Predigt über Matthäus 4, 12-17, am 8. Januar 2017 in der Petruskirche zu Gerlingen

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Licht in der Finsternis Predigt über Matthäus 4, 12-17, am 8. Januar 2017 in der Petruskirche zu Gerlingen 12 Da nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück. 13 Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am Galiläischen Meer liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, 14 auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1): 15»Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, 16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.«17 Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! Nichts und niemand fängt auf Erden ohne Voraussetzungen an. Alle, die etwas Neues beginnen, knüpfen an etwas Altes an. Auch bei Jesus war das so. Er war zunächst ein Anhänger der Bewegung Johannes des Täufers. Von ihm hatte er sich taufen lassen, seinem Jüngerkreis hatte er zunächst angehört. Als Johannes, der Täufer, gefangengenommen wird, zieht sich Jesus zurück. Vielleicht befürchtete er, auch gefangengenommen zu werden. Er zieht sich zurück in seine engere Heimat, nach Galiläa, in die Heimatstadt Nazareth. Aber er verläßt Nazareth bald wieder, wohl weil er weiß, daß der Prophet im eigenen Lande nichts gilt. Er wohnt in Kapernaum, das im Gebiet von Sebulon und Naftali liegt. Für den Evangelisten Matthäus ist das alles kein Zufall. Er fühlt sich an das Wort des Propheten Jesaja erinnert, in dem es heißt (wir haben es gehört):»das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, 16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.«damit ist für Matthäus klar: Jesus ist der, den der Prophet angekündigt hat, er ist der Messias, der Retter, der Licht in die Finsternis bringt. Und es hat für Matthäus noch einen weiteren tiefen Sinn, dass sich das alles gerade in dieser Gegend abspielt, im ländlichen Galiläa: Galiläa ist ein Landstrich der kleinen Verhältnisse. Der oberste, nördliche Zipfel von Israel.

Keine großen Städte, keine reichen Leute. Kleine, einfache Verhältnisse. Nicht viele gebildete Leute dort: Bauern, Fischer, ein paar Händler. Und zudem ist Galiläa ein Mischgebiet: Dort leben nicht nur Juden, sondern auch alle möglichen anderen Leute. Deshalb redet schon der Prophet vom Galiläa der Heiden. Aus der Perspektive Jerusalems betrachtet, ist Galiläa ein suspekter Landstrich. In solchen kleinen, merkwürdigen Verhältnissen beginnt die öffentliche Wirksamkeit Jesu. Gewiss: Er wird später auch nach Jerusalem ziehen. Auch dort wird er auftreten und Aufsehen erregen. Dort wird er schließlich auch den Tod finden und aus dem Tode wieder auferstehen. Aber interessanterweise wird das Erdenleben Jesu dann wieder in Galiläa enden. Denn nach seiner Auferstehung läßt er seinen Jüngern sagen, daß sie nach Galiläa gehen sollen. Dort verabredet er sich mit ihnen auf einem Berg erteilt er den Jüngern dann den sogenannten Missionsbefehl. Er sagt zu ihnen: Jesus Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. So schließt sich ein Bogen: Jesus beginnt mit seiner Verkündigung in einem zumindest halb heidnischen Gebiet, und dort endet sein irdisches Wirken auch wieder. Und obwohl er sich zwischendrin hauptsächlich an das jüdische Volk wendet, wird damit am Anfang und am Ende des Evangeliums klargemacht, dass Jesus nicht nur etwas für das jüdische Volk zu bieten hat, sondern für alle Menschen auf der ganzen Welt. Denn die sind gemeint mit der Bezeichnung als Heiden : Das sind alle die, die nicht zum jüdischen Volk gehören. Das jüdische Volk ist und bleibt zwar für die biblischen Autoren das auserwählte Gottesvolk, aber Gott hat nicht nur mit diesem Volk etwas vor, sondern mit allen Völkern dieser Erde, ja mit jedem einzelnen Menschen. Kurzum: Der Anfang der Verkündigung Jesu in Galiläa steht dafür, dass das Evangelium von Jesus der ganzen Welt gilt, und der Anfang der Verkündigung Jesu

