Stilllegung und Entsorgung kerntechnischer Anlagen in Schleswig-Holstein

Ähnliche Dokumente
Entsorgung von Abfällen mit vernachlässigbarer Radioaktivität aus dem Abbau kerntechnischer Anlagen

Stilllegung und Entsorgung kerntechnischer Anlagen in Schleswig-Holstein

Deponierung freigegebener Abfälle aus Kernkraftwerken

Entsorgung von Abfällen mit vernachlässigbarer Radioaktivität aus dem Abbau kerntechnischer Anlagen - Das 10 Mikrosievertkonzept -

Das Verfahren zur Stilllegung und zum Abbau aus Sicht der Atomaufsicht

Stilllegung / Abriss von Atomkraftwerken. Dr. Jörg Schmid, IPPNW Stuttgart

3. Fokustag. Freigabe von Stoffen gemäß 29 StrlSchV. Dr. Ingo Großhans, Teilbereichsleiter Strahlenschutz

Vereinbarung zur ortsnahen Verwertung und Beseitigung von Abfällen mit keiner oder zu vernachlässigender Aktivität aus kerntechnischen Anlagen

Freigabe radioaktiver Stoffe nach 29 StrlSchV

Die Entsorgung der bestrahlten Brennelemente und der hoch radioaktiven Abfälle wird hier nicht betrachtet.

Stilllegung der Forschungsanlage GKSS aber wie? Rückbau, Strahlenschutz, Atommüll

Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel

Neue. Strahlenschutzverordnung vom

Grundsätze für die Freigabe von Bodenflächen mit geringfügiger Radioaktivität aus genehmigungspflichtigem Umgang

Erläuterungen zur Freigabe. 09. September 2014

Stilllegung und Abbau von Kernkraftwerken

Kinderleukämie und Kern kraftwerke (K)Ein Grund zur Sorge?

Herausforderung Rückbau aus Sicht eines Betreibers

Hintergründe der Freigabe zur Beseitigung

Contra. Pro. Strahlenschutz, Dosis und Risiko. Kernenergie vielleicht doch?

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V.

Kernkraftwerke nach der Abschaltung Restbetrieb, Nachbetrieb, Stilllegung und Rückbau

RS-Handbuch Stand 12/14

AKW Grafenrheinfeld Abschaltung Eine Analyse der Schwachstellen

Stilllegungs- und erste Abbaugenehmigung (1.SAG) vom

des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Fragen zur Strahlenbelastung durch freigemessene Abfälle aus dem Rückbau von Kernkraftwerken

Kurzstellungnahme zur kursorischen

Öffentlichkeitsbeteiligung in Genehmigungsverfahren zur Stilllegung von Atomkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland

zu 6 Abs. 1, 8 Abs. 1, 19 Abs. 1, 61 Abs. 1 und 4, 62 Abs. 6, 63 Abs. 3, 64 Abs. 1 sowie 79 Abs. 1 und 2 Voraussetzungen für die Freigabe

Fachgespräch AKW-Rückbau - Mammutaufgabe und Konfliktherd. Vortrag Strahlungsgefährdung im Vergleich

Strahlenschutz. Dr. Joachim Unger

Gesellschaft für Strahlenschutz e.v.

28. Einsatzleiterseminar - Hafnersee Strahlenbelastung und Risiko für Einsatzkräfte

Darstellung der behördlichen Überwachung von Emissionen radioaktiver Stoffe aus dem Kernkraftwerk Philippsburg bei Betrieb und Revision

Grenzwerte der Körperdosen im Kalenderjahr bei Arbeiten gemäß StrlSchV

Stilllegung und Rückbau des Kernkraftwerks Unterweser

Stand: Freigabebescheid Nr. (Nummer des Freigabebescheids, sobald diese bekannt ist) nach 29 StrlSchV:

Stilllegung von Atomkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland Schwerpunkt Freigabe radioaktiver Reststoffe

