Lungenwurm- und Kokzidienbefall von Rehen in einem Revier in Niederösterreich

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Transkript:

Aus dem Department für Pathobiologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Departmentsprecher: Univ.Prof. Dr.rer.nat. Armin Saalmüller) Institut für Parasitologie (Leiterin: Univ.Prof. Dr.med.vet. habil. Anja Joachim) Lungenwurm- und Kokzidienbefall von Rehen in einem Revier in Niederösterreich Diplomarbeit Veterinärmedizinische Universität Wien vorgelegt von Lukas Schwarz Wien, im April 2010

Betreuer: Univ.Prof. Dr.med.vet. Heinrich Prosl BegutachterIn: Univ.Prof. Dr.med.vet. habil. Anja Joachim

INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung... 1 2. Literaturübersicht... 3 2.1. DAS REH... 3 2.1.1. Systematik... 4 2.1.2. Besonderheiten des Rehs... 4 2.1.3. Geografische Verbreitung und Variabilität... 5 2.1.4. Lebensraum... 5 2.1.5. Äußere Erscheinung... 6 2.1.6. Ernährung und Nahrungsbedarf... 6 2.1.7. Fortpflanzung und Populationsentwicklung... 8 2.1.8. Krankheiten des Rehs... 9 2.1.8.1. Viruskrankheiten.....9 2.1.8.2. Bakterielle Erkrankungen... 9 2.1.8.3. Mykosen... 10 2.1.8.4. Parasitosen... 11 2.2. DIE WICHTIGSTEN ENDOPARASITEN DES REHS... 12 2.2.1. Kokzidien der Gattung Eimeria... 12 2.2.1.1. Morphologie der Eimeria-Arten beim Rehwild... 12 2.2.2. Nematoden der Lunge... 18 2.2.3. Magen-Darm-Nematoden... 20 3. Material und Methode... 23 3.1. MATERIAL UND PROBENENTNAHME... 23 3.2. KOTUNTERSUCHUNG AUF KOKZIDIENOOZYSTEN... 23 3.3. UNTERSUCHUNG DER LUNGEN... 25

3.4. ITS2-PCR... 26 3.5. SEQUENZANALYSE... 27 3.6. FEINDIFFERENZIERUNG DER KOKZIDIENOOZYSTEN... 27 3.7. STATISTISCHE AUSWERTUNG... 28 3.8. WETTERDATEN... 28 3.9. REVIERBESCHREIBUNG... 28 4. Ergebnisse... 30 4.1. KOPROSKOPISCHE UNTERSUCHUNG AUF KOKZIDIEN... 30 4.2. UNTERSUCHUNG AUF KLEINE LUNGENWÜRMER... 33 4.3. UNTERSUCHUNG AUF GROßE LUNGENWÜRMER... 33 4.4. ERGEBNISSE DER ITS2-PCR... 34 4.5. ERGEBNISSE DER SEQUENZIERUNG... 35 4.6. AUSWERTUNG DER WETTERDATEN... 35 5. Diskussion... 37 6. Zusammenfassung... 45 7. Summary... 46 8. Literaturverzeichnis... 49 9. Anhang... 54

Abkürzungen µm Mikrometer bp cm dntp g Basenpaare Zentimeter Deoxyribonucleotidtriphosphat Gramm g Erdbeschleunigung g = 9,81 m/s 2 (Meter pro Sekunde 2 ) ha Hektar ITS2 Internal transcribed spacer 2 kg KG l mg min ml mm mm OPG pmol PCR s U/min Kilo Körpergewicht Liter Milligramm Minute Milliliter Millimeter Millimol Oozysten pro Gramm Kot Picomol Polymerase-Kettenreaktion Sekunde Umdrehungen pro Minute

1 1. Einleitung In Niederösterreich kommt dem Rehwild (Capreolus capreolus) als wichtigstem Vertreter der Cerviden die größte Bedeutung in der Jagdwirtschaft zu. So werden pro Jahr etwa 70.000 Stück erlegt, im Vergleich zu etwa 7.000 Stück Rotwild (Cervus elaphus). Der friedliche Eindruck von scheinbar wohlgenährten Tieren soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Wildtiere dramatischen Erkrankungen erliegen können und nicht nur Jäger und der Straßenverkehr todbringend sind. Um die Population gesund zu erhalten, bedarf es sowohl ökologischen als auch veterinärmedizinischen Wissens. Zu hoher Besatz, falscher Populationsaufbau und zunehmende Störungen aus der Umwelt führen bei dieser Tierart rasch zu Stress mit seinen negativen Folgen auf die allgemeine Widerstandskraft. Dadurch können sich Krankheitserreger rascher im Tierkörper vermehren oder in den Körper eindringen. Im Rahmen dieser Diplomarbeit sollten zwei sehr wesentliche Parasitengruppen - Kokzidien und Lungenwürmer - in einer Rehwildpopulation in Niederösterreich erfasst werden. Anhand von erlegten Tieren sollten die Häufigkeit (Prävalenz) und Befallsstärke (Intensität) dieser Parasiten bei den untersuchten Tieren festgestellt werden. Dazu wurden sowohl Kitze als auch adulte Geißen untersucht. Jungtiere sind für Krankheitserreger im Allgemeinen anfälliger, da sie die Erstinfektion durchlaufen (und überleben) müssen, bevor sie eine ausreichende Immunität entwickeln, wobei die Umweltkontamination mit Dauerstadien für die Verbreitung von Parasiten einen wesentlichen Faktor darstellt. Der Befall mit Lungenwürmern insbesondere der Gattung Dictyocaulus und mit Kokzidien der Gattung Eimeria können für Rehkitze eine gesundheitliche Gefahr darstellen. Von den fünf in Österreich beim Rehwild beschriebenen Kokzidienarten sind nicht alle gleich pathogen und immunogen. Es ist zu erwarten, dass bei den empfänglichen Kitzen andere Arten dominieren als bei den adulten Rehen. Ebenso sollten Jungtiere bezüglich Befallsextensität und Intensität sowohl bei Kokzidien als auch bei Lungenwürmern höhere Werte aufweisen. Wäre dies der Fall, so würden diese Tiere überproportional stark die Umwelt kontaminieren. Ziel dieser Studie war zu untersuchen, ob Rehkitze zum Zeitpunkt der Jagd noch signifikant stärker befallen sind als adulte Tiere und ob bei ihnen auch ein Befall mit

2 pathogeneren Kokzidienarten vorliegt, die bei adulten Stücken fast nicht mehr nachgewiesen werden können. Weiters sollte die taxonomische Stellung der Dictyocaulus-Art beim Reh in Österreich abgeklärt werden. Beim Rehwild wurde zuletzt Dictyocaulus noerneri als zugehörige Spezies angeführt. DIVINA u. HÖGLUND wiesen in Schweden 2002 anhand von molekularbiologischen Analysen nach, dass beim Rehwild eine eigene Art, Dictyocaulus capreolus, existiert. In der vorliegenden Studie sollte abgeklärt werden, ob diese Spezies in Österreich vorkommt.

3 2. Literaturübersicht 2.1. Das Reh Das europäische Reh nimmt in der Jagdwirtschaft Österreichs eine bedeutende Rolle ein. Pro Jagdsaison werden etwa 70.000 Stück allein in Niederösterreich und ca. 250.000 in der gesamten Republik erlegt (im Vergleich dazu betragen die Abschusszahlen für Rotwild ca. 7.000 für Niederösterreich und 50.000 für Gesamtösterreich) (Tab. 1). Tab. 1: Abschusszahlen für Reh- und Rotwild in Österreich in den Jahren 2006 2009 (Statistik Austria 2008, 2009, 2010; http://www.statistik.at/web_de/statistiken/land_und_forstwirtschaft/ viehbestand_tierische_erzeugung/jagd/index.html; accessed 2010-04-22). Reh Rothirsch Jagdsaison Niederösterreich Österreich ges. Niederösterreich Österreich ges. 2006/2007 69.165 258.264 6.679 47.121 2007/2008 69.441 248.052 7.315 50.343 2008/2009 72.882 256.724 7.192 48.955 Von Bedeutung sind aber auch die Fallwildzahlen (ohne Straßenfallwild), geben sie doch einen Hinweis auf krankheitsbedingte Verluste. Diese betragen 8.000-10.000 Stück im Jahr für Niederösterreich und rund 30.000 für ganz Österreich (Tab. 2). Tab. 2: Fallwildzahlen (ohne Straßenfallwild) für Reh- und Rotwild in Österreich in den Jahren 2006 bis 2009 ( Statistik Austria 2008, 2009, 2010 ; http://www.statistik.at/web_de/statistiken/ land_und_forstwirtschaft/viehbestand_tierische_erzeugung/jagd/index.html; accessed 2010-04-22). Reh Rothirsch Jagdsaison Niederösterreich Österreich ges. Niederösterreich Österreich ges. 2006/2007 9.972 33.505 262 2.713 2007/2008 8.671 28.058 220 1.566 2008/2009 8.010 27.448 200 1.585

4 2.1.1. Systematik Das Rehwild gehört zur Familie der Hirsche (Cervidae). Zusammen mit der Familie der Boviden, Giraffen und Kameliden bilden die Cerviden die Unterordnung der Wiederkäuer (Ruminantia). Diese wiederum gehören mit der Unterordnung der Schweineartigen (Suiformes) in die Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla) (STUBBE, 2008). Ordnung: Unterordnung: Teilordnung: Überfamilie: Familie: Unterfamilie: Gattung: Art: Unterart: Artiodactyla (Paarhufer) Ruminantia (Wiederkäuer) Pecora (Stirnwaffenträger) Cervoidea (Geweihträger) Cervidae (Hirsche) Odocoileinae (Trughirsche) Capreolus (Reh) Capreolus capreolus (Reh) Capreolus capreolus capreolus Linné 1758 (Europäisches Reh) 2.1.2. Besonderheiten des Rehs Als Pflanzenfresser bzw. Wiederkäuer hat das Reh sichelfaltige Zahnkronen. Wie alle Wiederkäuer hat es im Oberkiefer keine Schneidezähne, der Caninus des Unterkiefers steht in der Reihe der Incisivi und gleicht diesen morphologisch. Rehe haben im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der Überfamilien Cervoidea und Bovidae selten Canini im Oberkiefer. Das Schlüsselbein hat sich im Laufe der Evolutionsgeschichte bei den Huftieren vollkommen zurückgebildet. Elle und Speiche sind an der Vorderextremität weitestgehend miteinander verschmolzen. Das Wadenbein tritt nur mehr rudimentär auf. Weiters fehlt allen Cerviden die Gallenblase.

5 Das auffälligste Merkmal aller Hirschartigen ist ihr Geweih, das aber mit Ausnahme des Rentieres nur beim männlichen Tier ausgebildet ist. Die Gattung Capreolus ist im Bereich der Unterfamilie sehr stark isoliert und weist keine deutlichen engen Verbindungen zu irgendeiner anderen heute lebenden Gattung auf (STUBBE, 2008). 2.1.3. Geografische Verbreitung und Variabilität Das Verbreitungsgebiet des Rehs reicht von Westeuropa und dem westlichen Vorderasien, Russland und vom Fernen Osten über Kasachstan, Mongolei bis Szetschuan. Ebenso ist es in Großbritannien weit verbreitet. Die nördlichsten Vorkommen sind in den skandinavischen Ländern sowie in Sibirien. Aufgrund des enormen Verbreitungsgebietes haben sich im Laufe der Geschichte vier Unterarten etabliert: - Europäisches Reh (C. c. capreolus LINNÉ, 1758) - Sibirisches Reh (C. c. pygargus PALLAS, 1777) - Tienschan-Reh (C. c. tienschanicus SATUNIN, 1906) - Garganta-Reh (C. c. garganta MEUNIER, 1983) Das Europäische Reh nimmt mit seinem Verbreitungsgebiet ganz Westeuropa ein (STUBBE, 2008). 2.1.4. Lebensraum Der Lebensraum des Rehwildes erstreckt sich von der Tiefebene bis ins Hochgebirge. In Österreich ist es in fast allen Jagdgebieten anzutreffen. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet beschränkte sich auf die Laubmischwälder Mitteleuropas mit Eiche (Quercus sp.), vor allem aber Buche (Fagus sylvatica) und Hainbuche (Carpinus betulus) als vorherrschende Baumarten. In den Wäldern selbst lebt es vor allem in den gebüschund unterwuchsreichen Beständen und Waldrandzonen. In diesem Lebensraum wird das Reh auch als Schlupfwild seiner Bezeichnung gerecht. Durch immerwährendes

