30 Jahre Seminar biologischer Forstschutz. Natürliche Gegenspieler der Schadinsekten

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Transkript:

30 Jahre Seminar biologischer Forstschutz Natürliche Gegenspieler der Schadinsekten

Wie viele Tierarten leben im Wald? In Mitteleuropa 300-400 Wirbeltierarten In Mitteleuropa10.000 Insektenarten Mehr als 50% davon zoophag

Vieles bestimmt die Populationsgröße Umweltparameter Vermehrungsstrategie Räuber Konkurrenten

Wechselseitige Beeinflussung der Räuber

Formen der Zoophagie Räuber Parasitoide Parasiten

Wann regulieren Räuber ihre Beute? Wenn die Individuenzahl der Räuber bei zunehmender Beutepopulation steigt (numerische Reaktion) Wenn die Anzahl der erbeuteten Tiere pro Räuber zunimmt (funktionelle Reaktion)

Vögel sind wichtige Insektenvertilger

Der Dreizehenspecht ein wirkungsvoller Borkenkäferfeind

Waldmäuse Apodemus sp. Spitzmäuse Sorex sp.

Fledermäuse die wichtige Nachtschicht

Insekten

Käfer - Coleoptera Artenreiche Ordnung mit 7500 Arten in Österreich Meist leben sowohl Larven als auch erwachsene Tiere räuberisch Familien mit wichtigen räuberischen Arten sind: Laufkäfer, Kurzflügelkäfer, Schnellkäfer, Weichkäfer, Marienkäfer, Buntkäfer, Aaskäfer,...

Laufkäfer - Carabidae

Pterostichus niger Schwarzer Grabkäfer Abax parallelepipedus Großer Breitkäfer

Großer Puppenräuber Calosoma sycophanta Jagt Schmetterlingsraupen auf Bäumen Wird bis zu 4 Jahre alt Erbeutet pro Jahr bis zu 400 Raupen Nach Nordamerika als Nützling eingeführt

Kurzflügler - Staphylinidae

Othius punctulatus Tachyporus ruficollis

Ameisenbuntkäfer

Fliegen und Mücken Diptera Ungefähr 7000 Arten in Österreich

Raubfliegen - Asilidae

Raupenfliegen - Tachinidae Tachinus grossa Cyzenis albicans

Hautflügler - Hymenoptera Ordnung mit ca. 10 000 Arten in Österreich Sowohl rein räuberische als auch parasitoide Formen Wichtigsten Gruppen sind: Bienen, Ameisen, Faltenwespen, Wegwespen, Grabwespen, Schlupfwespen, Brackwespen, Erzwespen...

Schlupfwespen - Ichneumonidae Mit 4 000 Arten die artenreichste heimische Insektenfamilie Schlanke Tiere mit langem Fühler, charakteristischer Flügeladerung und typischem Verhalten Alle Arten sind Parasitoide (nur Larven carnivor, Erwachsene ernähren sich von Pflanzensäften) Viele Arten sind auf bestimmte Insektengruppen spezialisiert

Rhyssa persuasoria Holzschlupfwespe

Agrypon flaveolatum Parasitiert Frostspannerraupen Zur Bekämpfung in Nordamerika eingeführt

Brackwespen - Braconidae Apanteles sp. Coeloides bostrichorum

Erz- und Zehrwespen Chalcidoidea und Proctotrupoidea Trichogramma sp. Ein Eiparasit

Tomicobia seitneri Borkenkäferparasit

Hügelbauende Waldameisen

Entwicklung und Verbreitung des Waldameisenschutzes Im 18. Jht. erste Unterschutzstellungen In Österreich sind Waldameisenarten in allen Bundesländern geschützt Ebenso stehen sie in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas unter Naturschutz

Gründe für die Unterschutzstellung Rückgang der Waldameisenbestände Forstschutz aufgrund ihrer zum Teil räuberischen Lebensweise

Ameisen sind soziale Insekten

Vermehrungsstrategien

Heimische Hügel bauende Waldameisen Im Flachland: Formica polyctena Kahlrückige Waldameise Formica rufa Rote Waldameise Formica pratensis - Wiesenwaldameise In höheren Lagen: Formica lugubris Stark beborstete Gebirgswaldameise Formica aquilonia Schwach beborstete Gebirgswaldameise Formica paralugubris

Waldameisen erbeuten...... an einem Tag bis zu 100 000 Insekten... in einem Jahr bis zu 10 000 000 Insekten... entsprechend ihrem Nahrungsbedarf

Waldameisen erbeuten...... Insekten im Auslaufbereich am Boden... Insekten auf ihren Belaufbäumen... auch räuberische Insekten... keine hart gepanzerten Insekten (Borkenkäfer)... keine stark behaarten Insekten (viele Schmetterlingsraupen)... Insekten in Abhängigkeit von deren Lebenszyklus

Wirksamkeit bei Massenvermehrungen Keine dichteabhängige Reaktion Wirkung auf Belaufbäume und Nestnähe beschränkt Natürliche Nestdichten nicht ausreichend Diese können künstlich nicht erhöht werden

Ein Irrweg

Ablegerentwicklung

Welche Maßnahmen wären für den Schutz der hügelbauenden Waldameisen notwendig? Bestandsaufnahmen als Grundlage einer Bedarfsanalyse Rücksichtnahme bei der Waldbewirtschaftung Notumsiedlung gefährdeter Nester Bei starker Beeinträchtigung direkte Schutz- und Pflegemaßnahmen

Möglichkeiten im forstlichen Alltag Kein großflächiges Freistellen von Ameisenkolonien Rücksichtnahme bei Schlägerung und Rückungen Strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensgrundlagen Keine Bildung von Holzstößen in der Nähe von Ameisennestern

Sind Nestschutzbauten notwendig?

Dadurch werden Arten ausgesperrt, die auf Ameisen als Nahrung angewiesen sind

Nestschutzbauten müssen regelmäßig und ordnungsgemäß gewartet werden!

Notumsiedlungen Nur wenn ein Nest im Bestand gefährdet ist, da immer ein Risiko für das Volk besteht Bewilligung der Naturschutzbehörde Vorsichtiges Abtragen zur richtigen Zeit Nachbereitung um wirklich das ganze Nest zu entfernen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit