Auswertung der Umfrage an der Forstmesse in Luzern Wie wichtig ist die Gewinnerzielung für die Waldbesitzer? O. Thees, R. Lemm, U. Mühlethaler So lautete eine von elf pointierten Fragen, zu denen sich insgesamt 351 Besucher der Forstmesse in Luzern äusserten. Vor dem Hintergrund der angespannten wirtschaftlichen Lage der Forstbetriebe in der Schweiz führten die Eidg. Forschungsanstalt WSL und das Bildungszentrum Wald Lyss eine gemeinsame Umfrage durch. In den Augen der Messebesucher kann die oben gestellte Frage eindeutig mit einem Ja beantwortet werden. Andere Themen wurden weniger eindeutig beurteilt. Während der Forstmesse in Luzern vom 23. 27. August 21 wurden die Besucher der Sonderschau zu einer Befragung über mögliche Ursachen und denkbare Lösungen der wirtschaftlichen Probleme eingeladen. Von den elf gestellten Fragen waren zehn mit vorgegebenen Antworten eingegrenzt und die letzte Frage offen formuliert. Folgende Ergebnisse liegen vor: Fragen zur Person Bezug zur Holzproduktion Forstunternehmen Forstingenieurbüro Holzkäufer Forschung und Ausbildung keinen der genannten Bezüge kant. Forstdienst u. BUWAL Waldbesitzer u. - vertreter mehrere Hauptbezüge Forstbetriebsleiter Mitarbeiter Forstbetrieb 2 4 6 8 Antworten aus den Regionen Mittelland Voralpen Alpen Jura Mehrere Regionen Alpensüdseite Ausland 5 15 2 Die Umfrage adressierte sich gezielt an Leute aus dem Umfeld Wald- und Holzwirtschaft. Ungefähr die Hälfte aller befragten Personen arbeiten im Mittelland, die andere in den übrigen Schweizer Forstregionen und im Ausland. 33 Befragte gaben an, in mehreren Regionen tätig zu sein. 86 Mitarbeiter von Forstbetrieben und 76 Forstbetriebsleiter haben die Fragebögen ausgefüllt. Waldbesitzer und ihre Vertreter, Mitarbeiter des kantonalen Forstdienstes und des BUWAL sowie Personen mit mehreren Bezügen zur Holzproduktion waren mit jeweils rund 4 Personen ebenfalls stark vertreten. Auffallend wenige (8) kamen aus der Umgebung der Forstunternehmen. 1
Fragen zur Problemlage Welche Aspekte sind für die angespannte wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe verantwortlich? Die Befragten mussten die drei wichtigsten aus den folgenden zehn Aspekten auswählen: Schwache Position auf dem Holzmarkt ("Position Holzmarkt") Kleinflächige Besitz- und Bewirtschaftungsstrukturen ("Strukturen") Geringe Bereitschaft zur Zusammenarbeit in der Holzkette ("Zusammenarbeit") Grosser Umfang der Ansprüche an den Wald ("Ansprüche") Verfehlte Subventionspolitik ("Subventionspolitik") Zu pflegeaufwändiger Waldbau ("Waldbaukonzept") Zu wenig kundenorientierte Produktion ("Kundenorientierung") Zu geringer Einsatz moderner Holzerntetechnik ("Holzerntetechnik") Zu geringer Einsatz moderner Kommunikations- und Informationstechnologie ("Informationstechnologie") Fehlende Leistungsanreize für das Personal ("Leistungsanreize") Problemfelder 25 2 15 5 - Position Holzmarkt Strukturen Zusammenarbeit Ansprüche Subventionspolitik Waldbaukonzept Kundenorientierung Holzerntetechnik Informationstechnologie Leistungsanreize Mit Abstand am meisten wird der Aspekt der schwachen Position auf dem Holzmarkt genannt, dicht gefolgt von den kleinflächigen Besitz- und Bewirtschaftungsstrukturen. Es folgen, jedoch mit deutlichem Abstand, die mangelhafte Zusammenarbeit in der Holzkette und der grosse Umfang der Ansprüche an den Wald. Die wenigsten Nennungen verzeichnen der zu geringe Einsatz der modernen Informations- und Kommunikationstechnologie und die fehlenden Leistungsanreize für das Personal. 2
