Vom ipod zum iradio: Podcasting als Vorbote des individualisierten Hörfunks. - Masterarbeit -



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Fachbereich Medien Bauer, Martin Vom ipod zum iradio: Podcasting als Vorbote des individualisierten Hörfunks - Masterarbeit - Hochschule Mittweida (FH) University of Applied Sciences Mittweida, 2007

Fachbereich Medien Bauer, Martin Vom ipod zum iradio: Podcasting als Vorbote des individualisierten Hörfunks - eingereicht als Masterarbeit - Hochschule Mittweida (FH) - University of Applied Sciences Erstprüfer: Prof. Dr. phil. Ludwig Hilmer Zweitprüfer: Prof. Dr.-Ing. Michael Hösel vorgelegte Arbeit wurde verteidigt am 19.3.2007 Mittweida 2007

I Bibliographische Beschreibung Bauer, Martin: Vom ipod zum iradio Podcasting als Vorbote des individualisierten Hörfunks. 2007-202 S. Mittweida, Hochschule Mittweida (FH), Fachbereich Medien, Masterarbeit, 2007 Referat Diese Arbeit analysiert das Publikations- und Rezeptionsszenario Podcasting als Vorund Frühform eines individualisierten digitalen Hörfunks und leitet aus den Ergebnissen Entwicklungsprognosen für den Hörfunkmarkt ab. Der Autor will nicht nur einen Beitrag zur medienwissenschaftlichen Diskussion leisten, sondern Radiomacher und Hörfunkverantwortliche branchenorientiert in das technische Umfeld einführen und für die medienwirtschaftlichen Perspektiven sensibilisieren. Zur Konkretisierung und Diskussion des Forschungsbefundes entwirft die Arbeit ein Poly-Content-Audio-Distributions-Desktop-Modell (PADD-Approach) und überträgt es auf die aktuelle Hörfunklandschaft.

Inhaltsverzeichnis II Inhaltsverzeichnis Referat...I Inhaltsverzeichnis...II Abbildungsverzeichnis...VI Tabellenverzeichnis... VII 1 Einleitung... 1 2 Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk... 4 2.1 Podcasting... 4 2.1.1 Einführung: Podcasting... 4 2.1.1.1 Geschichte des Podcasting... 5 2.1.1.2 Produktion und Publikation eines Podcasts... 9 2.1.2 Podcasting Ich bin der Sender... 16 2.1.3 Inhalte von User- Generated- Podcasts... 18 2.1.4 Sendemotive privater Podcaster... 20 2.1.5 Individualisierung des Contents Ich bin der Programmdirektor... 21 2.1.6 Auffindbarkeit von Podcasts im Internet... 21 2.1.7 Rechtliche Rahmenbedingungen von Podcasts... 22 2.1.7.1 Podcasting: Teledienst, Mediendienst oder Rundfunk?... 23 2.1.7.2 Impressumspflicht bei Podcasts... 27 2.1.7.3 Podcasting und Musik... 28 2.1.7.3.1 Podcasting und GEMA... 29 2.1.7.3.2 Podcasting und GVL... 31 2.1.7.3.3 Podcasting und Podsafe-Music... 32 2.1.7.3.4 Zusammenfassung Podcast und Musik... 34 2.1.8 Podcasting und Vermarktung... 34 2.1.8.1 Sponsoring von Podcasts... 35 2.1.8.2 Podcasting und Ad-Spots... 36 2.1.8.3 Pay-Podcasting... 38 2.1.9 Podcasting und VG-Wort... 38 2.2 Podcasting in Zahlen... 39 2.2.1 Rahmenbedingungen... 39

Inhaltsverzeichnis III 2.2.2 Podcastnutzer... 40 2.2.3 Mediennutzungsverhalten von Podcast- bzw. mp3- Player- Nutzern in Bezug auf Hörfunk... 44 2.3 Hörfunk in Deutschland eine kurze Bestandsaufnahme... 50 2.4 Hörfunk in Deutschland in Zahlen... 53 2.4.1 Nutzungsverhalten der Radiohörer... 55 2.5 Gegenüberstellung: Podcasting und Hörfunk... 57 3 Aktuelle Integration von Podcasting in den Hörfunk... 58 3.1 Podcasting und öffentlich-rechtlicher Rundfunk... 60 3.2 Podcasting und privater Hörfunk... 63 3.2.1 Podcasting bei privaten Sendern: Beispiel Antenne Bayern... 64 3.2.2 Podcasting bei privaten Sendern: Beispiel Antenne 1... 66 3.3 Radiosender und User Generated Content... 68 3.4 Vermarktungsmöglichkeiten für Radiostationen... 70 3.5 Musik in Podcasts ein Problem für Radiosender... 72 3.6 Podcasting und der Einfluss auf den Wortanteil im Radio... 74 4 Zukunftsszenarien im Radio... 77 4.1 Künftige Rahmenbedingungen für den Hörfunk... 77 4.1.1 Digitalisierung der Übertragungswege... 77 4.1.2 IP-Technologie... 78 4.1.3 Mobiltelefon als Mulitmediatool... 79 4.1.4 Regulierungsbehörden... 80 4.1.5 Entkoppelung der Marke vom Inhalt durch Mash-Ups... 81 4.1.6 Automatisierte Individualisierung durch RSS-Feeds... 83 4.1.7 Livefähigkeit von Podcasts... 84 4.1.8 Visual Radio... 85 4.2 Mediendienstleister im individualisierten Zeitalter Entscheidung zwischen Multimediadistribution und Content-Vielfalt?... 86 4.2.1 Vorbemerkung zur theoret. Entwicklung und Betrachtung der Modelle... 86 4.2.2 Abstraktion der Kernkompetenzen des Radios... 87 4.2.3 Basis der Modellentwicklung: Content- Ausgabeform / Content- Vielfalt - Diagramm... 88

Inhaltsverzeichnis IV 4.2.4 Oligo-Content-Audio-Distributions-Desktop (OADD-Approach)... 89 4.2.5 Poly-Content-Audio-Distributions-Desktop (PADD-Approach)... 90 4.2.6 Oligo-Content-Multimedia-Distributions-Desktop (OMDD-Approach)... 90 4.2.7 Poly-Content-Multimedia-Distributions-Desktop (PMDD-Approach)... 90 4.2.8 Modell-Transfer auf die Radiolandschaft... 90 4.2.9 Modell-Transfer in Bezug auf Individualisierung... 91 4.2.10 Individualisierung des Contents für Zielpersonen... 91 4.2.11 Wer könnte den individualisierten PADD-Approach umsetzen?... 93 4.2.12 Die Rolle der Radiostationen in der Zukunft... 94 4.2.12.1 Radiostationen als Betreiber eines PADD... 95 4.2.12.2 Radiostationen als Contentlieferanten für PADD... 97 5 Fazit... 99 Literaturverzeichnis... 102 Fachbücher... 102 Hochschulschriften... 103 Zeitschriftenartikel... 104 Internetquellen... 104 Interviews... 116 Anhang... 117 Interview mit Alexander Wunschel, Medienberater und Podcaster... 118 Interview mit Sten Foeth, RMS, Strategisches Marketing... 134 Interview mit Alexander Heine, Programmdirektor Antenne 1... 142 Interview mit Jürgen Noppel, Programmdirektor Radio Alpenwelle... 153 Interview mit Michael Praetorius, Podcastredakteur Antenne Bayern... 160 Interview mit Markus Kahn, freier Hörfunkberater BCI... 169 Interview mit Jan Höffken, Referent Forschung und Entwicklung Regiocast... 176 Interview mit Boris Lochthofen, Unternehmenskommunikation, Regiocast... 183 Interview mit Rainer Tief, Bereichsleiter Bayern 3 Jugend und Multimedia... 191

