Energieeffiziente Jet-Pulse-Entstaubungsanlagen

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Transkript:

Sonderdruck aus 5/2009 G 20633 Air Quality Control Herausgeber: BGIA Institut für Arbeitsschutz und Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN Normenausschuss KRdL Energieeffiziente Jet-Pulse-Entstaubungsanlagen G.-M. Klein, T. Schrooten, T. Neuhaus, R. Kräbs Zusammenfassung Der spezifische Energiebedarf von Jet-Pulse- Schlauchfiltern zur industriellen Entstaubung kann durch eine Kombination konstruktiver und steuerungstechnischer Maßnahmen um 30 % gegenüber früheren Ausführungen gesenkt werden. Die größten Effekte werden durch den Offline-Betrieb der Filteranlage in Kombination mit einem Ringspalt-Coanda-Injektor erzielt. Durch vollständige Abreinigung und Sedimentation der an der Schlauchoberfläche abgeschiedenen Filterkuchen, wird die sogenannte innere Staubzirkulation unterbunden und die Staubfracht an den Filterschläuchen reduziert. Die weitere Senkung des Energiebedarfs, insbesondere die Reduzierung des Druckluftverbrauchs, wird mittels Niederdruckabreinigung und einer bedarfsgerechten Ab reinigungssteuerung realisiert, bei der der Vordruck im Drucklufttank kontinuierlich nachgeregelt wird. Die Verbesserungen sind in einer neuen Filterbaureihe implementiert, die bei geringer innerer Varianz eine maximale äußere Varianz zur Erfüllung kundenspezifischer Anforderungen gestattet. Jet-pulse baghouse filters with enhanced energy efficiency Abstract By combining of innovative design solutions of jet-pulse baghouse filters with a new filter control system, a reduction of the specific dedusting energy consumption of 30% has been achieved. The offline operation mode in combination with the annular-gap-coanda injection system were the most important measures. With this, the complete removal and sedimentation of the filter cake can be secured. Therefore the so-called inner dust circulation will be eliminated with the con - sequence of a significant reduction of the average pressure drop of the filter cake. In parallel, the consumption of pressurized air will be reduced by low pressure cleaning and continuous adjustment of the air tank pressure controlled by the current requirements of the dedusting plant. The improvements were realized within a new modular filter line which offers a maximum variability according to the customer needs by having a limit ed inner design variance. 1 Einführung Schlauchfilter sind in zahlreichen industriellen Prozessen die wichtigste Filtergattung zur Abscheidung von Partikeln Dr.-Ing. Gunnar-Marcel Klein, Dipl.-Ing. Theo Schrooten, Dipl.-Ing. (FH) Tim Neuhaus, Dipl.-Ing. Rainer Kräbs, Intensiv-Filter GmbH & Co. KG, Velbert. aus Gasströmen. Als grundsätzlicher Technologievorteil ist die problemlose Einhaltung aktueller Emissionsgrenzwerte in einem einstufigen Prozess bei hohen Volumenströmen und Staubbeladungen zu nennen. Diese Vorteile haben in den letzten Jahren zur Substitution von Zentrifugalabscheidern und elektrostatischen Abscheidern durch filternde Abscheider im Allgemeinen und Schlauchfilter im Besonderen geführt. Obwohl Schlauchfilter im Vergleich zu vielen optionalen Verfahren und Apparaten einen geringeren Energiebedarf aufweisen, wurde die Energieeffizienz dieses Filtertyps kontinuierlich gesteigert. Dieser Trend hat sich aktuell noch verstärkt. Der Übergang von Verfahren der Spülluftabreinigung zur Jet-Pulse-Abreinigung hat durch die wirksame Entfernung der sich periodisch ablagernden Filterkuchen erheblich zur Steigerung der Energieeffizienz beigetragen [1 bis 4]. Bild 1 zeigt den schematischen Aufbau eines Jet-Pulse-Filters. Diese Bauart zeichnet sich hierbei durch eine Zuführung des Rohgases im Kreuzstrom aus. Das Rohgas wird über eine Verteilerplatte geführt, an der eine Vorabscheidung stattfindet und der Rohgasstrom