Bezüglich der einzelnen Berufsgruppen lassen sich aus den Antworten folgende Auffälligkeiten feststellen: Die schwache Position auf dem Holzmarkt hat bei allen Gruppen die meisten oder die zweitmeisten Nennungen. Ausnahmen sind die Holzkäufer und die VertreterInnen des kantonalen Forstdienstes und des BUWAL. Für diese ist die Strukturproblematik der wichtigste Problemaspekt und die schwache Position am Holzmarkt wird erst am drittmeisten genannt. Der Aspekt der mangelhaften Zusammenarbeit hat den grössten Stellenwert für die Forstingenieurbüros, für den kantonalen Forstdienst und das BUWAL. Bemerkenswert ist, dass der Zusammenarbeitsaspekt bei den Waldbesitzern eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Sie nannten diesen Aspekt am wenigsten. Ferner fällt auf, dass für die Mitarbeiter der Forstbetriebe die mangelhafte Zusammenarbeit in der Holzkette ein bedeutenderes Problem ist als für die Betriebsleiter selbst. Der grosse Umfang der Ansprüche an den Wald wird vor allem von den Waldbesitzern, den VertreterInnen von Forschung und Ausbildung und den Mitarbeitern der Forstbetriebe ausgewählt. Am wenigsten wird dieser Aspekt vom kantonalen Forstdienst und vom BUWAL genannt. Auffällig ist, dass jeder zweite Waldbesitzer den pflegeaufwändigen Waldbau als mitverantwortlich für die angespannte wirtschaftliche Lage der Forstbetriebe sieht. Zu wenig Kundenorientierung sehen vor allem die Holzkäufer gefolgt vom kantonalen Forstdienst und BUWAL sowie den Forstbetriebsleitern. Eine geringe Bedeutung hat dieser Aspekt für die Mitarbeiter des Forstbetriebs. Obwohl die Holzernte mehr als 5% des Aufwandes im Holzproduktionsbetrieb ausmacht, geben lediglich die VertreterInnen des kantonalen Forstdienstes und des BUWAL dem zu geringen Einsatz der modernen Erntetechnik eine besonders grosse Bedeutung. Die Holzkäufer und die Forstbetriebsleiter messen dem mangelnden Einsatz der Informationstechnologie im Vergleich zu den übrigen Gruppen die grösste Bedeutung zu. Erstaunlicherweise spielt dieser Aspekt gerade bei den VertreterInnen von Forschung und Ausbildung eine untergeordnete Rolle. Fehlende Leistungsanreize werden selten, aber von den Forstunternehmen am häufigsten und vom kantonalen Forstdienst und vom BUWAL überhaupt nicht genannt. 3
Fragen zu Lösungsansätzen Ist eine gewinnbringende Holzproduktion, bei gegenwärtigem Preis- und Lohnniveau, in der Schweiz überhaupt irgendwo möglich? 2 18 16 14 12 8 6 4 2 Gewinnbringende Holzproduktion möglich? ja nein weiss nicht Ungefähr gleich viele Personen sind davon überzeugt, dass dies möglich sei wie solche, die das nicht für möglich halten. Forstunternehmer und Forstingenieurbüros gehören vor allem zur ersten Gruppe, Waldbesitzer und Betriebsleiter vor allem zur zweiten. Zwischen den Forstregionen zeigen sich keine nennenswerten Unterschiede in dieser Frage. Wie wichtig ist es in Zukunft für den Waldeigentümer, einen Gewinn aus der Waldbewirtschaftung zu erzielen? 