Jahresbericht 2008 der Nationalen Referenzzentrale für Tuberkulose. D Schmid D., HW Kuo HW., S. Pfeiffer, A. Indra

Ähnliche Dokumente
Nationale Referenzzentrale für Tuberkulose

Tuberkulose-Überwachung in Deutschland. Daten aus dem Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland 2013

Tuberkulose und Hygienemaßnahmen im Krankenhaus

Tuberkulose. Rasche Diagnostik von. Tuberkulose und ihrer Resistenzen. Diese Testsysteme dürfen in Ihrem Labor nicht fehlen!

TB 2015: Was ist wichtig für Europa

Tuberkulose Bedrohung durch eine vergessene Zoonose? Humanmedizinischer Aspekt (Schweiz), Sicht des Referenzlabors

Nationale Referenzzentrale für Pneumokokken

Update Tuberkulose. DFP-Literaturstudium. 8 pneumo

TUBERKULOSE IN ÖSTERREICH. Humanmedizin. Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH

Tuberkulose. Heinrich - Brügger Schule ( Klinikschule ) Schulleiter S. Prändl, Oberarzt Dr. M. Rau. Waldburg-Zeil Kliniken

Monitoring von Resistenzen in der Humanmedizin. Tim Eckmanns Robert Koch-Institut

Generali-Geldstudie 2010

Middle East Respiratory Syndrome - MERS-Coronavirus

Gewerbliche Arbeitskräfteüberlassung in Österreich im Jahr 2013

Legionellose-Surveillance und technische Prävention

Wintersaison 2014/2015 bis März: Ankünfte +4% und Nächtigungen +2%

HIV-Infektion und AIDS. Seminar aus funktioneller Pathologie

1. LAGE DER ABA INVEST IN AUSTRIA

Kurzbericht Abteilung Statistik

HIV- Update. Elisabeth Puchhammer-Stöckl Department für Virologie Medizinische Universität Wien

RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten - Merkblätter für Ärzte

3.19 Non-Hodgkin-Lymphome

D.Schmid, S.Fenkart, A.Spina, D.Mitteregger, A.Hirschl, H.Burgmann

Epidemiologie von HIV/AIDS in Deutschland. Stand 03/2015

TEIL I DES ACHTZEHNTEN TREFFENS DES WIRTSCHAFTS- UND UMWELTFORUMS

Quelle: UNWTO World Tourism Barometer August 2014, Ankünfte von ausländischen Gästen UNWTO,

DIENSTREISE: SPESEN FÜR ARBEITNEHMER

Fallstricke in der HIV-Diagnostik. Elisabeth Puchhammer-Stöckl Department für Virologie Medizinische Universität Wien

Risikomanagement im Rahmen der Primär- und Sekundärprävention

Hintergrund. Jugendcoaching

Winware Zahlungsverkehr mit Lieferanten

Überlegungen und Daten zum Herzkreislaufstillstand/der Reanimation in der Geriatrie Martin Frossard Universitätsklinik für Notfallmedizin

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode der Abgeordneten Ulrike Berger, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

EMAU Greifswald Studierende Köpfe (Ausländer) entsprechend amtl. Statistik WS15/16

Handbuch Tuberkulose

Information Arbeitsmarkt

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH

3 Tuberkulose. 3.1 Antituberkulotika. 3 Tuberkulose 117

Unternehmensbesteuerung

Neu! Weltweit ab 1 Cent/ Min. Ohne Anmeldung. Ohne Mindestumsatz. eety Die Wertkarte. Ohne mtl. Grundgebühr. Die ganze Welt um wenig Geld!

Information Arbeitsmarkt

Management des Patienten mit Tuberkulose

East meets West. Entwicklung der Säuglingssterblichkeit und Lebenserwartung in Ost- und Westeuropa

Bologna conference: Asymmetric Mobility

Schutz-/Hygienemaßnahmen bei Tuberkulose

Schadenfälle deutscher Autofahrer im Ausland

Servicepreise. Serviceleistungen online in der Servicewelt Einheit Preis

HIV und Hepatitis bei Traumapatienten: Was ist gesichert bei Stichverletzungen und anderen Kontaminationen? Rationales Vorgehen in Klinik und Praxis

Übersicht über das Zahlungsverfahren beim Bundesamt für Justiz

PSA-Test im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung

3.9 Brustdrüse der Frau

Verordnung über Arzt- und Labormeldungen

Kfz-Kennzeichen in Europa

1. ÖSTERREICHISCHER PATIENTENBERICHT RHEUMATOIDE ARTHRITIS 2009

Zucht- und Eintragungsbestimmungen für Spanielwürfe in Europa Zusammengestellt für den Europäischen Spaniel-Kongress Malvern 2004

Gewerbliche Arbeitskräfteüberlassung in Österreich im Jahr 2012

($ ) ' & *&+%,- % . "/*% &" & -,- *! 3&&") 4' /*%- &"# $ -1/ /* '$ - 6,- . / *- ' &"($ /-7. ( 89!$ 4)// &"',- :!&") / : *7 /

Mit diesem Online-Portal greifen Sie zügig auf alle Abrechnungsinformationen zu und stärken die wirtschaftliche Basis Ihrer Praxis Tag für Tag!

Servicepreisliste Sparhandy Allnet-Flat-Tarife (Stand:11/2015)

Report Datum Report Währung. Öffentliche Pfandbriefe bzw. öffentliche fundierte Bankschuldverschreibungen

Immunsuppression allgegenwärtig und zunehmend

Überblick über die Resistenzlage (insbesondere gramnegative Erreger)

Quelle: UNWTO World Tourism Barometer April 2014, Ankünfte von ausländischen Gästen UNWTO,

Abgehende Verbindungen von Deutschland ins Ausland

1. Norddeutscher Schiedsgerichtstag. Windenergie Dispute Resolution bei grenzüberschreitenden Streitigkeiten

Magenkrebs. Entwicklung und Public Health Perspektiven

Information Arbeitsmarkt

Ausländische Direktinvestitionen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa : Aufschwung in den NMS, Einbruch in den GUS

Liste der Vertragsstaaten. des Abkommens vom 28. Juli 1951 und/oder des Protokolls vom 31. Januar 1967 über die Rechtsstellung der Flüchtlinge

Herzlich Willkommen am 45. Zürcher Hygienekreis

Preis in Euro inkl. USt. Freiminuten in alle Netze Minuten pro Monat. Freiminuten ins Festnetz Minuten pro Monat

Alpine Wildlife Tuberkulose bei Wildtieren im Alpenraum. Mathias Büttner, LGL Bayern Halbzeitkonferenz Bioökonomie,

CME Zahnärztliche Fortbildung. Lungentuberkulose. springerzahnmedizin.de. Punkte sammeln auf...

