Bericht über das Schulprojekt Janata English School (JES) in Amppipal und die von Direkthilfe Nepal e.v. unterstützen Kinder auf der weiterführenden Schule in Gorkha (Old Capital Secondary Higher School, OCS) Nach dem Erdbeben findet in der JES bereits seit Juni 2015 wieder geregelter Unterricht statt. Fünf Schulklassen werden seitdem in einem von uns finanzierten, provisorischen Schulgebäude aus Wellblech und vier Klassen in den bestehenden, teilweise durch das Erdbeben stark beschädigten Steingebäuden unterrichtet. Die Nursery Group (die Dreijährigen) ist im November 2016 in das von uns unter Aufsicht des Senior Experten, dem Architekten Rüdiger Merz, erdbebensicher sanierte Schulgebäude eingezogen. Auf unsere gescheiterten Wiederaufbaubemühungen möchte ich hier nicht nochmals eingehen, da ich darüber bereits ausführlich berichtet habe. Es ist für uns alle sehr bedauerlich, dass die Kinder und Lehrer auch in Zukunft diese für unsere Verhältnisse unzumutbaren Umstände hinnehmen müssen. Die Bewertung der Situation scheint jedoch in Nepal eine andere zu sein. So antwortete Frau Shresta, Shamikshyas Mutter, deren Haus nach dem Erdbeben komplett in Trümmern lag, auf meine mitfühlenden Worte nur, wichtig sei, dass ihre Familie überlebt habe. Die Nepalesen scheinen auch mit den einfachsten Bedingungen zurechtzukommen, ja sogar zufrieden zu sein und nicht mit ihrem Schicksal zu hadern. Allerdings hindern auch die Angst vor einem weiteren Erdbeben und der hinduistischer Glaube an Karma die von der Katastrophe traumatisierten Menschen bei ihren Wiederaufbaubemühungen. Der durch das Erdbeben verursachte sechswöchige Unterrichtsausfall wurde monatelang durch zusätzliche Unterrichtsstunden nachgeholt. Noch während meines Aufenthalts im Februar 2016 begann der Schulunterricht um 9.00 Uhr, eine Stunde früher als sonst. In Anbetracht der langen Schulwege der Kinder von bis zu ein und einer halben Stunde ist das eine beachtliche Leistung.
(Nursery Group im sanierten Schulgebäude, Nov.2016) Der langjährige Schul- und Projektleiter Herr Rewaj Rai ist Anfang Dezember 2016 in seine Heimat Darjeeling zurückgekehrt und der Mathematiklehrer Herr Hira Thapa hat seine Nachfolge angetreten. Die bisherige Zusammenarbeit mit Herrn Thapa ist erfolgversprechend, ich bin angenehm überrascht über sein Engagement. Für die Entwicklung der JES ist es sicherlich von Vorteil, dass Herr Hira Thapa aus Amppipal kommt und vom Schulkomitee mehr Anerkennung und Unterstützung erhält als Herr Rai als Inder. Bei meinem Aufenthalt im November 2016 hatte ich wegen des Wechsels in der Projektleitung noch einige Bedenken bezüglich der weiteren Entwicklung unseres Schulprojekts. Auch deshalb, da mit Herrn Rewaj Rai und Herrn Siddharta Rai alle Lehrer aus Darjeeling die JES verlassen und zukünftig keine indischen Lehrer, die über bessere Englischkenntnisse als die nepalesischen Lehrer verfügen, an der JES unterrichten werden. Unsere Fortbildungsangebote wurden von den Lehrern bisher nur zögerlich angenommen. Herr Subash Rana hat einen Englischkurs absolviert und Frau Subita Magar möchte ihr Diplom in Montessoripädagogik erlangen. Mir ist jedoch bei den Meetings mit den Lehrerinnen und Lehrern ist klar geworden, dass die Frauen wegen ihrer traditionellen Rolle zu Hause nicht abkömmlich sind und keine auswärtigen Kurse besuchen können. Es wurde der Wunsch geäußert, zwecks Coaching der Lehrer in Englisch Volontäre an die JES zu schicken. Ich begrüße das sehr, denn ich sehe hier einen großen Nachholbedarf. Für nepalesische Verhältnisse kann der hiesige Englischunterricht jedoch nicht so schlecht sein, da die vier ehemaligen Schülerinnen und Schüler der JES auch auf den weiterführenden Schulen zu den Klassenbesten gehören.
