DIE BEDEUTUNG UND STELLUNG DES ILISU STAUDAMMES IM RAHMEN DER ENERGIEPOLITIK DER TÜRKEI UND REGIONALSTAATEN

Ähnliche Dokumente
VEXCO GmbH Dipl.Inf. Atilla Türk

Stromversorgung in der Türkei. Emrah Vural PEESE,

ERNEUERBARE ENERGIE IN DER TÜRKEI

Erneuerbare Energien unverzichtbar für

Energiestrategie Burgenland

CEZ GRUPPE NEUE ENERGIE- LÖSUNGEN

Erneuerbare Energien 2008 Chancen und Perspektiven Hybrid-Kraftwerk. BUND Brandenburg

Erneuerbare Energien in Kasachstan Energiestrategie 2050

Téma č. 9: Erneuerbare Energiequellen

Schau dir das Plakat genau an und werde ein Experte in. Kohle Erdgas

FAKTENBLATT ERNEUERBARE ENERGIEN IM KANTON ZUG Beilage zur Medienmitteilung vom 26. Januar 2011

Steigerung der Energieeffizienz:

Deutschland Energiewende jetzt!

Eigenständige Energieversorgung im Vinschgau

CONTRACTING: Wie Sie mit nachhaltigen Energielösungen richtig wachsen können.

ANAEROBE VERGÄRUNG VON INDUSTRIEABWÄSSERN DER SCHWEIZERISCHE KONTEXT BUNDESAMT FÜR ENERGIE ANAEROBE VERGÄRUNG VON INDUSTRIEABWÄSSERN

BIOMASSE ENERGIE AUS BIOMASSE AUFGABEN ENERGIE AUS DER ZUKUNFT. Savanne, Wüste, Steppe etc. Ackerbau Wald Tundra, polare Kältewüste

AHK-Geschäftsreise Türkei im Zeitraum März 2012 in Istanbul Geschäftschancen für deutsche Unternehmen im Bereich Photovoltaik / Solarthermie

Das folgende Kapitel soll dabei als kurze Standortbestimmung für Deutschland dienen.

Verbrennungsmotoren. Meinungsumfrage. CleanEnergy Project Survey

Energieland Hessen. 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energiequellen bis zum Jahr Utopie oder reale Vision?

Eine moderne Vision von Friedrich Wilhelm Raiffeisen:

Atomenergie Lösung oder Teil des Problems?

Verkraftet das Stromnetz die Mobilität der Zukunft?

Dezentrale Energiewende

Stromsituation in der Schweiz Arbeitsblatt

Die Energiewende und die Notwendigkeit zur Nutzung von Flexibilitäten

Anhang Pressemitteilung Internet. Umlage für erneuerbare Energien verteuert Strompreis

Erneuerbare Energien in der Türkei und Aktuelle Entwicklungen hinsichtlich der EU Erneuerbare Energie Richtlinien

ab 1. Januar 2016 Stromprodukte Klassik bewusst gewählt.

Barbian Das Wasserkraftwerk

1. SIG in Kürze. 2. Energiewende : die grossen Veränderungen. 3. SIG : Strategie eines Multi-Energie-Verteilers. 4. Schlussfolgerungen

Elektrizitätswerk Rümlang Genossenschaft

PRESSEMELDUNG vom Biosphärenreservat Bliesgau auf dem Weg zur Null-Emissions- Region

FernWärme die clevere Heizalternative. Komfortabel. Sauber. Effizient.

Aus der Traum Energetische Perspektiven für die postatomare Zeit

ab 1. Januar 2018 Stromprodukte Kombi bewusst gewählt.

Die Stromstrategie von Oesterreichs Energie für das Jahr Wien, 03. Oktober 2016

EWA-Energie-Apéro 2012 «Wege in die neue Stromzukunft»

Gebiet Krasnodar Erneuerbare Energie - Energieeffizienz

Sun 21 Workshop 20. Oktober 2010 Energiegespräche im Wenkenhof, Riehen Bernhard Brodbeck, Leiter Beschaffung, CEO Stv und Mitglied der

Stromkennzeichnung 2016

ab 1. Januar 2016 Stromprodukte Leistung bewusst gewählt.