im Filtergehäuse vergleichmäßigt und im Kreuzstrom an die Filterschläuche geführt wird. Die Abscheidung der Partikeln findet an der Oberfläche des Filtermediums bzw. an der Oberfläche des sich darauf abscheidenden Filterkuchens statt. Die entsprechenden Strömungswiderstände resultieren aus den Druckverlusten des Filterkuchens Dp FK und des Filtermediums direkt nach der Jet- Pulse-Abreinigung (Restdruckverlust Dp 0 ). Das gereinigte Gas strömt nach oben aus dem Schlauch ab. Insbesondere bei langen Schläuchen, z. B. Schlauchlänge von 8 m bei einem Schlauchdurchmesser von 160 mm, und hohen Filterflächenbelastungen (> 1,2 m/min) ist der Druckverlust der Schlauchinnenströmung Dp SI ebenfalls von Bedeutung. Sämtliche weiteren Strömungswiderstände Rohgaseintritt bis Filterkuchenoberfläche, Reingasströmung ab Schlauchaustritt bis Austritt Reingaskanal werden im Gehäusedruckverlust Dp G zusammengefasst. Bild 1 zeigt das Energieflussbild eines Jet-Pulse-Filters bei Standardbedingungen. 2 Steigerung der Energieeffizienz durch konstruktive Optimierung des Filtergehäuses und der Zuleitungen Mit 59 % des Gesamtenergiebedarfs verursacht der Druckverlust des sich reversibel aufbauenden Filterkuchens den

Bild 1. Schematische Darstellung eines Jet-Pulse-Filters im Online-Betrieb und Energieflussbild bei Standardbedingungen. Filterflächenbelastung: 1 m/min, Schlauchlänge: 6 m, Tankdruck der Druckluftabreinigung: 0,6 MPa. Bild 2. Vergleich verschiedener Injektorsysteme. weitaus größten Anteil. Im Online-Betrieb werden in der Rohgaskammer befindliche Partikeln ständig anfiltriert. Direkt nach der Jet-Pulse-Abreinigung ist die Partikelkonzentration extrem hoch. In diesem Zustand kommt es, insbesondere bei feindispersen Stäuben mit geringer Agglomerationsneigung, zum Wiederanfiltrieren abgereinigter Partikeln. Diese innere Staubzirkulation kann einen erheb - lichen Anteil an der Filterkuchenmasse verursachen und trägt damit zum Druckverlusts Dp FK bei. Als wesentliche apparative Maßnahme zur Steigerung der Energieeffizienz werden Filtermodule der Filteranlage durch roh- und/oder reingasseitige Absperrorgane Klappen, Schieber, Ventile im sog. Offline- oder Semi-offline(nur reingasseitige Abtrennung)-Betrieb während der Abreinigung in einen strömungslosen Zustand versetzt. Hierdurch wird die mögliche Wiederanlagerung von Staubschichten wirksam unterbunden. Parallel kann im Offline-Betrieb die Abreinigung mit einem Impuls geringerer Intensität erfolgen (Speicherdruck im Druckluftbehälter: 1 bis 4 bar) [5]. Neben einer signifikanten Reduzierung des Druckverlusts des Filterkuchens als Haupteffekt werden damit auch die Druckluftverbräuche deutlich gesenkt. Filter im Offline-Betrieb und mit Niederdruckabreinigung können mit einem Druckluftverbrauch < 10 l/(m 2 h) betrieben werden. Dies entspricht einer Reduzierung gegenüber konventionellem Betrieb um bis zu 90 %. Im Mittel wird in der betrieblichen Praxis eine Reduzierung um 70 % erreicht. Durch die im Offline-Betrieb notwendige Unterteilung des Filters in abschaltbare Kammern steigt der konstruktive Aufwand, z. B. durch zusätzliche pneumatisch betätigte Klappen. Die in Abreinigung befindliche Sektion reduziert zudem die im Filtrationsbetrieb befindliche Filterfläche und erhöht damit die Druckverluste Dp G, Dp SI, Dp 0 und Dp FK. Die o. g. Vorteile überwiegen jedoch bei Weitem, sodass sich die Offline-Bauart bei größeren Filteranlagen durchgesetzt hat. Weitere Vorteile sind in der durch die Niederdruckabreinigung geringeren mechanischen Belastung und damit höheren Standzeit der Filterschläuche sowie in der geringeren Geräuschemission zu sehen. Der Druckverlustanteil Dp G kann durch den Einsatz leitungsfähiger CFD 1) -Programme reduziert werden. Allein die sinnvolle Positionierung von Leitblechen kann die Druckverluste z. B. im Rohgaskanal um über 20 % senken [6]. 