Übersicht über das deutsche Besteuerungsrecht an Lizenzgebühren nach Doppelbesteuerungsabkommen (DBA)

Zweites Halbjahr 2013 verglichen mit zweitem Halbjahr 2012 Strompreise für Haushalte in der EU28 stiegen um 2,8% und Gaspreise um 1,0%

Demografischer Wandel - Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft

Prevalence of colorectal polyps attributable to gender, smoking, and family history of colorectal cancer

Sechster Österreichischer Kreativwirtschaftsbericht

Entgeltbestimmungen bob balkan (bob Vertrags-Tarif)

Tuberkulose. Informationen für Ärzte und Patienten

Infektionen des Zentralnervensystems: Klinik

PRESSEGESPRÄCH. Trends an der Universität Innsbruck Entwicklung der Studierendenzahlen im Wintersemester 2001/2002

Günstiger in der Welt verbunden Swisscom senkt erneut die Roamingtarife. Medien-Telefonkonferenz 12. Mai 2009

11627/AB XXIV. GP. Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

Gibt es eine Indikation für den 18 FDG-PET-CT bei Silikose? K. Weiglein, H. Schinko Pneumologie AKH Linz

Amt der Oö. Landesregierung Direktion Präsidium Information der Abt. Statistik. Außenhandel Oberösterreich vorläufige Ergebnisse

Hand in Hand. 17. Steirischer Museumstag Museum Hartberg. Bedeutung Bedingungen - Perspektiven

BLUTHOCHDRUCK UND NIERE

Kinder- und Jugend- Gesundheitsbericht 2010 für die Steiermark

PostFax und Kopierdienst ALLGEMEINE GESCHÄFTSBEDINGUNGEN. Gültig ab

Kraft und Hoffnung geben - Überleben

Transkript:

Ansprechpersonen: Mag. Dr. A. Indra Dr. D. Schmid Nationale Referenzzentrale für Tuberkulose AGES - Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene A-1096 Wien, Währinger Straße 25a Telefon: (0)50 555 37111 Fax: (0)50 555 37109 E-mail: alexander.indra@ages.at Jahresbericht 2008 der Nationalen Referenzzentrale für Tuberkulose D Schmid D., HW Kuo HW., S. Pfeiffer, A. Indra Zusammenfassung Im Jahr 2008 wurden 890 Fälle (inkludiert 529 kulturell bestätigte Fälle) an Tuberkulose (Tb) registriert. Die daraus resultierende Inzidenz beträgt 10,7/100.000 Einwohner. Männer erkrankten 1,8 Mal häufiger als Frauen (13,8/100.000 versus 7,6/100.000). Die Altersgruppe 5-14 Jahre verzeichnete die geringste Inzidenz (2,54/100.000). Im Vergleich zur Inzidenz der Altersgruppe 4-15 Jahre war die Inzidenz der Altersgruppe 0-4 Jahre 2,1 Mal höher und die der Altersgruppe > 65 Jahre 5,9 Mal höher. Das Bundesland Wien war mit 14,8 Fällen pro 100.000 Einwohner am stärksten betroffen, gefolgt von Niederösterreich (8,7/100.000) und Oberösterreich (8,6/100.000). Der seit 2004 beobachtete rückläufige Trend der Tb Inzidenz bei Personen mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit setzte sich auch im Jahr 2008 fort (Inzidenz: 35/100.000). In 75 % (221/295 Fällen mit Angaben zur Nationalität) stammten diese Personen aus anderen europäischen Ländern (inkludiert die Balkanstaaten mit 49 % und Ost-Europa mit 26 % dieser Tb-Fälle mit anderer Staatsangehörigkeit). Insgesamt wurden im Jahr 2008 13 Fälle einer multiresistenten Tuberkulose und 4 Fälle von XDR- Tuberkulose an der nationalen Referenzzentrale bestätigt. Summary In 2008, a total of 890 tuberculosis (Tb) cases (including 520 culture confirmed cases) have been reported in Austria giving an incidence of 10.7/100,000 population. Men were 1.8 times more affected than women (13.8/100.000 versus 7.6/100,000). The lowest incidence of TB was observed in the age group 5-14 yrs (2.5/100,000 population). The incidence in the age group 0-4 years was 2.1 times higher and in the age group 65 yrs 5.9 times higher as compared to the incidence of the age group 5-14 yrs. The province Vienna was mostly

affected (14.8/100.000 population) followed by the provinces Upper Austria (8.7/100,000) and Lower Austria (8.6/100,000)). The decreasing trend since 2004 in TB incidence among persons with citizenship other than Austrian was continued in 2008 (incidence: 35/100,000). Out of the total of 295 TB cases with non-austrian citizenship, 221 (74.9 %) originated from other European countries (including Balkans in 48.9 % and East Europe in 26.2 % of these TB cases). A total of 13 cases of MDR-TB and 4 cases of XDR-TB have been documented at the national reference centre of TB in 2008. Einleitung Das Genus Mycobacterium umfasst neben den Erregern der Tuberkulose über 100 andere Spezien. Als Erreger der Tuberkulose gilt der Mycobacterium-tuberculosis-Komplex. Der M.- tuberculosis-komplex ist eine Gruppe von genetisch sehr nahe miteinander verwandten Spezies-Varianten bzw. Subspezies der Tuberkulose-Bakterien. Neben M. tuberculosis und M. africanum gehören auch M. bovis, der davon abgeleitete Impfstamm M. bovis-bcg (Bacille Calmette-Guérin, eine Deletionsmutante von M. bovis), M. canettii, M. microti und seit 2003 M. caprae zum M. -tuberculosis-komplex [1, 2, 3]. Alle M.-tuberculosis-Komplex- Arten können beim Menschen eine Tuberkulose (Tb) verursachen. 5 10 % der infizierten immunkompetent Erwachsenen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine behandlungsbedürftige Tuberkulose [1]. Die Tuberkulose ist in Österreich seit 1968 eine meldepflichtige Erkrankung. Seit Jänner 2009 ist ein elektronisches Meldesystem, das EMS, in Österreich operativ. Methodik Falldefinitionen Zum einen erfolgte die Auswertung der Fallklassifikation für 2008 unter Verwendung der Falldefinitionen für Tuberkulose nach WHO/ EuroTB 2007 [4, 5] bzw. der Entscheidung der Europäischen Kommission 2002/253/EG [6]. Zum anderen erfolgte die Auswertung der Fallklassifikation unter Verwendung der im Juni 2008 erlassenen neuen EU-Falldefinitionen für Tuberkulose 2008/426/EG [7] (Tabelle 5). Das elektronische Meldesystem EMS erfasst bereits diese neuen Fallklassifikationen. Grund für die Auswertung der Fallklassen nach zweierlei Falldefinitionen war, dass im Datensatz 2008 die Daten für die Laborkriterien Ergebnis der Mikroskopie, Ergebnis der Untersuchung mittels Nukleinsäure-Amplifikations Techniken (NAT), histologische Erscheinung von Granulomen - inkomplett verfügbar sind. Dadurch gibt es Abweichungen bezüglich der tatsächlichen Verteilung der drei Fallklassen nach der EU-Falldefinition (bestätigter, wahrscheinlicher und möglicher Fall). Somit ist die Angabe der Fälle in den beiden Fallklassen gemäß der bis 2007 gültigen EuroTB Falldefinition (definitiver und nicht definitiver Fall) zuverlässiger. Für sonstige Definitionen der Tb Surveillance wird auf Tabelle 6 verwiesen.