Chancen und Möglichkeiten der erneuerbaren Energien in Österreich. Dr. Heinz Kopetz, AEBIOM Wien, 12. Mai 2009

Qualifikationsverfahren Montage-Elektrikerin EFZ Montage-Elektriker EFZ

Regionale Nutzung erneuerbarer Energien

Das Energie-und Klimaquiz. Uwe Nestle Neustadt am Rübenberge, 7. Juni 2014

Energiepotentiale. Geschichte und Effekte des Umstiegs auf erneuerbare Energieträger.

Energiestrategie 2025 des Landes Steiermark. Energiebeauftragter DI Wolfgang Jilek

Fachverband Elektro- und Informationstechnik Sachsen / Thüringen. Energiewende Chancen und Herausforderungen an das Elektrohandwerk

100 Prozent erneuerbare Energieerzeugung in Costa Rica Eine Möglichkeit?

PERSPEKTIVEN DER KOMMUNALEN ENERGIEVERSORGUNG

Solarenergie. Aleksandar Jablanovic und Darko Antic. BW Zofingen Herr P. Fäss ME12b

Grenzüberschreitende Klimaschutzund Energiestrategien am. Oberrhein: Chancen und Risiken in der Umsetzung. Dr. Alberto Isenburg Karlsruhe

Erneuerbare Energien - Energien der Zukunft?

Kommunales Energie- und Klimaschutzmanagement

Länderprofil Kasachstan Informationen für deutsche Unternehmen der EE-Branche. 2.1 Energiemarkt... 15

PV-Anlagen - Chancen und Gefahren für ausführende Unternehmer Wärmepumpen-Intensivkurs Wattwil, 18. September 2013

n Ein gemeinsames Umsetzungsprogramm für Maßnahmen in Gemeinden, Haushalten und Betrieben

Geschäftsbericht unsere Region gemeinsam erfolgreich machen

DIV / Abteilung Energie. Der Kanton Thurgau steigt in die Champions League der Energiepolitik auf

Energiedichte und Energieerzeugung

Infoveranstaltung Photovoltaik und Batteriespeicher. Zuzwil November 2018

Stoffwandelnde Prozesse in der Energieerzeugung

Die Rolle der Wasserkraft im zukünftigen bayerischen Energiemix

Erneuerbare Energien für Elektromobilität: Potenziale und Kosten

Umstrittenes Staudammprojekt am Tigris. Künftiger Staudamm-Standort: Tal nahe der antiken Stadt Hasankeyf (Quelle:

ZIELGRUPPE UND GRUPPENGRÖßE

Der Beitrag der Wasserkraft zur Energiewende. Rupert Christian , Fachdialog Wasserkraft, St. Pölten

Dekarbonisierung: Nah am Wasser gebaut

Kuba Energie Verbrauch Ölimport Ölproduktion Energieerzeugung Erneuerbare Energien Bagasse Windkraft Wasserkraft Sonnenergie

Gestützt auf 31 Abs. 2 der Schwyzer Kantonsverfassung stellt die CVP des Kantons Schwyz folgendes Initiativbegehren:

Windenergie im Saarland. montanwind Die Zukunft ist unser Revier.

Anteile der Energieträger an der Stromerzeugung in Deutschland 2003

Deutsch-Belarussisches Energieforum. Business und Energie. Adding value to energy ventures.

Windenergie im Saarland. montanwind Die Zukunft ist unser Revier.