Das Bundesamt für Strahlenschutz

RWE Power Kraftwerk Biblis

Gesamtvorhaben und Genehmigungsverfahren

Grundlagen des Strahlenschutzes. Strahlenschutz. Mod. nach KNuk Uni Rostock

Frühzeitige Informationen zum Vorhaben Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerkes Brokdorf (Informationszentrum Kernkraftwerk Brokdorf,

Genehmigungsverfahren Stilllegungsvarianten für den Forschungsreaktor Abbaufolge bei direktem Abbau Projektsteuerung und Controlling

Natürliche Radionuklide

Jahresbericht Betreiberprogramm Umgebungsüberwachung 2015 am Standort Braunschweig

Optische Aktivität α =δ k d 0

Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Leitfaden zum. Erörterungstermin

Informationskommission zum Kernkraftwerk Philippsburg

AKW Grafenrheinfeld Abschaltung 2015

Öffentliche Bekanntmachung; Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerkes Unterweser gemäß 7 Abs. 3 des Atomgesetzes

Aktualisierung der Fachkunde / Kenntnisse im Strahlenschutz

Jahresbericht Betreiberprogramm Umgebungsüberwachung 2014 am Standort Leese

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Das 10 µsv Konzept: Gibt es eine ungefährliche Dosis?

Ergebnisse der Umgebungsüberwachung des GNS-Werkes Gorleben 2012 Hartmut Schulze, Fachbereichsleiter Strahlenschutz, GNS-Werk Gorleben

Offene radioaktive Stoffe

Stilllegung Neckarwestheim Radioaktive Gefahren lassen sich nicht abschalten

Version 02/2014 Vorschriftensammlung der Gewerbeaufsicht Baden-Württemberg 1

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 17/ Wahlperiode

Bayerisches Landesamt für Umwelt Bayerisches Landesamt für Umwelt. Der Strahlenpass

RICHTLINIE 2013/59/EURATOM DES RATES. vom 5. Dezember 2013

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/ Wahlperiode

Antrag auf Erteilung einer Genehmigung nach 15 der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV)

Optische Aktivität α =δ k d 0

Stilllegung von Atomkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland hier Gundremmingen Block B Veranstaltung FORUM e.v. Gundelfingen,15.12.

Strahlenschutz. Radioaktivität Strahlenschutz Grenzwerte

StiiDegung von Atomanlagen: Bürgerbeteiligung und konsensorientierter Dialog beim Helmholtz-Zentrum Geesthacht, ehemals Atomforschungszentrum GKSS

Strahlenquellen. Strahlenarten. Ultraviolett (UV) Licht / Wärme (IR) Laser. Röntgenstrahlung. Radioaktivität. Elektromagnetische Felder (EMF), HF, NF

Inhaltsverzeichnis. 1 Einführung in den Strahlenschutz der Feuerwehr

GRUNDLAGEN DER KERNTECHNIK

Merkposten zu Antragsunterlagen im Genehmigungsverfahren nach 7 Abs. 1 StrlSchV zum Umgang mit umschlossenen radioaktiven Stoffen

Entsorgung nichtradioaktiver Bauabfälle im Rahmen eines KKW-Rückbaus

TAS. Strahlenschutzrecht. 1. Gesetzliche Grundlagen EURATOM

Faktenblatt. Strahlung im Alltag. Mai Umgeben von Radioaktivität

Zur Leukämie bei Kindern in der Samtgemeinde Elbmarsch

unterschreiben 2-fach

Öffentlichkeitsbeteiligung und Auslegung von Unterlagen

Fachforum Radon in Wohngebäuden

Zwischenlagerung des hochradioaktiven Atommülls über welche Zeiträume reden wir? Thorben Becker

Stichwortverzeichnis zu 3 Bekanntmachungen des BMUB

Die Röntgenverordnung Behördliche Verfahren, Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle

Strahlung und Endlagerung

Strahlenschutz Grundlagen

Faktenblatt. Strahlung im Alltag. Juni Umgeben von Radioaktivität

Die aktuellen Mustergenehmigungen in der ZfP Was verlangen die Auflagen vom SSV und SSB?