Inhaltsverzeichnis V Selbständigkeitserklärung... 193

Abbildungsverzeichnis VI Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: tagesschau.de Nachrichten: abgerufen mit der Software Feedreader... 6 Abbildung 2: Enclosure Element des RSS-Feeds des Podcasts: Ein Leben in Erding. 7 Abbildung 3: Der Podcatcher Juice... 8 Abbildung 4: Skizzierte Darstellung des Podcast-Work-Flows... 10 Abbildung 5: Aufzeichnung mit Audacity... 11 Abbildung 6: Exportieren des Audiofiles ins mp3-format auf die lokale Festplatte... 12 Abbildung 7: Upload bei www.podhost.de nach der Registrierung... 12 Abbildung 8: Anlegen und Editieren eines Beitrags... 13 Abbildung 9: Weblog, wie er für den User sichtbar ist... 14 Abbildung 10: Die Abonnement-Funktion ist rechts oben sichtbar... 15 Abbildung 11: Abonnieren des Podcasts Ein Leben in Erding bei itunes... 15 Abbildung 12: Teledienst, Mediendienst, Rundfunk nach Arne Trautmann... 26 Abbildung 13: ID3-Tag des Podcasts Ein Leben in Erding... 28 Abbildung 14: GEMA-Gebühren bei privaten Podcasts... 30 Abbildung 15: Beispiel Creative Commons... 33 Abbildung 16: Werbeaufwendungen in den klassischen Medien... 54 Abbildung 17: Gründe für das Anbieten von Podcast... 59 Abbildung 18: Gründe gegen das Anbieten von Podcast... 59 Abbildung 19: www.pandora.com - Individualisiertes Webradio... 74 Abbildung 20: Google News am 2. Dezember 2006... 82 Abbildung 21: Content-Ausgabeform / Content-Vielfalt -Diagramm... 89

Tabellenverzeichnis VII Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Übersicht der typischen Sendemodi nach Mocigemba... 20 Tabelle 2: Schätzung der Podcastnutzer in Deutschland... 41 Tabelle 3: Aufteilung der Podcastnutzer nach Geschlecht... 42 Tabelle 4: Ich nutze Podcasts zur/zum...... 43 Tabelle 5: Änderung der Mediennutzung bei Pocastnutzern... 45 Tabelle 6: Durchschnittliche Radionutzung pro Tag bei mp3- Player- Benutzern... 46 Tabelle 7: Mediennutzung pro Tag in Minuten (Hördauer)... 48 Tabelle 8: Hörfunknutzungsentwicklung in den letzten sechs Jahren... 49

Einleitung 1 1 Einleitung Wie sieht das Radio im Jahr 2010 aus? Die Vision des niederländischen Radioberaters Ad Roland aus dem Jahr 1998: Die Hörer werden anfangen, das Radio interaktiv zu nutzen, das Gerät wird nicht nur empfangen, sondern auch senden können. [ ] Die Radionutzer bestellen dann beim Radiosender ihre bevorzugten Programmelemente, wie z.b. spezielle Musik, Sportnachrichten oder ausführlichere Berichte zu den Nachrichten. Die jeweiligen Sender werden die Bedürfnisse ihrer Hörer speichern und wiederum selbst entsprechend spezielle Programme anbieten. 1 Der damalige Geschäftsführer von 104,6 RTL Bernt von zur Mühlen glaubte: Marktführer im Jahr 2010 könnte das Informationsprogramm für transsexuelle Hobbyfriseusen sein [ ] Nach seiner Vision werden sich auf Dauer nur Radioprogramme am Markt durchsetzen, die den Wünschen und Bedürfnissen der Hörer am besten entgegenkommen. 2 Beide Radioverantwortliche sahen eine Entwicklung für das Jahr 2010 voraus, die bereits im Jahr 2006 Realität ist: die Individualisierung von Audio Content. Verkörpert wird diese Vision im Moment durch die Distributions- und Publikationsform Podcasting. Allerdings ging die Entwicklung und Etablierung von Podcasting nicht, wie erwartet, von den klassischen Radiostationen, sondern von den Usern/Hörern aus. Das Jahrbuch der Landesmedienanstalten 2005, erschienen im Mai 2006, konnte die Bedeutung von Podcasting für den Hörfunk noch nicht einschätzen: Immer mehr Stationen bieten [ ] Wortbeiträge zum Herunterladen im Internet an. Die Nutzer können die Audiodateien dann zeitsouverän über MP3-Player wie den ipod von Apple anhören, was die Fachwelt als Podcasting bezeichnet. Damit nutzen Radioanbieter die interaktiven Möglichkeiten des Internet geschickt zur Hörerbindung und kommen teilweise auch zu neuen Einnahmen etwa, indem sie Podcasts von Werbekunden sponsern lassen. Mittlerweile existieren weltweit unzählige Laien, die eigene Podcasts produzieren und zum Herunterladen im Internet anbieten. Ob sie eine Gefahr oder nur eine Ergänzung für das herkömmliche Radio darstellen, ist unter den Hörfunkmachern umstritten. Das Phänomen ist noch zu neu, um verlässliche Prognosen zu wagen. 3 1 Brünjes/Wenger 1998, S. 219 2 Brünjes/Wenger 1998, S. 221 3 Kors/Grigoleit/Freund, 2006, S. 295

Einleitung 2 Die vorliegende Arbeit beleuchtet das Phänomen Podcasting mit Blick auf den deutschen Radiomarkt unter dem Gesichtspunkt: Podcasting Vorbote des individualisierten Hörfunks. Ziel dieser Arbeit ist es, den Status Quo 4 des Verhältnisses zwischen Hörfunk und Podcasting zu analysieren, und daraus Zukunftsprognosen abzuleiten. Die Ergebnisse richten sich vor allem an jene Radiomacher und Hörfunkverantwortliche, die sich bisher sehr wenig mit dem Thema Podcasting beschäftigt haben. Der erste Teil der Masterarbeit erklärt die Grundlagen von Podcasting. Hier werden die technischen Rahmenbedingungen, die rechtlichen Aspekte, sowie die Vermarktungsmöglichkeiten erläutert. Darüber hinaus soll ein Überblick über die Nutzungszahlen helfen, die Relevanz von Podcasting einzuschätzen. Daraufhin wird, unabhängig von Podcasting, die aktuelle Situation des Hörfunkmarktes in Deutschland beleuchtet, um am Ende des Kapitels Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk die beiden Distributionsformen gegenüberzustellen. Der Stand der Integration von Podcasting in den Hörfunk ist der Fokus des dritten Kapitels. Das vierte Kapitel widmet sich der Ausarbeitung von Zukunftsszenarien für den Hörfunk als Reaktion auf veränderte Rahmenbedingungen. Hierzu werden vier idealtypische Modelle entwickelt: 1. Oligo-Content-Audio-Distributions-Desktop (OADD-Approach) 2. Poly-Content-Audio-Distributions-Desktop (PADD-Approach) 3. Oligo-Content-Multimedia-Distributions-Desktop (OMDD-Approach) 4. Poly-Content-Multimedia-Distributions-Desktop (PMDD-Approach) 4 Stand: Dezember 2006