Datenquelle Für die Analyse der Surveillance-Daten der Tuberkulose in Österreich 2008 wurde der Datensatz der nationalen Tb-Datenbank (bis Ende 2008 geführt von der Nationalen Referenzzentrale für Tb) vom Stand 31.12.2008 mit den im elektronischen Meldesystem EMS zwischen 01.01.2009 bis 31.07.2009 für das Surveillance-Jahr 2008 ergänzten Daten verwendet. Der Datensatz der nationalen Tb-Datenbank mit Kenntnisstand 31.12.2008 beinhaltete 636 Falleinträge und der Originaldatensatz des EMS mit Kenntnisstand 31.07.2009, 869 Falleinträge; 607 Falleinträge waren im Datensatz der nationalen Tb- Datenbank sowie des EMS vorhanden. Im Originaldatensatz des EMS fehlten 29 Falleinträge der nationalen Tb-Datenbank. Der zusammengeführte Datensatz, der 898 Falleinträge beinhaltete, wurde auf Mehrfacheinträge eines selben Patienten geprüft: es wurden inkorrekte Doppeleinträge von 8 Patienten identifiziert und diese exkludiert. Der finale Datensatz beinhaltete für das Jahr 2008 890 Einträge von neuen Fällen einer Tuberkuloseerkrankung (Definition siehe Tabelle 6). Die 890 Fälle wurden nach folgenden Charakteristika ausgewertet: demographische Daten (Geschlechterverhältnis, Altersverteilung, Bundesland, Staatsangehörigkeit), Organbeteiligung, Anlass der Diagnose (aktive, passive Fallauffindung), Vorgeschichte (Vorerkrankung, Vorbehandlung), Labordiagnostik (kulturelle Untersuchung, nachgewiesene Erreger, Nukleinsäure- Amplifikations-Technik (NAT), mikroskopische Untersuchung), Resistenzlage. Das Behandlungsergebnis wurde für jene Fälle ausgewertet, bei denen eine Beobachtungszeit von mindestens 12 Monaten zum Zeitpunkt der Analyse bestanden hat. Vor der Auswertung der Surveillance-Daten 2008 wurde das Ausmaß der Daten-Vollständigkeit für die o.g. Variablen erhoben. Die Auswertung der Ergebnisse der kulturellen Untersuchungen basierte auf den Daten der Laborberichte und nicht auf den Meldedaten. Die statistische Analyse von Trends der Inzidenz für Tuberkulose wurde mittels einer simplen Regressionsanalyse durchgeführt. Resultate Analyse der Vollständigkeit der Surveillance-Daten 2008 Tabelle 4 zeigt die Ergebnisse der Analyse der Datenvollständigkeit pro Variabel des Tuberkulose Surveillance-Datensatzes 2008. Die demographischen Daten wurden für alle der 890 Falleinträge vollständig erhoben, sowie auch das Meldedatum, der Tuberkulose-Erreger und die Todesursache. Daten über die Resistenzprüfung für Isoniazid, Rifampizin, Pyrazinamid, Ethambutol und Streptomycin waren in 99,6 % der Falleinträge (527/529) vorhanden. Angaben über die Nationalität waren in 87,2 % der Falleinträge (776/890), über das Datum der Diagnose in 89,2 % (794/890), über den Nachweis von Nukleinsäure eines der M.-tuberculosis-Komplex Erreger in 56,6 % (504/890), über die mikroskopische Untersuchung in 92,4 % (822/890) und über das hauptsächlich betroffene Organ in 97,2 % der Falleinträge (865/890) verfügbar. Ergebnisse über den Therapie-Ausgang nach zumindest 12 Monaten der Diagnosestellung waren in 76,7 % der für diese Analyse geeigneten Fälle (352/459) verfügbar. Tabelle 4 illustriert die Ergebnisse der Auswertung der Datenvollständigkeit und der verwertbaren Dateneinträge.

Analyse der Surveillance-Daten 2008 Anzahl der Fälle und Inzidenz Im Jahr 2008 wurden insgesamt 890 Fälle einer Neuerkrankung von Tuberkulose (2007: 891) registriert. Gemäß Falldefinition von EuroTB 2007 erfüllten 529 der 890 Fälle (59,4 %) die Kriterien eines definitiven Falles (kulturell bestätigter Fall) und 361 Fälle die Kriterien eines nicht definitiven Falles. Gemäß EU-Falldefinition 2008 erfüllten 532 Fälle die Kriterien eines bestätigten Falles (59,8 % von 890 Fälle), 106 Fälle, die eines wahrscheinlichen Falles (11,9 % von 890 Fällen) und 252 Fälle, die Kriterien eines möglichen Falles (28.3 % von 890 Fällen) (Tabelle 1). Organbeteiligung und Erreger-Differenzierung Bei 727 Erkrankungsfällen (84 % von 865 Fällen) lag eine Tuberkulose der Atmungsorgane vor. Eine Differenzierung der verschiedenen Spezies innerhalb des M. tuberculosis- Komplexes wurde für 116 der 529 (21,9 %) kulturell bestätigten Fälle angegeben. Bei diesen 116 Fällen war in 108 (93 %) M. tuberculosis als Erreger identifiziert worden (Tabelle 3c). Tabelle 1: Fälle einer Tuberkulose-Neuerkrankung in Österreich, 2008 (nach Fallklassifikation gemäß der EuroTB Falldefinition 2007 und der neuen EU-Falldefinitionen 2008) Fälle einer Neuerkrankung von Tuberkulose N=890 Fallklassifikation nach EU-Falldefinition 2008 Bestätigter Fall 532 (59,8%) Isolierung eines der Erreger aus dem M.- tuberculosis- Komplex Nachweis von Nukleinsäure eines der Erreger aus dem M.-tuberkulosis-Komplex 1 UND Nachweis von säurefesten Stäbchenbakterien 529 3 Wahrscheinlicher Fall 106 (11,9%) Möglicher Fall 2 252 (28,3%) Fallklassifikation nach Falldefinition EuroTB 2007 Definitiver Fall (kulturell bestätigt) 529 (59,4) Nicht definitiver Fall (nicht kulturell bestätigt) 361 (40,6) 1 Nachweis von Nukleinsäure eines der Erreger aus dem M.-tuberkulosis-Komplex mittels Nukleinsäure-Amplifikations-Techniken (NAT) 2 bei 158 möglichen Fällen mit Angabe eines negativen Kulturergebnisses fehlten Angaben zur Mikroskopie und zur PCR Untersuchung; bei 94 möglichen Fällen fehlten Angaben zur kulturellen Untersuchung sowie zur Mikroskopie und PCR Untersuchung