6 Fortschreiten der Forstwirtschaft und durch Erschließung neuen Ackerlandes durch Waldrodung in vergangenen Zeiten wurde das Reh aus seinem ursprünglichen Lebensraum weitestgehend verdrängt. Diese Umstände bewirkten, dass nunmehr das freie Ackerland zu seinem neuen Habitat wurde. Das Reh passte sich als Feldreh den Gegebenheiten an und musste nicht nur Verhalten, sondern im Speziellen die Ernährung ändern. Diese Anpassung an die geänderten Umstände wird in diesem Falle aber als Ökotyp bezeichnet, da es fließende Übergänge zwischen Wald-, Waldrand- und Feldreh gibt. Die größten Überlebenschancen bietet aber die Waldrandzone sowohl mit ihrer abwechslungsreichen Kraut- und Triebäsung als auch mit den sehr guten Versteckmöglichkeiten (STUBBE, 2008). 2.1.5. Äußere Erscheinung Das Reh als kleinster Vertreter der Cerviden in Europa wird durch die Gestalt des Schlüpfers geprägt, womit es hervorragend an die Lebensweise im dichten Unterholz und hohen Gras angepasst ist. Die Läufe sind im Verhältnis zum Rumpf zierlich und lang, die Hinterläufe im Sprunggelenk stark eingeknickt. Die starke Oberschenkelmuskulatur ermöglicht hohe und weite Fluchten. Aufgrund der Lebensweise als Schlupfwild bleibt das Geweih klein. Die Kruppe liegt etwas höher als der Widerrist, wodurch die Rückenlinie stark gewölbt ist. Die seitliche Stellung der Augen (Lichter) ermöglicht dem Reh kein binokulares Sehen. Die langen Ohren (Lauscher) sind typisch für diese Tierart (STUBBE, 2008). 2.1.6. Ernährung und Nahrungsbedarf Als Wiederkäuer nimmt das Reh ausschließlich pflanzliche Kost zu sich. Das Nahrungsspektrum reicht von niederen Pflanzen, wie Moose und Flechten, über Wiesenkräuter und Gras bis hin zu verwertbaren Bestandteilen von Bäumen. Besondere Beliebtheit erlangen Pflanzen mit hohem Gerbstoffanteil. Dagegen werden Pflanzen, die Alkaloide, Saponine, Phenole und Glykoside enthalten, gemieden. In den Sommermonaten äsen laktierende Ricken, soweit im Revier möglich, an Waldrändern und auf Wiesen, um den erhöhten Nährstoffbedarf abzudecken. Rehe sind eigentlich Blatt- und Triebäser, die sehr sorgfältig ihre Nahrung aussuchen.

7 Im Winter halten sich Rehe gerne im Wald oder in Remisen auf, da dort die nötigen Einstände und Nahrungsressourcen vorhanden sind. In kultivierten Fichtenwäldern ernähren sich die Rehe großteils von Fichtenwipfeln, gerne werden auch Brombeerblätter, Bucheckern und anderes pflanzliches Material angenommen. Die Fütterungen, ehemals zum Schutz der Tiere in Notzeiten gedacht, ermöglichen heute in vielen Revieren zu hohe Wildbestandsdichten. Damit erhöhen sich die Überlebenschancen für die Rehe, die nun regelmäßig die Futterstellen aufsuchen. Rehe nehmen im Winter immer weniger Futter auf als in den Sommermonaten. Dies konnte auch bei Rentieren und Rotwild beobachtet werden (ARNOLD, 2004). Die Nahrung des Rehs ist unter optimalen Bedingungen proteinreich, aber eher stärkeund zuckerarm. Der Nahrungsbedarf eines Rehs kann nicht exakt ermittelt werden, da Fütterungsversuche bei Gatterwild durchgeführt wurden und somit nicht den tatsächlichen Umständen in der freien Natur entsprechen. Deshalb schwanken die Angaben zum täglichen Erhaltungsbedarf eines Rehs mit etwa 20 kg Lebendmasse von 2 bis 4 kg Grünmasse. Das entspricht circa 0,3 bis 0,6 kg Trockensubstanz, 30 bis 50 g verdaulichem Eiweiß und 200 bis 300 Stärkeeinheiten. Der Energiebedarf zur Aufrechterhaltung eines positiven Stoffwechsels, Fasting metabolic rate, liegt bei 3256 bis 4006 kj/tag und Tier. Ein durchschnittlicher Tagesbedarf wurde mit 4300 kj ermittelt. All diese Werte hängen aber einerseits von den Witterungsverhältnissen und andererseits vom körperlichen Allgemeinzustand des Rehs ab. Bei natürlicher Futterzusammensetzung beträgt der tägliche Wasserbedarf des Rehwildes ungefähr 1350 ml/10 kg Lebendmasse. Bei ausschließlicher Fütterung mit Heu steigt dieser Wert um das Dreifache auf circa 4000 ml an. Der Großteil des Wasserbedarfs wird durch die Futteraufnahme gedeckt. So erhalten bestimmte Pflanzen besondere Bedeutung in der Winternahrung. Das Reisig des Pfaffenhütchens (Euonymus europaeus) hat mit 62% den höchsten Wassergehalt, gefolgt von den Nadelholzarten. Um im Winter Verluste durch zu geringe Wasseraufnahme zu vermeiden, sollte mit saftreichem Futter beigefüttert werden. Verringerte Wasseraufnahme kann das Wiederkäuen hemmen und die Pansenflora abtöten, was schließlich zu Verdauungsstörungen führt (STUBBE, 2008). Ebenso ist es sehr wichtig, im Winter nicht zu proteinreich und energiereich zu füttern, da dies unweigerlich zu einer Erhöhung der Stoffwechselrate führt, was bei unzureichender Fütterung zu Verbissschäden an Bäumen führt. Die Stoffwechselrate ist deshalb erhöht, da bei energiereicher Fütterung der Körper mehr Energie für die Metabolisierung der

8 Nährstoffe verbraucht als bei energiearmer Fütterung. Bei letzterer übernehmen den Großteil der Verstoffwechselung die im Pansen befindlichen Mikroben (ARNOLD, 2004). 2.1.7. Fortpflanzung und Populationsentwicklung Die Hauptbrunft findet zwischen Mitte Juli bis Mitte August statt. Je nach Höhenlage ergeben sich dabei Verschiebungen. Der Rehbock wird periodisch brunftig. Die Ricken werden in der Regel in der Hauptbrunft beschlagen (gedeckt), jedoch gibt es Ende November/Anfang Dezember eine Nebenbrunft, in der manche Schmalrehe brunftig und auch beschlagen werden. Nach dem Beschlag findet innerhalb von 14 Tagen eine rasche Furchung der Eizelle statt. Danach ruht der Embryo in der Histiotrophe des Uterus. Die Ricke befindet sich dabei in der Vortragzeit. Erst im Dezember wird das für die Implantation nötige Hormon aus der Hypophyse gebildet. Nach der Implantation geht das Embryonalwachstum rasch voran. Wird eine Ricke in der Nebenbrunft beschlagen, so fällt die Vortragzeit weg. Die Austragzeit dauert fünf Monate, die Gravidität insgesamt 276 bis 295 Tage und bei Ausfall der Vortragzeit etwa 150 Tage. Die Setzzeit fällt in die Monate Mai und Juni. Die Kitze werden vorwiegend in der Waldrandzone mit dichter Vegetation gesetzt. Der Zuwachs einer Rehwildpopulation ist nicht einheitlich, sondern unterliegt je nach Umweltverhältnissen, Wilddichte und anderen Faktoren ständigen Schwankungen. Die Mortalität beträgt durchschnittlich bei Kitzen 60%, bei Jährlingsböcken 50% und bei Schmalrehen 30%. Aus vielen Untersuchungen lässt sich schließen, dass bis zu einem Alter von 8 Monaten, abhängig von der Populationsdynamik und den Umweltverhältnissen, die Mortalität bei den Kitzen zwischen 30 bis 50% liegt (Übersicht bei STUBBE, 2008).

9 2.1.8. Krankheiten des Rehs Das Rehwild ist unter Bedingungen einer hohen Wilddichte, dem Fehlen wichtiger Großraubwildarten und einer vom Menschen stark beeinflussten Umwelt Krankheiten gegenüber sehr anfällig. Geschwächte und gestresste Tiere sind empfänglicher für Krankheitserreger als gesunde (STUBBE, 2008). 2.1.8.1. Viruskrankheiten Tollwut hatte beim Reh in der Vergangenheit eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Rehe rangierten in der Tollwutstatistik viele Jahre nach den Füchsen mit durchschnittlich 11% der erfassten Fälle an 2. Stelle (BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988). Die Infektion ist dabei auf Bisse durch Füchse zurückzuführen, in der Weiterverbreitung war das Rehwild jedoch praktisch ohne Bedeutung (STUBBE, 2008). Heutzutage ist die Tollwut nahezu in allen mitteleuropäischen Ländern minimiert bzw. ausgerottet. Österreich ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 28. September 2008 für tollwutfrei erklärt worden. Maul- und Klauenseuche ist beim Rehwild relativ selten, sie verläuft jedoch mit heftiger Blasenbildung an den Schleimhäuten des Verdauungstraktes und an den distalen Extremitäten. Oft besteht Durchfall. Kitze verenden innerhalb weniger Tage an Herzmuskelschwäche. Seuchenhaftes Auftreten wurde bisher jedoch nicht beobachtet (STUBBE, 2008). Die Lymphomatose gilt beim Reh als sehr selten und das Wildbret ist nach entsprechender Behandlung genusstauglich (STUBBE, 2008). Die Aujeszkysche Krankheit wird wahrscheinlich durch infizierte Ratten übertragen. Bisher sind nur wenige Fälle mit Pseudowut bekannt (STUBBE, 2008). 2.1.8.2. Bakterielle Erkrankungen Milzbrand (Bacillus anthracis) war im 19. Jahrhundert beim Wild weit verbreitet. Das Rehwild ist hochempfänglich und der Tod tritt nach perakutem oder akutem Verlauf ein. Heute ist diese Erkrankung dank scharfer veterinärmedizinischer Bestimmungen selten geworden (STUBBE, 2008).

10 Pasteurellose (Pasteurella multocida) kann bei allgemeiner Schwächung der Widerstandskraft den Organismus schädigen und virulent werden. Tritt dieser Fall ein, können Pasteurellen auch auf andere Rehe übertragen werden. Bisher sind nur Einzelinfektionen bekannt (STUBBE, 2008, KUTZER, 1998). Beim Rehwild kommt Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) in der Regel nur in Einzelfällen vor. Durch verschärfte Maßnahmen in der Bekämpfung der Tuberkulose bei Nutztieren hat diese Krankheit eine abnehmende Bedeutung für das Rehwild (STUBBE, 2008). Die Klostridiose führt neben der Aktinomykose gebietsweise zu erhöhten Ausfällen. Vorrangig erfolgt die Infektion mit Clostridium perfringens Typ D durch die Aufnahme von verdorbenem Futter. In vielen Fällen kommt es zu einer Enterotoxämie mit einer hämorrhagischen Enteritis (KUTZER, 1998). Die Bruzellose (Brucella abortus) gilt als seltene Krankheit beim Reh. Zu beachten ist aber die Übertragungsmöglichkeit auf den Menschen. Die Ansteckungsgefahr ist jedoch gering (STUBBE, 2008). Aktinomykose beim Reh tritt als Knochenaktinomykose (Corynebacterium israeli) und als Haut- und Weichteilaktinomykose (Actinobacillus lignieresi) auf. Knochenaktinomykose kommt relativ häufig beim Rehwild vor. Das Wildbret ist nach Entfernen der Geschwulst genusstauglich (KUTZER, 1998). Listeriose (Listeria monocytogenes) gilt als seltene Krankheit bei Rehen, die durch Ernährungsmangel begünstigt wird (STUBBE, 2008). 2.1.8.3. Mykosen Trichophytie wird durch Trichophyton tonsurans verursacht. In freier Wildbahn kommt die Krankheit sehr selten vor, in Gefangenschaftshaltung ist sie häufiger. Aspergillose tritt beim Reh nur gelegentlich auf. Die Lunge ist hier am stärksten befallen. Das Wildbret ist genusstauglich, wenn sich die befallenen Teile entfernen lassen (STUBBE, 2008).

