Heulen angefangen hatten. Und zehn, die behaupteten, die Serie sei von Harry Potter abgekupfert, was ja auch irgendwie stimmte, aber trotzdem waren alle davon begeistert. Als Owen mit dem letzten Kapitel anfing, in dem Dr. Verity in den auf dem Kopf stehenden Turm des Magisters einbrach, sah er aus dem Augenwinkel, wie Bethany mit wütenden Schritten die Mensa betrat. Sie ließ sich an einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes auf einen Stuhl fallen, zog ihr Buch hervor und schaute sich misstrauisch um. Dann senkte sie den Kopf, aß offenbar etwas, richtete sich wieder gerade auf und schaute sich abermals um. Was machte sie da eigentlich? Aß sie hinter ihrem Buch? Hatte sie denn überhaupt etwas zu essen? Versuchte sie Mist. Was sie jetzt tat, war, ihn anzustarren. Sofort blickte Owen in sämtliche andere
Richtungen, nur nicht zu Bethany hinüber, aber es war zu spät. Sie knallte ihr Buch zu, schaute Owen wütend an und stürmte dann mit verärgertem Schnauben aus der Mensa. Owen seufzte und ließ sein eigenes Buch auf den Tisch sinken. Bethany war es sicher schon peinlich genug, dass sie angebrüllt worden war, dass sie jetzt auch noch angestarrt wurde, machte alles bestimmt noch schlimmer. Gratuliere, Owen. Sein schlechtes Gewissen schubste Owen vom Stuhl und schickte ihn hinter Bethany her, um sich zu entschuldigen oder wenigstens einen Witz zu reißen. Doch als er den Flur erreichte, war da keine Bethany. Der ganze Flur war leer, bis auf das Exemplar von Charlie und die Schokoladenfabrik, das Bethany eben noch gelesen hatte und das jetzt unter einem Schließfach auf dem Boden lag. Moment mal Sie hatte nicht nur ihr Buch auf dem Boden liegen lassen, sondern
schlimmer noch Owen konnte schon aus der Ferne sehen, dass es aus der Bücherei seiner Mutter stammte. Das Buch gehörte Bethany nicht einmal! Und waren das da Schokoladenflecken? Das war nicht lustig. Was dachte Bethany sich bloß dabei? Wer lieh sich ein Buch aus und verschmierte es mit Schokolade, auch wenn es, ihr wisst schon, zur Geschichte passte? Andere Leute wollten diese Bücher schließlich auch lesen, und sie wollten auf ihrem Exemplar keine Essensflecken haben. Owen schüttelte den Kopf, schnappte sich das Buch und ließ es in seine Schultasche fallen, dann ging er zurück in die Mensa, um sich den wirklich wichtigen Angelegenheiten zu widmen, zum Beispiel Dr. Veritys Überfall auf den Magister. Leider beschloss die Glocke, gerade jetzt zu läuten gemein, aber nicht unerwartet. Owen brachte seinen Abfall weg und schlurfte widerwillig zu weiteren
Stunden voller geisttötender Halbbildung. Endlich, gnädigerweise, nahm dieser Tag ein Ende, und Owen schoss wie eine Kanonenkugel durch die Tür. Draußen zu sein war so ein gutes Gefühl, dass er viel schneller als sonst zu der Bücherei lief, in der seine Mutter fast jeden Nachmittag arbeitete. Wie meistens würde Owen sich dort nützlich machen, einerseits, weil seine Mutter das wollte, dann aber auch, weil es Spaß machte, so viele Bücher um sich herum zu haben. Er begrüßte seine Mom, die geschäftig herumwuselte, danach setzte er sich an seinen üblichen Platz am Tresen, wo er einige Stunden lang Bücher ausgab. Diese Arbeit konnte interessant sein (denn er sah, was die Leute lasen), peinlich (denn er sah, was die Leute lasen) oder langweilig (denn er sah, was die Leute lasen). Meistens trafen zwei der drei Möglichkeiten alle paar Minuten zu,
und an diesem Abend war es nicht anders. Als es endlich ruhiger wurde, holte Owen seufzend seine Hausaufgaben hervor. Denn egal wie beschäftigt seine Mutter auch sein mochte, sobald er nichts mehr zu tun hatte, drückte sie ihm umgehend eine neue Aufgabe aufs Auge. Gerade als er sein Mathebuch hervorziehen wollte, entdeckte er Bethanys Exemplar von Charlie und die Schokoladenfabrik. Hm. Das hatte er irgendwie vergessen. Eigentlich wollte er es Bethany zurückgeben und sie wegen der Schokoflecken vorwurfsvoll anstarren. Aber jetzt, wo er darüber nachdachte, wusste er nicht einmal mehr, ob Bethany nach der Mittagspause zur Naturkundestunde erschienen war. Genau genommen konnte er sich nicht daran erinnern, sie dort oder überhaupt am Nachmittag in irgendeiner anderen Stunde gesehen zu haben. Vielleicht war sie nach