ERNEUERBARE (ALTERNATIVE) ENERGIEN

AG «Samruk-Energy» Energieeffizienz und Modernisierung. September 2015

STATISTISCHES JAHRBUCH DER STADT ZÜRICH 2012

Wind Projekt Beispiel Gemenele - 48,3 MW

Regionale Szenarien erneuerbarer Energiepotenziale in den Jahren 2012 / 2020

Erneuerbare Energien 2017

Dossier documentaire

Öffentliche Informationsveranstaltung SP Wünnewil-Flamatt Nationale Energiepolitik Mit welchen Massnahmen zum Ziel?

Das Hybrid-Kraftwerk. Energie nach Bedarf

Ressourcen und ihre Nutzung

Potenziale und Grenzen Erneuerbarer Energieversorgung

Strom 2030 Berichte aus den Arbeitsgruppen. Berlin, 20. März 2017

Definitionen. Erneuerbare nichtfossile Energiequellen:

Energieunabhängigkeit Wieso? Weshalb? Warum?

Energie am Flughafen. Grafik 3B Lösungsblatt. Sozialform. Weitere Informationen

Potenziale und Herausforderungen im Bereich Energie

Die Rolle der Photovoltaik i n in der künftigen Energieversorgung. Dr Gian. Carle, Leiter H andel Handel Erneuerbare E nergie Energie

Sinn und Unsinn von Grünstromzertifikaten Verein Kleinwasserkraft Österreich Jahrestagung, Feldkirch Dr. Karl Dörler, VKW-Ökostrom GmbH

Berliner Energiekonzept

Transkript:

Verfasser: Nedim Tüzün, im Auftrag der Kammer der Elektroingenieure, Diyarbakir, 18.02.2006, vorgestragen auf dem Symposium für den Erhalt von Hasankeyf DIE BEDEUTUNG UND STELLUNG DES ILISU STAUDAMMES IM RAHMEN DER ENERGIEPOLITIK DER TÜRKEI UND REGIONALSTAATEN 1- Technische Informationen zum ILISU Staudamm Der Ilisu Staudamm hat eine Leistung von 1.200 MW und soll nach den Planungen im Jahr 3.833 GWh Strom liefern. Es ist geplant, dass bei einem landesweiten Gesamtenergiepotential von 37.480 MW (Jahr 2004) der Ilisu Staudamm 3,2 % der Gesamtenergie liefern wird. 2- Die Situation der elektrischen Energie in der Türkei, Anteil und Kapazität der Wasserkraft-Energie an der elektrischen Energie. Die elektrische Energie ist wegen seiner Eigenschaften ein wichtiger Maßstab für die Entwicklungsstufe eines jeden Landes, denn sie ist beim Verbrauch von Energie im tagtäglichen Leben weitverbreitet, leicht zu verbrauchen und kann schnell andere Formen der Energie ersetzen. Im Jahr 2005 hat ein Mensch in der Türkei durchschnittlich 2100 kwh verbraucht. Dieser Wert liegt im Osten und Südosten der Türkei bei etwa 800 kwh. In entwickelten Staaten beträgt dieser Wert 8900 kwh, in den USA sogar bei 12322 kwh. Der Weltdurchschnitt hingegen liegt bei 2500 kwh. Weil die elektrische Energie nicht gespeichert werden kann, muss das Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch gut berechnet werden und möglichst den Orten des Verbrauchs nahe liegen. Wie im Falle der Wasserkraftwerke von Atatürk, Keban und Karakaya wird die Energie über lange Strecken über das interkontinentale Netz transportiert, wobei ein erheblicher Teil verloren geht. Hinzu kommt, dass diese Energie nicht beim Aufbau einer Industrie in dieser Region und ihrer Entwicklung benutzt wird. Dies trägt dazu bei, dass das Ungleichgewicht zwischen den Regionen nicht gemindert, sondern vertieft wird. In dieser Logik steht auch der Ilisu Staudamm. Obwohl unsere Region ein grosses Energiepotential aufweist, ist es durch die verspätet gebauten Transportnetze und durch die ohne ausreichende Grundlage gelegten Verteilernetze die Region mit den größten Problemen für die Endbenutzer. Im Jahr 2004 war der Maximumverbrauch an Energie in den Stosszeiten 23.485 MW, während die Gesamtkapazität bei bekanntlicherweise bei 37.480 MW liegt, was somit 62% der Gesamtkapazität beträgt. (Tabelle 1)