11 2.1.8.4. Parasitosen Parasiten befallen viele verschiedene Organe, einige durchlaufen ausgedehnte Körperwanderungen und bedingen ausgedehnte mechanische Schäden, wodurch sie als Wegbereiter für Infektionen mit anderen Erregern fungieren. Durch ungünstige Umweltfeinflüsse kann es in manchen Jahren zu einer explosionsartigen Vermehrung der Parasitenpopulation kommen. Dies macht sich vor allem in Rehwildpopulationen bemerkbar. Verzögertes Wachstum bei Kitzen und auch Todesfälle treten auf. Kitze sind durch das noch nicht ausgereifte Immunsystem besonders stark gefährdet. Insgesamt zählen Parasitosen zu den häufigsten Krankheitsursachen bei Rehen (DOLLINGER, 1981; PROSL u. KUTZER, 2006), wobei das Maximum der Sterblichkeit durch Parasitosen in den Wintermonaten, besonders im Februar, liegt (STUBBE, 2008). Durch Erhöhung der Abschussquoten kann eine Senkung des Erregerdruckes erreicht, aber ein Parasit nie gänzlich aus einem Revier entfernt werden (BÜTTNER, 1978). Kokzidien stellen, wie bei den meisten Tierarten, eine besondere Gefahr für Jungtiere dar. Adulte Rehe hingegen scheiden im Vergleich dazu nur wenige Kokzidienoozysten mit dem Kot aus. Stärkere Infektionen führen zu Darmentzündungen, Durchfall, Abmagerung und gelegentlich zum Tod (BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988). Trematoden (Fasciola hepatica, Fascioloides magna und Dicrocoelium dentriticum) kommen gebietsweise vor, wobei oft auch ein Befall bei den Hauswiederkäuern in diesen Gebieten vorliegt. Größere Bedeutung hat der Große Leberegel, da er erhebliche Schäden an der Leber verursacht (PROSL u. KUTZER, 2006). Der Amerikanische Riesenleberegel (Fascioloides magna) tritt in Österreich nur in den Donauauen östlich von Wien auf, wo regelmäßig befallene Rehe erlegt und auch tot aufgefunden werden. Da bereits ein Befall mit drei bis fünf Egeln während der Wanderphase, also in der Präpatenz, fast immer tödlich verläuft, wird dem Rehwild in einem Endemiegebiet keine epidemiologische Bedeutung beigemessen. Zumeist geht der Rehbestand in solchen Revieren sehr stark zurück (URSPRUNG et al., 2006). Der Befall mit Cestoden (Anoplocephalidae), vor allem Moniezia benedeni, kann bei Kitzen zu schweren Gesundheitsstörungen führen. Durchfall, Abmagerung und Kümmern stehen im Vordergrund, wobei Todesfälle beschrieben sind (KUTZER, 1997; STUBBE, 2008).

12 Fast alle Rehe weisen einen Befall mit Lungen- und/oder Magen-Darm-Nematoden auf, wobei die Befallsintensität und damit der Schaden für das Wild von Alter, Wilddichte, Biotop und Nahrungsangebot abhängen. Somit kommt dem Jagdpächter in einem Revier eine tragende Rolle für die Erhaltung der Gesundheit in dem ihm anvertrauten Wildbestand zu (BÜTTNER, 1978; STUBBE, 2008). 2.2. Die wichtigsten Endoparasiten des Rehs Die wichtigsten Parasitenarten beim Reh werden durch die Gattung Eimeria und durch Vertreter der Ordnung der Nematoda gestellt. 2.2.1. Kokzidien der Gattung Eimeria Beim Reh sind folgende Arten beschrieben: Eimeria capreoli GALLI-VALERIO, 1927 Eimeria panda SUPPERER u. KUTZER, 1961 Eimeria ponderosa WETZEL, 1942 Eimeria rotunda PELLÈRDY, 1955 Eimeria superba PELLÈRDY, 1955 Eimerien sind wirtsspezifisch. Bei Rehkitzen können Infektionen mit pathogenen Arten zu Durchfällen, Austrocknung und Todesfällen führen (BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988). Somit stellt die frühzeitige Erlegung schwacher Jungtiere mit Durchfall eine regulär durchführbare Hegemethode zur Minimierung der Kontamination eines Reviers dar (PROSL u. KUTZER, 2006). 2.2.1.1. Morphologie der Eimeria-Arten beim Rehwild Beim Reh sind fünf Arten der Gattung Eimeria beschrieben. Die folgenden Angaben stammen von SUPPERER u. KUTZER (1961) und BOCH u. LUCKE (1961).

13 E. panda SUPPERER u. KUTZER, 1961 (Abb. 1) Größe der Oozysten: 31,3-34,9 x 14,5-16,4 μm (SUPPERER u. KUTZER, 1961) bzw. 20,0-33,5 x 14-20 µm (BOCH u. LUCKE, 1961) Form: schmal eiförmig bis leicht bohnenförmig, oft sehr lang Farbe: transparent Schale glatt mit Abplattung und deutlicher Mikropyle am schlankeren Ende. Sporulationsdauer: 3-4 Tage (Temperatur nicht angegeben) Sporozystenrestkörper vorhanden 50 μm Abb. 1: E. panda (Foto: PROSL, persönl. Mitt. 2005)

14 E. superba PELLÈRDY, 1955 (Abb. 2, 3) Größe der Oozysten: 43-50 x 30-34 μm (SUPPERER u. KUTZER, 1961) bzw. 43,5-49,7 x 29,1-34,2 µm (BOCH u. LUCKE, 1961) Form: raue Oberfläche, deutliche Mikropyle, sehr dicke Wand (ca. 3 μm) Farbe: bräunlich, wenn sich die äußere Hülle ablöst transparent Sporulationszeit 10-12 Tage (Temperatur nicht angegeben) Sporen länglich oval (16-21 x 10-12 µm) mit Sporozystenrestkörper, kein Polkörperchen 50 µm Abb. 2: E. superba (Foto: PROSL, persönl. Mitt. 2005)

15 E. capreoli GALLI-VALERIO, 1927 (Abb. 3) Größe der Oozysten: 25-35 x 19-26 μm (SUPPERER u. KUTZER, 1961) Form: ei- bis birnenförmig, undeutliche, kleine Mikropyle Farbe: gelblich-transparent Sporulationszeit 3-5 Tage (keine Temperatur angegeben) Sporen 13-16 x 6-10 µm, mit Sporozystenrestkörper 50 μm Abb. 3: links: E. capreoli, rechts: E. superba (Foto: PROSL, persönl. Mitt. 2005)

16 E. ponderosa WETZEL, 1942 (Abb. 4) Größe der Oozysten: 37,8-45 x 25,2-28,8 μm (SUPPERER u. KUTZER, 1961) bzw. Ø 40,4 x 26,4 µm (BOCH u. LUCKE, 1961) Form: eiförmig, verschmälertes Vorderende, flaschenartig ausgezogen mit deutlicher Abplattung. Oozystenhülle: zwei dünne innere und eine dicke rauhe äußere Hülle (ca. 2,5 μm) Farbe: gelbbraun Sporulationszeit etwa 19 Tage Sporozysten 19 x 9,4 µm mit Restkörper 5m 50 50 μm Abb. 4: E. ponderosa (Foto: PROSL, persönl. Mitt. 2005)

17 E. rotunda PELLÈRDY, 1955 Größe der Oozysten: 11-14 μm Durchmesser (SUPPERER u. KUTZER, 1961) bzw. 13,0-17,5 x 12,5-13,7 µm (BOCH u. LUCKE, 1961) Form: rund bis oval, keine Mikropyle, dünne Hülle Farbe: transparent Sporulationszeit 2-3 Tage (ohne Temperaturangabe) Sporen 6 µm, minimale Spuren eines Sporozystenrestkörpers erkennbar. Weitere beim Reh beschriebene Eimeria-Spezies, die in Rehen nachgewiesen wurden, aber nicht valide sind (BOCH et LUCKE, 1961): Eimeria catubrina MANTOVANI et al., 1970 Größe der Oozysten: 24-35 x 20-31 μm Durchmesser Form: leicht oval, keine Mikropyle Sporulationszeit 9-10 Tage (ohne Temperaturangabe) Oozysten- und Sporozystenrestkörper vorhanden Eimeria patavina MANTOVANI et al., 1970 Größe der Oozysten: 19-27 x 14-18 μm Durchmesser Form: oval, keine Mikropyle Sporulationszeit unbekannt Sporozystenrestkörper vorhanden

18 Eimeria spec. BOCH u. LUCKE, 1961 Größe der Oozysten: 29,6-40,4 x 21,8-24,9 μm Durchmesser Form: plump - oval, undeutliche Mikropyle Farbe: transparent Sporulationszeit unbekannt Restkörper fehlt 2.2.2. Nematoden der Lunge Große Verluste beim Schalenwild sind neben Magen-Darmwurmbefall durch Lungenwurmbefall zu verzeichnen. Besonders beim Reh sind Todesfälle verursacht durch Infektionen mit Lungenwürmern keine Seltenheit (KUTZER, 1998; PROSL u. KUTZER, 2006). Ursprünglich wurde angenommen, dass auch beim Wild als Vertreter der Dictyocaulidae Dictyocaulus viviparus, der Rinderlungenwurm, schmarotzt (KUTZER u. KNAUS, 1969; DYK u. CHROUST, 1973; HAUPT u. STUBBE, 1973; BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988). In Übertragungsversuchen konnten aber einerseits vom Rind auf das Reh und andererseits vom Reh auf das Rind immer nur gelegentlich schwache Infektionen erzielt werden (KUTZER, 1971, 1980; DIVINA et al., 2002). Wie verwirrend die Zuordnung dieser Lungenwurmspezies tatsächlich war, ist daraus ersichtlich, dass die beim Rehwild vorkommende Spezies auch als Dictyocaulus eckerti (HUGONNET et al., 1980, 1987; BORGSTEEDE et al., 1990; VON SAMSON-HIMMELSTJERNA et al., 1997; PANAYOTOVA-PENCHEVA et al., 2005), überwiegend aber als D. noerneri RAILLET u. HENRY, 1907 bezeichnet wurde (DURETTE-DESSET et al., 1988; AGUIRRE et al., 1999; PANADERO et al., 2001; WISSER et al., 2001). Letzteres Taxon wird jedoch als Spezies inquirenda abgelehnt, nachdem mittels molekularbiologischer Methoden eine exaktere Einordnung der Vertreter der Familie der Dictyocaulidae möglich wurde (SCHNIEDER et al., 1996; EPE et al., 1997; HÖGLUND et al., 1999, 2003). KUTZER deutete bereits 1971 darauf hin, dass die Übertragung von D. viviparus des Rindes auf das Wild nur schwer möglich ist. 1999 berichteten HÖGLUND et al. nach molekulargenetischen Untersuchungen, dass bei Elchen und Rehen in Schweden eine andere, vermutlich separate Art aus der Familie der Dictyocaulidae parasitiert.

19 Es erfolgte eine Neubeschreibung und die Umbenennung auf Dictyocaulus capreolus (GIBBONS u. HÖGLUND, 2002). Nach phylogenetischen Studien von HÖGLUND et al. (2003) ist diese Spezies nicht wirtspezifisch und grenzt sich molekularbiologisch von anderen Arten der Gattung Dictyocaulus eindeutig ab. D. capreolus wurde in dieser Studie aus Rehen (C. capreolus) und Elchen (Alces alces) isoliert. Weiters wurde vorgeschlagen, dass D. viviparus, D. eckerti und D. capreolus aufgrund ihrer phylogenetischen Verwandtschaft voneinander abgegrenzt sind und jeweils eine neue Spezies bilden sollten. Der Befall mit großen Lungenwürmern macht sich bei befallenen Tieren durch trockenen, später feuchten, gedehnten Husten, der letztlich in richtigen Hustenanfällen endet, bemerkbar (BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988; KUTZER, 1998). Es handelt sich um eine chronische, katarrhalische Bronchitis mit dem typischen interstitiellen Lungenemphysem (BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988). Der Infektionsdruck wird maßgebend von den Witterungsverhältnissen beeinflusst. Reichlich Niederschläge und wasserbindende Bodenstrukturen begünstigen das Überleben der infektiösen Stadien in der Umwelt. Eine Infektion mit kleinen Lungenwürmern, beim Reh Vareostrongylus capreoli, bedingt, trotz zahlreicher Brutknoten, selten erkennbare Krankheitssymptome. Erst massiv befallene Kitze verlieren an Wildbretgewicht, sind abgeschlagen und hüsteln gelegentlich (BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988). Nur in schweren Fällen verenden schwächere Jungtiere durch die Folgen einer Infektion mit kleinen Lungenwürmern. Begleitend wurde bei diesen Tieren auch ein starker Befall mit Magen-Darmwürmern festgestellt (KUTZER, 1998; PROSL u. KUTZER, 2006). Morphologie des großen Lungenwurms D. capreolus (GIBBONS u. HÖGLUND, 2002): Männchen: 24-62 mm lang, 136-312 µm breit, Spikula 224-280 µm lang, poröses Gewebe, 2 sklerotisierte Flügel, Gubernakulum vorhanden aber variabel in seiner Form, 22-72 µm lang (Abb. 5). Weibchen: 34-81 mm lang, 340-592 µm breit in der Region um die Vulva, keine Cervikalpapille, unreife Eier im Uterus 88-104 µm x 56-64 µm, reife embryonierte Eier 76-92 µm x 40-56 µm, Schwanz 336-632 µm lang.