Einleitung 3 In der Diskussion zeigt sich, dass der deutsche Hörfunkmarkt in seinen Eigenschaften dem PADD-Modell am ähnlichsten ist. Auf Basis des PADD-Modells werden daraufhin zwei Zukunftsszenarien für das Radio skizziert: 1. Radiostationen als Betreiber eines PADD 2. Radiostationen als Contentlieferanten für PADD Die Literatur zum Thema Podcasting ist derzeit noch sehr spärlich. Zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit waren nur drei Fachbuchpublikationen zum Thema verfügbar, davon zwei, die sich nur mit der technischen Erstellung von Podcasts befassen. Podcasting ist unter dem Oberbegriff Web 2.0 einzuordnen. Der Wissensaustausch findet deshalb zumeist im Internet statt. Diese Arbeit ist deswegen in vielen Teilen auf Basis von Internetquellen entstanden. Zusätzlich wurden neun ausführliche qualitative Experteninterviews vor allem mit Kennern aus der Radiobranche geführt. Darüber hinaus dienten als Wissensfundus die Erfahrungen des Autors, sowohl als Radiomacher (seit 1997), als auch als Podcaster (seit Juli 2006).

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 4 2 Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk Vor der Diskussion über die Integration von Podcasting in den Hörfunk, werden die beiden Mediengattungen separat betrachtet, um deren spezifische Eigenschaften und Problemfelder herauszustellen. 2.1 Podcasting 2.1.1 Einführung: Podcasting Definition Podcasting in der Online-Ausgabe des Brockhaus- Lexikons: Podcasting: aus ipod (Markenname eines MP3-Players (MP3) und englisch broadcasting >Rundfunk<] das, Podcast, 2004 entwickeltes Verfahren zum automatisierten Herunterladen von Audiodateien aus dem Internet zu deren Speicherung und Übertragung auf einen MP3-Player mittels einer speziellen Software (Podcasting-Client, englisch >Podcatcher<). Inhalte der Podcastings sind insbesondere Nachrichten- und Musiksendungen, Special-Interest-Angebote sowie private Sendungen zu verschiedenen Themen, ähnlich den Weblogs. 5 Der Begriff Podcasting wurde zum ersten Mal vom britischen Journalisten Ben Hammersley am 12. Februar 2004 in der britischen Zeitung The Guardian verwendet. Er fügte die Begriffe ipod und Broadcasting zu Podcasting zusammen. Er suchte ein Synonym für Amateurradio auf Weblogbasis. Um Podcasting zu erstellen und zu nutzen sind in keiner Weise, wie es vielleicht das Wort vermuten lässt, Produkte der Firma Apple notwendig. Der Ausdruck Pod ist nur deshalb im Begriff Podcasting enthalten, da Apples mp3-player ipod zu den meistverkauften mp3-playern zählt. Die Definition unterteilt Podcasting in zwei Bereiche: 1. Podcasting aus technischer Sicht 2. Podcasting aus inhaltlicher Sicht 5 vgl. http://www.brockhaus.de/suche/index.php?begriff=podcasting&bereich=mixed#inhalte, 30. Oktober 2006

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 5 Die beiden Aspekte stehen in Wechselwirkung zueinander. Dies zeigt auch die historische Entwicklung von Podcasting. 2.1.1.1 Geschichte des Podcasting Deutsche Publikationen führen die Erfindung Podcasting maßgeblich auf zwei Personen zurück. Dave Winer schuf die technischen Grundlagen mit RSS. Adam Curry war einer der ersten, der Audio-Dateien mit Hilfe des RSS- Standards transferierte. 6 Allerdings ist gerade die Rolle des ehemaligen MTV-Moderators Adam Curry, bei der Erfindung von Podcasting, umstritten. 7 Wie bei vielen neuen Technologien ist es nicht nur eine Person, die gleichzeitig an ein und demselben Thema arbeitet. Ohne Zweifel hat jedoch Adam Curry zum Erfolg von Podcasting beigetragen. Dave Winer entwickelte 1999 in Zusammenarbeit mit Netscape den RSS-Standard. Dieser erlaubt es, Inhalte einer Webseite nach Aktualisierungen und Updates zu durchsuchen und nur diese Aktualisierungen gezielt auf den PC herunterzuladen. 8 In der Version 0.91 stand die Abkürzung RSS für Rich Site Summary (große Zusammenfassung) 9. Sie basiert auf einer einfachen XML-Dokumenttypdefinition und konnte damals vom Browser Netscape Navigator interpretiert werden. Heute können alle Browser diese Dokumenttypdefinition verarbeiten. Ursprünglich wurde RSS entwickelt, um Textbestandteile auf einer Webseite mit Hilfe einer Newsreader-Software automatisch abzurufen, ohne dass der User tatsächlich die Webseite aufrufen muss. So erscheinen innerhalb einer Newsreader-Software immer dann neue Inhalte, sobald auf der Quellwebseite ein neuer Eintrag hinzugefügt wurde und dieser in den RSS-Feed der Webseite eingebunden wurde. 6 vgl. Van Aaken: 2005, S. 12 ff 7 vgl. http://www.cadenhead.org/workbench/news/2818/adam-curry-caught-sticky-wiki, 30. Oktober 2006 8 Walter, 2006, S. 33 9 vgl. Van Aaken: 2005, S. 12 ff

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 6 Beispiel: www.tagesschau.de bereitet die Nachrichten so auf, dass sie mittels RSS und eines RSS-Newsreaders abonniert werden können. Mit Hilfe der Newsreader-Software Feedreader werden die Nachrichten dann wie folgt abgebildet: Abbildung 1: tagesschau.de Nachrichten: abgerufen mit der Software Feedreader. Sobald auf www.tagesschau.de neue Nachrichten veröffentlicht werden und diese dort von der Redaktion im RSS-Format hinterlegt werden, erscheinen diese Nachrichten im Feedreader. Der User ist somit immer auf dem neuesten Stand, ohne dass er auf die Seite www.tagesschau.de klicken muss. Mit dem Feedreader können auch mehrere RSS-Feeds gleichzeitig abonniert werden, in der Abbildung z.b. auch Spiegel-Online und sueddeutsche.de. Der User hat somit auf einer Oberfläche Überblick über mehrere Onlineangebote, die RSS-Feeds zur Verfügung stellen. Er kann diese mit dem RSS- Feedreader selbst verwalten und übersichtlich darstellen lassen.

