dosis News aus der Gesundheitspolitik



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Transkript:

Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe dosis News aus der Gesundheitspolitik Bern, Juli 2014 65 Immer neue Kompetenzen, Leistungen und hohe Qualität durch lebenslanges Lernen: Apotheker sind bereit für «Gesundheit2020» Die Ausbildung wird stets an die Bedürfnisse des Gesundheitswesens angepasst Dominique Jordan, Präsident von pharmasuisse, nimmt Stellung. Seite 2 Studium: Von Natur- und medizinischen Wissenschaften bis hin zum Management Was Pharmaziestudenten in fünf Jahren an der Universität lernen. Seite 3 Die Schweiz als Vorreiterin Die Schweiz ist das erste Land mit einer nationalen, staatlich anerkannten Weiterbildung in Pharmazie. Seite 6

Editorial dosis Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe 2 Die Ausbildung wird stets an die Bedürfnisse des Gesundheitswesens angepasst Liebe Leserinnen und Leser Wenn es darum geht, die Rollen im Gesundheitswesen neu zu verteilen, steht eine Frage im Vordergrund: Wie können die Kompetenzen der jeweiligen Gesundheitsexperten optimal genutzt werden? Das lässt sich nur beurteilen, wenn man weiss, welche Qualifikationen ein Berufsstand mitbringt und wie er diese Kompetenzen erlangt. Apotheker sind universitäre Medizinalpersonen. Das fünfjährige Studium mit Assistenzjahr vermittelt nicht nur die Kenntnis der Arzneimittel sowie ihrer Herstellung, Wirkweise, Anwendung und Risiken, sondern auch die Grundlagen der Diagnostik, die im Berufsalltag eine grosse Rolle spielen (siehe Seite 3). Das Studium wird dabei laufend weiterentwickelt, nicht nur, weil die Forschung ständig neue Wirkstoffe und Therapien hervorbringt, sondern auch, weil sich die Bedürfnisse der Gesellschaft und mit ihnen die Anforderungen an die Gesundheitsexperten ändern. Die Nachfrage nach leicht zugänglichen, hochqualitativen Lösungen und Dienstleistungen steigt. Um die Apotheker auf diese Aufgaben vorbereiten zu können, wird das Pharmaziestudium laufend angepasst so gehört die klinische Pharmazie seit rund fünf Jahren zur Ausbildung. Mit dem anspruchsvollen Universitätsstudium endet die Ausbildung aber noch lange nicht Apotheker haben nie ausgelernt: Sie sind gesetzlich zur lebenslangen Fortbildung verpflichtet und diese Fortbildungspflicht wird kontrolliert (siehe Seite 4). Im letzten Jahr wurden zwei Weiterbildungsgänge FPH eidgenössisch akkreditiert, die den Apothekern ermöglichen, ihre im Studium erlangten Kompetenzen gemäss Medizinalberufegesetz Art. 17 zu erweitern und den Bedürfnissen des Gesundheitswesens anzupassen. Mit der Anerkennung der Weiterbildung durch den Bund, hat die Schweiz weltweit eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Pharmazie inne. Auf diese Weise wird garantiert, dass die Schweizer Apotheker ihren Kunden jederzeit eine kompetente Beratung und hochwertige sowie sichere Dienstleistungen anbieten können. Dominique Jordan Präsident von pharmasuisse pharmasuisse Der Schweizerische Apothekerverband pharmasuisse setzt sich als Dachorganisation der Apothekerinnen und Apotheker schweizweit für optimale Rahmenbedingungen ein und informiert die Öffentlichkeit über Themen des Gesundheitswesens. Zudem sorgt der Verband für apotheker- und bevölkerungsbezogene Dienstleistungen wie beispielsweise eine fachgerechte pharmazeutische Beratung. Dem Dachverband gehören rund 5 700 Mitglieder an und sind 1 350 Apotheken angeschlossen. Weitere Informationen finden Sie auf www.pharmasuisse.org Dienstleistungen Medienservice Stellungnahmen Dienstleistungen Publikationen dosis Impressum: dosis News aus der Gesundheitspolitik Redaktion: Silvia Weigel / Satz: Patricia Reichen / Fotos: Caspar Martig und Iris Krebs Herausgeber: pharmasuisse / Schweizerischer Apothekerverband / Stationsstrasse 12 / 3097 Bern-Liebefeld / info@pharmasuisse.org