20 Abb. 5: Hinterende eines Männchens (Ventralansicht) von D. capreolus (nach GIBBONS u. HÖGLUND, 2002). 2.2.3. Magen-Darm-Nematoden Neben der Lungenwurmkrankheit ist die Magen-Darmwurmkrankheit die wichtigste Endoparasitose des wiederkäuenden Schalenwildes. Die bedeutendsten Erreger sind die Trichostrongyliden, ferner die Dickdarmwürmer und seltener die Peitschenwürmer. Seuchenhaft verlaufende Magendarmwurmerkrankungen (Trichostrongylidosen) sind in freier Wildbahn bei Reh- und Gamswild keine Seltenheit (KUTZER, 1969). Die Parasiten verursachen je nach Befallsstärke und Lokalisation im Magen-Darm-Trakt mehr oder weniger starke Beeinträchtigungen, von einer katarrhalischen Entzündung ausgehend bis zu ausgedehnten blutigen Magen-Darmentzündungen mit hochgradigem Durchfall, der zur Austrocknung, Abmagerung und zum Tod führen kann. Infektionen mit Haemonchus contortus führen durch den Blutentzug rasch zu einer Anämie. Zusätzliche Lungenwurmerkrankungen verschlimmern das Krankheitsgeschehen (PROSL u. KUTZER, 2006). Befallene Tiere tragen erheblich zur Umweltkontamination bei. Je mehr erkrankte und schwache Tiere in einem Revier sind, umso höher ist der Infektionsdruck in diesem Revier.

21 Somit stellen die Anpassung der Wildbestände an die Biotopverhältnisse, richtiger Populationsaufbau und Ausmerzung aller schwachen und kranken Stücke die wichtigste prophylaktische Maßnahme dar. Folgende Magen-Darm-Nematoden sind beim Reh beschrieben und werden im Zuge einer weiteren Diplomarbeit (FRENA, M.) bearbeitet: Strongyloides papillosus WEDL, 1856 Trichuris capreoli ARTJUCH, 1948 Trichuris globulosa LINSTOW, 1901 Trichuris ovis ABILDGAARD, 1795 Trichuris skrjabini BASKAKOV, 1924 Capillaria bovis SCHNYDER, 1906 Bunostomum trigonocephalum RUDOLPHI, 1808 Oesophagostomum venulosum RUDOLPHI, 1809 Chabertia ovina FABRICUS, 1794 Trichostrongylus askivali DUNN, 1965 Trichostrongylus axei COBBOLD, 1879 Trichostrongylus capricola RANSOM, 1907 Trichostrongylus colubriformis GILES, 1892 Trichostrongylus minor MÖNNIG, 1928 Ostertagia circumcincta STADELMANN, 1894 Ostertagia leptospicularis ASSADOV, 1953 Ostertagia occidentalis RANSOM, 1907 Ostertagia ostertagi STILES, 1892 Ostertagia trifurcata RANSOM, 1907

22 Skrjabinagia kolchida POPOVA, 1937 Skrjabinagia lyrata SJÖBERG, 1926 Rinadia mathevossiani RUCHLIADEV, 1948 Spiculopteragia spiculoptera GUSCHANSKAJA, 1931 Cooperia pectinata RANSOM, 1907 Haemonchus contortus RUDOLPHI, 1803 Nematodirus filicollis RUDOLPHI, 1802 Skrjabinema ovis SKRJABIN, 1915 Setaria tundra ISSAITSCHIKOW u. RAJEWSKI, 1928 Wehrdikmansia rugosicauda BÖHM u. SUPPERER, 1953

23 3. Material und Methode 3.1. Material und Probenentnahme Für die vorliegende Studie standen Lungen, Lebern, Magendarmtrakte und Enddärme von insgesamt 40 Rehen aus einem Revier (Revier A) im nordwestlichen Niederösterreich nahe der Grenze zu Tschechien und Lungen von vier Rehen von zwei weiteren Revieren (B: zwei Lungen, C: zwei Lungen) zur Verfügung. Das Untersuchungsmaterial aus dem Revier A stammt von zwei Jagdsaisonen (2006 und 2007, je 20 Rehe). Jeweils an den Jagdtagen war eine Person im Revier anwesend und entnahm im Zuge des Aufbrechens der Stücke in der Wildkammer die einzelnen Organe und Darmteile, die zuordenbar beschriftet und in einer Liste vermerkt wurden. Bei dieser Gelegenheit wurden die Tiere mit und ohne Haupt gewogen und der Nährzustand festgehalten. Die Organe und Magen-Darm-Trakte der im Jahre 2006 erlegten Tiere waren bei -18 C bis zur Untersuchung gelagert. Im Jahre 2007 wurden die anfallenden Lungen nach kurzer Kühlung bei 5-7 C rasch aufgearbeitet. Die jeweils separat verpackten Enddärme mit den darin enthaltenen Kotmengen wurden nie gefroren, sondern in beiden Jahren stets nach Kühlung bei 5-7 C ausgewertet. Aus dem Revier B und C standen 2007 jeweils zwei Lungen, die mit Dictyocaulus spec. befallen waren, für die molekulargenetische Untersuchung zur Verfügung. Diese vier mit Dictyocaulus-Würmern befallenen Lungen fanden lediglich für die genetische Analyse Verwendung und flossen nicht in die statistische Auswertung mit ein. 3.2. Kotuntersuchung auf Kokzidienoozysten Alle Kotproben wurden mittels Sedimentation-Flotationsmethode angereichert, um eine erste Information zu den in den Proben enthaltenen Kokzidienoozysten und

24 Helmintheneiern zu erhalten. Dazu wurde ein walnussgroßes Stück Kot in einer Reibschale mit ungefähr 20 ml Leitungswasser verrieben, bis eine homogene Suspension vorhanden war. Diese Kotsuspension wurde anschließend mittels eines Trichters und eines Siebes in ein Zentrifugenröhrchen geseiht. Das Röhrchen wurde bis etwa 5 mm unter den Rand befüllt. Sedimentiert wurde durch Zentrifugation bei 690 x g für 4 min (Universal 16, Hettich, Tuttlingen, Deutschland). Danach wurde der Überstand mithilfe einer Wasserstrahlpumpe abgesaugt ohne Sedimentationsmaterial zu entfernen. Darauf folgend wurden ungefähr 2-3 ml Zuckerlösung (Dichte: 1,3) zum Sediment zugegeben, beides mittels Minishaker homogenisiert und anschließend das Röhrchen bis 5 mm unter den Rand mit derselben Zuckerlösung aufgefüllt. Danach wurde wieder bei 690 x g 4 min zentrifugiert. Nach der Zentrifugation wurde mindestens viermal ein Tropfen mit einer Öse von der Oberfläche der Suspension abgenommen, auf einen Objektträger überführt und mit einem Deckglas (18x18 mm) bedeckt. Die Präparate wurden unter dem Lichtmikroskop bei 100facher Vergrößerung durchmustert und die parasitären Objekte bei Bedarf auch bei stärkeren Vergrößerungen beurteilt. Anschließend erfolgte eine quantitative Zählung der im Kot enthaltenen Oozysten nach McMaster einschließlich einer Differenzierung der Eimeria-Arten. Für diese Methode wurden exakt 2 g Kot mittels einer Laborwaage in ein Becherglas eingewogen und mit 45 ml Zinksulfatlösung versetzt. Das Gemenge wurde mit einer Spatel gut durchmischt und nach Beigabe eines Magnets auf einen Magnetrührer gestellt. Der Magnetrührer wurde so eingestellt, dass das Zinksulfat-Kotgemenge ohne wesentliche Lufteinmengung homogenisiert wurde. Nach 15 min wurde während des Rührens mittels einer Glaspipette aus der Mitte der homogenisierten Kotsuspension Flüssigkeit aufgezogen und die erste Zählkammer der McMaster-Kammer befüllt. Für die Beschickung jeder Kammer wurde neues Material entnommen.

25 Die befüllten Zählkammern mussten 5-10 min ruhig stehen, damit die parasitären Objekte zum Deckglas aufsteigen konnten. Die Auswertung erfolgte unter dem Lichtmikroskop bei 100facher Vergrößerung. Dazu wurde mäanderförmig entlang der Raster der Zählfelder mikroskopiert und alle vorhandenen Kokzidienoozysten, die sich innerhalb der Zählfelder oder unter der Begrenzungslinie befanden festgehalten. Die Anzahl der Oozysten aus den 3 ausgezählten Kammern wurde nach folgender Formel berechnet: Volumen von drei McMasterkammern: 450 µl = 1/10 der Gesamtsuspension, entspricht 0,2 g Kot. Zur Berechnung der Anzahl der Oozysten pro Gramm Kot (OPG) wurde die gezählte Anzahl der parasitären Objekte mit 50 multipliziert. 3.3. Untersuchung der Lungen Die zu untersuchenden Lungen wurden zuerst äußerlich auf sichtbare Brutknoten der kleinen Lungenwürmer (V. capreoli) begutachtet. Auffälliges Gewebe wurde bioptiert und anschließend auf einen Objektträger ausgequetscht, um kleine Lungenwürmer lichtmikroskopisch nachzuweisen. Zum Nachweis der Lungenwürmer der Gattung Dictyocaulus wurden die Atemwege, beginnend bei der Trachea, mit einer Schere entlang der Hauptbronchien bis in die Bronchioli eröffnet (Abb. 6). Alle vorgefundenen Exemplare wurden pro Lunge quantitativ erfasst. Die Überprüfung des Materials aus den gefrorenen Lungen vom Jahr 2006 ergab, dass eine molekularbiologische Untersuchung mittels PCR infolge Degradierung der DNA nicht mehr möglich war. Dictyocaulus-Exemplare des Jahres 2007 wurden zuerst quantitativ erfasst, in Aluminiumfolie verpackt und bei -80 C für die spätere qualitative Bestimmung tiefgefroren.

26 Abb. 6: Lunge eröffnet mit Dictyocaulus-Befall 3.4. ITS2-PCR Als Probenmaterial wurde pro Reh ein Exemplar der vorgefundenen Lungenwürmer verwendet. Die genomische DNA wurde mittels eines kommerziell erhältlichen Kits der Firma Roche (High Pure PCR Template Preparation Kit, Cat. No. 11 796 828 001, Roche Diagnostics GmbH, Mannheim, Deutschland) nach Anleitung des Herstellers extrahiert. Die DNA wurde in 200 μl Elutionspuffer eluiert. Die PCR wurde in einem Volumen von 50 µl mit 1 μl DNA, 5 μl GoTaq Reaction Buffer, 0.2 mm je dntp sowie je 25 pmol Forward- und Reverse-Primer durchgeführt. Die Sequenzen des Forward-Primers (5 -ACGTCTGGTTCAGGGTTGTT-3 ) und des Reverse-Primers (5 -TTAGTTTCTTTTCCTCCGCT-3 ) entsprechen den konservierten 3 - und 5 -Enden der

27 begrenzenden 5.8S- und 28S-Regionen von Caenorhabditis elegans (ELLIS et al., 1986; GASSER et al., 1993). Nach einer Denaturierung von 2 min bei 94 C folgten 30 Zyklen mit 45 s bei 94 C (Denaturierung), 20 s bei 55 C (Anlagerung), 30 s bei 72 C (Primerextension) und schließlich folgten 5 min für die endgültige Extension. Die PCR-Produkte wurden anschließend auf ein 2%-iges Agarosegel aufgetragen und mit Ethidiumbromid gefärbt. 3.5. Sequenzanalyse Nach dem Auftragen der PCR-Produkte auf 2%-iges Agarosegel wurde die Gelplatte unter UV-Licht begutachtet. Nachdem alle erhaltenen Produkte das gewünschte Ergebnis zeigten, konnten diese für die Sequenzierung vorbereitet werden. Dazu wurden die PCR-Produkte mithilfe des Quantum Prep PCR Kleen Spin Columns (Bio-Rad Laboratories, Hercules, CA, USA) aufgereinigt. Für sämtliche Arbeitsschritte stand eine ausführliche Gebrauchsanweisung der Firma zur Verfügung. Nach Erhalt der fertig aufgereinigten PCR-Produkte wurden diese in Eppendorf-Tubes gegeben und an die Firma AGOWA (AGOWA GmbH, Berlin, Deutschland) zur Sequenzierung versandt. 3.6. Feindifferenzierung der Kokzidienoozysten Die Feindifferenzierung der Oozysten erfolgte im Zuge der Oozystenzählung nach McMaster mit Hilfe von Literatur (SUPPERER u. KUTZER, 1961; PELLÉRDY, 1965) und Bildmaterial (PROSL, persönl. Mitt. 2005).