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 7 Zunächst wurden RSS-Feeds kaum genutzt. Erst durch das Aufkommen von Weblogs 10 wurde der Einsatz von RSS-Feeds immer beliebter. Die RSS-Normierung ist ähnlich einfach aufgebaut wie ein Weblog. Deshalb gingen Weblogger dazu über, ihre Inhalte nicht nur in Form einer klassischen Internetseite darzustellen, sondern auch in Form von RSS-Feeds anzubieten. Für Podcasting wurde der RSS-Feed im Jahr 2002 interessant. Mit der Version 2.0 war es möglich auch andere Dateielemente in den RSS-Feeds mit einzubinden. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem Enclosure-Element. Es besteht im Wesentlichen aus der Webadresse zu einer beliebigen Datei, die inhaltlich und/oder formal mit dem Text zu tun hat. 11 Dieses Enclosure- Element kann ein Verweis auf eine beliebige Datei sein: auch eine Audiodatei. 12 Anmerkung: Ein Podcast- RSS- Feed enthält nicht die Audiodatei. Ein RSS-Feed verweist auf die URL, unter der die Audiodatei zu finden ist. Abbildung 2: Der markierte Bereich zeigt das Enclosure Element des RSS-Feeds des Podcasts: Ein Leben in Erding Es fehlte allerdings noch die entsprechende Software, um die verlinkten Dateien, also das Enclosure-Element, auszulesen und auf dem Computer zu speichern. Der ehemalige MTV- Moderator Adam Curry entwickelte im Oktober 2003 ein Programm, das genau 10 Weblog ist ein digitales Tagebuch, das im Internet veröffentlicht wird. In ihm werden periodisch neue Beiträge publiziert. 11 Van Aaken: 2005, S. 12 ff 12 vgl. Sauer, 2007 S. 76

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 8 dies ermöglichte. 13 Er stellte erstmals eine Software für seine Blogleser zur Verfügung, mit der es möglich war mp3-dateien, die auf seinem Blog zum Download bereitgestellt waren, in die Musik-Verwaltungssoftware itunes automatisch zu übertragen. Er nannte diese Software RSStoiPod. Mehrere Entwickler griffen diese Idee auf und erhöhten gleichzeitig die Usability. Mitte September 2004 wurde der erste Podcast-Client veröffentlicht, der einfach zu bedienen war: August Trometer und Ray Slakinski nannten ihre Software ipodderx. Kurz darauf wurde von einem anderen Entwicklerteam ipodder vorgestellt. Diese kostenlose Software galt in den ersten Monaten als die Standard-Software, um Audiodateien zu abonnieren. Im November 2005 musste die Software auf Druck von Apple in Juice umbenannt werden. 14 Allgemein bezeichnet man Software, die dazu dient Podcasts zu abonnieren, als Podcatcher. Abbildung 3: Der Podcatcher Juice - In diesem Moment wird gerade die Tagesschau vom 29.10.2006 heruntergeladen. Mit der Verbreitung von Podcatchersoftware war es für Podcastnutzer sehr einfach, Audiodateien auf den PC und damit auf einen mp3-player zu überspielen. Zu den meistge- 13 vgl. http://radio.weblogs.com/0001014/2003/10/12.html#a4604, 30. Oktober 2006 14 Vgl. http://www.podster.de/news/181, 29. Dezember 2006

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 9 nutzten Podcatchern gehört mittlerweile itunes von Apple. Die Endgeräte zum Empfang von Podcasts waren somit entwickelt und spätestens mit der Integration eines Podcatchers in der Musikverwaltungssoftware von Apple itunes im Juni 2005 auch einem breiten Publikum zugänglich. 15 2.1.1.2 Produktion und Publikation eines Podcasts Der Aspekt der technischen Produktion umfasst zwei Ebenen: 1. Die technische Produktion von Audiomaterial mit Hilfe von Mikrofon und entsprechender Sende- und Produktionssoftware sowie die Konvertierung des produzierten Materials in ein platzsparendes Audioformat: z.b. in das mp3-format. 2. Die Erstellung und Publikation eines RSS-Feeds, der das Abonnieren der mp3- Dateien ermöglicht. Für die technische Produktion von Audio-Content ist seit mehreren Jahren einfach zu bedienende Software, teilweise sogar kostenlos, erhältlich, z.b. die Open- Source- Software Audacity. Auch um RSS-Feeds zu erstellen, gibt es mittlerweile kostenlose Tools mit einem übersichtlichen User-Interface. Eine weitverbreitete Software ist von einem Deutschen entwickelt worden. Gerrit van Aaken programmierte im Herbst 2004 im Rahmen seiner Diplomarbeit die Software LoudBlog mit der es verhältnismäßig einfach möglich ist, auf einem eigenen Webspace Podcasting zu betreiben. Darüber hinaus entwickelten sich aber auch Internetdienstleister, die sich auf Podcasting spezialisierten. Sie bieten ein Content-Management-System an, mit dem User einfach und teilweise auch kostenlos Podcasts publizieren können. 15 vgl. http://www.podster.de/news/105, 29. Dezember 2006

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 10 Im Folgenden werden die Produktion und das Publizieren von Podcasts in der Praxis erläutert. Die Abbildung zeigt den Ablauf der Produktion des Podcasts, dessen Veröffentlichung und den Abruf durch einen Podcastnutzer. Ein Produzent eines Podcasts wird Podcaster genannt. Abbildung 4: Skizzierte Darstellung des Podcast-Work-Flows 16 Schritt 1: Aufzeichnen des Podcasts: Zum Produzieren eines Podcasts benötigt der Podcaster folgende technische Hilfsmittel. TECHNIK ANMERKUNG Mikrofon, Headset ab 10 PC mit Soundkarte PC auf techn. Stand von 1999 genügt Internetanschluss wenn möglich DSL Aufnahmesoftware kostenlos (z. B. Audacity) Podcast-Internetdienstleister teilw. kostenlos, z.b. www.podhost.de 16 vgl. http://www.podcast.de/seite/podcasting-schritt-fuer-schritt-erklaert/, 30. Oktober 2006

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 11 Die Aufzeichnung des Audiomaterials erfolgt z.b. mit Audacity: Abbildung 5: Aufzeichnung mit Audacity

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 12 Nach Ende der Bearbeitung (Schnitt, Lautstärkenanpassung etc.) erfolgt das Exportieren ins mp3-format. Abbildung 6: Exportieren des Audiofiles ins mp3-format auf die lokale Festplatte Schritt 2: Publizieren des Audiofiles und Erstellen des RSS-Feeds. Das Audiomaterial wird auf eine Plattform, z.b. www.podhost.de hochgeladen. Die Bedienoberfläche von podhost.de ist einfach und übersichtlich. Abbildung 7: Upload bei www.podhost.de nach der Registrierung

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 13 Zur hochgeladenen Datei können noch Informationen hinzugefügt werden, dargestellt am Beispiel des Podcasts Ein Leben in Erding : Abbildung 8: Anlegen und Editieren eines Beitrags Podhost.de bietet nicht nur die Erstellung eines RSS-Feeds an, sondern erzeugt gleichzeitig einen Weblog. Die oben abgebildeten Einträge erscheinen nicht nur als Metadaten im RSS-Feed, sondern gleichzeitig im Weblog. Der RSS-Feed wird automatisch von podhost.de erstellt.

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 14 Abbildung 9: Weblog, wie er für den User sichtbar ist Auf der Seite http://erding.podhost.de wird nach der Bestätigung der Eingabe sofort der Weblog zum neuen Podcast dargestellt. Bei podhost.de wird gleichzeitig ein Player in die Seite integriert, der es erlaubt, die hochgeladene mp3-datei direkt im Browserfenster anzuhören. Anmerkung: Wenn sich ein User die Datei im Browserfenster im Weblog anhört, handelt es sich aus technischer Sicht streng genommen noch nicht um das Anhören eines Podcasts. Der User hört sich in diesem Moment einen Webcast an, da er sich das Audiofile nicht abonniert hat. Über den RSS-Button wird der Podcast abonniert.