Installierte Energieform Installierte Kraft (MW) Kapazität Produktion (GWh) Tatsächl. Verbrauch Produktion (GWh) Auswertung der Kapazität Verhältnis Thermisch 24792 174632 104464 60 Hydrologisch 12654 45435 46084 102 Wind + Geothermisch 34 156 151 97 Gesamt 37480 220223 150018 68 Tabelle 1: 2004 TEİAŞ APK Installierte elektrische Energieformen und ihr Beitrag zur Produktion Nach Angaben der Staatlichen Wassergesellschaft DSI (Devlet Su İşleri) beträgt das Potential an ökonomisch verwendbarer hydrologischen Energie 130 Mrd. kwh/jahr. Davon ist 35% (45300 GWh/Jahr) in Betrieb, 8,8% (10636 GWh/Jahr) in Bau und 57% (72339 GWh/Jahr) in Voruntersuchung, Planung oder liegt als Projekt bereit. Dem durchschnittlich jährlichen Energieproduktionswert in Höhe von 125,8 Mrd. kwh kommen 551 Wasserkraftwerke gleich, von denen 129 in Betrieb, 33 im Bau und 389 projektiert werden. (Tabelle 2) Die Verteilung des hydroelektrischen Energiepotentiales nach ihrer Projektierung (September 2005) Beschreibung Installierte Kraft (MW) Durchschn. Jährliche Energie (GWh) 1- in Betrieb 12619 45300 136 2- im Bau 3219 10636 41 3- Projekt liegt engültig vor 3585 10880 15 4- Projejt wird endgültig durchgeführt 1263 4267 14 5- Die Planung liegt vor 5654 20860 129 6- Die Planung wir durchgeführt 1188 4419 37 7- Masterplan liegt vor 3973 13523 52 8- Voruntersuchung liegt vor 3990 15626 99 9- Erste Untersuchung liegen vor 740 1835 78 GESAMT 36232 127345 673 Tabelle 2: Das hydrologische Energiepotential im September 2005 (DSI Angaben) Anzahl der Projekte Nach den obigen Werten wird der Ilisu Staudamm 3,3% der Wasserkraft liefern. 3- Potential und Quellen für erneuerbare Energien und die Untersuchung ihres Beitrages zur Energieproduktion Erneuerbare Energien verschwinden nie, sind sauberö lokale Quellen und können überall aufgebaut werden. Zwar sind die Kosten für den Aufbau bzw. Installation teurer als für fossile Energieformen, doch ist der Betrieb günstiger.