28 3.7. Statistische Auswertung Die erhaltenen Daten wurden in eine Excel-Tabelle eingegeben. Für die weitere statistische Auswertung wurde das Programm SPSS 13.0 verwendet. Da die Daten nicht normal verteilt waren, wurden nicht-parametrische Tests, Mann- Whitney-Test und Chi-Quadrat-Tests durchgeführt. Die statistische Auswertung erfolgte am Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Abteilung für Physiologie und Biophysik, Department für Biomedizinische Wissenschaften der veterinärmedizinischen Universität Wien mit Unterstützung von Frau Univ. Prof. Dr. Monika Skalicky. 3.8. Wetterdaten Zur Erlangung der Wetterdaten stellte die Zentrale Anstalt für Meteorologie und Geodynamik (Dr. Kottek) die Wetterdaten der Jahre 2006 und 2007 in einer Excel-Tabelle für die genauere Auswertung zur Verfügung. Diese Tabelle enthält die täglich aufgezeichneten Werte von Temperatur, relativer Luftfeuchtigkeit und Niederschlagsmenge der Jahre 2006 und 2007 der Wetterstation Zwettl. 3.9. Revierbeschreibung Revier A Mühlbach Das Revier Mühlbach (Revier A) besteht eigentlich aus sieben zusammenhängenden Revieren mit einer Gesamtfläche von 5065 ha. Diese Fläche setzt sich aus 48% Waldfläche, 51,07% Feldern, 0,85% verbautem Gebiet und 0,08% Wasser (Binnen- und Fließgewässer) zusammen. Das Revier erstreckt sich auf einer Seehöhe von 600-1000 m. Der jährliche Abschuss an Rehen beläuft sich auf 4-7 Stück pro 100 Hektar und Jahr.

29 Revier B Pyhra I Das Revier Pyhra I (Revier B) ist ein eigenständiges Revier mit einer Gesamtfläche von 2260 ha, die sich aus 75% Acker-, Wiesen- und Weidenfläche, 20% Wald, 0,60% Wasser und 4,40% verbautem Gebiet zusammensetzt. Das Revier Pyhra I liegt auf ungefähr 250-300 m Seehöhe. Für den jährlichen Abschuss sind 4-5 Stück pro 100 Hektar und Jahr vorgegeben. Revier C Sieghartskirchen Das Revier Sieghartskirchen ist ein kleines Revier mit circa 300 ha Gesamtfläche. Die Strukturierung ist mit 50% Wald, 33,3% Acker, 13,3% Wiesenfläche und 3,3% verbautem Gebiet sehr heterogen gestaltet. Der jährliche Abschuss beschränkt sich auf 20 Rehe pro Jahr.

30 4. Ergebnisse Von den 40 untersuchten Rehen wiesen 26 Tiere einen Befall mit Eimeria spp., 14 einen Befall mit D. capreolus und 14 Tiere einen Befall mit V. capreoli auf (Abb. 7). 16 14 n 12 10 8 6 4 2 0 E. panda E. ponderosa E. superba E. capreoli E. rotunda D. capreolus V. capreoli Abb. 7: Prävalenz der nachgewiesenen Parasitenarten bezogen auf alle untersuchten Tiere. 4.1. Koproskopische Untersuchung auf Kokzidien Von den insgesamt 40 untersuchten Rehen waren 26 (65%) Ausscheider von Kokzidienoozysten. Die nicht infizierten Tiere waren 4 Bockkitze, 9 Geißen und ein Geißkitz. Die anderen Geißkitze schieden zumindest eine Eimeria-Art mit dem Kot aus. Die am häufigsten angetroffene Art war E. capreoli bei 35% aller Tiere; E. ponderosa (10%) und E. rotunda (10%) waren am seltensten (Tab. 3).

31 Tab. 3: Prozentuelle Verteilung der einzelnen Kokzidienarten (n=40 untersuchte Rehe). Anteil (%) an Gesamtzahl untersuchter Rehe N untersuchte Tiere E. panda E. ponderosa E. superba E. capreoli E. rotunda Geißen 19 42,0 0,0 5,0 21,0 16,0 Bockkitze 10 27,0 0,0 30,0 50,0 10,0 Geißkitze 11 10,0 36,0 27,0 45, 0,0 gesamt 40 30,0 10,0 17,5 35,0 10,0 Es gab erhebliche Unterschiede in der Anzahl der Arten der Gattung Eimeria bei den verschiedenen Individuen. So waren 16 Stücke mit einer Art befallen, sechs Stücke mit zwei Arten, drei Stück mit drei Arten und ein Stück mit vier verschiedenen Arten. Die Befallsstärke variierte ebenfalls sehr stark. Die Oozystenausscheidung reichte von 0 bis 18.000 OPG, wobei E. ponderosa die höchste durchschnittliche Intensität zeigte, allerdings nur bei den Geißkitzen vertreten war. Die Geißkitze zeigten auch die höchsten durchschnittlichen Ausscheidungsraten, die Geißen die niedrigsten (Tab. 4). In 28,6% der Kotproben der Kitze waren mehr als 500 OPG enthalten. Bei 23,8% der Kitze konnten keine Oozysten im Kot nachgewiesen werden. 47,6% wiesen weniger als 500 aber mindestens 50 Oozysten/g Kot auf. Bei den Geißen lag der Anteil an Tieren mit mehr als 500 OPG bei 17,8%, der der negativen Tiere bei 47,4%. Kitze zeigten höhere Ausscheidungsintensitäten als Geißen für alle Arten außer E. panda (Tab. 4). Die Gesamtintensität war bei den Kitzen damit signifikant höher als bei den Geißen (P = 0,045). Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen (Geißkitze, Bockkitze, Geißen) in Bezug auf einzelne Arten lagen nicht vor.

32 Tab. 4: Befallsintensität (OPG) mit einzelnen Eimerienarten Eimeria spp. E. panda E. ponderosa E. superba E. capreoli E. rotunda Arithmetisches Mittel OPG Geißen 192 132 0 11 39 11 Kitze gesamt 1610 43 883 79 367 238 Bockkitze 830 80 0 75 175 500 Geißkitze 2318 9 1686 82 541 0 Gesamt 936 85 464 46 211 130 Geometrisches Mittel (Standardabweichung) Geißen 235 (320,70) 239 (224,36) 0 (0) 200 (45,88) 146 (95,13) 63 (26,77) Kitze gesamt 489 (4106,87) 134 (142,55) 466 (3922,76) 246 (141,04) 204 (1019,72) 5000 (1091,09) Bockkitze 388 (2075,28) 148 (203,03) 0 (0) 219 (135,91) 113 (466,82) 5000 (1581,14) Geißkitze 562 (5356,92) 100 (30,15) 466 (5411,70) 276 (152,11) 368 (1346,63) 0 (0) Gesamt 369 (3034,92) 197 (188,86) 466 (2844,45) 239 (111,16) 185 (751,54) 188 (789,99) Median (Minimum; Maximum) Geißen 50 (0; 1200) 0 (0; 850) 0 (0; 0) 0 (0; 200) 0 (0; 300) 0 (0; 100) Kitze gesamt 200 (0; 18000) 0 (0; 650) 0 (0; 18000) 0 (0; 400) 0 (0; 4500) 0 (0; 5000) Bockkitze 75 (0; 6700) 0 (0; 650) 0 (0; 0) 0 (0; 350) 25 (0; 1500) 0 (0; 5000) Geißkitze 350 (0; 18000) 0 (0; 100) 0 (0; 18000) 0 (0; 400) 0 (0; 4500) 0 (0; 0) Gesamt 125 (0; 18000) 0 (0; 850) 0 (0; 18000) 0 (0; 400) 0 (0; 4500) 0 (0; 5000)

33 Es bestand keine signifikante Korrelation zwischen den Eimeria-Arten (P > 0,05). Jene Kitze, die über 1000 OPG aufwiesen, hatten ein Durchschnittsgewicht von 8,97 kg im Vergleich zu Kitzen mit weniger als 1000 OPG, die durchschnittlich 10,11 kg wogen. In der Auswertung ergab sich keine signifikante Korrelation zwischen dem Körpergewicht und Befallsintensität mit Eimeria spp. (P > 0,05). Tab. 5: Durchschnittliches Körpergewicht der einzelnen Gruppen (arithmetisches Mittel und Standardabweichung) Körpergewicht (ohne Haupt) Mittelwert Standardabweichung Geißkitze 9,91 1,15 Bockkitze 9,87 2,01 Geißen 16,42 1,53 Gesamt 12,99 3,64 4.2. Untersuchung auf kleine Lungenwürmer Bei der Untersuchung der Lungen auf kleine Lungenwürmer wurde nur die Prävalenz erhoben. 35% der untersuchten Tiere waren mit kleinen Lungenwürmern befallen. Anhand des in dieser Studie vorhandenen Tiermaterials ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen Geißen (25% Prävalenz) und Kitzen (10% Prävalenz) beim Befall mit V. capreoli (P > 0,05). 4.3. Untersuchung auf große Lungenwürmer Zusätzlich zu den Lungen der 40 Tiere der Kokzidienstudie wurden noch jeweils zwei mit Dictyocaulus spec. befallene Lungen von Rehen aus den Revieren B und C untersucht. Die großen Lungenwürmer aus den beiden zusätzlichen Revieren wurden nur qualitativ

34 untersucht und sind nicht Bestandteil der statistischen Analysen. Sie dienten als Referenz für den Nachweis in anderen Revieren Niederösterreichs. Von den 40 untersuchten Tieren waren insgesamt 14 Tiere (12 Kitze, 2 Geißen) mit Dictyocaulus spec. befallen. Dieser Unterschied der Altersgruppen war statistisch signifikant (P=0,006). Eine Koinfektion mit V. capreoli wiesen 42,9% der Tiere auf. Eine signifikante positive Korrelation zwischen Gewicht und Befallstärke mit Dictyocaulus lag nicht vor (P = 0,078). Ebenso wenig gab es einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Jahren 2006 und 2007 (P = 0,757). 4.4. Ergebnisse der ITS2-PCR Für die ITS2-PCR standen 9 verschiedene Proben, darunter auch von vier Tieren aus den Revieren B und C, zur Verfügung. Die aus den im Jahr 2006 eingefrorenen Lungen isolierten Dictyocaulus-Exemplare waren leider aufgrund von Schädigungen durch den Gefrierprozess nicht mehr für die PCR tauglich. Die PCR-Produkte waren allesamt für die Begutachtung unter UV-Licht brauchbar. Die Größe der Banden entsprach mit ca. 500 bp jenen von HÖGLUND et al. (2002) (Abb. 8). M 1 2 3 4 5 6 7 8 9 M NK LW Abb. 8: Gel-Elektrophorese der unverdauten ITS2-Sequenzen, v. links nach rechts: M: 100 bp Marker, Probe 1-9, 100 bp Marker, NK: Negativkontrolle, LW: Leerwert

35 4.5. Ergebnisse der Sequenzierung Die erhaltenen Sequenzen (s. Anhang) wurden einem Alignment unterzogen, um die Ähnlichkeit der Sequenzen untereinander festzustellen (s. Anhang). Alle Sequenzen stammen von derselben Dictyocaulus-Art. Die Übereinstimmung der erhaltenen Sequenzen mit der Vergleichssequenz AF105255: Dictyocaulus spec. naturalhost roe deer internal transcribed spacer 2, complete sequence (http://blast.ncbi.nlm.nih.gov/blast.cgi) konnte mit 99-100% Übereinstimmung festgestellt werden. 4.6. Auswertung der Wetterdaten Die Wetterdaten der Jahre 2006 und 2007 der Wetterstation Zwettl wurden von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, A-1190 Wien, Hohe Warte 38) in einer Excel-Tabelle übermittelt (Tab. 6). Die Auswertung der Ergebnisse sollte mögliche Zusammenhänge zwischen Parasitenbefall und Wettereinflüssen aufzeigen. Die Wetterstation Zwettl war die nächstgelegene Station zum Revier A. In den Monaten von April bis September sind die Bedingungen für die Vermehrung und für das Überleben von Drittlarven des großen Lungenwurms ausschlaggebend. Auffallend war, dass im Mittel sowohl Kokzidien- als auch Lungenwurmbefall im Jahr 2006 stärker war als im Jahr 2007. Die mittlere relative Luftfeuchtigkeit lag von April bis September 2006 im Revier A bei 75,9 %, im Vergleich zu 2007 bei 72,2%. Die mittlere Temperatur in diesem Zeitraum lag im Jahr 2006 bei 14,17 C und im Jahr 2007 bei 14,66 C. Die Summe des Niederschlages in den genannten Monaten belief sich im Jahr 2006 auf 501,1 l/m² und im Jahr 2007 auf 511,9 l/m².