dosis Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe Ausbildung Studium: Von Natur- und medizinischen Wissenschaften bis hin zum Management 3 Rund 300 Grundsubstanzen und ihre Derivate sowie ein Vielfaches mehr an Arzneimitteln mit ihren Neben- und Wechselwirkungen all das lernen Pharmaziestudenten in fünf Jahren an der Universität. Doch das ist längst nicht alles. Apotheker arbeiten an der Schnittstelle zwischen Medizin und Naturwissenschaften eine verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht nur umfassendes Wissen, sondern auch überdurchschnittliches Engagement erfordert. Ein fünfjähriges Universitätsstudium inklusive eines praktischen Assistenzjahres, qualifizieren Berufseinsteiger für die Arbeit in der öffentlichen Apotheke. Das Studium gliedert sich in ein dreijähriges Bachelorstudium und ein eineinhalb- (Industrieapotheker), beziehungsweise zweijähriges (eidgenössisch diplomierter Apotheker) Masterstudium. Neben umfassenden theoretischen Kenntnissen lernen die Studierenden in zahlreichen Praktika, ihre Kenntnisse anzuwenden. Studium Der Lernzielkatalog wurde gemeinsam von den universitären Lehrinstitutionen für die pharmazeutische Ausbildung in der Schweiz formuliert. Er definiert die Ausbildungsziele und zu erreichenden Kompetenzniveaus, die bei Abschluss der Eidgenössischen Prüfung Pharmazie gemäss MedBG erreicht werden müssen. Diese umfassen neben der genauen Kenntnis über die Wirkweise und Herstellung der Arzneimittel auch Grundlagen der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, der biomedizinischen Wissenschaften sowie die Grundlagen der Diagnostik. So lernen die Studierenden, die charakteristischen Zeichen und Symptome der in der Offizin vorkommenden Fälle zu bewerten, so dass sie entscheiden können, ob ein Medikament abgegeben werden kann oder der Patient an einen Arzt oder den Notfall zu verweisen ist. Da diese Triage-Funktion in der Apotheke immer wichtiger wird, hat pharmasuisse in den vergangenen fünf Jahren je einen Lehrstuhl für Klinische sowie einen für Praktische Pharmazie an den Universitäten Basel und Genf mit insgesamt drei Millionen Franken unterstützt. Der Lernzielkatalog umfasst neben der genauen Kenntnis über die Wirkweise und Herstellung der Arzneimittel auch Grundlagen der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, der biomedizinischen Wissenschaften sowie die Grundlagen der Diagnostik. Assistenzjahr Das zweite Masterstudienjahr, das sogenannte Assistenzjahr, ist in universitäre Blockkurse und eine etwa 30-wöchige, praktische Ausbildung in einer Apotheke unterteilt. Ihre Ausbildung schliessen Pharmaziestudierende mit einer Masterprüfung ab. Nach deren erfolgreichem Abschluss müssen sie sich einer dreiteiligen, eidgenössischen Prüfung stellen, um als diplomierter Apotheker arbeiten zu können. Ausbildung: Zu Beginn des Studienjahres 2013/2014 haben 334 junge Erwachsene ihr Pharmaziestudium aufgenommen.

Ausbildung dosis Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe 4 Ein grober Überblick über die zu erlangenden Kompetenzen im Pharmaziestudium Naturwissenschaftliche und biomedizinische Kompetenzen Mathematik/Statistik/Physik und Informatik Chemie und Physikalische Chemie Biologische Wissenschaften Biomedizinische Wissenschaften dierungen, Therapiepläne und -auswahl, Screening, Dosisanpassungen, Analyse der Medikation und Unterstützung der Therapietreue, interdisziplinäre Zusammenarbeit im Gesundheitswesen und weiterführende Dienstleistungen wie Homecare usw.) Arzneimittelinformation Pharmazeutische Kompetenzen Pharmazeutische Wissenschaften (Pharmazeutische Chemie, Pharmakologie, Analytik, klinische Chemie, Herstellung von Arzneimitteln inklusive Galenik und Biotechnologie, Arzneipflanzen, klinische Pharmakologie, klinische Pharmazie sowie Arzneimittelentwicklung) Arzneimittelkenntnisse und «Pharmaceutical Care» (Pharmazeutische Triage, Rezeptvali- Public Health-Kompetenzen Schweizerisches Gesundheitswesen/berufliches Umfeld Epidemiologie/Pharmakoepidemiologie/ Pharmakoökonomie Gesundheitsförderung und Prävention Ethik im Gesundheitswesen Ausbildung: Pharmazeutische Triage, Therapiepläne und -auswahl, Screening, Dosisanpassungen, Analyse der Medikation und Unterstützung der Therapietreue sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit sind Teil des Pharmaziestudiums.