Hauptsächliche erneuerbare Energiequellen sind Wasserkraftwerke (1-10 MW), Sonne, Wind, geothermische Quellen, Biomassen und Wasserstoff. Nach einer Vereinbarung in der EU haben sich ihre Mitgliedsstaaten verpflichtet, bis zum Jahre 2010 12% der Gesamtenergie aus erneuerbare Energieformen zu gewinnen. Der Anteil der erneuerbaren Energie in der Türkei beträgt gerade mal 0,09%. Die Kapazität der Windenergie liegt nach verschiedenen Angaben bei 188.000 MW. Diese Quellen sagen auch, dass davon in kürzester Zeit 10.000 MW bis 20.000 MW in Betrieb genommen werden können. Die Ausbeutung liegt jedoch nur bei 18,9 MW. 38 Unternehmen haben im Juni 2005 Anträge genehmigt bekommen, um insgesamt 1409 MW zu produzieren. Trotzdem bleibt angesichts des grossen Potenzials die Ausbeute sehr gering. Es ist dringend, dass die genehmigten Anträge Anwendung finden und dass vor allem weitere detaillierte Vorbereitungen und Voruntersuchungen für eine weitverbreitete Produktion von Windenergie durchgeführt werden. Das Potential für die geothermische Energieproduktion liegt bei 4500 MW. Mit der jetzigen Technologie kann etwa 200 MW bis 500 MW ausgenutzt werden. Die tatsächliche geothermische Energieproduktion liegt nur bei 20,4 MW, das von einer Anlage geliefert wird. Auch in diesem Gebiet gibt es sehr viel für eine Steigerung der Energieproduktion zu tun. Ein sehr wichtiges Gebiet der Stromproduktion ist die saubere Sonnenenergie, deren Potential in unserem Land riesig ist und die überall, wo Bedarf ist, ohne Transportnetze erzeugt werden kann. Hier muss viel ın der Türkei noch viel getan und investiert werden. Der Südosten der Türkei ist die Region mit der höchsten Sonnenscheindauer, danach folgt die Mittelmeerregion. Das Potential und die Sonnenscheindauer ist in der Tabelle 3 wiedergegeben. Doch diese älteren Werte liegen unter dem tatsächlichen Potential, das wahrscheinlich 20-25% höher ist. Dies geht aus ersten Ergebnissen einer neueren Untersuchung des Instituts für Energiebewirtschaftung (EIE) und des Staatlıchen Wetteramtes (DMI) hervor. Region Gesamte Sonnenenergie (kwh/m 2 -Jahr) Sonnenscheindauer (Stunde/Jahr) Südostanatolien 1460 2993 MIttelmeer 1390 2956 Ostanatolien 1365 2664 Inneranatolien 1314 2628 Ägais 1304 2738 Marmara 1168 2409 Schwarzmeer 1120 1971 Tabelle 3: Das Sonnenscheinpotential nach Regionen

Die Sonnenenergie muss noch verbreiteter für dıe Erhitzung des Wassers in Gebäuden benutzt werden. Unsere Region ist dafür idealerweise geeignet. Hierfür muss sich neben dem Staat auch vor allem die Kommunen einsetzen und dementsprechend handeln. 4- Auch mit Sparmaßnahmen kann Energie in Höhe des von Ilisu zu produzierenden Energie eingespart werden. Dadurch, dass die Werte für den Energieverlust beim Transport und Werte für illegale Nutzung von Energie ohne voneinander getrennt als ein Wert benannt werden, führt dazu, dass die Öffentlichkeit annimmt, dieser Wert aus der illegalen Nutzung entsteht. Die verantwortlichen Stellen haben die Verpflichtung, den Energieverlust beim Transport genau und treffend zu untersuchen und die daraus für die öffentliche Hand entstehenden wirtschaftliche Belastung zu bennenen. Der Verlust resultiert aus unzureichenden Transportnetzen, die nicht mit guter Qualität hergestellt und gelegt und unregelmäßig gewartet werden. So geht ein erheblicher Teil der Energie verloren, bevor sie benutzt werden kann. Der Verlustwert beträgt deutlich mehr als in entwickelten Staaten. Sowohl im ganzen Land als auch besonders in unserer Region wurden seit vielen Jahren keine ernsthaften neuen Energieanlagen und Erneuerungsarbeiten gebaut bzw. durchgeführt, die Verteilungsnetze wurden nicht verbessert, die Basis- Infrastruktur wurde sich selbst überlassen und der öffentliche Kontrollmechanismus ungenügend durchgesetzt. Es wird nach wie mit sehr alten, seit langem zu erneuernden Verteilungsnetzen Energie transportiert. Die vielleicht wichtigste Sparmaßnahme für unsere Wirtschaft wäre es, solche Verteilungsnetze notwendigerweise zu erneuern, um die Verluste auf ein Minimum zu bringen. Aus diesen Gründen kann trotz ausreichender Energieproduktion den Verbrauchern keine Energie in guter Qualität geliefert werden. Wenn in unserem Land der Verlust beim Transport von Energie und die illegale Nutzung von gegenwärtig 21% auf 11% gesenkt wird, würde dies einem Wert von 3600 MW gleichkommen. Dies bedeutet drei Ilisu Staudämme. Weiterhin wird von der gesamten verbrauchten elektrischen Energie 20% für die Beleuchtung verwendet. Allein in Wohnquartieren kann vom insgesamten Sparpotential 60% eingespart werden. Auch mit diesem Potential kann von einem Ilisu Staudamm abgesehen werden. GAP und Ilisu Das Südostanatolienprojekt (GAP) ist ein vielseitiges Projekt und stellt mit seinen verschiedenen Entwicklungszielen ein integriertes Projekt dar. Im Rahmen des Projekts soll eine Industrialisierung gefördert, die landwirtschaftlich genutzten Flächen vergrößert, das ökonomische und soziale Leben neu aufgebaut werden und viele neue Arbeitsplätze entstehen. Während jedoch die Realisierung (Verwirklichung) auf dem Gebiet der Energie bei etwa 80% liegt, beträgt die Realisierung auf dem Gebiet der Bewässerung nur bei 13-14%. Dies allein zeigt, dass das Ziel der Integrität nicht eingehalten wird. Angesichts dieser Entwicklung ist zu hinterfragen, inwiefern der Ilisu Staudamm der Region nützlich sein wird.