36 Tab. 6: Wetterdaten der Jahre 2006, 2007 und des Monats Oktober des jeweiligen Jahres; Ø T- max durchschnittliche Maximaltemperatur in C, Ø T-min durchschnittliche Minimaltemperatur in C, Ø T durchschnittliche Temperatur in C, Ø Rel. LF durchschnittliche relative Luftfeuchte in %, Σ Nied.Summe Niederschlag in l/m², Ø Nied.durchschnittlicher Niederschlag in l/m² Ø T-max Ø T-min Ø T Ø Rel. LF Σ Nied. Ø Nied. 2006 12,77 2,45 7,62 79,25 719,50 3,98 April-Sept. 06 20,24 8,04 14,17 75,9 5,51 501,10 Okt 06 15,75 3,49 9,65 80,84 9,60 0,87 2007 14,00 3,61 8,83 77,78 808,50 4,47 April-Sept. 07 21,30 7,97 14,66 72,2 6,09 511,90 Okt 07 11,17 2,49 6,85 88,32 45,80 2,86

37 5. Diskussion Lungenwurm- und Kokzidienbefall beim Rehwild sind neben dem Befall mit Darmhelminthen, v. a. aus der Familie der Trichostrongylidae, sehr ernst zu nehmende Infektionskrankheiten. Die Befallsintensität ist Folge mehrerer Faktoren, wie zu hoher Besatzdichte, ungünstiger Sozialstruktur und schlechter Körperkondition (PROSL u. KUTZER, 2006). Kokzidien sind streng wirtsspezifische Parasiten, wobei ein Unterschied in der Pathogenität der einzelnen Art besteht (BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988, PROSL u. KUTZER, 2006). E. ponderosa und E. capreoli sind Arten mit höherer Pathogenität als zum Beispiel E. panda. Die Auswirkungen einer Infektion können in Durchfällen, Austrocknung und sogar Todesfällen resultieren. In Österreich kommen beim Reh fünf Eimeria-Arten vor (SUPPERER u. KUTZER, 1961). Diese konnten in den untersuchten Rehen auch gefunden werden. Der Vergleich mit den Angaben aus anderen Studien aus Österreich und der benachbarten ehemaligen CSSR zeigt, dass je nach Region, Tiermaterial und Jahreszeit erhebliche Schwankungen vorliegen (Tab. 7). Bereits KNAUS (1967) zeigte in seiner Studie, dass in Abhängigkeit von der Jahreszeit, in der die Rehe untersucht wurden, die Oozystenausscheidung von Dezember bis April erheblich schwankte. DYK und CHROUST (1974) hatten überwiegend Jungtiere in ihrem Untersuchungsmaterial und kommen ähnlich wie in den eigenen Ergebnissen zu höheren Prävalenzen bei den Arten E. ponderosa und E. superba, die in den eigenen Untersuchungen bei den Kitzen auch häufiger auftraten. PROSL (1973) hatte in seinem Untersuchungsmaterial einen erheblichen Anteil von Fallwild (zumeist adulte Rehe), sodass möglicherweise aus diesem Grund die eher pathogenen Jungtierkokzidien in geringerer Prävalenz aufscheinen. Kitze, die an einer Kokzidiose verenden, werden kaum aufgefunden. Letztlich fallen sie als Nahrungsquelle dem Naturkreislauf zurück.

38 Tab 7: Vergleich von Untersuchungsergebnissen früherer Studien zu Endoparasiten beim Reh mit der vorliegenden Studie. k.a.: keine Angaben Quelle KNAUS (1969) KUTZER u. HINAIDY (1969) PROSL (1973) DYK u. CHROUST (1974) VETÝŠKA (1979) Eigene Untersuchung Ort Österreich Österreich Österreich Brno, CSSR Strakonice, CSSR Österreich Anzahl untersuchter Rehe 87 200 288 26 112 40 Artverteilung (%) E. capreoli 1,1 10,0 7,5 30,0 10,0 35,0 E. panda 1,1 5,0 7,5 30,0 15,0 30,0 E. ponderosa 2,3 13,0 3,5 60,0 13,0 10,0 E. rotunda 4,6 5,0 6,0 k.a. k.a. 10,0 E. superba 4,6 6,0 6,0 50,0 40,0 17,5 Für die Verbreitung der Kokzidien ist ein geringer Befall ohne erhebliche klinische Folgen am bedeutendsten. Tiere mit einem geringgradigen Kokzidienbefall sterben nicht an dieser Infektion, sondern tragen zur Kontamination der Umwelt und Verbreitung dieser Parasiten bei (KNAUS, 1967). Hochgradig infizierte Tiere dagegen überleben strenge Winter kaum. Dies ist aber für das Überleben der Parasiten nur zum Teil ein limitierender Faktor. Dicke Schneedecken begünstigen das Überleben vieler Parasiten und schützen vor Frost und Kälte unter dem Schnee (PROSL u. KUTZER, 2006). Interessant scheint die unterschiedliche Befallsstärke von Bockkitzen und Geißkitzen mit Eimerien zu sein. Bockkitze hatten im Durchschnitt mehr Oozysten von E. panda und E. rotunda im Kot als Geißkitze, während Geißkitze dieser Studie mehr Oozysten von E.

39 ponderosa, E. capreoli und E. superba ausschieden als Bockkitze. Ob hier tatsächlich ein Zusammenhang vorliegt, kann nur anhand eines umfangreicheren Untersuchungsmaterials abgeklärt werden. Parasitenbefall und jagdwirtschaftliche Bedeutung des Rehs sind eng miteinander verbunden. Für die richtige Hege von Rehen muss auch der gezielte Abschuss von lebensschwachen Jungtieren und schlecht konditionierten Tieren erfolgen. BOCH u. SCHNEIDAWIND (1988) empfehlen sogar den Abschuss kranker und kümmernder Stücke außerhalb der Jagdzeit, um die Ausscheider rechtzeitig aus dem Revier zu entnehmen. Aus der eigenen Untersuchung ist zu sehen, dass Kitze mit geringgradigem oder gar keinem Befall mit Kokzidien besser bezüglich des Gewichtes konditioniert sind. Die befallenen Kitze hatten ungefähr 1 kg weniger Körpermasse als jene ohne Kokzidienbefall, und Kitze, die mehr als 1000 OPG ausschieden, hatten ungefähr 1,10 kg weniger Körpermasse als jene mit weniger als 1000 OPG. Dies sollte auch beim Abschuss von Rehen berücksichtigt werden. Schließlich sollen mit Parasiten befallene Rehe durch den Jäger erkannt und aus dem Revier entfernt werden. Durch gezielten Abschuss und durch Erhöhung des Jagddruckes und der Abschussquote kann der Befall mit Parasiten in einem Revier gesenkt werden. Dies zeigt sich aber nicht nur in der verminderten Befallshäufigkeit, sondern auch in der reduzierten Befallsstärke (BÜTTNER, 1978). Dies bedeutet aber nicht, dass der Erregerdruck auf ein Nullniveau herabgesenkt werden kann. Es wird in einem Revier stets Parasitenbefall bei Rehen geben (BÜTTNER, 1978). Der gezielte Abschuss soll dabei helfen, den Erregerdruck zu minimieren und die Gesundheit der Population aufrechtzuerhalten. Wichtig ist auch die Rücksichtnahme des Jägers auf die Abschusszeit. Beunruhigungen im Winter durch Jäger führen zu Stress und zu Erhöhung der Stoffwechselrate, das zur Folge hat, dass die Tiere nicht ihre Stoffwechselaktivität der Jahreszeit entsprechend anpassen können (ARNOLD, 2004). Möglicherweise wirkt sich dies nicht nur auf erhöhte Waldschäden durch Verbiss aus, sondern auch auf das Auftreten von Parasitosen, die normalerweise erst im Frühjahr ein Problem werden können. In den Jahren 2007 und 2008 wurde ein Rückgang des Fallwildes verzeichnet. Die genaue Todesursache des Fallwildes war nicht bekannt, somit kann nur eine Vermutung gestellt werden, dass die abnehmenden Fallwildzahlen in Zusammenhang mit dem Auftreten von verschiedenen Parasitenarten und mit dem Wetter und seinen Folgen

40 stehen könnte. Im Berechnungszeitraum von April bis September findet die stärkste Parasitenausscheidung statt (KNAUS, 1967). In diesen Monaten zeigte sich im Jahr 2006, dass die relative Luftfeuchtigkeit höher und die Temperatur geringer war als 2007. Diese Parameter begünstigen das Überleben der Umweltstadien der Parasiten. Trotz des geringgradig höheren Niederschlages im Jahr 2007 wirkte sich die relative Luftfeuchtigkeit stärker zu Gunsten des Überlebens und der Vermehrung von Parasiten aus, da die Niederschlagsmenge in Relation zur Temperatur und zur Windgeschwindigkeit zu setzen ist. Bei stärkerem und häufigem Wind wird die Luftfeuchtigkeit geringer und auch davongetragen. Nähere Ergebnisse zum Windgeschehen in diesen Jahren liegen hier nicht vor. In Bezug auf die Temperatur überleben mehr Drittlarven von Dictyocaulus spp. in der Umwelt bei niedrigeren Temperaturen (PROSL u. KUTZER, 2006). In den Monaten von April bis September sind die Bedingungen für die Vermehrung und für das Überleben von Drittlarven des großen Lungenwurms ausschlaggebend. Auffallend war, dass im Mittel sowohl Kokzidien- als auch Lungenwurmbefall im Jahr 2006 stärker war als im Jahr 2007. Womöglich lag dies daran, dass von April bis September 2006 eine mittlere relative Luftfeuchtigkeit im Revier A von 75,9 % herrschte, im Vergleich zu 2007 mit 72,2%. Die mittlere Temperatur in diesem Zeitraum lag im Jahr 2006 bei 14,17 C und im Jahr 2007 bei 14,66 C. Dies zeigt, dass die Temperatur womöglich dazu beiträgt, wie stark die Rehe infiziert sind bzw. die Umwelt kontaminiert ist. Ausschlaggebend sind sowohl die relative Luftfeuchtigkeit abhängig von der Niederschlagsmenge als auch die Temperatur in den Frühjahrs- und Sommermonaten. Niedrigere Temperaturen und höhere Luftfeuchtigkeit begünstigen das Überleben von Larven des großen Lungenwurms. Die Summe des Niederschlages in den genannten Monaten belief sich im Jahr 2006 auf 501,1 l/m² und im Jahr 2007 auf 511,9 l/m², was auch keine wesentlichen Unterschiede darstellt. Da die Dictyocaulus-Exemplare bei Reh- und Rotwild morphologisch D. viviparus weitestgehend gleichen, wurden die Funde früherer Untersuchungen dieser Art zugeordnet (KNAUS, 1967; KUTZER, 1970; PROSL, 1973; BOCH u. SCHNEIDAWIND, 1988). Französische und niederländische Autoren waren jedoch davon überzeugt, dass es sich beim großen Lungenwurm des Rehs um D. eckerti handle (HUGONNET et al., 1980, 1987; BORGSTEEDE et al., 1990). Später wechselte die Bezeichnung auf D. noerneri Railliet und Henry, 1907 (DURETTE-DESSET et al.; 1988, KUTZER, 1997). Die zuletzt verwendete Bezeichnung D. noerneri wird als Spezies in Frage gestellt,

