Das Stromverteilnetz der Zukunft aus Sicht eines neuen Anbieters: Intelligent, europäisch, unabhängig bne-fachtagung Berlin, 16. November 2010 Dr. Thomas Mecke Vorsitzender der Geschäftsführung lekker Energie GmbH
Übersicht Status Quo der (Verteil-) Netze Wandel des Systems Aufgaben des Wettbewerbs Risiko Smart Grid Dienstleistungen der Verteilnetze der Zukunft Forderungen an die Verteilnetze der Zukunft 2
Status Quo der (Verteil-) Netze Intelligenz bisher auf der Höchstspannung Erzeugung (Frequenzhaltung und Regelenergiemarkt) Übertragung (Netz- und Kraftwerksausfallberechnungen: n-1) Verteilnetze ohne Dynamik Verbraucher als Belieferungsfall Verbrauchsmessung im Monopol für alle als 08/15-Standard Erzeugung nur punktuell durch kommunale Unternehmen insbesondere KWK Energiefluss und Ausregelung nur nach unten d.h. Netzbetrieb, Planung und Ausbau einseitig ausgerichtet 3
Wandel des Systems Neue konventionelle Erzeugung nach Standortoptimierung: Transportkosten vs. Netzengpässe (z.b. für Kohle Küste bzw. Westen da verbrauchsnah) Windkraft im Norden/Osten, Off- und On-Shore (fluktuierend) Photovoltaik dezentral in (ländlichen) Verteilnetzen insbesondere in Süddeutschland (fluktuierend) mehr KWK-Erzeugung kommunale Erzeugung mit Fernwärme (wärmegeführt) dezentrale in BHKW oder Mini-KWK (auch stromgeführt) 4
Wandel des Systems Stetig bleibt jedoch der Verbrauch: Geografisch, da keine wesentlichen Verlagerungen des produzierenden Gewerbes, der Industrie und auch nicht bei den Haushalten zu erwarten sind Mengenmäßig, da den Einsparungen neue Anwendungsbereiche wie z.b. Wärmepumpen und E-Mobility gegenüberstehen 5
Wandel des Systems Im Markt führt eine stärker fluktuierende Erzeugung in Verbindung mit wenig flexiblem Verbrauch zu höheren Angebot-/Nachfragedifferenzen und damit zu stärkeren Preisdifferenzen Da die signifikanten Erzeugungen z.t. dezentral in nachgelagerten Netzebenen stattfinden, gelten auch die Lastdifferenzen und die daraus folgenden nötigen Preissignale nicht alle bundessweit. Auch dezentrale evtl. netzgebundene Preissignale für die Commodity und/oder Netznutzung sind die Folge. 6
Wandel des Systems Die zentrale Erzeugung wird stärker regelungsbedürftig Anpassung an Residuallast (Last minus Erneuerbare Erzeugung) Die zentrale Regelenergie wird durch Prognose vs. Erzeugungs- und Verbrauchsdifferenzen zunehmen Netzrestriktionen im Verteilnetz nehmen zu (z.b. Begrenzung der Erneuerbaren-Energien-Erzeugung) Dezentrale Erzeugung wird regelungs- bzw. schaltbedürftig Schlussfolgerung Netz muss von statischem zu dynamischem System umgebaut werden Weitergehende Anforderungen müssen im Wettbewerb gelöst werden 7
Aufgaben des Wettbewerbs Erzeuger, Lieferanten und Energiedienstleister liefern Anpassung der Erzeugung an den Verbrauch (Regelbarkeit) Kostenoptimierte Verbrauchsanpassung an die Erzeugung d.h. Energieprodukte, Aufbau von Smart-Home-Infrastruktur, Effizienzprodukte und Effizienzdienstleistungen (z.b. Contracting) oder Speicherung von Strom bzw. Wärme 8
Aufgaben des Wettbewerbs Um Gesamtkosten des Systemumbaus zur mehrheitlichen erneuerbaren Erzeugung im Griff zu behalten, ist für diese die volle, wenn auch schrittweise Übernahme der Marktrollen geboten: Zubau der richtigen Erneuerbaren am richtigen Ort kostenoptimiert energiewirtschaftlich effizient Effiziente Marktpreisfindung auch zukünftig durch Wettbewerb d.h. Anpassung des Marktdesign (Merit Order) an Erneuerbare Erzeugung wird nötig Vermarktung der EE-Mengen nach Marktpreisen/am Markt 9
Risiko Smart Grid Unzureichende Regulierung des Netzumbaus durch Netznutzungstarife ohne Standards (z.b. HT/NT, SLP) Mangelnde Vorschriften für Netzausbau Mangelnde Vorschriften für Kooperation mit anderen Netzen Undifferenzierte Schaltung von Verbrauchern durch Netzbetreiber führen zum Risiko der Re-Monopolisierung durch Smart Grid von unnötigen Mehrkosten für Netzausbau 10
Dienstleistungen der Verteilnetze der Zukunft Netze müssen für minimale Netzausbaukosten (Preis-) Signale für Netznutzer aussenden bzw. (Dienst-) Leistungen im Markt nachfragen Netznutzer benötigen langfristige und ausreichende Preissignale, um Investitionen für Erzeugungs- und Verbrauchssteuerung zu tätigen Kundenseitiges Messen (Messwesen) hat (fast) keine Relevanz für Verteilnetze der Zukunft Das Netz hat keine Intelligenz, nur die Netznutzer bzw. die Wettbewerber, die die Netzsignale optimal nutzen, können intelligent sein 11
Forderungen an die Verteilnetze der Zukunft Netze sind und bleiben Monopolinfrastruktur d.h. sie unterliegen vollständig der Kosten- bzw. Anreizregulierung. Zudem müssen etabliert werden: Qualitätsstandards bzw. Qualitätsmerkmale in Anreizregulierung Anreize bzw. Pflichten für Netzgrößenoptimierung Begrenzung der de minimis-regelung auf 10.000 Abnehmer Horizontalausgleich für (unterschiedliche) Verteilnetzentgelte 12
Forderungen an die Verteilnetze der Zukunft Die Energiewirtschaft muss ausreichend detailliert aber mit minimalen Kosten auch im Massenmarkt dargestellt werden d.h.: differenzierte Weiterentwicklung der SLP Ergänzung wo sinnvoll (HT/NT-Berücksichtigung) Anpassung an Realitäten (Reduktion der Mittagsspitze) Abschaffung der Abrechnungspauschale für Netzentgelte Kostenanerkennung des Smart Meter Rollout im Monopol nur nach Kosten-Nutzen-Analyse Verhinderung eines Zählertourismus (einheitliche Standards für Zähler) 13