18 16 14 12 8 6 4 2 Gewinnerzielung wichtig? wichtig eher wichtig eher unwichtig unwichtig weiss nicht Rund 8 % aller Befragten hielten die Gewinnerzielung für wichtig bzw. eher wichtig. Erwartungsgemäss votierten die Waldbesitzer mit beinahe 9% für die Relevanz der Gewinnerzielung. Welche Betriebsgrösse erachten Sie in Ihrer Forstregion zukünftig als optimal? 14 12 8 6 4 2 optimale Betriebsgrösse? < ha - 2 ha > 2 ha weiss nicht Betriebsgrössen, die grösser als 2 ha sind, werden nur von jedem siebten als optimal beurteilt. Der grösste Teil der Befragten bevorzugen Betriebsgrössen kleiner als 2 ha. Dabei gibt es etwa gleich viele Antworten, für Betriebsgrössen zwischen und 2 ha, wie für die kleineren Betriebe unter ha. 4
Die Waldseite (Betriebsleiter und Waldbesitzer) spricht sich vor allem für kleinere Betriebe aus, die Holzseite (Holzkäufer) für grössere. Im Mittelland und Jura sind es kleinere Betriebe, in den Alpen und der Alpensüdseite eher grosse, die bevorzugt werden. Wer soll das Holz in Zukunft verkaufen? 25 2 15 5 Wer soll in Zukunft Holz verkaufen? jeder einzelne Betrieb mehrere Betriebe gemeinsam Andere weiss nicht Hier zeigt sich eine mehr oder weniger einhellige Meinung, dass der Holzverkauf nicht mehr vom einzelnen Betrieb durchgeführt werden soll, sondern dass eine Bündelung des Holzangebotes anzustreben ist. Grössere Unterschiede innerhalb der Gruppierungen treten nur auf der Alpensüdseite auf, indem dort der Holzverkauf durch den einzelnen Betrieb deutlich über dem Durchschnitt der übrigen Regionen liegt. Soll man in Zukunft noch mehr Holz auf dem Stock verkaufen? 25 2 15 5 mehr Holz auf dem Stock verkaufen? ja nein weiss nicht Der Holzverkauf auf dem Stock wird mehrheitlich abgelehnt. Abgelehnt wird er am stärksten mit über 8 % von den Forstbetriebsleitern. Dagegen wird er mit über 6% von den Holzkäufern begrüsst. Regional ist der Stockverkauf vor allem auf der Alpensüdseite mit einem Ja-Anteil von über 6% ein Thema. Erachten Sie ein Grosssägewerk (Einschnitt ca. 1 Mio. m3 / Jahr) in der Schweiz als vorteilhaft für die einheimische Forst- und Holzwirtschaft? 12 8 6 4 2 Grossägewerk in der Schweiz vorteilhaft? ja eher ja eher nein nein weiss nicht Eine Mehrheit betrachtet ein Grossägewerk in der Schweiz als vorteilhaft (56% zu 41%). Im Mittelland, wo der Standort vorgesehen ist, fällt die Differenz zwischen Befürwortern und Gegnern mit 52% "ja" und "eher ja" zu 46% "eher nein" und "nein" am knappsten aus. Deutlich über dem Durchschnitt (>75%) sprechen sich Forschung/Ausbildung und 5
Forstunternehmer dafür aus. Unverkennbar dagegen sind einzig die Holzkäufer mit 63% "eher nein" und "nein" Antworten. Welche Lösungsansätze sehen Sie, um die wirtschaftliche Situation in der Holzproduktion zu verbessern? Die Gelegenheit zur Beantwortung dieser offenen Frage wurde von ca. 8% der Antwortenden genutzt. Rund 3/4 der Lösungsansätze können den folgenden vier Handlungsfeldern zugeteilt werden: Das Handlungsfeld "überbetriebliche Zusammenarbeit verbessern und Betriebstrukturen überdenken" wird von jedem vierten angesprochen. Etwa gleich häufig wird das Handlungsfeld "Holz gezielter vermarkten" genannt. Neben der besseren Vermarktung, wird vor allem auf eine Förderung der Holzverwendung und eine bessere Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse hingewiesen. Das dritte Handlungsfeld sieht Lösungsansätze im Bereich " Produktion optimieren" wird etwa von 