Die resultierende Inzidenz (inkludiert laborbestätigte und nicht laborbestätigte Neuerkrankungen) ist 10,65/100.000 Einwohner. Dies entspricht einer Abnahme der Inzidenz im Vergleich zum Vorjahr 2007 von 0,8 %. Damit setzt sich der in den Jahren von 1997 bis 2007 beobachtete rückläufige Trend der Tb Inzidenz im Jahr 2008 fort (Abb. 1). Von 1997 bis 2008 hat die Tb Inzidenz um 0,7 Fälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr abgenommen (95 % CI: - 0,83 bis 0,55, R 2 = 0,92; p< 0,001) (Abb.: 1). Die Entwicklung der Tuberkulose in Österreich entspricht jener, die sich in den meisten westeuropäischen Ländern seit vielen Jahren kontinuierlich abzeichnet. Die durchschnittliche Inzidenz in den westeuropäischen Ländern betrug 2006 17 Erkrankungsfälle /100.000 Einwohner [8]. Anzahl der Fälle pro 100.000 Personen 70 60 50 40 30 20 10 54 18.58 15.25 44.72 17.10 14.48 13.15 1-Jahres-Inzidenz bei Personen mit österr. Staatsangehörigkeit 1-Jahres-Inzidenz bei Personen mit anderer Staatsangehörigkeit 1-Jahres-Inzidenz gesamt 47.27 48.16 16.14 12.12 38.01 11.07 10.48 41.84 45.29 15.30 13.51 13.39 12.22 57.59 13.26 53.89 12.27 40.98 37.84 8.78 8.54 7.74 7.58 7.43 6.61 35.03 10.90 10.74 10.68 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr Abb. 1: 1-Jahres-Inzidenz der Tuberkulose in Österreich und die 1-Jahres-Inzidenz der Tuberkulose in Österreich nach Staatsangehörigkeit, 1997 2008 Alters- und Geschlechtsverteilung Bei einer Erstinfektion entwickeln ca. 3 4 % der Infizierten innerhalb eines Jahres eine aktive Tuberkulose (i.e. progrediente Primärtuberkulose). Besonders Kleinkinder (< 5 Jahren) und immungeschwächte Personen haben ein deutlich erhöhtes Risiko zeitnah zur Infektion an einer Tuberkulose zu erkranken. Bei den übrigen Infizierten kommt es bei 3 15 % der Fälle später im Laufe des Lebens zu einer Reaktivierung der latenten Infektion, welches als postprimäre Tuberkulose bezeichnet wird. Das Risiko für eine Reaktivierung nimmt mit dem Alter zu [1]. Im Jahr 2008 zeigte die altersspezifische Inzidenz der Tuberkulose in Österreich einen Anstieg von 2,5/100. 000 Einwohner in der Altersgruppe 5-14 Jahre (Altergruppe mit niedrigster Inzidenz) auf 15/100.000 Einwohner in der Altersgruppe > 65 Jahre (Altersgruppe mit höchster Inzidenz). Die Inzidenz in der Altergruppe 0-4 Jahre betrug 5,3/100.000.

Männer erkrankten 1,8 Mal häufiger als Frauen; die Inzidenz bei Männern betrug 13,8 und bei Frauen 7,6/100.000 (Tabelle 3a). Abbildung 2 zeigt die alters- und geschlechtsspezifische Inzidenzrate (IR) der zwischen 1997 und 2008 in Österreich gemeldeten Tuberkulose-Erkrankungsfälle. Das Risiko an Tuberkulose in Österreich zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter: bei Personen der Altersgruppe >65 Jahre war die Inzidenzrate mit 21,8 /100.000 Einwohner am höchsten. Der altersabhängige Anstieg ist bei Männern stärker ausgeprägt; dieser geschlechtsspezifische Unterschied wird in der Altersgruppe 45-54 Jahren besonders sichtbar (IR bei Männern versus IR bei Frauen: 26,2/100.000 versus 8,6/100.000). Die Inzidenzrate in der Altersgruppe 0-4 Jahre (6,4/100.000) ist 2,4 Mal höher verglichen mit der Altergruppe 5-14 Jahre. Dies entspricht dem erhöhtem Risiko für die Primärtuberkulose im Kleinkindesalter (< 5 Jahren). Ähnliche Alters- und Geschlechtsverteilung der Tb-Fälle werden in Ländern wie Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern beschrieben [8, 9]. 35 30 Mittlere jährliche altersspepezifische Inzidenzrate bei Männern Mittlere jährliche altersspepezifische Inzidenzrate Mittlere jährliche altersspepezifische Inzidenzrate bei Frauen 31.05 Anzahl der Fälle pro 100.000 Personenjahre 25 20 15 10 5 0 26.16 22.43 21.75 18.59 17.09 17.35 15.95 12.22 14.19 13.90 15.09 11.28 10.52 7.16 9.06 8.74 6.40 8.61 8.17 5.69 2.85 2.71 2.59 0-4 5-14 15-24 25-34 35-44 45-54 55-64 64+ Altersgruppe Abb. 2: Mittlere jährliche alters- und geschlechtsspezifische Inzidenzrate für 1997 2008 Verteilung nach Bundesländern Abbildung 3 und Tabelle 2 zeigen die altersstandardisierte Inzidenz der Tuberkulose pro Bundesland. Das Bundesland Wien verzeichnete die höchste Inzidenz (14,8/100.000 Einwohner) gefolgt von Niederösterreich (8,7/100.000), Oberösterreich (8,6/ 100.000 Einwohner), Tirol (8,3/100.000 Einwohner) und Kärnten (7,4/100.000). Die geringste Inzidenz verzeichnete Vorarlberg (4,5/100.000). Die Bundesländer Steiermark, Burgenland und Salzburg wiesen eine Inzidenz zwischen 6,2 und 6, 5/100.000 Einwohner auf.