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 15 Abbildung 10: Die Abonnement-Funktion ist rechts oben sichtbar Schritt 3: Abonnieren des Podcasts: Der Podcastnutzer kann den RSS- Feed von dieser Seite manuell in seine Podcatchersoftware einbinden. itunes bietet aber z.b. auch die Möglichkeit, über den itunes- Store nach vorhandenen Podcasts zu suchen. Abbildung 11: Abonnieren des Podcasts Ein Leben in Erding bei itunes Der User, der den Podcast Ein Leben in Erding abonnieren will, muss lediglich im itunes- Verzeichnis auf abonnieren klicken. Jede Folge, die neu veröffentlicht wird,

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 16 wird automatisch auf seinen Computer heruntergeladen. Falls er einen mp3- Player angeschlossen hat, kann der User die empfangenen Files problemlos auf diesen kopieren. Bei entsprechenden Einstellungen unter itunes werden die mp3-dateien auch direkt auf den mp3-player oder ipod kopiert, ohne dass der User manuell einen Kopiervorgang einleiten muss. Einen Podcast zu erstellen birgt aus technischer Sicht nur wenige Schwierigkeiten. Jeder, der das Internet nutzt, kann mit wenig Einarbeitungszeit auditiv publizistisch tätig werden. Auch die Kosten bleiben überschaubar. Um auch technisch professionelle Qualität zu erreichen, genügt meist eine Investition von 500 für ein Mikrofon und eine qualitativ hochwertige Soundkarte. 2.1.2 Podcasting Ich bin der Sender Podcasting fällt, genau wie Weblogs, unter den Begriff Web 2.0. Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia gehört zu den bekanntesten Web 2.0- Anwendungen. Deshalb soll hier Wikipedia als Definitionsquelle für Web 2.0 dienen: Web 2.0 ist ein Oberbegriff für die Beschreibung einer Reihe interaktiver Techniken und Dienste des Internets [ ] und einer geänderten Wahrnehmung des Internets. 17 Bei Web 2.0 handelt es sich also nicht um einen technischen Standard, sondern eher um eine Entwicklungsstufe im Internet aus gesellschaftlicher Sicht. In Deutschland nutzen laut der ARD/ZDF Onlinestudie 2006 59,5 % der Bevölkerung das Internet. 18 Die Internetnutzer haben gelernt mit dem Medium Internet umzugehen, gleichzeitig sind Internetseiten anwenderfreundlicher geworden. Die Schwelle um nicht nur Konsument, sondern auch Produzent zu sein, ist dadurch in den letzten Jahren gesunken. Jeder User kann mit Hilfe von Weblogs, Communities oder Podcasts eigene Inhalte publizieren. DER SPIEGEL widmete dem Thema Web 2.0 in seiner Ausgabe vom 17. Juli 2006 eine Titelgeschichte mit der Überschrift Du bist das Netz. Dieser Artikel beschreibt das populärste Web 2.0-Projekt Wikipedia: 17 http://de.wikipedia.org/wiki/web_2.0, 31. Oktober 2006 18 vgl. ARD/ZDF-Online Studie, 2006, S. 404

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 17 [Wikipedia] ist ein für den modernen Jedermann offenes, basisdemokratisches Projekt: Mehrere zehntausend Menschen weltweit schreiben Beiträge, sie ergänzen oder korrigieren bestehende Artikel. 19 Wikipedia zeigt wie nicht mehr nur Profis, sondern nun auch Laien eine Möglichkeit bekommen, ihr Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vielen Weblogs geht es jedoch weniger um die Vermittlung von Wissen, als viel mehr um eine Projektionsfläche für Meinungen und Emotionen. In diesem Zusammenhang spricht man von User Generated Content. Auch hier eignet sich die Definition aus der Enzyklopädie am besten, deren Basis User Generated Content ist Wikipedia: Der Begriff User Generated Content [ ] steht für Inhalte (Content), konkret Medieninhalte wie Bilder und Texte, aber auch Audiodaten oder Filme, die von einem oder mehreren Benutzern selbst erzeugt werden. 20 Auch Podcasts können aus User Generated Content bestehen. Bislang bestimmten Intendanten, Regisseure, Journalisten das Programm kurz: Profis. Jetzt erhebt sich aus jedem einzelnen Zuschauersessel Konkurrenz 21. Aus passiven Konsumenten werden aktive Produzenten. Es erscheinen Prosumer, eine Vereinigung von Producer (= Hersteller) und Consumer (= Gebraucher). Ein Verweis auf Bertolt Brechts Radiotheorie aus dem Jahr 1932 ist angebracht. In seiner Rede über die Funktion des Rundfunks mit dem Titel Der Rundfunk als Kommunikationsapparat fordert Berthold Brecht: Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn in Beziehung zu setzen. 22 Auf den ersten Blick scheint es, dass Podcasting der Schlüssel zur Erfüllung seiner Forderung ist. Jeder kann nun zum Sender werden, im Gegensatz zum System des klassischen Rundfunks (Broadcasting). Allerdings hat das Radio in seiner Entwicklung längst 19 DER SPIEGEL, 29/2006, S.61 20 http://de.wikipedia.org/wiki/user_generated_content. abgerufen am 31.Oktober 2006 21 DER SPIEGEL, 29/2006 S. 62 22 Brecht, 1932, S. 129

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 18 verstanden den Hörer in sein Programm zu involvieren. Bestes Beispiel sind Call- In- Sendungen bei denen Hörer ihre Meinungen äußern dürfen/sollen. Aber auch als Wetter- und Verkehrsmelder werden Hörer schon seit Jahrzehnten in die deutsche Radiolandschaft integriert. Allerdings findet von Seiten der Radiosender eine Vorauswahl, was Eloquenz der Hörer und deren Themen angeht, statt. In diesem Fall agiert der Hörfunk als Gate-Keeper. Hier setzt Podcasting an: Im System Web 2.0 ist der Gate-Keeper verschwunden. Allerdings: Wie müssen Podcasts betrachtet werden, die selbst zum Rundfunk werden, da sie eine große Anzahl an Hörern erreichen? Selbstverständlich nehmen viele Podcaster ihre Hörer auch auf Sendung, die Kontakt via E-Mail oder Mailbox aufgenommen haben. Aber auch diese Podcaster werden nicht alles in ihre Podcasts übernehmen, sondern eine Vorauswahl der Hörerbeiträge nach verschiedenen Kriterien vornehmen. Auch der Podcaster wird dann zum Gate-Keeper. Aber: Selbst wenn der kritische Hörer eines Podcasts XY nicht in den Podcast XY integriert wird, hat er nun die Möglichkeit, sich in einem eigenen Podcast AB über den Podcaster XY zu äußern. Diese Möglichkeit war dem Radiohörer bisher verwehrt. 2.1.3 Inhalte von User- Generated- Podcasts Bertold Brecht: Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen. 23 Brechts Ausführungen über die Anfänge des Radios treffen auch auf die Anfangsphase des Podcasting zu. Zunächst ging es darum, die neue Technik zu nutzen (vgl. Kapitel 2.1.4 Sendemotive von Podcastnutzern: Explorer). Mittlerweile gibt es Podcasts zu allen erdenklichen Inhalten. Podcastexperte Alexander Wunschel zur Vielfalt von Podcasts: Grundsätzlich gibt es beim Podcasting nichts, was es nicht gibt. 24 Auf Deutschlands größtem Podcastportal www.podster.de existieren Podcasts, die sich mit verschiedensten Themengebieten in unterschiedlichsten Darstellungsformen beschäftigen. Der prominenteste deutsche Podcast ist Schlaflos in München der freien Journalistin Larissa Vassilan. In ihrem Podcast trat sie bis zur 400. und vorerst letzten 23 Brecht, 1932, S. 128 24 vgl. Interview mit Alex Wunschel vom 5. September 2006