Besitzer von vielen Ackerflächen, die durch das GAP bewässert werden sollten, haben durch die erwartete, aber nicht verwirklichte Bewässerung mit eigenen Mitteln Grundwasser aus bis zu mehreren hundert Meter Tiefe gefördert, um ihre Felder zu bewässern. Dies führt zu einer unkontrollierten Verschwendung unserer natürlichen Ressourcen. Daher stellen wir die Forderung auf, dass ausreichende Finanzen für die Vollendung der Bewässerungskanäle zur Verfügung gestellt werden. 5- Der Stand beim Ilisu Staudammprojekt In der Türkei wird es kurzfristig mit Sicherheit keinen Engpass in der Energieversorgung geben. Die vorhandenen Probleme kommen nicht von einer Energiekrise, sondern von der Krise des Bewirtschaftens der Energiequellen. D.h. die Energie wird nicht in der geforderten Form verwaltet und bewertet. Bei den staatlichen Investitionen werden nach wie vor kulturelle und natürliche Güter übergangen, d.h. ihr Schutz spielt keine Rolle. Die gleiche Handlungsweise bedroht die antike Stadt Hasankeyf, die Zeugnise vieler Kulturen trägt. Für einen Staudamm von 70-80 Jahren soll eine jahrtausendalte Stadt untergehen, was sehr bedauernswert ist. Die von Hasankeyf ausgehende Energie wird in diesem Rahmen ausser Acht gelassen. Es ist eine falsche Strategie, nur von den 1200 MW Energie zu sprechen und den Ilisu Staudamm alternativlos darzustellen. Die Energie hat immer Alternativen, doch gibt es keine Alternative für eine jahrtausendalte antike und kulturell wertvolle Stadt wie Hasankeyf. Wie oben aufgeführt, kann mit den alternativen Investitionen mehrere Ilisu Staudämme eingespart bzw. ersetzt und dem Energiesektor ein grosser innovativer Beitrag geleistet werden. Quellen: EİE - Elektrik İşleri Etüt İdaresi (Institut für Energiebewirtschaftung) Statistiken von TEAŞ-TEDAŞ (Türkische Elektrizitätswerke) EÜAŞ Elektrik Üretim Anonim Şirketi (Energieproduktion AG) ETKB Enerji ve Tabii Kaynaklar Bakanlığı (Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen) EMO Elektrik Mühendisleri Odası (Kammer der Elektroingenieure) Abschlussdokumente des V. Energie Symposiums der Vereinigung der Ingenieur und Architektenkammern TMMOB DMI Devlet Meteoroloji İşleri (Staatliches Wetteramt)