Abb. 3: Verteilung der Erkrankungsfälle nach Bundesland Tabelle 2: altersstandardisierte Inzidenz pro Bundesland Bundesland N=855 n % Alterstandardisierte Inzidenz Burgenland 23 2,7% 6,5 Kärnten 47 5,5% 7,4 Niederösterreich 158 18,5% 8,7 Oberösterreich 146 17,1% 8,6 Salzburg 38 4,4% 6,2 Steiermark 93 10,9% 6,4 Tirol 66 7,7% 8,3 Vorarlberg 20 2,3% 4,5 Wien 264 30,9% 14,8

Verteilung nach Staatsangehörigkeit Abbildung 1 stellt die 1-Jahres-Inzidenz der Tuberkulose in Österreich nach Staatsangehörigkeit von 1997 bis 2008 dar. Die Inzidenz der Tuberkulose (inkludiert laborbestätigte und nicht laborbestätigte Neuerkrankungen) bei Personen mit nicht österreichischer Staatsangehörigkeit gegenüber jener bei Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit war innerhalb der vergangenen 12 Jahre durchschnittlich um das 4,5 Fache (95 %CI: 4,3-4,6; p<0,0001) höher gewesen. Während die Inzidenz der Tuberkulose bei Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit in den Jahren von 1997 bis 2008 linear abnahm, zeigte die Inzidenz bei Personen mit anderer Staatsangehörigkeit erst nach 2004, in dem ein Höchstwert von 57,6/100.000 Ausländer erreicht war, einen deutlichen Rückgang und betrug im Jahr 2008 35/100.000 Ausländer (prozentuelle Inzidenzreduktion von 2004 bis 2008: 39 %). Die Inzidenz der Tuberkulose bei Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit betrug 6,2/100.000 Einwohner in 2008 gegenüber 7,4/100.000 Einwohner in 2007 (Inzidenzreduktion: 11 %). Wie auch in den Jahren zuvor, wiesen die Tb Fälle mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zu jenen mit österreichischer Staatsangehörigkeit ein wesentlich jüngeres Alter auf. Die Abbildung 4 illustriert die Altersverteilung nach Staatsangehörigkeit: der Häufigkeitsgipfel der Erkrankungsfälle bei Personen anderer Staatsangehörigkeit lag in der Altersgruppe 25-34 Jahre (Altersmedian: 33 Jahre) gefolgt von der Altersgruppe 15-24 Jahre, wogegen der Altersgipfel bei österreichischen Erkrankungsfällen in der Altersgruppe > 64 Jahre lag (Altersmedian: 54 Jahre). Das niedrige Alter der Fälle mit anderer Staatsangehörigkeit dürfte von der Alterstruktur jener Personen bestimmt sein, die innerhalb der ersten 5 Jahre nach Zuwanderung in Österreich an Tuberkulose erkrankten. Schmid et al. [10] fanden in einer 10-Jahresanalyse der Tb- Surveillance-Daten von Österreich heraus, dass 90 % der Personen mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit, die in Österreich an Tuberkulose erkrankten, innerhalb der ersten 5 Jahre ihres Aufenthaltes in Österreich diese Erkrankung entwickelten. Den Hauptanteil dieser Fälle stellten Migranten in den Altersgruppen 15-24 Jahre und 25-34 Jahre mit Herkunft aus Tb-Hochinzidenzländern. Die Verteilung der Herkunftsländer der Personen mit anderer Staatsangehörigkeit, bei denen im Jahr 2008 Tuberkulose diagnostiziert wurde, ist in der Tabelle 3a dargestellt. Die Tb-Fälle bei Personen mit Herkunft aus anderen europäischen Ländern nahmen 2008 mit 74,9 % den größten Anteil ein (221/295 mit Angaben zur Nationalität): davon stammten 24,9 % aus der Region EU + West 1, 48,9 % aus der Region Balkan 2 und 26,2 % aus der Region Osteuropa 3 (WHO Europäische Regionen). 1 EU & West (i.e. Westeuropa): 27 EU-Länder + Andorra, Island, Israel, Monaco, Norwegen, San Marino, Schweiz (inkludiert 34 Länder) 2 Balkan: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien, Türkei 3 Osteuropa: Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Georgien, Kasachstan, Kirgisien, Moldawien, Russische Föderation, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine, Usbekistan http://www.eurotb.org/.

180 160 Anzahl der Fälle bei Personen mit österr. Staatsangehörigkeit Anzahl der Fälle bei Personen mit anderer Staatsangehörigkeit Anzahl der Fälle 140 120 100 80 60 40 20 0 0-4 5-14 15-24 25-34 35-44 45-54 55-64 64+ Altersgruppe Abb.4: Alterverteilung der Erkrankungsfälle nach Staatsangehörigkeit, 2008 Resistenzlage Angaben zur Erregerresistenz gegenüber den fünf Erstrang-Antituberkulotika (Isoniazid [INH], Rifampizin [RMP], Pyrazinamid [PZA], Ethambutol [EMB], Streptomycin [SM]) standen für 519 der 529 kulturell betätigten Tb-Fälle zur Verfügung. Es wurden 13 MDR-Tb-Fälle (2,5 % von 519 Fällen) (2007: neun MDR-Tb-Fälle) und vier XDR-Tb-Fälle (0,8 % von 519 Fällen) (2007: kein XDR-Tb-Fall) von der Nationalen Referenzzentrale für Tb bestätigt [10]. Alle 12 der 13 MDR-Tb Fälle mit verfügbaren Daten über die Nationalität traten bei Personen mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit auf. Davon stammten fünf der MDR-Tb- Erkrankten aus der Russischen Föderation, vier aus Georgien und jeweils ein MDR-Tb- Erkrankter aus Vietnam, Rumänien und Spanien. Alle 4 XDR-Tb-Fälle traten bei Personen mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit auf: Herkunftsland war bei einem der Patienten Georgien, bei einem Rumänien und bei zwei die russische Föderation. Der Anteil von Erregern, die gegen mindestens eines der fünf Erstrangmedikamente (Isoniazid, Rifampizin, Pyrazinamid, Ethambutol, Streptomycin) resistent (Monoresistenz) waren betrug 9,2 % (48/519) und der von Erregern mit Resistenz gegen mindestens zwei Erstrangmedikamenten außer Isoniazid und Rifampicin (Polyresistenz) 2 % der Fälle (10/519). Behandlungsergebnis Da über das Behandlungsergebnis einer Tuberkulose frühestens nach 12 Monaten abschließend entschieden werden kann, erfolgte die Auswertung des Behandlungsergebnisses nur für jene 467 Fälle, die mit Stand 31.07.2009 zumindest eine Beobachtungszeit von 12 Monaten aufwiesen.