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 19 Ausgabe am 19. September 2006 unter dem Pseudonym Annik Rubens auf. Annik Rubens präsentierte mehrmals pro Woche spontan alltägliche Geschichten, Netzfundstücke, Gedanken und Ideen, die ihr auf- und eingefallen sind. Ihr Podcast wirkte spontan und authentisch. Die einzelnen Podcast- Episoden dauerten etwa drei bis vier Minuten. Ihr Podcast verzeichnete regelmäßig ca. 8000 Downloads. Ein weiteres Beispiel für die Podcasting- Vielfalt ist der Familien- Podcast Krebs und Krebschen : Annica, Stefan, Yannic und Andrea erzählen große Geschichten von kleinen Leuten und kleine Geschichten von großen Leuten. Manchmal lustig, manchmal auch besinnlich und dazu ganz oft ziemlich albern. - Aber auf jeden Fall immer mit viel Spaß bei der Sache! - Unser kleiner Personal Podcast bietet einen winzigen Blick hinter die Kulissen eines sehr erfolgreichen kleinen Familienunternehmens. 25 In diesem Podcast bekommt der Hörer einen sehr intimen Einblick in das Leben dieser Familie. Beide Podcasts gehören der Kategorie der privaten Podcasts an. Einen ganz anderen Bereich decken Special- Interest- Podcasts ab. Sie widmen sich speziellen Fachgebieten. Durch Podcasting erreichen Produzenten nun kleine Zielgruppen ohne Streuverluste. Ein Beispiel hierfür ist der Podcast Blick über den Tellerrand von Alexander Wunschel, der sich mit Podcast-Marketing im Web- 2.0- Zeitalter beschäftigt. Ebenso der Braincast des Journalisten und Autors Arvid Leyh ist ein Beispiel für einen Podcast, der nur wenige Chancen hätte, Einzug in den klassischen Hörfunk zu finden. Sein Thema ist das Gehirn, seine Funktionsweise, Möglichkeiten und Folgen. 26 25 http://krebsundkrebschen.podspot.de/, 31. Oktober 2006 26 http://braincast1.blogspot.com/, 2. November 2006

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 20 2.1.4 Sendemotive privater Podcaster In einer wissenschaftlichen Arbeit vom Frühjahr 2006 setzte sich Dennis Mocigemba mit dem Thema Warum sie selber senden: Eine Typologie von Sendemodi im Podcasting 27 auseinander. Er ergründete dabei die Motivation von Podcastern, Podcasts selber zu produzieren. Er unterteilte Podcaster in sechs soziale Gruppen: Tabelle 1: Übersicht der typischen Sendemodi nach Mocigemba Sendemotivation Qualitätsanspruch Interaktion Explorer - neue Technologie spielend erschließen - Inhalt und Format der Show entwickeln sich im Prozess des Sendens technische Funktionalität mit Hörern ist eher eine Überraschung als Erwartung. - mit Podcastern, um technische Hilfestellung zu bekommen Personality Prototyper - Podcast als Bühne für eigene Selbstdarstellung und Experiment mit unterschiedlichen Rollen - Kommerzielle Ambitionen auf Basis eigener Originalität - eigener Stil und Authentizität - gute Aufnahme- und Tonqualität mit Hörern ist essentiell, da diese die Güte der gelieferten Darbietung beurteilen - Betonung persönlicher Erfahrungen durch Podcasting Journalist & ThemenCaster - Starke Themenorientierung - kommerzielle Ambitionen auf Basis des Nutzerwerts der Sendung - Nützlichkeit der präsentierten Informationen - formale Aspekte (Länge und Regelmäßigkeit der Sendung) mit Hörern wird als angenehme Pflicht wahrgenommen Rebell - Podcasten als politische Aktivität - Negation des Gegners (des Radios) mit Hörern ist eine Mission mit Podcastern, um eine starke Allianz im Namen des Podcasting darzustellen - Institutionalisierung Social Capitalist - Podcast als Weg, andere Menschen kennen zu lernen - attraktive und anspruchsvolle Kommunikationssituation ist essentiell mit Hörern, Podcastern oder Gästen/Dritten - Kooperation mit anderen Podcastern/ Institutionalisierung Social Gambler - Podcast als Stimulus in einem Feldexperiment mit anderen zur eigenen Unterhaltung - attraktive und unterhaltsame Kommunikationssituation hauptsächlich mit Hörern hauptsächlich virtuell Mocigemba zählt den Explorer und den Personality Prototyper zu den am weitesten verbreiteten Podcaster- Typen in Deutschland. Der Social Gambler ist hingegen kaum anzutreffen. 27 Mocigemba, 2006, S. 26

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 21 2.1.5 Individualisierung des Contents Ich bin der Programmdirektor Die Medientage 2006 in München standen unter dem Motto: Medien auf Abruf Folgen der Individualisierung für die Kommunikationsgesellschaft. Im Fokus standen u.a. zukünftige Verbreitungstechnologien wie DMB-H, IP-TV, die eine Individualisierung von Content ermöglichen sollen. Im Audiobereich ist durch Podcasting Individualisierter Content bereits Realität. Und: Podcasting wird, wenn auch von einer geringen, jedoch stetig steigenden User-Zahl, schon genutzt. Zwei Merkmale von Podcasting tragen zur Individualisierung bei: Zeitsouveräne Nutzung: Podcasting löst sich vom Prinzip der linearen Ausstrahlung der klassischen elektronischen Medien, wie Fernsehen und Hörfunk. Die Sendung ist verfügbar, wenn der Konsument es wünscht. Der User ist nicht mehr dem Zeitdiktat des klassischen Rundfunks unterworfen. Individualisierung des Contents: Der Konsument stellt sich Inhalte selbst zusammen. Im Gegensatz zum Umgang mit den klassischen Medien erfordert dies eine aktive Nutzerhaltung, Investition von Zeit und Erfahrung. Der User muss ein Bewusstsein für seine Bedürfnisse haben. Verantwortliche der klassischen Medien sehen den aktiven Nutzertypen noch nicht und glauben weiterhin an die Vorteile im System der klassischen linearen elektronischen Medien, die dem User ein Programm fertig servieren. Aber: Das beschriebene Bewusstsein für eigene Bedürfnisse vorausgesetzt, muss der User nur einmalig ein Podcast- Portfolio gemäß seinen Interessen zusammenstellen, in der Folge werden ihm kontinuierlich aktuelle Inhalte automatisch zugeliefert, ermöglicht durch die Podcatcher-Technologie: Sobald ein neuer, zuvor von dem User abonnierter, Podcast online steht, wird er mittels Podcatcher heruntergeladen. Der Podcastuser muss nicht wiederholt prüfen, ob eine neue Folge publiziert wurde. 2.1.6 Auffindbarkeit von Podcasts im Internet Um sein persönliches Programm zusammenzustellen, muss der Podcastnutzer Podcasts im World Wide Web finden. Meta-Daten spielen dabei eine entscheidende Rolle:

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 22 Unter Metadaten ( Daten über Daten ) versteht man strukturierte Daten, mit deren Hilfe eine Informationsressource beschrieben und dadurch besser auffindbar gemacht wird. 28 Metadaten sind Informationen, die für den User zunächst nicht sichtbar sind, aber in eine Mediendatei integriert sind. Sie enthalten weitere Informationen, die im Zusammenhang mit dem eigentlichen Medienprodukt stehen. Beispiel: Ein Podcast beschäftigt sich mit dem Thema Neue Entwicklungen rund um Automobile. Als Metadaten sollten jedoch nicht nur die Begriffe Entwicklungen und Automobile im RSS-Feed hinterlegt werden, sondern auch sämtliche Begriffs-Assoziationen wie zum Beispiel Verkehr, Auto, KFZ, Navigationssystem, ABS etc. - sämtliche Begriffe, die man mit dem eigentlichen Thema verbindet. Suchmaschinen, wie Google lesen diese Metadaten aus. Gibt ein User einen Begriff, der in den Metadaten enthalten ist, in die Suchmaske ein, bekommt er im Idealfall einen Link vorgeschlagen, der zu oben genanntem Podcast führt. Die Metadaten sind gerade für Podcasts besonders relevant, da das Audiomaterial keine textlichen Informationen enthält. Zusätzlich zu den klassischen Suchportalen wie Google und Yahoo gibt es spezielle Dienstleister, die sich auf das Auffinden von Podcasts spezialisiert haben, neben itunes auch die Podcast- Portale www.podcast.de, www.dopcast.de und www.podster.de. Podster.de ist eines der umfangreichsten Portale im deutschsprachigen Raum. Am 16. November 2006 waren bei Podster 3033 Podcasts mit insgesamt 175796 Episoden gelistet. Alle Portale arbeiten im Hintergrund ebenfalls mit Metadaten, die es ermöglichen, durch Stichworteingabe des Podcastnutzers den für ihn relevanten Podcast zu finden. Um auf diesen Portalen präsent und auffindbar zu sein, sind aussagekräftige Metadaten unumgänglich. 2.1.7 Rechtliche Rahmenbedingungen von Podcasts Podcasting ist kein rechtsfreier Raum, selbst wenn das Thema Web 2.0 und damit das Thema User-Generated-Content wie ein unstrukturiertes und unkontrollierbares Feld wirkt. Dass das Zivilrecht und Strafrecht auch beim Podcasting Anwendung findet, versteht sich von selbst. Darüber hinaus gibt es allerdings noch medienrechtliche Aspekte, die im Folgenden genauer skizziert werden. 28 http://www2.sub.uni-goettingen.de/intrometa.html, 16. November.2006

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 23 2.1.7.1 Podcasting: Teledienst, Mediendienst oder Rundfunk? Die Frage, ob Podcasts Teledienste, Mediendienste oder Rundfunk sind, ist aus rechtlicher Sicht insofern von Relevanz, als dass je nachdem, wo man Podcasts ansiedelt, unterschiedliche Gesetze Anwendung finden. Für die Abgrenzung in Bezug auf die Zuordnung zu einem Dienst gibt es relevante und irrelevante Punkte. Zu den irrelevanten Punkten gehört die Art des Mediums. Es ist also egal, ob man mit Text, Bild, Video oder Ton umgeht. Nicht relevant ist außerdem das Übertragungsmedium. Es spielt keine Rolle, ob es kabelgebunden oder drahtlos ist. Relevant hingegen sind die Art der Inhalte und die Art der Übermittlung (Broadcast oder On-Demand). 29 Teledienst: Laut dem Teledienstgesetz sind Teledienste solche Dienste, die folgende Merkmale aufweisen: 30 1. Angebote im Bereich der Individualkommunikation 2. Angebote zur Information oder Kommunikation, soweit nicht die redaktionelle Gestaltung zur Meinungsbildung für die Allgemeinheit im Vordergrund steht 3. Angebote zur Nutzung des Internets oder weiterer Netze 4. Angebote zur Nutzung von Telespielen 5. Angebote von Waren und Dienstleistungen in elektronisch abrufbaren Datenbanken mit interaktivem Zugriff und unmittelbarer Bestellmöglichkeit Punkt 1 und 3 treffen auf Podcasting eindeutig zu. Punkt 2 ist abhängig vom Inhalt des Podcasts. Punkt 4 schließt Podcasting aus. Punk 5 ist momentan nicht von Interesse, da die technische Grundlage fehlt, in mp3- Podcast- Files eine direkte Verlinkungsmöglichkeit zu integrieren, die zu einem Online- Shop führen könnte. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob schon die gesprochene Nennung eines Links der Definition in Punkt 5 29 vgl. Trautmann, 2006 http://www.law-blog.de/unterlagen/podcast-recht.pdf, 13. November 2006 30 Gesetz über die Nutzung von Telediensten (idf vom 22. Juli 1997), 2 Abs 2

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 24 entspricht. Für Podcasting besonders interessant: Rundfunk im Sinne des Rundfunkstaatsvertrages fällt nicht unter das Teledienstgesetz. 31 Mediendienst 2 des Mediendienste-Staatsvertrages definiert Mediendienste. 32 Demnach sind Mediendienste: 1. Verteildienste in Form von direkten Angeboten an die Öffentlichkeit für den Absatz von Waren oder Erbringung von Dienstleistungen, einschließlich unbeweglicher Sachen, Rechte und Verpflichtungen, gegen Entgelt (Teleshopping) 2. Verteildienste, in denen Messergebnisse und Datenermittlungen in Text oder Bild mit oder ohne Begleitton verbreitet werden 3. Verteildienste in Form von Fernsehtext, Radiotext und vergleichbaren Textdiensten 4. Abrufdienste, bei denen Text-, Ton- oder Bilddarbietungen auf Anforderung aus elektronischen Speichern zur Nutzung übermittelt werden, mit Ausnahme von solchen Diensten, bei denen der individuelle Leistungsaustausch oder die reine Übermittlung von Daten im Vordergrund steht, ferner von Telespielen Punkt 1 trifft nur auf Podcasts zu, die gegen Entgelt bezogen werden. Momentan ist diese Methode noch nicht gängig. In Zukunft wird dieser Bereich wohl auch bei Podcasting immer größere Bedeutung gewinnen. Punkt 2 trifft auf Podcasting zu. Punkt 3 bezieht sich nur auf Textdienste. Punkt 4 würde bedingt auf Podcasts zutreffen, je nachdem, ob Podcasting ein individueller Leistungsaustausch ist oder nicht. Ein Podcast, der nur für einen Nutzer erstellt wird, würde nicht unter Punkt 4 fallen. Ein Podcast, der mehrere tausend User erreicht, dagegen schon. Der Übergang ist fließend. Wenn Podcasting als Mediendienst gilt, ist insbesondere 4 von Interesse. Demnach sind Mediendienste im Rahmen der Gesetze zulassungs- und anmeldefrei. 33 31 Gesetz über die Nutzung von Telediensten (idf vom 22. Juli 1997), 2 Abs 4 32 Staatsvertrag über Mediendienste (Mediendienste-Staatsvertrag) (idf vom 1. April 2005), 2, Abs 2 33 Staatsvertrag über Mediendienste (Mediendienste- Staatsvertrag) (idf vom 1.April 2005), 4