dosis Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe Ausbildung Der Bedeutung der Triage in der Offizin wird im Studium Rechnung getragen 5 Management-Kompetenzen Recht und Normen Betriebswirtschaft Persönliche Kompetenzen Kommunikation mit dem Patienten Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den Mitarbeitenden Kompetenzen wissenschaftlichen Arbeitens Informationsbeschaffung, -bewertung und -verarbeitung Prozesse wissenschaftlichen Arbeitens Wissenschaftliche Kommunikation In der Schweiz bieten drei Universitäten das Studium der Pharmazeutischen Wissenschaften in voller Länge an: die Universität Basel, die ETH Zürich und die Universität Genf. Wie stark wird die klinische Pharmazie im Studium gewichtet? Sie ist ein wichtiger Schwerpunkt, der das ganze zweite Masterstudienjahr durchsetzt. Damit wird der Bedeutung der Triage in der öffentlichen Pharmazie Rechnung getragen, deren Wichtigkeit in Zukunft weiter zunehmen dürfte. Warum ist es wichtig, dass Apotheker die Triage vornehmen können? Damit sie ihren Teil dazu beitragen können, die medizinische Grundversorgung zu sichern. In den vergangen Jahren hat sich die Rolle der Apotheke bereits stark verändert. Es gibt immer mehr Patienten, die in ihrer Apotheke die erste Anlaufstelle in Gesundheitsfragen sehen und den Anspruch haben, dass hier die Weichen richtig gestellt werden. Die klinische Kompetenz ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Apotheke diese Aufgabe wahrnehmen kann. Im Studium wollen wir die jungen Apotheker mit möglichst viel Wissen und Fähigkeiten ausrüsten, damit sie auf diese Aufgabe vorbereitet sind. Stefan Erni ist Offizinapotheker FPH, Koordinator und Lehrbeauftragter für das Assistenzjahr an der ETH Zürich und Mitglied der Eidgenössischen Prüfungskommission. 3 FRAGEN AN STEFAN ERNI Wie lernen die Studierenden, Symptome zu deuten, so dass sie eine effiziente und kompetente Triage vornehmen können? Stefan Erni: Bereits im Grundstudium lernen die Studierenden in den verschiedensten Lehrveranstaltungen die notwendigen pharmazeutischen und medizinischen Grundlagen. Im zweiten Masterstudienjahr, dem Assistenzjahr, legen wir dann ganz besonders grossen Wert auf die Triage. Hier machen die Studierenden unter Anleitung von Pharmazeuten und Ärzten den Schritt vom theoretischen Wissen zur klinischen Denkweise Apotheker können mit dieser Kompetenz eine viel gründlichere Anamnese vornehmen als viele denken. Sie eignen sich diese Fähigkeiten unter anderem in Vorlesungen an, wo die Krankheitsbilder mit ihren Leitsymptomen sowie die therapeutischen Richtlinien gründlich aufgearbeitet werden. Besonders wichtig sind die praktischen Elemente. Je weiter das Assistenzjahr fortschreitet, desto interaktiver wird das Studium. Ein Instrument sind etwa Rollenspiele, bei denen die Studierenden anhand fiktiver Patienten die Triage durchführen. Ausserdem haben die Studenten praktische Arbeiten zu absolvieren und validieren zahlreiche Fallbeispiele. «Im Assistenzjahr machen die Studierenden unter Anleitung von Pharmazeuten und Ärzten den Schritt vom theoretischen Wissen zur klinischen Denkweise Apotheker können mit dieser Kompetenz eine viel gründlichere Anamnese vornehmen als viele denken», sagt Stefan Erni.

