Entwicklungen und aktuelle Einsatzgebiete Dr. Thomas Wieland Siemens AG, Corporate Technology T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 1
Gliederung Motivation: Der Linux-Hype Definition: Was ist freie Software? Allgemeine Vor- und Nachteile freier Software Beispiele für den Einsatz freier Software (außer Linux) Bedeutung von Linux Einsatzgebiete und Entwicklungen Trends und Technologien Gefahren T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 2
Der Linux-Hype Linux hat höhere Zuwachsraten als alle anderen Betriebssysteme 2003 wird weltweit ein Linux- Server-Markt von 5 Mrd. Euro erwartet Viele große IT-Firmen investieren in Linux (IBM, SGI, HP, NEC, Compaq,...) 40 % der deutschen Unternehmen setzen Linux ein, davon 42 % produktiv SBS betreibt SAP R/3-Cluster für Siemens mit Linux Was steckt dahinter? T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 3
Was ist Open Source Software? Software, deren Quellcode jedem offen zugänglich ist Software, die kostenfrei erhältlich ist Nicht Public Domain Kostenfreiheit kann an Verwendungsart gebunden sein Benutzer sind aufgefordert, an der Entwicklung mitzuarbeiten Viele unterschiedliche Lizenzmodelle in Verwendung Spezialfall: Freie Software Steht unter der GNU General Public License Ideal der Free Software Foundation Beinhaltet auch ideologische Ziele T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 4
Die GNU General Public License Software soll frei sein (im Sinne von freie Rede, nicht von Freibier ) Benutzer hat das Recht, sie zu kopieren, zu verbreiten, zu analysieren und zu verbessern Voraussetzung: Quellcode zugänglich Die dabei entstehende abgeleitete Software muss ebenfalls wieder unter der GPL veröffentlicht werden. Nur in Produkten, nicht bei interner Nutzung Beispiele: Linux Kernel, KDE, Gnome, GNU-Software (GCC), StarOffice T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 5
Generelle Vorteile von Open Source Höhere Qualität "Peer review" durch Hunderte deckt mehr Fehler auf mehr Plattformen auf Höhere Sicherheit Sicherheitsrelevante Aspekte nur anhand der Quellen zu überprüfen Wiederverwendbarkeit von erprobtem Code (best practice sharing) Höhere Reife durch Unabhängigkeit von Produktmanagern und Marktgeschehen Hersteller und Anwender haben jeweils weitere Vorteile T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 6
Probleme bei freier Software Viele wollen die Software einsetzen, nur wenige daran mitarbeiten Neue Versionen in kaum planbaren Intervallen Open Source-Projekte hängen oft gegenseitig voneinander ab Installation dadurch u.u. erschwert Tlw. geringe Dokumentation und Benutzerfreundlichkeit Für Spezialaufgaben keinerlei freie Software verfügbar Unterstützung neuer Hardware z.t. verzögert T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 7
Bekannte Open Source-Software Betriebssysteme Linux und FreeBSD Webbrowser Mozilla Webserver Apache Umfasst auch Servlet-Engine Tomcat uva. Skriptsprachen Tcl, Perl und Python Fenstermanager XFree86 Benutzeroberflächen KDE und Gnome Programmierwerkzeuge wie GCC, GMake und CVS Office-Suite StarOffice T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 8
Der Webbroser Mozilla Freigabe des Source-Codes des Netscape Communicator unter spezieller Lizenz (MPL) Sehr umfangreicher Code! Daher Aufnahme durch Entwickler anfangs verhalten Enthält interessante Teilbibliotheken AOL zweigt gelegentlich den Entwicklungsstand ab und bringt ihn zu einem Release z.b. Netscape 6 T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 9
Der Webserver Apache Bereits als reines Open-Source-Projekt gestartet Heute große Gruppe mit vielen Teilprojekten, z.b. Tomcat, Xerces, Xalan, Cocoon Apache der meistbenutzte Webserver im Internet Auch bei Großfirmen wie Siemens, Hewlett-Packard, Apple Quelle: www.netcraft.com T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 10
Vieles spricht für Linux im Unternehmen Kosteneffizienz keine Lizenzkosten (daher auch für Massenprodukte interessant) niedrige Total cost of ownership (TCO) Optimale Ressourcennutzung Verwendung von Standard-Hardware Wiederverwendbarkeit von Altsystemen Ideale Plattform für Netzinfrastruktur/Server Softwareentwicklung Embedded Systeme... T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 11
Linux hat Vorteile als Open Source Kernel und viele wichtige Applikationen im Quellcode verfügbar Offene Standards und Schnittstellen An eigene Umgebung und besondere Hardware problemlos anpassbar Stellen Wettbewerb sicher Fehler werden sehr schnell gefunden und beseitigt Entwickler direkt ansprechbar, helfen in der Regel sehr rasch Sicherheitslücken leichter aufspürbar und behebbar Abhängigkeit von Herstellern verschwindet Eigenständige europäische Entwicklungen durchsetzbar (als Gegengewicht zur Übermacht der USA in der IT-Welt) T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 12