3 Evolution der Injektortechnologien Für einen energieeffizienten Betrieb einer Jet-Pulse-Filteranlage ist das Injektorsystem von entscheidender Bedeutung. Die Abreinigung hat so zu erfolgen, dass sich der Filterkuchen über die gesamte Schlauchlänge vollständig ablöst. Parallel ist das Zurückschlagen des Mediums auf den Stützkorb (Teppichklopfeffekt) durch entsprechende Modula - tion des Druckverlaufs zu minimieren. Konventionelle Injektorsysteme bestehen aus einem Blasrohr mit einfachen Bohrungen als Lochdüsen (sog. Nozzle Injektor, Bild 2 a). Eine deutliche Verbesserung bei der Umwandlung der statischen Druckenergie im Blasrohr in einen gerichteten 1) CFD: computational fluid dynamics

Zur Beschreibung der Effektivität von Abreinigungssystemen hat sich der maximale Überdruck und der Druckstoß, d. h. das Flächenintegral unterhalb des positiven Teils des Druckverlaufs, als geeignet erwiesen [7]. Zum Vergleich der Effektivität der vorgestellten Abreinigungssysteme wurden im Versuchstechnikum Untersuchungen mit einem für diese Aufgabe entwickelten Versuchsaufbau durchgeführt. Die eingesetzten piezoresistiven Drucksensoren weisen einen Messbereich von - 50 bis 50 hpa auf und werden über eine Messwerterfassung mit sehr hoher Abtastfrequenz angesteuert. Die Messungen erfolgten im strömungslosen Zustand (Offline-Betrieb) bei Verwendung eines Membran-Composite-Filtermediums (eptfe/glas) und einer Schlauchlänge von 4 m. Die Aufnahme des lokalen Bild 3. Schematischer Versuchsaufbau zur Bestimmung der lokalen Druckverläufe in einem Filterund zeitlichen Druckverlaufs erfolgte für schlauch mit piezoresistiven Drucksensoren. alle Injektorsysteme bei Variation des Vordrucks (Tankdrucks) von 0,2 bis 0,5 MPa. Druckluftstrahl wird durch Aushalsung der Düsen zu einer Bild 3 zeigt schematisch die Anordnung der piezoresistiven idealen Düse erreicht (Bild 2 b). Das unter dem Namen Drucksensoren im Schlauch und die Ausprägung der DruckCoanda-Injektor entwickelte Abreinigungssystem nutzt den verläufe innerhalb des Schlauchs. Deutlich wird, dass der sog. Coanda-Effekt aus, bei dem die Druckluft aus einem am Schlauchkopf noch sehr steile Anstieg des DruckimpulRingspalt austritt und über eine gewölbte Oberfläche geführt ses zur Schlauchmitte hin abflacht und am Schlauchende wird. Die Primärluft folgt dabei der Grenzschicht, die durch wieder zunimmt. die Geometrie des Coanda-Injektors nicht ablöst. Dabei entdie Gegenüberstellung des maximalen Überdrucks in Bild 4 steht innerhalb der ersten Injektorstufe ein extrem hoher zeigt, dass dieser am Schlauchkopf die höchsten Werte anunterdruck, der weitere Sekundärluft ansaugt und einen nimmt und zur Schlauchmitte stark abfällt. Zum SchlauchTreibstrahl ausbildet, der gegenüber den zuvor beschriebeende wird ein leichter Anstieg erkennbar, der auf die Reflenen Varianten eine deutlich erhöhte Luftmenge aufweist xion der Druckwelle am Schlauchboden zurückzuführen ist. (Bild 2 c). Dieser Treibstrahl tritt in die Einlaufdüse als zweidieser charakteristische Druckverlauf über die Schlauchte Injektorstufe, in der weitere Sekundärluft angesaugt wird. länge wurde bereits von Sievert [7] in Messungen mit einem Als positiver Nebeneffekt wird der Druckverlust der Filterschlauch der Länge 2,4 m gefunden. Schlauchinnenströmung DpSI reduziert, da die zweite InjekDer in Bild 5 dargestellte Druckstoß zeigt bei hohen Abreitorstufe, im Vergleich zu den bei gängigen Nozzle Injektonigungsdrücken einen gleichmäßigeren Verlauf mit konren verwendeten Einlauf- oder Venturidüsen, mit größerem tinuierlichem Anstieg zum Schlauchboden hin. Im direkten Durchmesser ausgeführt werden kann. Vergleich der Injektorsysteme zeigt sich, dass unabhängig Bild 4. Lokaler Verlauf des Überdrucks im Filterschlauch bei Variation des Tankdrucks und Verwendung unterschiedlicher Injektorsysteme.