15% genannt. Erwähnt wird insbesondere, dass das Rationalisierungspotenzial in der Holzernte weiter auszuschöpfen sei, dass vermehrt moderne Technologien einzusetzen sind und dass die waldbaulichen Tätigkeiten zu straffen sind. Das vierte Handlungsfeld "günstige politische Rahmenbedingungen schaffen" wird etwa gleich häufig erwähnt. Hauptsächlich genannt werden in diesem Zusammenhang die gemeinwirtschaftlichen Leistungen, die es abzugelten gilt. Darüber hinaus wird die Lösung in einer Ökosteuer oder dem Überdenken der Subventionspraxis gesehen. Einzelne Lösungsvorschläge, wie z.b. mehr Kompetenzen für die Betriebsleiter, Waldbesitzer ernst nehmen und Funktionen der Forstwirtschaft überdenken, zeigen wie weit das Spektrum der Lösungsansätze reicht. Interpretation und Fazit Die kleine Umfrage anlässlich der Forstmesse ist nicht repräsentativ für die Schweiz. Sie war auch nicht darauf ausgelegt, eine bestimmte Hypothese zu untersuchen. Sie gibt lediglich ein interessantes Stimmungsbild bezüglich der wirtschaftlichen Probleme der Holznutzung wieder. Im Nachhinein würde man sicherlich die eine oder andere Frage anders oder zusätzlich stellen. Wir sind uns auch bewusst, dass die Fragen relativ einseitig auf die Aspekte von ökonomischen und technischen Rahmenbedingungen ausgerichtet waren. Der hochkomplexe sozio-ökologische Bereich blieb ausgeklammert, muss aber bei einer integralen Lösungssuche ebenfalls berücksichtigt werden. Die Problemlage wird von den Befragten weitgehend einheitlich eingeschätzt. Alle halten die schwache Position auf dem Holzmarkt und die kleinflächigen Besitz- und Bewirtschaftungsstrukturen für besonders bedeutsame Aspekte. Man gewinnt hier wie auch später bei den Lösungsansätzen den Eindruck, dass zwar jeder - verständlicherweise 6
- durch seine eigene Brille schaut, dass aber auch die Notwendigkeit zur Veränderung und zur Zusammenarbeit sehr hoch eingeschätzt wird. Zu diesem Punkt übrigens noch eine kleine Episode: Während der Forstmesse fand sich auf unserem Stand auch der Leiter des grössten Privatwaldbesitzers Österreichs (> 3' ha) ein. Er beklagte sich, zuwenig gross zu sein, um auf den Holzmarkt einen wesentlichen Einfluss ausüben zu können... Auf der Seite der Lösungsansätze ist das Gesamtbild uneinheitlicher. Bezüglich einiger Fragen ist eine Spaltung in zwei Lager feststellbar, welche wahrscheinlich auch unterschiedliche Grundeinstellungen widerspiegeln. Ein anderer Eindruck ist der, dass die wirtschaftliche Komponente zwar nach wie vor eine bedeutsame Rolle spielen soll, dass man aber nicht immer bereit ist, dieses Ziel mit allen Konsequenzen zu verfolgen. Ein Beispiel hierfür stellt der kritisch beurteilte Stockverkauf dar, welcher zumindest de facto einen integralen Bestandteil vieler neuer Lösungen darstellt, welche die Schnittstellenprobleme zwischen Wald und Holzwirtschaft entschärfen könnten. Schliesslich ist aber auch zu erwähnen, dass der grösste Teil der Befragten auch eigene Vorstellungen über mögliche Lösungen mitgeteilt und Veränderungen vor allem im Bereich Zusammenarbeit und Holzvermarktung vorgeschlagen hat, welche eine grosse Reformbereitschaft voraussetzen. Die Trends in der internationalen Forst- und Holzwirtschaft, wie Konzentration, Fusion und Kooperation könnten diese schon bald herausfordern. 7