Einsatzgebiet Server Gut ausgebaute Server bilden das Rückgrat von Internet und E- Business High-end Server spezialisierte Cluster für Computing und Internet Linux-Server haben äußerst hohe Stabilität, niedrige Betriebskosten, gute Wartbarkeit und Skalierbarkeit Für alle Server-Aufgaben sind exzellente Anwendungen verfügbar (DNS-Bind, Sendmail, Firewall, Apache, Samba etc.) Einsatzgebiete von Linux Quelle: Information Week, März 2000 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Web/- Internet E-Mail System Manag ement Datenbank File/- Print Sharing Network Ma- na- T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 13
Einsatzgebiet Embedded Systeme Markt der Zukunft, besonders wichtiges Einsatzgebiet im Hause Siemens Linux hat entscheidende Vorteile: minimale Lizenzkosten geringer Ressourcenverbrauch offene, aber standardisierte Schnittstellen durch freie Quellen an fast jede Hardware anpassbar verschiedene Echtzeit-Anpassungen verfügbar große und engagierte Entwickler-Gemeinde eingebaute Netzwerkfunktionalität Aber: Fähigkeiten im Multimedia-Bereich noch unterentwickelt (Video-Streaming, VoIP etc.) T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 14
Trends Linux wurde durch Firmen der New Economy stark gefördert Gleichzeitig mit deren Abschwung: Adaption durch Old Economy Linux nun gleichberechtigte Plattform neben den bestehenden Linux steht mehr in Konkurrenz zu anderen Unix als zu Windows Besonders im Server-Bereich: Solaris, AIX, HP-UX usw. Bedeutung für den Desktop zu gering Bei Embedded Systemen vielfältige Konkurrenz, u.a. VxWorks und Windows CE T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 15
Gefahr der Auspaltung? Unix spaltete sich in den 1980ern in mehrere Linien KDE und GNOME konkurrieren um Desktop Insgesamt aber unwahrscheinlich, denn " einheitlicher Kernel wird bewahrt alle Zulieferer unterstützen die Linux Standard Base alle Änderungen müssen öffentlich gemacht werden Marktmacht liegt heute bei Software-Herstellern, die kein Interesse an einer Aufspaltung haben (anders als die HW-Lieferanten früher) T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 16
Technische Probleme Verschiedene Versionen von Kernel, libc/glibc etc., teilweise inkompatibel Unterstützung für moderne Hardware später als für andere Plattformen Erst elementare Unterstützung für High-End-Systeme mit mehreren Prozessoren Auch Journaling-File-Systeme gerade erst portiert Unter Unix etablierte Werkzeuge zur effektiven Administration von mehreren Rechnern fehlen weitgehend noch hohe Anforderungen an das technische Know-How T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 17
Portierung von Entwicklungen Nicht alle wichtigen Applikationen unter Linux verfügbar Neuentwicklungen kommerzieller Softwareprodukte unter Linux selten, da noch geringes Marktpotenzial Bsp: Adobe hat FrameMaker für Linux nach Betatest eingestellt Portierungen beginnen gerade von Unix nicht schwierig von NT aufwändig, nur bei ausreichenden Verkaufserwartungen und/oder hohem Kundendruck teilweise über langsame/instabile Emulationslösungen Für gute Software findet sich oft ein Team, das sie als Open Source nachbaut! T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 18
Überleben von Linux-Dienstleistern Viele Linux-Dienstleister sind vom Niedergang der New Economy besonders betroffen Einige, z.b. Helix in USA oder ID-Pro und Cydelion in Deutschland, mussten bereits ganz schließen Auch Distributoren sind durch den Verkauf der Distributionen allein auf Dauer nicht überlebensfähig Siehe Börsenbewertung von Red Hat! Aktives Engagement für Open Source-Software unerläßlich für Erfahrungen, Einflussnahme und Kompetenz, erfordert aber hohe Investitionen Nötig: Kombination Open Source + kommerzielle Dienstleistungen T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 19
Fazit Freie Software hat einen sehr hohen Verbreitungsgrad Ebenso hohe Akzeptanz in der Wirtschaft Bekannte Beispiele sind Linux, Mozilla, Apache, GNU Linux hat sich als Plattform etabliert Linux wird hauptsächlich von Unix Marktanteile gewinnen, etwas auch von Windows Besondere Bedeutung hat Linux für Server im Internetund E/M-Business sowie für Embedded Systeme Die gegenwärtige Schwäche der Linux-Dienstleister hat den Markt etwas verunsichert Aber: Adaption schreitet unvermindert fort, nun mehr im Stillen T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 20
Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Fragen oder Kommentare? T.Wieland, 2001. All rights reserved 25.10.2001, Seite 21