in Galiläa steht dafür, dass das Evangelium Jesu im Kern etwas Einfaches sein muss: Bauern und Fischer konnten es verstehen. Man braucht offensichtlich keine höhere Bildung, um zu erkennen, worum es im Evangelium geht. Wenn das so ist, dann muss man den Kern der Botschaft in einfachen Formeln beschreiben können, kurz, knackig, einprägsam. Solch eine Formel begegnet in unserem Predigttext. Sie heißt: Licht in der Finsternis.»Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.«licht in der Finsternis: Das ist die Botschaft Jesu. Er selber wird sich nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums später als das Licht des Lebens bezeichnen: Ich bin das Licht der Welt, so sagt er es. Ich bin das Licht der Welt. Wer an mich glaubt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Jesus ist das Licht, und er bringt uns Licht. Diese Metapher, dieses Bild vom Licht in der Finsternis, hat etwas zutiefst Einleuchtendes. Sie haben es sicher gemerkt: Ich habe das Bild im selben Satz gleich wieder verwendet: Das Bild vom Licht in der Finsternis es leuchtet ein. Denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen. Das Licht, das einem aufgeht, kann nicht nur ein äußeres Licht sein. Es kann ein inneres Licht sein: Mir geht ein Licht auf. Dieses Licht kann aufgehen in der Finsternis unserer Gedanken. Wir sehen schwarz und auf einmal lichtet sich etwas in unserem Gemüt, in unseren Gedanken. Es kann etwas ganz Neues sein, was uns auf einmal einleuchtet. Es kann aber auch etwas sein, was anknüpft an eine Erwartung. Fast nichts und fast niemand fängt auf Erden ohne Voraussetzungen an. Fast alle, die etwas Neues beginnen, knüpfen an etwas Altes an. Nur Gott selber setzt ganz neue Anfänge.

Aber er kann auch anknüpfen an etwas Altes. In Jesus knüpft er an an die alte Verheißung des Propheten. Und Jesus selber knüpft an an die Verkündigung von Johannes dem Täufer. Johannes der Täufer sagt: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Dann wird Johannes ins Gefängnis geworfen und kann zumindest öffentlich nichts mehr sagen. Dann sagt Jesus: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Er sagt am Anfang genau das gleiche wie Johannes. Später wird er noch mehr und anderes sagen. Aber am Anfang knüpft er an das an, was ein anderer auch schon gesagt hat. Das Evangelium bringt uns Neues und Unerwartetes, aber es knüpft auch an an unsere Erwartungen und Sehnsüchte. Wir wissen es, wie das ist: In der Finsternis zu sitzen. Wir sehnen uns nach dem Licht. Wir wissen, was wir brauchen. Und dann erscheint uns dieses Licht in Jesus. Kein Licht, wie es irgendwelche Lampen oder Leuchten produzieren. Sondern ein inneres Licht, ein Licht im Gewissen. Unser verfinstertes Gemüt wird wieder hell. Aus Verzagtheit wird Mut. Aus Trauer wächst wieder Freude empor. Und wer hat diesen Umschwung jeweils bewirkt? Kein anderer als Jesus Christus. Dass wir selber uns bemühen, dieses Licht weiterzugeben: Das ist doch ganz selbstverständlich. Selbstverständlich ist es, dass wir versuchen, die Betrübten zu trösten, die Schwachen zu stärken, die Verzagten zu ermutigen. Wenn es uns gelingt, dann danken wir Jesus dafür. Licht in der Finsternis.

In der Weihnachtszeit variieren wir dieses Motiv auf unendliche Weise: Wir sind fasziniert vom Licht in der Finsternis. Deshalb die Kerzen und das ganze sanfte Licht, das zur Weihnachtszeit gehört. Und die Kirchenlieder, die wir in diesen Wochen singen: Sie singen wieder und wieder vom Licht: Du höchstes Licht, du ewiger Schein, so haben wir vorhin gesungen. Und im Nizänischen Glaubensbekenntnis haben wir Jesus Christus gelobt als Gott von Gott, Licht vom Licht. Licht in der Finsternis. Zum Schluss: Auch wir stehen vor der Aufgabe, das Evangelium immer wieder in möglichst schlichten und einleuchtenden Formeln zu beschreiben. So, dass es ein Bauer aus Galiläa verstehen kann, ein Fischer vom See Genezareth, eine Taco-Verkäuferin aus Mexico, ein Arbeitsloser aus Detroit, ein Flüchtling aus Syrien, ein Konfirmand aus Gerlingen. Am Heiligen Abend ist ein Theologe verstorben, von dem ich viel gelernt habe: Trutz Rendtorff. Er hat das Evangelium ganz kurz so beschrieben: Das Ja vor das Nein stellen. Mir leuchtet diese Formel sehr ein: Das Nein muß gelegentlich auch sein, gewiß. Aber das Ja ist stärker als das Nein. Wir spüren es, wenn Menschen das Ja vor das Nein stellen. Sie gehen anders mit uns um. Es geht eine Helligkeit, ein Licht von ihnen aus. Das Ja vor das Nein stellen: Jesus hat es so gehalten. Er hat das Ja vor das Nein gestellt. Das Ja steht vor dem Nein. Das Licht ist stärker als die Finsternis. Amen. Pfarrer Dr. Martin Weeber