 2.3% Canada 2.2% UK 1.7% South Korea 1.7% Italy 1.6% Mexico Source: Based on 2004 figures from the Carbon Dioxide Information Analysis Centre (CDIAC). Per capita figures include emissions from land-use change and forestry Rolle der Versicherungswirtschaft im Bereich Klimawandel Die Versicherungswirtschaft... quantifiziert Risiken durch risikoadäquate Prämien und macht Risiken dadurch transparent incentiviert vernünftiges Handeln, Prävention, vermindert Gesamtschadenlast für die Gesellschaft bietet Versicherungsschutz für die neuen Technologien zur Mitigation und Anpassung an den Klimawandel (z. B. alternative Energieversorgung, Hochwasserschutz) bietet Versicherungsschutz für Unternehmerrisiken, die es erst ermöglichen in neue Technologien zu investieren (z. B. Fündigkeitsversicherung Geothermie, Risiken von CDM Projekten, Delivery Guarantees). bezahlt einen Teil der Schäden

Die Münchener Rück Strategie im Themenfeld Klimawandel Drei Säulen Asset Management Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Investmentstrategien Riskomessung/ Underwriting Veränderte Frequenzen/ Intensitäten von Wettergefahren im Underwriting/Risikomanagement Neue Märkte/ neue Produkte Weg in CO 2 -arme Wirtschaftsformen: Neue Geschäftschancen Beispiele: Investments auf der Basis von Nachhaltigkeitskriterien Entwicklung eines Klimabewertungs-Tools Transparenz (Mitglied des CDP) Beispiele: Tropenstürme, El Niño/La Niña, Prospektives Risikomanagement Ganzheitlicher Ansatz in Risikomodellen Klimarisiko-Analysen von Kundenportfolios Beispiele: Kyoto Multi Risiko Cover (Soll-Erreichung von CO 2 -Zertifikaten) Mikroversicherungen in Entwicklungsländern, MCII Deckungen für erneuerbare Energien, CCS Neue Technologien = Geschäftschancen Solarenergie Neue Chancen: Globalstrahlung und Performance Cover Die Sonne scheint nicht konstant: Die Schwankungen der Natur und dauerhafte Performance sind neue Risiken für Investoren. Risikotransferlösungen (Beispiele): Transportversicherung Ertragsausfall aufgrund von Transportschäden ALoP (Advanced Loss of Proifits) Deckung sichert Ertragsausfälle, aufgrund von Verzögerungen durch Sachschäden während der Bauphase Haftpflichtversicherung während Bau- und Betriebsphase Performance Versicherung sichert die Leistungsparameter des Kraftwerks ab und garantiert so den Zahlungsstrom 42

BMU Studie (PIK, ISI), 2008 Die Gutachter kommen in ihrer Studie zu folgenden zentralen Ergebnissen: Insgesamt reduzieren die Maßnahmen Energieimporte bis 2020 im Werte von rund 20 Milliarden Euro und bis 2030 von fast 35 Milliarden Euro pro Jahr (Ölpreis 70 US$). Durch das Klimaschutzprogramm steigen die Nettoinvestitionen um über 30 Mrd Euro pro Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt liegt im Jahresdurchschnitt bis 2030 um mehr als 50 Milliarden Euro über dem Niveau, das ohne Klimaschutzmaßnahmen erreicht würde. Gesamtwirtschaftlich führen das Meseberg-Paket und die weiteren Maßnahmen zu mehr Wachstum. Es entstehen bis 2020 in Deutschland mindestens 500.000 zusätzliche Arbeitsplätze, im Jahr 2030 können es über 800.000 Stellen sein. Durchschnittlich führt jede vermiedene Tonne CO 2 zu Einspareffekten von 24 Euro ("negative Vermeidungskosten").

Versicherungslösungen für Entwicklungsländer als Teil der Anpassung an den Klimawandel Munich Climate Insurance Initiative (MCII) MCII MCII wurde 2005 auf Initiative der Münchener Rück gegründet. Heute ist MCII ein gemeinnütziger Verein mit Mitgliedern aus: Versicherung, NGOs, Hilfsorganisationen, Wiss. Instituten, Weltbank und unabhängigen Experten. Ziele: Entwicklung von Versicherungslösungen, um Entwicklungsländern bei der Anpassung an Folgen des Klimawandels zu helfen. Aktuelle Aktivitäten: MCII-Submission an UNFCCC mit konkreten Vorschlägen von Versicherungsmechanismen zur Implementierung in einem Post-Kyoto-Protokoll. Die Vorschläge werden zurzeit von den Delegationen der Klimaverhandlungen für Kopenhagen diskutiert. Große Chancen im Bereich Erneuerbare Energien: Technologische Innovationen sind in Reichweite Erforderliche Fläche zur Abdeckung des weltweiten Strombedarfs

Gründung der Desertec Industrial Initiative (DII) durch 12 privatwirtschaftliche Unternehmen Wesentliche Meilensteine der DII 13.Juli 2009 Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding seitens 12 Unternehmen + Desertec Foundation zur Gründung der Desertec Industrie Initiative (DII) 1. Nov. 2009 Rechtliche Gründung der Planungsgesellschaft als GmbH Ausarbeitung Governance Struktur DII Aufnahme weiterer (internationaler) Mitglieder geplant 1. Nov. 2012 Erstellung umsetzungsfähiger Roadmap zur grünen Energieerzeugung in den Wüsten Nordafrikas Langfristig soll ca. 15% des europäischen Strombedarfs sowie ein erheblicher Anteil des Bedarfs für Erzeugerländer produziert werden Münchener Rück Publikation Energiesituation Rohstoffprobleme und Versicherung von 1978

Kooperation zwischen der Münchener Rück und der London School of Economics Think Tank zum Thema Klimawandel und ökonomische Auswirkungen Die zentralen Themen - Quantifizierung der Kosten einer klimabedingten Zunahme von Naturkatastrophen - Umgang mit Unsicherheiten von Klimamodellen - Evaluation des Potenzials und der Auswirkungen von Emissions-Handelssystemen und deren sinnvolle Gestaltung - Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die BRIC- Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) Institut an der LSE: Centre for Climate Change Economics and Policy Vorsitz: Lord Nicholas Stern Management: Prof. Leonard Smith Projektdauer: 2008-2012 Förderungssumme: 3m (~ 4m) Münchener Rück wird klimaneutral Die Münchener Rück wird ihre weltweiten Rückversicherungsaktivitäten bis 2012 klimaneutral stellen, der Standort München mit mehr als der Hälfte der Mitarbeiter wird schon Ende 2009 CO 2 -neutral sein. Maßnahmen: Verringerung der Emissionen pro Mitarbeiter Bezug von "grünem Strom Investitionen in erneuerbare Energien und Aufforstungen Verbleibende CO 2 -Emissionen werden über Zertifikate durch die Beteiligung an Klimaschutzprojekten in Schwellenländern ausgeglichen

Zusammenfassung: Der Klimawandel findet bereits statt und kann nur noch gebremst, nicht mehr gestoppt werden. Naturkatastrophen nehmen (weiter) dramatisch an Zahl und Ausmaß zu. Die Schadenpotenziale erreichen neue Größenordnungen. Immer mehr wissenschaftliche Studien liefern Belege, dass der Klimawandel das Risiko für Wetterkatastrophen bereits erhöht hat. Wir müssen uns anpassen und gleichzeitig die Emissionen von Treibhausgasen senken. Klimawandel hat hohe ökonomische Relevanz, Klimaschutzmaßnahmen rechnen sich. Das Management des Klimawandels eröffnet eine Vielzahl von wirtschaftlichen Chancen.