Bild 5. Lokaler Verlauf des Druckstoßes im Filterschlauch bei Variation des Tankdrucks und Verwendung unterschiedlicher Injektorsysteme. Bild 6. Einfluss des Injektorsystems auf die Reingaskonzentration. Filterflächenbelastung: 1,2 m/min, Teststaub: Pural Sb vom Tankdruck der Druckstoß und damit die Abreinigungsintensität in der Reihenfolge Lochdüse, ideale Düse und Coanda-Injektor zunimmt. Der für eine Entfernung des Filterkuchens an jeder Stelle des Filterschlauchs erforderliche Mindestwert des Überdrucks und Druckstoßes wird vom Coanda-Injektor und der idealen Düse im Vergleich zu konventionellen Injektorsystemen bereits bei erheblich geringeren Tankdrücken erreicht. Verbesserte Injektorsysteme erzielen damit eine Reduzierung des Druckluftverbrauchs bzw. bei gegebenem Druckluftverbrauch erheblich höhere Abreinigungsintensitäten. Zur Beurteilung des Einflusses des Injektorsystems auf das Emissionsverhalten wurden Messungen des zeitlichen Verlaufs der Reingaskonzentration mit einem triboelektrischen Sensor vorgenommen und die mittlere Reingaskonzentration in Anlehnung an VDI 2066 ermittelt (Bild 6). Der Coanda-Injektor zeigt hierbei im Vergleich zu einem Nozzle-In- jektor (ideale Düse) um 80 % geringere Reingaskonzentrationen. Dieses positive Verhalten deutet auf eine extrem schonende Abreinigung des Coanda-Injektors trotz höheren Druckstoßes hin. Diese Charakteristik kann zumindest qualitativ über die höhere Spülluftmenge des Coanda-Injektors im Vergleich zu Nozzle-Injektoren erklärt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Energieeffizienz von Filteranlagen mit verbesserten Injektorsystemen gesteigert werden kann. Der Coanda-Injektor weist hierbei im Vergleich von drei untersuchten Injektorsystemen den mit Abstand höchsten Druckstoß auf. Damit können auch problematische Ablagerungen sicher entfernt werden, was zu einer Reduzierung der mittleren Deckschichtmasse gegenüber Systemen mit unvollständiger Abreinigung führt. Daraus resultiert eine Reduzierung des Druckverlusts DpFK und die Steigerung der Energieeffizienz der Filteranlage.