Fort- und Weiterbildung dosis Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe 6 Die Schweiz ist Vorreiterin in der pharmazeutischen Weiterbildung Weiterbildung: Die FPH-Weiterbildung wird von den Teilnehmern persönlich finanziert und kostet zwischen 15 000 und 20 000 Franken. Erstklassige Arbeit erfordert eine erstklassige Ausbildung. Ein System aus Studium, Weiterbildung und Fortbildungen garantiert, dass die Schweizer Apotheker stets auf dem aktuellen Stand des Wissens und der Forschung sind. Rasante Fortschritte in der Forschung, gesellschaftliche Veränderungen und neue Rahmenbedingen führen dazu, dass sich die Anforderungen an die Apotheker ständig ändern. Das Zusammenspiel aus Studium, Weiterbildung und Fortbildungen garantiert, dass die Schweizer Apotheker stets auf dem aktuellen Stand der Forschung sind und der Bevölkerung die Dienstleistungen anbieten können, die benötigt werden. Weiterbildung Die Schweiz ist seit 2013 weltweit das erste Land mit einer nationalen, staatlich anerkannten Weiterbildung in Pharmazie. Die berufsbegleitenden Weiterbildungsgänge in Offizin- und Spitalpharmazie richten sich insbesondere an frisch Diplomierte und dauern zwischen zwei und sechs Jahren. Ziel der Weiterbildung FPH in Offizinpharmazie ist es, genügend Kompetenzen zu vermitteln, damit der diplomierte Apotheker als Medizinalperson eine leitende Position als Fachapotheker übernehmen kann. Für die Theorie müssen die Teilnehmer 50 Kurstage absolvieren, die in vier Kompetenzkreise aufgeteilt sind: Pharmazeutische und medizinische Kompetenzen, Public Health, Management und Persönliche Kompetenzen wie Stressmanagement oder Kommunikation. Am Ende eines jeden Moduls steht ein Leistungsnachweis. Dazu muss der Teilnehmer je eine Praxisarbeit in drei Kompentenzkreisen durchführen und vorstellen; im vierten Kompetenzbereich muss er eine praxisrelevante Diplomarbeit erstellen. Den Abschluss bildet eine eintägige mündliche und schriftliche Prüfung über das gesamte Weiterbildungscurriculum. Anders als die Fortbildung ist die Weiterbildung freiwillig. Die Apotheker investieren nicht nur Zeit und Energie in die Kurse, sondern auch Geld. Derzeit befinden sich 80 Apotheker in der Weiterbildung FPH in Offizinpharmazie. Fortbildung Gemäss Medizinalberufegesetz (MedBG, Art. 40) müssen sich die Apotheker ständig fortbilden. FPH-Titelträger müssen jährlich mindestens vier Tage Fortbildung und sechs weitere Tage Selbststudium, das heisst berufsspezifische Lektüre, nachweisen. Mehr als 1000 akkreditierte Fortbildungsveranstaltungen pro Jahr stehen zur Auswahl, so dass jeder Apotheker das Angebot wählen kann, welches für seinen Berufsalltag nützlich ist. Bei den Fortbildungen handelt es sich um geprüfte Angebote, Werbeveranstaltungen werden nicht zugelassen. pharmasuisse kontrolliert die Fortbildungspflicht über eine elektronische Bildungsplattform. 2013 wurden die 1350 aktiv in der Apotheke tätigen FPH-Titelträger überprüft. Die Bestehensquote lag bei über 86 Prozent.

dosis Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe Fort- und Weiterbildung Im Rahmen von Fähigkeitsausweisen können Apotheker zusätzlich neue Kompetenzen erwerben 7 Fähigkeitsausweise für interdisziplinäre Zusammenarbeit Konsiliarapotheker für die ambulante Medikamentenverschreibung (Qualitätszirkel) Apotheker beraten Ärzte, um die Verschreibungspraxis zu optimieren und wissenschaftliche Erkenntnisse zu Arzneiprofilen zu diskutieren. Pharmazeutische Betreuung von Alters-und Pflegeheimen Apotheker als Koordinator, Sicherheitsfaktor und Kostenoptimierer bei der Medikamentenversorgung von Heimeinrichtungen. Apotheker für integrierte Versorgungsmodelle (netcare) Apotheker bieten einen niederschwelligen Zugang zur Grundversorgung mit perfekt abgegrenzter Kompetenz zur ärztlichen Tätigkeit. Impfen und Blutentnahme Apotheker können dazu beitragen, dass die Durchimpfungsrate erhöht wird. Weitere Fähigkeitsausweise vermitteln fachspezifische Kompetenzen zu «Klinischer Pharmazie», «Nutztierpharmazie» und «Phytotherapie». Weiterbildung: Neue Fähigkeitsausweise können schnell geschaffen werden, um den Kompetenzbedürfnissen von Gesellschaft und Politik Rechnung tragen zu können.

