Ibsens und Jelineks Nora-Stücke und der Mythos der Emanzipation

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Transkript:

Sprachen Nadja Krakowski Ibsens und Jelineks Nora-Stücke und der Mythos der Emanzipation Warten auf das Wunderbare Masterarbeit

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Nadja Krakowski Ibsens und Jelineks Nora-Stücke und der Mythos der Emanzipation Warten auf das Wunderbare GRIN Verlag

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Inhalt 1. Einleitung... 2 2. Henrik Ibsen: Nora (Ein Puppenheim)... 4 2.1. Ibsens Stück, der historische Kontext und die Rezeption... 5 2.2. Ibsens ästhetisches Verfahren... 13 2.3. Männlichkeit und Weiblichkeit bei Ibsen... 19 2.3.1. Die Konstruktion von Geschlecht... 20 2.3.2. Figurenkonzeption... 23 3. Elfriede Jelinek: Was geschah nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften... 33 3.1. Jelineks gesellschaftskritische Position... 34 3.2. Jelineks ästhetisches Verfahren... 37 3.2.1. Intertextualität und Struktur... 38 3.2.2. Sprache und Körper... 42 3.2.3. Die Dekonstruktion von Alltagsmythen... 45 3.3. Männlichkeit und Weiblichkeit bei Jelinek... 49 4. Warum Nora in ihr Puppenheim zurückkehren musste... 61 5. Fazit... 67 Literaturverzeichnis... 69 1

1. Einleitung Mit dem Theaterstück Nora (Ein Puppenheim) gelangte der bereits über 50jährige norwegische Autor Henrik Johan Ibsen im Jahr 1879 zu Weltruhm. Er verursachte mit seinem Schauspiel viel Aufruhr und Unmut und wurde doch kräftig gefeiert und vor allem für sein emanzipatorisches Engagement (auch wenn Ibsen dies stets leugnete) von der damaligen Frauenbewegung geschätzt. Ähnlich erging es knapp hundert Jahre später der österreichischen Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek mit ihrem Theaterdebut Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften. Mit ihrer Fortsetzung von Ibsens Stück, welches direkt an dessen Ende anknüpft, gelang sie zwar auch zu hohem Ansehen, vermehrt von Frauen der dritten Welle der Frauenbewegung in den 70er Jahren, aber die Autorin machte sich mit ihrer Ästhetik und ihrer politischen Kernaussage nicht nur Freunde. Ibsens Nora wartet auf das Wunderbare, sie wartet darauf, dass sich etwas in ihrem Leben zum Positiven ändert und schafft es zum Schluss, diese Veränderung aus eigener Kraft heraufzuführen, sich von ihren Fesseln in ihrem Puppenheim, der Männerherrschaft, zu befreien und in ein selbstbestimmtes Leben aufzubrechen. Diesen Optimismus führt Jelinek allerdings nicht fort. Sie zeichnet ein sehr pessimistisches Bild von dem, was Nora in der Gesellschaft, in die sie Ibsen entlässt, erwartet. Noras Befreiungsversuch hat bei Jelinek nichts mit dem erhofften Wunderbaren zu tun, sondern wird zu einer herben Desillusionierung. Gefangen in einem kapitalistischen System, lässt sie sich ausbeuten und zum Spielball einer in ökonomische Interessen verstrickten Männerherrschaft machen, die sie am Ende ironischerweise zurück in die Arme ihres Ex-Mannes aus Ibsens Stück, Torvald Helmer, treibt. Elfriede Jelinek lässt keinen Raum für Illusion und schönen Schein, sie demontiert Ibsens Theaterstück und zerschlägt seine verheißungsvolle Intention und den in ihren Augen von Ibsen unterstützen Mythos der Emanzipation. Wie sie dabei vorgeht, soll im Laufe dieser Arbeit geklärt werden. Zunächst muss dafür die Grundlage für Jelineks Stück, also Ibsens Nora (Ein Puppenheim) genauer betrachtet werden. Um herauszufinden, wieso das Schauspiel des Norwegers überhaupt als Emanzipationsstück berühmt geworden ist, bietet der historische Kontext, in dem Ibsen gestaltete, und die Rezeptionsgeschichte näheren Aufschluss. Danach soll sein ästhetisches Verfahren, also die Art und Weise der Schauspiel-Konzeption, unter dem Aspekt, ob hier auch ein Hinweis auf die Mythos Entstehung gegeben ist, genauer untersucht werden. Anschließend findet eine detailliertere Analyse des Inhalts statt. Den Schwerpunkt bildet dabei die Betrachtung der Figurenentwürfe, es soll gezeigt werden, wie die Männer- 2