Offene radioaktive Stoffe

Das neue Strahlenschutzgesetz

Das Bundesamt für Strahlenschutz

Umweltverträglichkeitsprüfung Scoping-Termin

- Meldung eines Wechsels der Strahlenschutzbeauftragten an die Aufsichtsbehörde

Natürliche und zivilisatorische Strahlenexposition des Menschen

BELLA KKI 1 SWR KKI 2 DWR

Merkblatt zum Vorgehen bei Eintragungen im Strahlenpass im Rahmen einer Beschäftigung gemäß 15 StrlSchV in deutschen Kernkraftwerken

Strahlenbelastung auf vorherigen Fabrikarealen?

Zuständigkeitsverordnung für das Atom- und Strahlenschutzrecht (At-ZustVO) Vom 27. August 2002

Transkript:

Stilllegung und Entsorgung kerntechnischer Anlagen in Schleswig-Holstein Dr. Dr. Jan Backmann Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Abteilung Reaktorsicherheit und Strahlenschutz

Stilllegungsprojekte in Schleswig Holstein Kernkraftwerk Brunsbüttel (KKB) Antrag nach 7 Absatz 3 AtG auf Stilllegung und Abbau (Phase 1 von 2) vom 01.11.2012 (Erörterungstermin 07/2015) Gesamtmasse: ca. 300.000 t Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) Antrag nach 7 Absatz 3 AtG: Stilllegung des FRG-1, Abbau der Forschungsreaktoranlage und des Heißen Labors vom 21.03.2013 (Planung: Erörterungstermin 2017) Gesamtmasse: ca. 35.000 t Kernkraftwerk Krümmel Antrag nach 7 Absatz 3 AtG auf Stilllegung und Abbau (Phase 1 von 2) vom 24.08.2015 (Planung: Erörterungstermin 2017) Gesamtmasse: ca. 541.000 t Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 2

Überwachungsbereich Verteilung der Massen am Beispiel des Kernkraftwerks Brunsbüttel Gesamtmasse ca. 300.000t Radioaktive Reststoffe Kontrollbereich radioaktive Abfälle ca. 2% Freigabe zur Beseitigung ca. 2% Kontrollbereich Überwachungsbereich KB: Kontrollbereich ÜB: Überwachungsbereich Herausgabe ca. 34% uneingeschränkte Freigabe ca. 62% Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 3

Freigabe ( 29 Abs. 1 und 2 Strahlenschutzverordnung / StrlSchV) Der Inhaber einer Genehmigung darf radioaktive Stoffe sowie bewegliche Gegenstände, Gebäude, Bodenflächen, Anlagen oder Anlagenteile, die aktiviert oder kontaminiert sind, als nicht radioaktive Stoffe nur verwenden, verwerten, beseitigen, innehaben oder an einen Dritten weitergeben, wenn die zuständige Behörde die Freigabe nach Absatz 2 erteilt hat und nach Absatz 3 die Übereinstimmung mit den im Freigabebescheid festgelegten Anforderungen festgestellt ist Die zuständige Behörde erteilt auf Antrag schriftlich die Freigabe, wenn für Einzelpersonen der Bevölkerung nur eine effektive Dosis im Bereich von 10 Mikrosievert im Kalenderjahr auftreten kann. Sind die Voraussetzungen erfüllt, muss die Behörde die Freigabe erteilen. Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 4

Das 10-Mikrosievertkonzept 10-Mikrosievertkonzept Was ist das? Was ist die Lösung? Welche Überlegung steckt dahinter? Wann sind Stoffe, die der Strahlenschutzüberwachung unterliegen, in dem Sinne unbedenklich, dass ihr Eintritt in den Wirtschaftskreislauf verantwortbar ist? Einen Wert für diese Unbedenklichkeit zu ermitteln, der dem wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Wirkung der Radioaktivität möglichst umfassend Rechnung trägt. Darüber hinaus auch die gesellschaftliche Diskussion nicht außer Betracht lässt. Wie wurde die Lösung umgesetzt? Durch Festlegung eines Wertes von 10 Mikrosievert als unbedenklich und verantwortbar, denn dieser Wert liegt weit unterhalb der Strahlenpegel, die durch natürliche radioaktive Strahlung im Alltag auftreten können. Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 5