Interview dosis Nr. 65 07.2014 Sonderausgabe Die Ausbildung wird ständig weiterentwickelt 8 Dr. Astrid Czock, pharma- Suisse: «Die Bildungsstrategie des Verbandes sieht ein Zusammenspiel von Aus-, Weiter- und Fortbildung vor, damit jeder Apotheker jederzeit die nötigen Kompetenzen erlangen kann.» Dr. Astrid Czock ist Mitglied der pharma- Suisse-Geschäftsleitung und Leiterin der Abteilung Wissenschaft, Bildung & Qualität. Im Interview erklärt sie, wie sich die Apotheker den heutigen und zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen stellen und wie sie die dazu nötigen Kompetenzen erlangen. Was sind eigentlich die Aufgaben eines Apothekers? Dr. Astrid Czock: Zusätzlich zum Wissen über die Arzneimittel und die entsprechende Beratung bieten Apotheker eine breite Palette an Dienstleistungen an. Neben der Beratung von Akutpatienten und der Begleitung von chronischen Patienten investieren die Apotheker in die Gesundheitsförderung und Prävention. So können sie Risikoanalysen und Screenings durchführen, einen Impfstatus ermitteln und dazu beraten, sowie in manchen Kantonen impfen. Auch unterstützen sie Raucher bei der Entwöhnung oder Übergewichtige beim Abnehmen. In Qualitätszirkeln beraten Apotheker Ärzte, die ihre Verschreibungspraxis optimieren wollen. Altersheime und Spitäler unterstützen sie bei der Medikamentenversorgung die Bandbreite ist enorm. Eine der wichtigsten Aufgaben ist aber die Triage: Der Apotheker klärt ab und entscheidet, ob ein Patient ein Medikament in der Apotheke bekommen kann oder ob er an einen Arzt oder den Notfall weitergeleitet werden muss. Wie wird sichergestellt, dass die Apotheker zu jeder Zeit über die notwendigen Kompetenzen verfügen? Die Bildungsstrategie des Verbandes sieht ein Zusammenspiel von Aus-, Weiter- und Fortbildung vor, damit jeder Apotheker jederzeit die nötigen Kompetenzen erlangen kann. Die Basisqualifikationen erlangen Apotheker im Pharmaziestudium. Anschliessend haben sie die Möglichkeit, dieses Wissen in einer Weiterbildung zu vertiefen und zu erweitern. Ausserdem unterliegen sie einer gesetzlich vorgeschriebenen Fortbildungspflicht. Dass die Inhalte in den verschiedenen Bildungsstufen permanent angepasst werden, versteht sich von selbst. Wer entscheidet, wie das Studium angepasst wird und wie trägt pharmasuisse mit der Verbandsstrategie dazu bei, dass eine hochwertige Ausbildung angeboten wird? Der Lernzielkatalog muss mindestens alle sieben Jahre überarbeitet werden. Die Plattform Ausbildung Pharmazie, in der neben den Universitäten auch alle pharmazeutischen Berufsverbände sowie das BAG und die Medizinalberufekommission vertreten sind, erarbeitet Vorschläge für die Anpassung des Pharmaziestudiums. Diese Anpassungen des Lernzielkatalogs müssen jeweils dem Bundesrat vorgelegt werden. Den inhaltlichen Aufbau des Studiums können die Universitäten selber festlegen, solange die geforderten Lernziele erreicht werden. Jede Universität muss ihren Ausbildungsgang in Pharmazie vom Bundesrat akkreditieren lassen. Auch die Weiterbildungsgänge FPH müssen alle sieben Jahre vom Bund reakkreditiert werden. Hier sind die Fachgesellschaften für die Überarbeitung des Lernzielkatalogs zuständig, und pharmasuisse als Dachverband ist die für die Weiterbildung verantwortliche Institution. Wie kann die Aus- und Weiterbildung mit den rasanten Entwicklungen in Medizin und Gesellschaft mithalten? Apotheker, wie alle Medizinalpersonen, müssen sich lebenslang fortbilden. Zusätzlich können sie durch die Erlangung von Fähigkeitsausweisen neue Kompetenzen erwerben. So gibt es zum Beispiel Fähigkeitsausweise fürs Impfen, zur Leitung von Qualitätszirkeln oder für die Betreuung von Alters- und Pflegeheimen. Um einen Fähigkeitsausweis zu behalten, muss der Apotheker regelmässige Fortbildungen auf dem entsprechenden Gebiet nachweisen. Neue Fähigkeitsausweise können schnell geschaffen werden, um den Kompetenzbedürfnissen von Gesellschaft und Politik Rechnung tragen zu können. Gehören solche Kurse nicht ins Studium, so dass alle Apotheker diese Kompetenzen erlangen? Unser Ziel ist es, dass sich Apotheker jeden Alters neue Kompetenzen wie z.b. das Impfen aneignen können. Die Ausbildung anzupassen ist aber ein längerer Prozess. Mit der Schaffung von Fähigkeitsausweisen kann pharmasuisse, wie erwähnt, schnell reagieren. In die Weiterbildung können sie in Jahresfrist eingebaut werden und danach auch ins Pharmaziestudium. Dies ist die Stärke unserer Bildungsstrategie und ermöglicht ein aufeinander Abstimmen der Aus-, Weiter- und Fortbildung zum Nutzen der Apothekerschaft und letztendlich der Bevölkerung, die von den stets aktualisierten Kompetenzen profitiert. 1651 Apotheker tragen den FPH-Titel in Offizinpharmazie.