(Meeting mit den Eltern, Nov. 2016) Wir unterstützen zurzeit 25 Kinder auf der JES, davon 19 Mädchen und 6 Jungen. Vorerst werden wir die SchulabgängerInnen nicht durch neue Kinder ersetzen, da unsere Mittel voraussichtlich in Zukunft nicht ausreichen werden, langfristig weitere Kinder zu unterstützen. Wir möchten allen Schülerinnen und Schülern, die wir zurzeit unterstützen, eine Schulausbildung bis zur 12. Klasse gewährleisten. Nach dem seit 2016 in Nepal geltendem Recht gibt es keinen Schulabschluss (school leaving certificate) mehr nach der 10. Klasse. Im April 2017 werden drei weitere Mädchen, Rita Pariyar, Sabina Karki und Shamikshiya Shresta nach der siebten Klasse zur Old Capital School in das Internat wechseln. Seit letztem Jahr gehen Ganesh Pariyar, Purnima Achhami und Mahendra Neupane auf diese Schule und sind unter den zehn Besten der Klasse. Eine großartige Leistung! (Kinder auf der OCS; von links: Mahendra Neupane, Ganesh Pariyar u. Purnima Achhami mit dem Schulleiter Herrn Janak (rechts), dem stellvertr. Schulleiter und Ursula Ochs)
(Von Direkthilfe Nepal e.v. unterstütze Kinder auf der JES, Nov. 2016) (V.links; hinten: Rita Pariyar, Sabina Karki, Shamikshya Shresta, Salina Pariyar, Sabina Achhami, Sujita Devkota, Bipana Parajuli, Sunil Darji, Bibash Bhujel; Mitte: Banja Arati, Manis Thapa, Bimple Gurung, Ramjani Miya, Diya Thapa, Sony Achhami, Gaurav Takuri, Sukran Rana, Bibash Marahatta; vorne: Shandiya Adhikari, Siwani Roka, Sakila Miya, Richa Marahatta, Jasbina Bhandari, Priya Panta, Amrisha Gaire, Nov. 2016) Im November 2016 waren alle von uns unterstützen Kinder beim Meeting in der JES durch ein Elternteil - meist durch die Mutter - vertreten. Ich hatte Herrn Rai dazu einladen lassen, um die Eltern über unser Fortbildungsangebot auf der OCS in Gorkha zu unterrichten. Die Eltern sind sehr interessiert an der Ausbildung ihrer Kinder und wissen unsere Unterstützung sehr zu schätzen. Das ist keineswegs selbstverständlich, da die Eltern fast alle Analphabeten sind und besonders die alleinerziehenden Mütter unter dem Verlust der Arbeitskraft durch die abwesenden Kinder zu leiden haben. Dank Ihrer treuen, kontinuierlichen Unterstützung können wir das alles gemeinsam leisten, außerdem zwei voll Lehrergehälter übernehmen und die Gehälter der übrigen Lehrer und das der Hausmeisterin aufbessern. Wir möchten damit die Lehrer zum Bleiben motivieren. Das Leben auf dem Dorf ist unattraktiv und es ist sehr schwer, gute Lehrer zu finden, die länger als zwei Jahre bleiben möchten. Mit Hilfe des Montessori Zentrums Hofheim/Ts., das die JES zur Partnerschule erklärt hat, sollen Elemente der Montessoripädagogik in den Unterricht einfließen. Die Schulleiterin Frau Ulrike Molter-Nawrath und die Schülerinnen und Schüler unterstützen die JES mit ihrem Know-how und großartigen Spendenaktionen, siehe www.montessorihofheim.de/schule/unsere-partnerschule-in-nepal.de. Frau Dr. Christiane Schick aus Kelkheim und ein weiterer Sponsor sorgen mit ihren Spenden dafür, dass alle 255 Kinder der JES zweimal wöchentlich ein kleines Schulessen in Form von Obst und gekochten Eiern erhalten. Dieses besondere Angebot wird hier von allen sehr gewürdigt. An den anderen Schulen ist kein Essen erhältlich und Obst ist zu Hause Mangelware, es sei denn, die Orangen, Bananen oder Papayas sind gerade reif. Viele Kinder leiden an Vitaminmangel. Den Schülerinnen und Schülern der vierten bis siebten Klasse hat ein Sponsor einen dreitägigen Schulausflug nach Lumbini finanziert. Durch unser Bildungsangebot auf der weiterführenden Old Capital Secondary Higher School
erhalten die Kinder eine berufliche Perspektive und werden nach erfolgtem Schulabschluss ihr Leben hoffentlich meistern können. Bitte bleiben Sie dem Schulprojekt auch in Zukunft gewogen, damit wir unser Versprechen auf eine nachhaltige Schulausbildung der Kinder einhalten können. Ein herzliches Dankeschön an Sie! gez. Ursula Ochs Im Januar 2017