41 obwohl diese Art aus dem Reh beschrieben wurde und möglicherweise mit der wenig wirtsspezifischen, nunmehr als D. capreolus beschriebenen Spezies, identisch ist. Diese Art wurde auch aus Elchen (Alces alces) isoliert (HÖGLUND et al., 1999). Auf molekularbiologische Untersuchungen gestützt, grenzten HÖGLUND et al. (1999) bei Rehen in Schweden eine eigene Dictyocaulus-Art ab. Ein Ziel dieser Studie war daher zu überprüfen, ob auch beim Reh in Österreich diese Spezies vorkommt. Durch bereits etablierte Methoden wie die ITS2-PCR (GASSER et al., 1993) mit anschließender Sequenzierung stand eine Möglichkeit zur Verfügung, um D. capreolus GIBBONS u. HÖGLUND 2002 in Österreich nachzuweisen. Die ITS2-PCR-Produkte ließen bereits vermuten, dass bei allen untersuchten Rehen derselbe Vertreter der Familie der Dictyocaulidae vorkommt. Die Ergebnisse der Sequenzierung zeigten dann nach dem Vergleich der bereits 1999 veröffentlichten Sequenz, dass es sich auch bei den in dieser Untersuchung vorgefundenen großen Lungenwürmern um D. capreolus GIBBONS u. HÖGLUND 2002 handelt. Vier der insgesamt neun sequenzierten Proben stammten aus zwei anderen Revieren (B und C). Es besteht somit in Niederösterreich wahrscheinlich kein geografischer Unterschied im Hinblick auf das Vorkommen von D. capreolus. Da in Österreich bisher keine anderen Ergebnisse in Bezug auf das Vorkommen oder Nicht-Vorkommen von D. capreolus in österreichischen Rehen vorliegen, kann dies zumindest für die untersuchten Rehe in Niederösterreich bestätigt und angenommen werden, dass D. capreolus als Vertreter der Familie der Dictyocaulidae in österreichischen Rehen parasitiert. Es darf angenommen werden, dass auch Rehe in anderen Bundesländern mit demselben Parasiten infiziert sind. Dies muss aber noch in weiteren Untersuchungen abgeklärt werden. Untersuchungen zur Charakterisierung von Dictyocaulus sp. in Wildwiederkäuern in Nordwestspanien zeigten, dass auch dort bei Rehen D. capreolus vorkommt (CARRENO et al., 2009). Somit ist die Verbreitung dieser Art in Rehen in Europa wahrscheinlich einheitlich, und es parasitiert wohl auch durchwegs diese Art in Rehen. Der Befall mit großen Lungenwürmern stellt die größten Verluste nach Magen- Darmwurmbefall bei Rehen dar (PROSL u. KUTZER, 2006). Die statistische Auswertung zeigte eine deutliche Signifikanz beim Befall mit großen Lungenwürmern. Kitze waren häufiger infiziert als Geißen. RIBBECK u. HAUPT konnten schon 1989 zeigen, dass

42 Kälber und einjährige Stücke vom Damwild in Gatterhaltung und aus freier Wildbahn regelmäßig mit Dictyocaulus sp. befallen waren. Dies konnte auch in dieser Untersuchung zumindest für die Kitze bestätigt werden. Auffallend war, dass bei den vorgefundenen Tieren wenige Wurmexemplare gefunden wurden. Dies lässt vermuten, dass die Tiere bereits zum Teil eine Immunität gegen den Erreger gebildet hatten. Ebenso konnte in der Studie von RIBBECK u. HAUPT (1989) gezeigt werden, dass der Befall nur geringgradig war. In den untersuchten Stücken aus freier Wildbahn konnten weniger Würmer nachgewiesen werden als in den in Wildgatter gehaltenen Tieren. Dieser geringgradige Befall reichte aber aus, um bei den infizierten Stücken Husten als klinisches Symptom festzustellen. Verglichen mit den Lungenwurmzahlen dieser Studie darf höchstwahrscheinlich angenommen werden, dass auch bei den untersuchten Rehen bzw. Rehkitzen Husten auftrat. Untersuchungen bei Rindern zeigten, dass Jungrinder, die eine Infektion mit D. viviparus am Ende der ersten Weideperiode erlangen, im Frühjahr als Ausscheider fungieren und somit zur Kontamination der Weiden erheblich beitragen. Wichtig für die Bildung einer ausreichenden Immunität ist die Infektion bzw. mehrmalige Infektion im jungen Alter (SUPPERER u. PFEIFFER, 1971). Wenn das auch beim Reh bzw. Rehkitz der Fall wäre, dann kann durch den gezielten Abschuss schwacher und kranker Tiere die Kontamination des Reviers reduziert werden. Welche Folgen die reduzierte Ausscheidung von infektiösen Drittlarven von großen Lungenwürmern mit sich bringt, ist beim Reh noch nicht näher untersucht worden. Möglicherweise würde eine zu schwache Umweltkontamination bzw. eine vollkommene Absenz von infektiösen Larven in manchen Jahren zu einer geringeren Immunitätsbildung bei Jungtieren führen, was später zu Krankheitsausbrüchen bei älteren Rehen führen könnte. Um diese Aussage zu bestätigen, bedarf es aber weiterer Forschungsarbeit. Weiters stellten schon HAUPT u. STUBBE (1973) fest, dass keine Abhängigkeit zwischen Gewicht und Befallsintensität mit großen Lungenwürmern, was durch diese Studie auch bestätigt werden konnte. Zumindest konnten die geringen Befallszahlen mit D. capreolus keinen Einfluss auf das Körpergewicht ausüben. Da die untersuchten Rehe durchwegs durch Abschuss erlegt wurden, war die Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines stark befallenen Stückes auch nicht gegeben, denn diese Stücke verenden meist unbemerkt und werden somit, wie bei einem starken Kokzidienbefall, durch den natürlichen Kreislauf verwertet.

43 Es gab auch keinen Zusammenhang zwischen Vorkommen von Kokzidien und großen Lungenwürmern. Kitze waren aber signifikant stärker und häufiger mit D. capreolus befallen als adulte Rehe. Gelegentlich werden aber, wie auch diese Untersuchung zeigt, Exemplare von großen Lungenwürmern auch bei erwachsenen Rehen gefunden. Diese Tiere tragen ebenso wie Jungtiere mit Dictyocaulus-Befall im Frühjahr zur Kontamination der Weideflächen bei. PFEIFFER (1971) konnte in seiner Untersuchung zeigen, dass den in Jungrindern überwinternden Larven größere epidemiologische Bedeutung zukommt als den frei lebenden Stadien. Sollte dies auch bei Rehen so sein, was auch angenommen werden darf, dann können dieser Umstand und das Nicht-Erkennen von erkrankten Rehen bzw. Rehkitzen die Verbreitung und die Umweltkontamination mit großen Lungenwürmern zu Gunsten des Parasiten beeinflussen. Interessant ist, dass Kälber bei Infektionsversuchen wenig empfänglich für Infektionen mit D. capreolus waren (DIVINA u. HÖGLUND, 2002). Dies lässt zumindest vermuten, dass Rehe keine Kontaminationsgefahr für Rinderweiden darstellen. Weiters konnte in diesem Versuch gezeigt werden, dass Kälber, die zuvor mit L3 Larven von D. capreolus infiziert wurden, keine Empfänglichkeit für eine anschließende Infektion mit D. viviparus hatten. Möglicherweise gibt es eine Kreuzimmunität, die vor Infektionen mit D. viviparus schützt. Die Wichtigkeit von Parasitosen, im Speziellen Kokzidiosen und Diktyokaulosen, beim Rehwild zeigt eine Untersuchung über Todesursachen von Rehen in zoologischen Gärten. Dabei konnte festgestellt werden, dass Parasitosen die zweithäufigste Todesursache sind, wobei in einem Tierpark Parasitosen verursacht durch Trichostrongyliden, große und kleine Lungenwürmer die häufigste Todesursache waren. Ein Kitz verendete durch den Befall mit E. ponderosa (DOLLINGER, 1981). Diese Untersuchung spiegelt das Potenzial von Parasiten wieder, da selbst in zoologischen Gärten Todesfälle durch Parasiten nicht zu verhindern waren, trotz der zur Zeit der genannten Studie schon vorhandenen wirksamen Antiparasitika. Ebenso zeigt diese Untersuchung auch die Pathogenität von E. ponderosa auf, die bei Kitzen zu schweren Dysenterien mit Durchfall und schließlich zum Tode führen kann. Abschließend lässt sich sagen, dass Kokzidiosen und Diktyokaulosen bei Rehen und im Besonderen bei Rehkitzen eine große Bedeutung in Bezug auf die ökonomische und ökologische Situation eines Reviers haben. Ein wichtiger Aspekt stellt das Erkennen von

44 Tieren, die stark mit Parasiten befallen sind, dar. In Bezug darauf lässt sich ein Abschuss von lebensschwachen und minder konditionierten Tieren befürworten, um die Gesundheit des Bestandes aufrecht zu erhalten. Die gewonnenen Daten zeigen auch, dass Kitze wesentlich stärker von Parasiten wie Kokzidien und großen Lungenwürmern befallen sind und somit erheblich zur Kontamination der Umwelt beitragen. Ebenso konnte gezeigt werden, dass nicht D. viviparus, D. eckerti oder D. noerneri, sondern D. capreolus beim Rehwild in Österreich vorkommt.

45 6. Zusammenfassung Der Befall mit Lungenwürmern insbesondere der Gattung Dictyocaulus und mit Kokzidien der Gattung Eimeria können für Rehkitze eine gesundheitliche Gefahr darstellen. Von den fünf in Österreich beim Rehwild beschriebenen Kokzidienarten ist E. ponderosa die pathogenste. Ziel dieser Studie war es festzustellen, ob Rehkitze zum Zeitpunkt der Jagd noch signifikant stärker mit Kokzidien und Lungenwürmer befallen sind als adulte Tiere und ob auch ein Befall mit pathogeneren Kokzidienarten vorliegt, die bei adulten Stücken fast nicht mehr nachgewiesen werden können. Weiters sollte die taxonomische Stellung der Dictyocaulus-Art(en) beim Reh in Österreich abgeklärt werden. Dafür standen Lungen und Magendarmtrakte von 40 Rehen (10 Bockkitze, 11 Geißkitze, 19 Geißen) aus einem Revier in Niederösterreich zur Verfügung. Das Untersuchungsmaterial wurde in den Jahren 2006 und 2007 an einem festgelegten Zeitpunkt von einer Person entnommen und für die weitere Aufarbeitung verpackt. Zusätzlich konnten aus zwei weiteren Revieren in Niederösterreich jeweils die in den Lungen von zwei Rehkitzen enthaltenen Dictyocaulus- Exemplare in die molekularbiologische Determinierung eingebunden werden. Die koproskopischen und molekularbiologischen Untersuchungen erfolgten am Institut für Parasitologie nach Standardmethoden. In den Kotproben der untersuchten Rehe konnten alle fünf in Österreich vorkommenden Eimeria-Spezies nachgewiesen werden: E. capreoli (35 %), E. panda (10 %), E. rotunda (10 %), E. superba (17,5 %) und E. ponderosa (10 %). Kitze waren vor allem mit E. capreoli und E. ponderosa befallen, Geißen mit E. panda. Kitze waren signifikant stärker mit Kokzidien befallen als Geißen (durchschnittlich 1610 und 192 OPG). Darüber bestand ein negativer Zusammenhang zwischen Oozystenausscheidung und Gewicht. Große Lungenwürmer konnten in 14 der untersuchten Lungen (12 Kitze und 2 Geißen) nachgewiesen werden. Kitze waren signifikant häufiger mit Dictyocaulus infiziert als Geißen. Durch die Analyse der ITS-2- Gensequenz konnte gezeigt werden, dass es sich hierbei um Dictyocaulus capreolus handelte.