Von diesen 467 Tb-Fällen waren für 352 Fälle (75,4 %) Ergebnisse zum Behandlungserfolg verfügbar. In 7,4 % der Fälle (29/352) wurde Heilung erzielt und in 50,7 % der Fälle (201/352) die Behandlung vollständig durchgeführt. In 12,8 % der Fälle (45/352) war zum Stichtag 31.07.2009, die Behandlung noch nicht abgeschlossen und in 11,4 % der Fälle (40/352) die Behandlung abgebrochen. Von den bis Stichtag 31.07.2009 gemeldeten 77 Sterbefällen von den 890 Tb- Erkrankungsfällen war bei 24 Fällen Tuberkulose als Todesursache angegeben. Davon war bei 8 Fällen die Diagnose post mortem gestellt worden. Für sonstige Ergebnisse der Auswertung der Surveillance-Daten 2008 verweisen wir auf Tabellen 3a, 3b und 3c.

Tabelle 3a: Auswertung der Tuberkulose Surveillance-Daten 2008, Österreich Geschlecht Charakteristika Gesamt-Anzahl der Fälle N=890 Anzahl der Fälle mit auswertbaren Angaben Nv Na=885 % Inzidenz (Fälle/100.000 Einwohner) Weiblich 324 36,6% 7,57 Männlich 561 63,4% 13,82 Alter Na=885 0-4 Jahre 21 2,4% 5,30 5-14 Jahre 22 2,5% 2,54 15-24 Jahre 97 10,9% 9,48 25-34 Jahre 126 14,2% 11,59 35-44 Jahre 147 16,5% 10,95 45-54 Jahre 158 17,8% 12,61 55-64 Jahre 96 10,8% 10,25 >=65 Jahre 218 24,5% 15,03 Nationalität, nach WHO Regionen Personen mit österreichischer Staatsangehörigkeit Personen mit anderer Staatsangehörigkeit Na=751 456 58,8% 6,61 295 41,2% 35,03 AFRO (African region) 19/295 6,4% - EMRO (Eastern Mediterranean region) 20/295 6,8% - EURO (European region) 221/295 74,9% - EU & West 55/221 24,9% - Balkan 108/221 48,9% - Osteuropa 58/221 26,2% - PAHO (Pan American region) 1/295 0,3% - SEARO (South-East Asia region) 18/295 6,1% - WPRO (Western Pacific region) 16/295 5,4% -

Tabelle 3b: Auswertung der Tuberkulose Surveillance-Daten 2008, Österreich Charakteristika Diagnose ante mortem Gesamt-Anzahl der Fälle N=890 Na=890 Ja 850 95,5% Tb Anamnese Na=801 Vorerkrankung 56 7% Ersterkrankung 745 93% Angabe: Unbekannt 11 - Vorbehandlung Na=23 Ja 20 87% Nein 3 13% Keine Angabe 30 Methode der Fallauffindung Na=754 Aktiv 154 20,4% Passiv 600 79,6% Angabe: Unbekannt 44 - Hauptbefallenes Organ Na=865 Pulmonale Tuberkulose 727 84% Extrapulmonale Tuberkulose 138 16% Begleiterkrankung Na=360 Chronischer Alkoholismus 26 7,2% Diabetes 23 6,4% Immundefekt 13 3,6% Immunsuppression 15 4,2% Malignom 29 8,1% Andere 154 42,8% Leer (sprich keine Begleiterkrankung) 100 % 27,8% Angabe: Nicht bekannt 530 -

Tabelle 3c: Auswertung der Tuberkulose Surveillance-Daten 2008, Österreich NAT durchgeführt Charakteristika Gesamt-Anzahl der Fälle N=890 Na=140 Positiv 89 63,6% Negativ 51 36,4% Angabe: Nicht durchgeführt 364 - Tuberkulin Hauttest durchgeführt Na=391 Positiv 341 87,2% Negativ 50 12,8% Angabe: Nicht durchgeführt 419 - Mikroskopie durchgeführt Na=628 Positive 256 40,8% Negative 372 59,2% Angabe: Nicht durchgeführt 194 - Kulturergebnis Na=890 Positiv 529 59,4% Erreger MTC (Mycobacterium-tuberculosis- Komplex) Na=529 413 % 78,1% M. tuberculosis 108 20,4% M. africanum 1 0,2% M. bovis (außer M. bovis BCG) 4 0,8% M. caprae 1 0,2% BCG 2 0,4% Resistenzprüfung durch geführt Na=519 Angabe: Nicht durchgeführt 8 - Monoresistenz 48 9,2% Polyresistanz 10 2% MDR-Tb 13 2,5% Personen mit anderer Staatsangehörigkeit 12 Keine Angabe zur Nationalität 1 XDR-Tb 4 0,8% Personen mit anderer Staatsangehörigkeit 4

Tabelle 3d: Auswertung der Tuberkulose Surveillance-Daten 2008, Österreich Charakteristika Therapie-Ausgang nach 12 m Gesamt-Anzahl der Fälle (N=467) Na=352 Heilung 29 8,2% Vollständige Behandlung 201 43,8% Laufende Behandlung 45 9,8% Unterbrechung der Behandlung 40 8,7% Tod 37 8,1% Angabe: Unbekannt 107 - Todesursache Na=37 Tb 15 40,6% Andere 22 59,4% %