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 25 Rundfunkstaatsvertrag Definition Rundfunk im Rundfunkstaatsvertrag: Rundfunk ist die für die Allgemeinheit bestimmte Veranstaltung und Verbreitung von Darbietungen aller Art in Wort, in Ton und in Bild unter Benutzung elektromagnetischer Schwingungen ohne Verbindungsleitung oder längs oder mittels eines Leiters. Der Begriff schließt Darbietungen ein, die verschlüsselt verbreitet werden oder gegen besonderes Entgelt empfangbar sind. 34 Ausgenommen sind in diesem Staatsvertrag Mediendienste nach 2 des Mediendienste- Staatsvertrages. Trotzdem trifft die Definition des Rundfunkstaatsvertrages grundsätzlich auch auf Podcasting zu. Von besonderer Relevanz im Rundfunkstaatsvertrag in Bezug auf Podcastangebote von öffentlich- rechtlichen Sendern ist 11: Der öffentlich- rechtliche Rundfunk hat durch die Herstellung und Verbreitung von Hörfunk- und Fernsehprogramm als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken. Er kann programmbegleitend Druckwerke und Mediendienste mit programmbezogenen Inhalten anbieten. 35 Dies bedeutet für öffentlich- rechtliche Rundfunkangebote, dass, streng genommen, Beiträge in Podcast-Form nur programmbegleitend angeboten werden dürfen. Das Anbieten von Content, der explizit nur für Podcast produziert wurde, ist somit den öffentlich-rechtlichen Sendern verwehrt. 34 Rundfunksstaatsvertrag (RStV) (idf vom 1. April 2005) 2 35 Rundfunksstaatsvertrag (RStV) (idf vom 1. April 2005) 11

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 26 Der Anwalt für Medienrecht, Arne Trautmann, skizzierte auf dem Podcastkongress im April 2006 die Unterschiede zwischen Teledienst, Mediendienst und Rundfunk: Abbildung 12: Einteilung Teledienst, Mediendienst, Rundfunk nach Arne Trautmann 36 Podcasting ist laut Trautmann am ehesten ein Mediendienst. Allerdings sieht er tendenziell eher eine Nähe zum Rundfunk, als zu einem Teledienst, auf Grund der Aspekte Meinungsrelevanz und an die Allgemeinheit gerichtet. Der entscheidende Unterschied zwischen Mediendienst und Rundfunk besteht zunächst darin, dass Rundfunk nicht individuell sendet, sondern ausstrahlt. 37 Außerdem: Rundfunk benötig eine Genehmigung der Landesmedienanstalten (vgl. 20 Rundfunkstaatsvertrag). Mediendienste hingegen benötigen keine Genehmigung. Da es bisher keinerlei Bestrebungen gibt Podcasting zu lizenzieren, muss Podcasting wohl eher als Medien- 36 vgl. Trautmann, 2006 http://www.law-blog.de/unterlagen/podcast-recht.pdf, 13. November 2006 37 Allerdings stellt sich dann die Frage, wie es sich z.b. mit On-Demand-Fernsehen verhält, das im Rundfunkstaatsvertrag genannt ist, allerdings individuell wie Podcasts übermittelt wird.

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 27 dienst betrachtet werden. Eine Lizenzierung würde dem Gedanken des Podcastings komplett widersprechen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass ab 2007 das Telemediengesetz in Kraft treten soll, das das bisherige Teledienstgesetz und den Mediendienstestaatsvertrag in einem Gesetz vereinen soll. Egal ob sich Podcaster auf das Teledienstgesetz, den Mediendienstestaatsvertrag oder den Rundfunkstaatsvertrag berufen sind sie als Podcaster redaktionell journalistisch tätig, gilt das Pressegesetz, das in den jeweiligen Landespressegesetzen verankert ist. Im Zusammenhang mit Podcasts und User-Generated Content stellt sich die Frage, wann jemand redaktionell journalistisch tätig ist. Fakt ist, dass Podcaster mit ihrem produzierten Inhalt eine Öffentlichkeit erreichen und damit publizistisch tätig sind. Damit gehen gewisse Pflichten, aber auch gewisse Rechte einher, die in den Landespressegesetzen und im Pressekodex festgelegt sind. Diesem Sachverhalt sind sich viele Podcaster nicht bewusst. 2.1.7.2 Impressumspflicht bei Podcasts Im 10 des Mediendienste-Staatsvertrages ist die sogenannte Informationspflicht für Mediendienste festgeschrieben. Demnach müssen Name und Anschrift leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar sein. 38 Auch das Teledienstgesetz schreibt vor, dass Name und Anschrift leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und ständig verfügbar 39 sein müssen. Bei der Impressumspflicht ist es irrelevant, ob ein Podcast ein Mediendienst oder ein Teledienst ist. Vielen privaten Podcastern ist diese Pflicht unbekannt. Außerdem stellt sich die Frage, nach der Einbindung des Impressums. Eine Webseite ist für das Podcasting nicht zwingend erforderlich, sondern nur ein RSS-Feed in dem auf eine Audio-Datei verwiesen wird. Insofern ist es sinnvoll, das Impressum in den RSS-Feed mit einzubinden. Allerdings ist das Endprodukt, das der Konsument auf seinem mp3-player konsumiert, nicht der RSS-Feed, sondern die Audio-Datei. Am zweckmäßigsten ist es also, das Impressum in den ID3-Tag eines mp3- Files einzubetten. Der ID3-Tag fügt einem mp3- File Metadaten hinzu. Diese Metadaten können bei 38 Staatsvertrag über Mediendienste (Mediendienste-Staatsvertrag) (idf vom 1. April 2005), 10 39 Gesetz über die Nutzung von Telediensten (idf vom 22. Juli 1997), 6

Einzelbetrachtung der Mediengattungen Podcasting und Hörfunk 28 einem Musikfile Künstler, Name des Stückes, Erscheinungsjahr, Musikgenre sein. Unter anderem gibt es im ID3- Tag- Standard auch die Möglichkeit, einen Kommentar einzufügen. Hier kann das Impressum integriert werden: Abbildung 13: ID3-Tag des Podcasts Ein Leben in Erding Der Screenshot zeigt den ID3-Tag des Podcasts Ein Leben in Erding. Er kann z.b. mit der Abspielsoftware Winamp ausgelesen werden. Im ID3-Tag ist der Name des Autors, das Erscheinungsdatum sowie die Anschrift und Telefonnummer zu erkennen. Allerdings erfordert das Aufrufen des ID3-Tags ein gewisses technisches Verständnis, das bei vielen Internetusern nicht vorhanden ist. Leicht erkennbar, wie es das Telemediengesetz fordert, ist diese Form des Impressums nicht. Eine andere Möglichkeit bietet Podcasting aber derzeit kaum. 2.1.7.3 Podcasting und Musik Derzeit wird in Podcasts nur wenig Musik verwendet. Dies ist auf die nicht hinreichend geklärte Musikrechtefrage zurückzuführen. Insbesondere Radiostationen, die sich bisher über Musik positioniert haben, haben deshalb Schwierigkeiten, ihr Format um den