46 7. Summary Lungworm and coccidia of roe deer from a hunting ground in Lower Austria Introduction Fawns and juvenile roe deer are generally more prone to infections than adult animals. This is partly due to the fact that they have little or no immunity against infection, particularly against parasites. Some coccidia species can be found significantly more frequently in fawn than adult roe deer. Furthermore, infected fawns pose a higher risk of contaminating their natural habitat with vegetative parasitic forms than adult deer. The role of parasites such as Dictyocaulus in roe deer still has to be clearly determined. Also, the prevalent Dictyocaulus species in Austrian roe deer was yet to be defined. Some authors suggest that Dictyocaulus spp. from other species, for example Dictyocaulus viviparus, which mainly affects cattle, probably also infects roe deer. Other authors assume that Dictyocaulus eckerti, a parasite which infects fallow deer, most likely also infects roe deer. The aim of this study was to examine the occurrence of coccidia and lungworms in fawn and adult roe deer from a Lower Austrian hunting ground, and to determine the parasite species found. Materials and Methods Sample collection for this study took place once in October 2006 and 2007, and the lungs and faecal samples of 19 does and 21 fawns from a hunting ground in Lower Austria were collected. All animals were weighed prior to sample collection. Additionally, the lungs of two animals, originating from other hunting grounds in Lower Austria, were also collected. Faecal samples were inspected for coccidia and other parasitic objects by flotation and the numbers of coccidia ocysts per gramme of faeces (OPG) were determined using a McMaster counting chamber. The lungs were macroscopically examined for lungworms, and nematodes identified in the lungs were genetically characterised by PCR and sequencing the second internal transcribed spacer (ITS-2). Results Faecal flotation identified five Eimeria spp., namely E. capreoli (35 %), E. panda (10 %), E. rotunda (10 %), E. superba (17,5 %) und E. ponderosa (10 %), in both fawns and does. Fawns were predominantly infected with E. ponderosa and E. capreoli, and does were

47 infected mostly with E. panda. The faecal samples of does and fawns had a mean oocyst content of 192 and 1610 OPG, respectively, and fawns shed significantly more oocysts than does. Moreover, fawns with faecal samples of more than 1000 OPG weighed approximately 1.1 kg less than fawns with faecal samples of less than 1000 OPG. Also, fawns whose faecal samples had no oocysts weighed 1 kg more in comparison to fawns whose faecal samples contained oocysts. Lungworms were found in 14 of the lungs samples. Based on the results from the ITS-2 sequence data, all lungworms identified during the lung examination represented D. capreolus. 12 individuals of the fawns and two of the does were infected with this Dictyocaulus species. Statistical analysis showed that fawns were significantly more infected with D. capreolus than does. Discussion Coccidiosis and lungworm infections are very important and can cause serious diseases in roe deer. Animals infected with coccidia may only display mild clinical symptoms while shedding a large number of oocysts in the environment. Presently, five different Eimeria spp. occur in Lower Austria and all of them could be identified in the faecal samples collected in this study. The results of the faecal flotation showed that fawns were significantly more infected with coccidia than does. Furthermore, fawns were infected with other species of the genus Eimeria than adult animals. Coccidia are host specific and E. ponderosa and E. capreoli are more pathogenic than other Eimeria spp. Both these pathogenic species were found predominantly in fawns. This may be due to the fact that juvenile animals are less resistant to infection due to their immune status. In the past, various studies described D. viviparus, D. eckerti or D. noerneri as typical lungworms infecting roe deer, although they mostly infect other species. This classification was based on the relatively similar morphological features among each worm. Recently, however, D. capreolus was identified as a new and distinct Dictyocaulus species in roe deer. Based on genetic sequencing data of the lungworm samples, this study showed that roe deer were mainly infected with D. capreolus. Previous studies demonstrated that D. capreolus probably only infects roe deer and that a transfer to other species like cattle is rare or absent. In conclusion, this study showed that fawns were significantly more heavily infected with both pathogens in comparison to does. Moreover, D. capreolus was identified as the main lungworm infecting roe deer. Infected animals harbouring both pathogens are a major source of infection for the wild population. Widespread disease can have a significant economic and ecologic impact on the status of a hunting ground.

48 Therefore, the recognition and elimination of infected animals from the wild population is indispensable in order to maintain a healthy population and prevent the spread of diseases.

49 8. Literaturverzeichnis AGUIRRE, A.A., BRÖJER, C., MÖRNER, T. (1999): Descriptive epidemiology of roe deer mortality in Sweden. Journal of Wildlife Diseases 35, 753-762. ARNOLD, W. (2004): Saisonale Schwankungen im Nahrungsbedarf des Rotwildes 10. Österreichische Jägertagung 2004, Ernährung des Rot-, Reh- und Gamswildes- Grundlagen, Probleme und Lösungsansätze. BAL Gumpenstein, Aigen im Ennstal, 16.-17.02.2004. BOCH, J., LUCKE, D. (1961): Untersuchungen über Kokzidien des Schalenwildes. Tierärztliche Umschau 16, 421-425. BOCH, J., SCHNEIDAWIND, H. (1988): Krankheiten des jagdbaren Wildes. Parey, Hamburg u. Berlin, S. 79-80 und 89-91. BORGSTEEDE, F.H.M., JANSEN, J., VAN NISPEN TOT PANNERDEN, H.P.M., VAN DIER BURG, NOORMAN, W.P.J.N., POUTSMA, J., KOTTER, J.F. (1990): Untersuchungen über die Helminthen-Fauna beim Reh (Capreolus capreolus L.) in den Niederlanden. Zeitschrift für Jagdwissenschaften 36, 104-109. BÜTTNER, K. (1978): Untersuchungen zur Parasitierung des Rehwildes bei steigendem Jagddruck. Zeitschrift für Jagdwissenschaften 24, 139-155. CARRENO, R.A., DIEZ-BANOS, N., DEL ROSARIO HIDALGO-ARGÜELLO, M., NADLER, S.A. (2009): Characterization of Dictyocaulus species (Nematoda: Trichostrongyloidea) from three species of wild ruminants in northwestern Spain. Journal of Parasitology 95, 966-970. DIVINA, B.P., WILHELMSSON, E., MATTSSON, J.G., WALLER, P., HÖGLUND, J., (2000): Identification of Dictyocaulus spp. in ruminants by morphological and molecular analyses. Parasitology 121, 193-201. DIVINA, B.P., HÖGLUND, J. (2002): Heterologous transmission with Dictyocaulus capreolus from roe deer (Capreolus capreolus) to cattle (Bos taurus). Journal of Helminthology 76, 125-130.

50 DIVINA, B.P., WILHELMSSON E., MÖRNER T., MATTSSON J.G., HÖGLUND J., (2002): Molecular identification and prevalence of Dictyocaulus spp. (Trichostrongyloidea: Dictyocaulidae) in Swedish semi-domestic and free-living cervids. Journal of Wildlife Diseases 38, 769-775. DOLLINGER, P. (1981): Parasitenbefall, Sterblichkeit und Todesursachen bei Rehen. Verhandlungsbericht über die Erkrankungen der Zootiere 23, 161-173. DURETTE-DESSET, M.C., HUGONNET, L., CHABAUD, A.G. (1988): Redescription of Dictyocaulus noerneri Ralliet et Henry, 1907, parasite of Capreolus capreolus in Europe. Comparison with D. viviparus (Bloch, 1782), a parasite of cattle. Annales de Parasitologie Humaine et Compareé 63, 285-95. DYK, V., CHROUST, K. (1973): Helminths and coccidia of mouflons and roe deer in common biotopes. Acta Veterinaria Brno 43, 123 131. DYK, V., CHROUST, K. (1974): Helminths and coccidia of roe deer in two neighbouring ecologically different regions. Acta Veterinaria Brno 43, 65 77. ELLIS, R.E., SULSTON J.E., COULSON, A.R.. (1986): The rdna of C. elegans: sequence and structure. Nucleic Acids Research 14, 2345-2364. EPE, C., VON SAMSON-HIMMELSTJERNA, G., SCHNIEDER, T. (1997): Differences in a ribosomal DNA sequence of lungworm species (Nematoda: Dictyocaulidae) from fallow deer, cattle, sheep and donkeys. Research in Veterinary Science 62, 17-21. GASSER, R.B., CHILTON, N.B., HOSTE, H., BEVERIDGE, I., (1993): Rapid sequencing of rdna from single worms and eggs of parasitic helminths. Nucleic Acids Research 21, 2525-2526. GIBBONS, L.M., HÖGLUND, J. (2002): Dictyocaulus capreolus n. sp. (Nematoda: Trichostrongyloidea) from roe deer, Capreolus capreolus and moose, Alces alces in Sweden. Journal of Helminthology 76, 119-124. HAUPT, W., STUBBE, I. (1973): Untersuchungen zur Parasitierung der Rehwildpopulation im Wildforschungsgebiet Hakel unter besonderer Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Gewicht. Beiträge zur Jagd- und Wildforschung VIII, 171-185

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54 9. Anhang Erhaltene Sequenzen: Probe-1-Dict-ITS-rev GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA ATATCTATTCGATCATTATAGTGTGGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATC Probe-1-Dict-ITS2-for GTATATATGCATATATATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTT CGTTATCGTTATCCGACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGA Probe-2-Dict-ITS-rev GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA ATATCTATTCGATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATCATC Probe-2-Dict-ITS2-for TATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTTCGTTATCGTTATCCGACGATGCACA CATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGATGAT Probe-3-Dict-ITS-rev GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA

55 ATATCTATTCGATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATC Probe-3-Dict-ITS2-for GTATATATGCATATATATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTT CGTTATCGTTATCCGACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGAT Probe-4-Dict-ITS-rev GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA ATATCTATTCGATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATCATG Probe-4-Dict-ITS2-for GTATATATGCATATATATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTT CGTTATCGTTATCCGACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGAT TACACCGTTTTATTATACAAAGAATTTTTCATC Probe-5-Dict-ITS-rev GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA ATATCTATTCGATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATCATGACCACCTATAGCACACATGCATGTGTGCATCGTCGGAT

56 AACGATAACGAACCGTTCGACAACATAATGCTAACGTCATAGATGCGGATACATATACATATATAT GCATATATACTGCATTTATTCACATATTGACAATTA Probe-5-Dict-ITS2-for TATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTTCGTTATCGTTATCCG ACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGATTACACCGTTTTATTA TACAAAGAATTTTTCATCGTTATTATATGTGTAATGTTG Probe-6-Dict-ITS-rev TCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATATTACCGCCGT TCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACAATATCTATTC GATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCAATGATCGATT AAGAACACTAGCATAATATGTCACATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACATATCATATATA AATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTAAAACGGTGTA ATCATCATCATCATCATGTCCACATATAGCACACATGCATGTGTGCATCGTCGGATAACGATAACG AACCGTTCGACAACATAATGCTAACGTCATATATGCGGATACATATACATATATATGCATATATAC TGCATTTATTCACATATTGACAATTAAC Probe-6-Dict-ITS2-for GTATATATGCATATATATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTT CGTTATCGTTATCCGACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGAT TACACCGTTTTAGTATAGAAAGAATTTTTCATCGTTATAATATGTGTAATGTTGAATTGACACATT TATATATGATATGTATTGATTGATATAATGAATATTTCATATGTGACATATTATGCTAGTGTTCTT AATCGATCATTGACTACACTAAAGAGCAGTATTTATATGGTCATTACATACAACACTATAATGATC GAATAGATATTGTATAAATGATAATAATGTGAATGTCAATGATTGGCGTGTACGAATGGTATAAGA ACGGCGGTAATATGTGAATATCGAGATACATGTCATATCGACGATTATATGCAACCTGAACTCAGA TGTGATTACCCGCTGAACTTAAGCATATTATTTA Probe-7-Dict-ITS-rev

57 GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA ATATCTATTCGATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATC Probe-7-Dict-ITS2-for GTATATATGCATATATATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTT CGTTATCGTTATCCGACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGAT Probe-8-Dict-ITS-rev GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA ATATCTATTCGATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATCATGACCACCTATAGCACACATGCATGTGTGCATCGTCGGAT AACGATAACGAACCGTTCGACAACATAATGCTAACGTCATATATGCGGATACATATACATATATAT GCATATATACTGCATTTA TTCACATATTGACAATTAACA Probe-8-Dict-ITS2-for ATATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTTCGTTATCGTTATCC GACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGATTACACCGTTTTAGT ATAGAAAGAATTTTTCATCGTTATAATATGTGTAATGTTGAATTGACACATTTATATATGATATGT ATTGATTGATATAATGAATATTTCATATGCGACATATTATGCTAGTGTTCTTAATCGATCATTGAC TACACTAAAGAGCAGTATTTATATGGTCATTACATACAACACTATAATGATCAAATAAATATTGTA TAAATGATAATAATGTGAATGTCAATGATTGGCGTGTACAAATGGTATAAGAACGGCGGTAATATG TGAATATCGAGATACATGTCATATCGACGATTATATGCAACCTGAACTCAGATGTGATTACCCGCT GAACTTAAGCATATTATTT

58 Probe-9-Dict-ITS-rev GGGTATCACATCTGAGTTCAGGTTGCATATAATCGTCGATATGACATGTATCTCGATATTCACATA TTACCGCCGTTCTTATACCATTCGTACACGCCAATCATTGACATTCACATTATTATCATTTATACA ATATCTATTCGATCATTATAGTGTTGTATGTAATGACCATATAAATACTGCTCTTTAGTGTAGTCA ATGATCGATTAAGAACACTAGCATAATATGTCGCATATGAAATATTCATTATATCAATCAATACAT ATCATATATAAATGTGTCAATTCAACATTACACATATTATAACGATGAAAAATTCTTTCTATACTA AAACGGTGTAATCATCATCATCATC Probe-9-Dict-ITS2-for GTATATATGCATATATATGTATATGTATACGCATATATGACGTTAGCATTATGTTGTCGAACGGTT CGTTATCGTTATCCGACGATGCACACATGCATGTGTGCTATATGTGGACATGATGATGATGATGA

Sequenzen nach Alignment: 59