Literatur [1] Kirschner P.: Mykobakterien. In: Spektrum der Infektionskrankheiten. H. Mittermayer und F. Allerberger (Hrsg.) Spitta Verlag, Balingen, 2006, S. 508-517 [2] Aranaz A., Cousins D., Mateos A., Dominguez L. (2003) Elevation of Mycobacterium tuberculosis subsp. caprae Aranaz et al. 1999 to species rank as Mycobacterium caprae comb. nov., sp. nov. Int J Syst Evol Microbiol 53: 1785-1789. [3] Prodinger W.M., Brandstätter A., Naumann L., Pacciarini M., Kubica T., Boschiroli M.L., Aranaz A., Nagy G., Cvetnic Z., Ocepek M., Skrypnyk A., Erler W., Niemann S., Pavlik I., Moser I. (2005) Characterization of Mycobacterium caprae Isolates from Europe by Mycobacterial Interspersed Repetitive Unit Genotyping. J Clin Microb 43: 4984-4992. [4] WHO, IUATLD, KNCV. Revised international definitions in tuberculosis control. Int J Tuberc Lung Dis 2001; 5(3): 213-215. [5] Falzon D., Scholten J., Infuso A. Tuberculosis outcome monitoring is it time to update European recommendations? Eurosurveillance 2006;11(3) [6] Entscheidung der Kommission von 2002 zur Festlegung von Falldefinitionen für die Meldung übertragbarer Krankheiten an das Gemeinschaftsnetz gemäß der Entscheidung Nr. 2119/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates (Bekannt gegeben unter Aktenzeichen K(2002) 1043) (2002/253/EG) (2002/253/EG). http://eur-lex.europa.eu/lexuriserv/lexuriserv.do?uri=celex:32002d0253:de:html [7] Entscheidung 2008/426/EG der Kommission zur Änderung er Entscheidung 2002/253/EG der Kommission zur Festlegung von Falldefinitionen für die Meldung übertragbarer Krankheiten an das Gemeinschaftsnetz gemäß der Entscheidung 2119/98 des Europäischen Parlaments und des Rates. http://eurel.europe.eu/lexuriserv/lexuriserv.do?uri_celex:32008d0426:de.html [8] Surveillance of Tuberculosis in Europe EuroTB Report on tuberculosis cases notified in 2006. http://www.eurotb.org/rapports/2006/full_report.pdf [9] Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2007. http://www.rki.de/ [10] REPORT: TUBERCULOSIS IN AUSTRIA, 1997-2006. 2009. Hung-Wei Kuo and Daniela Schmid, Sabine Pfeiffer, Alexander Indra, Franz Allerberger http://www.ages.at/ages/gesundheit/mensch/tuberkulose/tuberkulosereport/ [11] Indra A., Rowhani M., Rumetshofer R., Robl B., Konrad M., Meidlinger L., Allerberger F. Extensively drugresistant tuberculosis first report of a case in Austria, May 2008. Euro Surveill. 2008;13(31):pii=18940. Available online: http://www.eurosurveillance.org/viewarticle.aspx?articleid=18940 [12] WHO Global Task Force outlines measures to combat XDR-TB worldwide http://www.who.int/mediacentre/news/notes/2006/np29/en/index.html

Anhang Tabelle 4: Datenvollständigkeit pro Variabel des Surveillance-Daten von 2008 Variable in EMS Datenvollständigkeit N=890 n/n (%) No. der Falleinträge mit fehlenden Daten No. der Falleinträge mit Eintrag Unbekannt / keine Angabe n/n (%) Geburtsdatum 100% (890/890) 0 0 Alter 100% (890/890) 0 0 Geschlecht 99,9% (889/890) 1 4 (0,4%) Geburtsland 89,9% (800/890) 90 0 Nationalität 87,2% (776/890) 114 25 (2,8%) Datum der Diagnose 89,2% (794/890) 96 0 Datum der Meldung 100% (890/890) 0 0 Hauptbetroffenes Organ 97,2% (865/890) 25 0 Zusätzlich betroffenes Organ 95,3% (848/890) 42 0 Vorerkrankung 91,2% (812/890) 78 11 (1,2%) Jahr der Vorerkrankung 46,4% (26/56) 30 0 Vorbehandlung 94,6% (53/56) 3 30 (53,6%) Vorbehandlung Abschluss 94,6% (53/56) 3 0 Mikroskopie von mind. 1/11 Materialien 4 92,4% (822/890) 68 0 NAT für MTC 56,6% (504/890) 386 0 Tuberkulinhauttest (TST) 90,2% (810/890) 80 0 Quantiferon-Test (IGRA) 57% (507/890) 383 480 (54%) Histologie 91,8% (817/890) 73 677 (76%) Kultur von mind. 1/11 Materialien 4 68,3% (608/890) 282 0 Erreger 100% (529/529) 0 0 Resistenzprüfung durchgeführt 99,6% (527/529) 2 0 Resistenzprüfung Isoniacid (INH) 99,6% (527/529) 2 0 Resistenzprüfung Rifampicin (RMP) 99,6% (527/529) 2 0 Resistenzprüfung Ethambutol (EMB) 99,6% (527/529) 2 0 Resistenzprüfung Streptomycin (SM) 99,6% (527/529) 2 0 Resistenzprüfung Amikacin (AMK) 65,6% (347/529) 174 0 Resistenzprüfung Kanamycin (KM) 60,7% (321/529) 194 0 Resistenzprüfung Capreomycin (CM) 65,6% (347/529) 174 0 Resistenzprüfung Ciprofloxacin (CIP) 65,6% (347/529) 174 0 Resistenzprüfung Ofloxacin (OFX) 65,6% (347/529) 174 0 4 Sputum, Bürste, Perthorakale Punktion, Bronchialsekret, Katheterbiopsie, Lavage, Pleurapunktat, Liquor, Harn, Stuhl, Anderes

Therapie-Ausgang nach 12 Monaten 98,3% (459/467) 8 107 (22,9%) Todesursache 100% (76/76) 0 0 Therapie mit Ethambutol (EMB) 95,8% (853/890) 37 0 Therapie mit Isoniacid (INH) 95,8% (853/890) 37 0 Therapie mit Pyrazinamid (PZA) 95,8% (853/890) 37 0 Therapie mit Rifampicin (RMP) 96% (854/890) 36 0 Therapie mit Streptomycin (SM) 95,5% (850/890) 40 0 Sonstige Therapie 95,5% (850/890) 40 0 Datum Therapie-Abschluss 40% (356/890) 534 0 Zusatztherapie mit Capreomycin (CM) 67% (596/890) 294 0 Zusatztherapie mit Ciprofloxacin (CIP) 67% (596/890) 294 0 Zusatztherapie mit Kanamycin (KM) 67% (596/890) 294 0 Zusatztherapie mit Amikacin (AMK) 67% (596/890) 294 0 Zusatztherapie mit Ofloxacin (OFX) 67% (596/890) 294 0