Die neu entwickelte Baureihe ProJet mega beinhaltet sämtliche, in den Abschn. 2 bis 4 beschriebenen Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Konstruktiv zeichnet sich die Baureihe durch die in Abschn. 2 gezeigte strömungsseitige Optimierung und durch vergrößerte Basiseinheiten (Filtermodule) aus. Die Zahl der Filtermodule wurde von fünf auf acht Injektorrohre je Modul erhöht. Durch Standardisierung auf der Basis der Einzelteile konnte, bei geringer innerer Varianz, eine Plattform mit maximaler äußerer Varianz realisiert werden. Bei Umsetzung der genannten Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sinkt der zur Entstaubung eines gegebenen Gasvolumens benötigte Energieaufwand um 30 % (Bild 8). Hierzu trägt die Reduzierung des Druckluftverbrauchs von 15 auf 6 %, bezogen auf den gesamten Energiebedarf, überproportional bei. Der Haupteffekt wird jedoch durch die gekammerte Ausführung des Filters und Abschaltung von Modulen während der Abreinigung erzielt. Durch diese Maßnahme sinkt die Netto-Staubbeladung und damit der Filterkuchenwiderstand Dp FK. Die Netto-Staubbeladung kann prinzipiell auch durch vorgeschaltete Zyklone reduziert werden. Diese trennen jedoch bevorzugt die Grobfraktion des Staubs ab, was trotz geringerer Staubbeladungen im Schlauchfilter zu höheren Filterwiderständen führen kann. Auch im Online-Betrieb kann durch das Wiederanfiltrieren des abgesprengten Filter - kuchens ein Klassiereffekt auftreten, indem bevorzugt die langsam sedimentierende Feinfraktion im Filterkuchen angereichert wird. Betriebserfahrungen mit Filteranlagen in energieeffizienter Ausführung [8] und erste Betriebserfahrungen mit Filteranlagen der Baureihe ProJet mega zeigen eine Reduzierung der Betriebskosten gegenüber Jet-Pulse-Schlauchfiltern konventioneller Bauart um 30 % (Bild 9). Damit stehen leistungsfähige Filteranlagen mit gesteigerter Energieeffizienz zur Verfügung, deren Betriebskosten, bei geringeren Investitionskosten und deutlich höheren Abscheidegraden, das Niveau von Elektrofiltern erreicht haben. Weitere Verbesserungspotenziale bestehen in der Reduzierung der irrebenden Zeitintervall ausgeschaltet, erfolgt eine Zwangsabreinigung, um ggf. einen zu großen Staubanfall zu vermeiden. Die Vordruckregelung gestattet die Einhaltung des gewünschten Anlagenbetriebspunkts bei minimalem Druckluftverbrauch. Die bedarfsgerechte Abreinigung sorgt weiterhin für eine Vergleichmäßigung des Staubanfalls und damit eine bessere Ausnutzung der Kapazität der Staubaustragsorgane. Parallel werden die mechanische Belastung des Filterschlauchs minimiert und damit die Serviceintervalle der Filteranlage erhöht. 5 Filteranlagen mit gesteigerter Energieeffizienz Bild 7. Abreinigungsschema JetBus Controller mit Vordruckregelung. 4 Optimierung der Abreinigungssteuerung Die Abreinigungssteuerung erfolgt heutzutage über Mikroprozessortechnik und Feldbussysteme. Die Filtersteuerung JetBus Controller ist ein dezentrales modular aufgebautes Steuerungssystem. Neben der Steuerung der Membranventile werden die pneumatisch oder elektrisch betätigten Rohund Reingasklappen angesteuert und Signale von Feldsensoren, z. B. Broken-bag-Wächtern, verarbeitet. Bei Taktung der Druckstöße wird zwischen einer festen Zeitsteuerung und der Differenzdrucksteuerung mit variablen Zykluszeiten unterschieden. Der JetBus Controller bietet einen zusätzlichen Steuerungsparameter, mit dem eine bedarfsgerechte Abreinigung vorgenommen werden kann. Über die