Tabelle 5: Falldefinitionen gemäß EuroTb 2007 bzw. 2002/253/EG [4-6] und der Entscheidung 2008/426/EG [7] (I) Falldefinitionen EuroTB 2007 bzw. 2002/253/EG Klinische Kriterien Labordiagnostische Kriterien Fallklassifizierung Definitiv Nicht definitiv (II) EU-Falldefinitionen 2008/426/EG Klinische Kriterien Laborkriterien für einen bestätigten Fall Laborkriterien für einen wahrscheinlichen Fall Fallklassifizierung Möglicher Fall Wahrscheinlicher Fall Bestätigter Fall Der behandelnde Arzt stellt eine Indikation zur Durchführung einer vollständigen Antituberkulotika-Therapie Kulturelle Isolierung von M.-tuberculosis-Komplex Fall mit Isolierung eines der Erreger aus dem M.-tuberculosis-Komplex (außer M. bovis BCG) aus einer klinischen Probe. Fall, der die oben genannten klinischen Kriterien erfüllt, nicht jedoch die Laborkriterien eines definitiven Falls. Jede Person mit den folgenden beiden Befunden: mit aktiver Tuberkulose vereinbare Anzeichen, Symptome und/oder radiologische Befunde UND Beschluss eines Klinikers, eine vollständige Tuberkulosebehandlung durchzuführen. ODER Ein post mortem entdeckter Fall mit pathologischem Befund, der mit aktiver Tuberkulose vereinbar ist und der eine Indikation für eine antibiotische Tuberkulosebehandlung gebildet hätte, wenn die Diagnose vor dem Tod des Patienten gestellt worden wäre Mindestens einer der beiden folgenden Labortests: Isolierung eines der Erreger aus dem M.-tuberculosis-Komplex (außer Mycobacterium-bovis-BCG) aus einer klinischen Probe Nachweis von Nukleinsäure eines der Erreger aus dem M.-tuberculosis- Komplex in einer klinischen Probe UND positive Mikroskopie für säurefeste Stäbchenbakterien im Lichtmikroskop oder Nachweis fluoreszierender Bazillen Mindestens einer der folgenden drei Labortests: Mikroskopie für säurefeste Stäbchenbakterien im Lichtmikroskop oder Nachweis fluoreszierender Bazillen Nachweis von Nukleinsäure eines Erregers aus dem M.-tuberculosis- Komplex in einer klinischen Probe Histologische Erscheinung von Granulomen Jede Person, die die klinischen Kriterien erfüllt Jede Person, die die klinischen Kriterien und die Laborkriterien für einen wahrscheinlichen Fall erfüllt Jede Person, die die klinischen und die Laborkriterien zur Fallbestätigung erfüllt

Tabelle 6: Sonstige Definitionen in Verwendung für die TB Surveillance in Österreich Behandlungsergebnis nach 12 Monaten, 24 und 36 Monaten Heilung Bei kulturellem Nachweis von Bakterien des M. tuberculosis-komplexes vor Behandlungsbeginn vollständig durchgeführte Behandlung mit Nachweis einer negativen Kultur im letzten Behandlungsmonat und zu wenigstens einem früheren Zeitpunkt. Vollständige Behandlung Nachweisliche Einnahme der Medikamente über den gesamten geplanten Therapiezeitraum ohne Vorliegen eines negativen kulturellen Untersuchungsergebnisses nach Abschluss der Therapie. Unterbrechung der Behandlung Über mindestens zwei aufeinander folgende Monate dauernde Unterbrechung der Behandlung Versagen der Behandlung Fünf Monate nach Behandlungsbeginn andauernde oder nach kultureller Konversion erneute kulturell nachweisbare Ausscheidung von Bakterien des M. tuberculosis-komplexes. Geburtsland und Staatsangehörigkeit Tod Tod an Tuberkulose: Tod an Tuberkulose vor Beginn oder während der Tuberkulose-Behandlung; Tod an anderer Erkrankung: Tod an einer anderen Erkrankung (als Tuberkulose ) vor Beginn oder während der Tuberkulose- Behandlung Geburtsland: Land, in dem der Patient geboren wurde. Anzugeben ist der Staat, in dessen Grenzen der Geburtsort zum Zeitpunkt der Ermittlung liegt (d. h. nach heute gültiger Grenzziehung). Staatsangehörigkeit: Staatsangehörigkeit zum Zeitpunkt der Einleitung der Behandlung. Da in Österreich bis 2008 ausschließlich die Staatsangehörigkeit eines Tuberkulose-Erkrankungsfalles erhoben wurde, ist die Häufigkeitsverteilung des Geburtslandes der Tuberkulose-Erkrankungsfälle in Österreich für 2008 nicht analysierbar.

Erregerresistenz Monoresistenz: Resistenz gegen ausschließlich eines der fünf Standardmedikamente zur Behandlung der Tuberkulose (Isoniazid, Rifampizin, Pyrazinamid, Ethambutol, Streptomycin). Multiresistenz: (MDR-TB) gleichzeitige Resistenz gegen Isoniazid und Rifampicin sowie ggf. gegen weitere Antituberkulotika der ersten Wahl. Polyresistenz: Resistenz gegen mindestens zwei Antituberkulotika der ersten Wahl, außer der Resistenz gegen Isoniazid und Rifampicin, die als Multiresistenz bezeichnet wird (s. o.). Extensive Resistenz: (XDR-TB) Erkrankungsanamnese Neu diagnostizierte Erkrankung : MDR-TB (s. o.) mit zusätzlichen Resistenzen gegenüber mindestens einem der Fluorchinolone und einem der drei injizierbaren Zweitrangantituberkulotika Amikacin, Kanamycin oder Capreomycin [12]. Im Meldejahr neu aufgetretene Erkrankung an Tuberkulose, unabhängig davon, ob bei dem Patienten eine Vorerkrankung aus einem anderen Jahr als dem Meldejahr bekannt ist Ersterkrankung: Neu diagnostizierte Tuberkulose, ohne dass schon einmal eine Vorerkrankung an Tuberkulose in der Vergangenheit vorgelegen hat. Vorbehandlung: Antituberkulotische Behandlung einer Vorerkrankung an Tuberkulose, auch unvollständige oder unterbrochene Behandlung (für die Dauer von mindestens einem Monat). Vorerkrankung: Erkrankung an Tuberkulose vor dem aktuellen Meldejahr