kontinuierliche Anpassung des Tankdrucks wird der Druckluftbedarf den jeweils vorherrschenden Betriebsbedingungen angepasst. Als Regelgröße dient hierbei der Filterdifferenzdruck. Bild 7 zeigt die Regelcharakteristik der Vordruckregelung. Im oberen Diagramm ist der Filterdifferenzdruck, im unteren der Tankdruck dargestellt. Auf Position 1 wird die Abreinigung eingeschaltet. Der Abreinigungsdruck bleibt solange unverändert, bis der obere maximal zugelassene Grenzwert (800 Pa) des Differenzdrucks erreicht wird (Pos. 2). Danach wird der Abreinigungsdruck erhöht. Bei Unterschreitung des unteren Grenzwerts (Pos. 3) wird der Abreinigungsdruck verringert. Innerhalb einer vorgegebenen Messzeit prüft das Abreinigungssystem die Anlagenparameter und stellt sich auf die veränderten Daten ein. Unterschreitet der Filterdifferenzdruck den unteren maximal zugelassenen Grenzwert (700 Pa) und fällt weiter ab (Pos. 4), schaltet das System die Abreinigung aus. Erst bei erneutem Erreichen des unteren maximal zugelassenen Grenzwerts schaltet sich die Abreinigung wieder ein. Bleibt die Abreinigung aufgrund des niedrigen Filterdifferenzdrucks über einem vorzuge-

Bild 8. Energieflussbild eines Prozessfilters mit gesteigerter Energieeffizienz. Filterflächenbelastung: 1 m/min, strömungsoptimierte Konstruktion, Offline-Betrieb, Coanda- oder Ideale-Düse- Injektor und Niederdruckabreinigung mit bedarfsgerechter Tankdruckregelung 0,1 bis 0,3 MPa Bild 9. Vergleich der Betriebskosten eines Schlauchfilters mit gesteigerter Energieeffizienz. Filter- versiblen und reversiblen, durch die Staubabscheidung bedingten Druckverlustanteile (Dp0, DpFK). Hierbei sind insbesondere die Parameter des Filtermediums, auf die in die- ser Arbeit nicht eingegangen wurde, von Bedeutung. Die Reduzierung dieser Druckverlustanteile ist Gegenstand laufender Entwicklungsarbeiten. Literatur [1] Meyer zu Riemsloh, H.: Abreinigung von Faserstofffiltern unter Druckluft. Zement-Kalk-Gips 31 (1978) Nr. 7, S. 355-359. [2] Löffler, F.: Staubabscheiden. Stuttgart: Georg Thieme 1988. [3] Entstaubungstechnik, Filtermedien. Intensiv-Filter Taschenbuch. Hrsg.: Intensiv-Filter. 3. Aufl. Velbert 1989. [4] Schrooten, T.: Praxisberichte zum Einsatz von Oberflächenfiltern. In: Handbuch zum Seminar Feinstaub Charakterisierung, Minderung und Abscheidung in Ratingen vom 23. bis 24. September 2008. Düsseldorf: VDI-Wissensforum 2008. [5] Meyer zu Riemsloh, H.; Kordas, F.: Entstaubung großer Abgasvolumenströme mit filternden Abscheidern. Aufbereitungstech. 33 (1992) Nr. 12, S. 673-683. [6] Klein, G.-M.; Schrooten, T.; Neuhaus, T.; Lange, J.; Esser, R.; Ott, F.; Brasch, P.; Daniel, T.: Energieeffiziente Schlauchfilteranlagen. Vortrag ProcessNet-Fachausschuss Gasreinigung am 30./31. März 2009, Frankfurt. [7] Sievert, J.: Physikalische Vorgänge bei der Regenerierung des Filtermediums in Schlauchfiltern mit Druckstoßabreinigung. VDIFortschrittsberichte Nr. 161. Düsseldorf: VDI 1988. [8] Esser, R.: Kiln bag filter conversion at Dyckerhoff Zement s Geseke plant. Global Cement Magazine (2008) Juli/August, S. 7-9. Intensiv-Filter GmbH & Co. KG 9R NXKOVWUD H 9HOEHUW /DQJHQEHUJ Deutschland / Germany LI#LQWHQVLY OWHU FRP ZZZ LQWHQVLY OWHU FRP INTENSIV FILTER Springer-VDI-Verlag GmbH & Co. KG, Düsseldorf 2009 flächenbelastung: 1 m/min, strömungsoptimierte Konstruktion, Offline-Betrieb, Coanda- oder Ideale-Düse-Injektor und Niederdruckabreinigung mit bedarfsgerechter Tankdruckregelung 0,1 bis 0,3 MPa