Das 10-Mikrosievertkonzept Natürliche Strahlenexposition in der Bundesrepublik Deutschland (ohne den Anteil des Edelgases Radon) [Dosis pro Jahr] Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz 10 Mikrosievert entsprechen 0,01 msv Jahresdosis in Norddeutschland: 700 msv Die 10 msv wären nach etwa 4 Tagen erreicht Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 6

Das 10-Mikrosievertkonzept im Vergleich Strahlung in Millisievert Natürliche Strahlenquellen Künstliche Strahlenquellen 100,0 msv 40 msv/jahr Örtliche Strahlung in Ramsar (Stadt im Iran) 7 msv/jahr Flugpersonal (Maximal erreichte Jahresdosis 2014) 4,3 msv/jahr Jährliche Strahlendosis in der Schweiz (Ø pro Person) 10,0 msv 1,0 msv 10 msv 10,0 msv/anwendung Computertomografie 8,8 msv/jahr Rauchen (20 Zigaretten pro Tag) 1 msv/jahr Höhenstrahlung (Kosmische Strahlung auf 2.000 m ü.d.m.) 0,06 msv/jahr Interkontinentalflug (Hin und Zurück) 0,1 msv 4,0 msv/anwendung Röntgenuntersuchung Darmtrakt 1 msv/jahr Grenzwert für künstliche Strahlenquellen (ohne Medizin) Milli: 10-3 = 0,001 = Tausendstel Mikro: 10-6 = 0,000.001 = Millionstel 0,0 msv 0,2 msv/anwendung Röntgenaufnahme Brustkorb Einordnung der 10 Mikrosievert (0,01 msv) Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 7

Freigabe ( 29 Abs. 1 und 2 Strahlenschutzverordnung / StrlSchV) Wenn nachgewiesen ist, dass das 10µSv-Konzept eingehalten ist, - ist die Reststrahlung unbedenklich und zu vernachlässigen, - muss die Freigabe erteilt werden und danach - können diese Stoffe als nicht radioaktiv verwendet werden Es handelt sich hierbei NICHT um Atommüll. Es handelt sich hierbei NICHT um radioaktive Stoffe oder radioaktive Abfälle. Es handelt sich hierbei NICHT um schwach-, mittel- oder hochradioaktive Abfälle. Es handelt sich hierbei NICHT um zwischenzulagernde Abfälle. Es handelt sich hierbei NICHT um gelbe Fässer. Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 8

Freigabe Uneingeschränkte Freigabe Eingeschränkte Freigabe Keine Einschränkung nach Freigabe aus der Strahlenschutzverordnung Freigabe zur Beseitigung Deponierung Metallschrott zur Rezyklierung Verwertung nach Abfallrecht Verbrennung Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 9

Anforderungen an das Verfahren zur Freigabe zur Deponierung Transparenz! Information! Erarbeitung und Verabschiedung einer Entsorgungsvereinbarung Umsetzung gemäß durch Atomaufsicht zuzustimmende Verfahren und Messungen Überprüfungen (Verfahren, 100% Freimessungen) durch atomrechtl. Sachverständige Für jede Charge freigegebener Abfälle werden die Anforderungen 29 StrlSchV nachgewiesen und gutachterlich bestätigt. Atomaufsicht gibt frei. Qualifizierung von Deponien und Verbrennungsanlagen in SH vor Aufnahme eingeschränkt freigegebener Stoffe im atomrechtlichen Aufsichtsverfahren Schleswig-Holstein. Der echte Norden. 10

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit http://www.schleswig-holstein.de/de/fachinhalte/r/reaktorsicherheit/kkwbrunsbuettel.html http://www.schleswig-holstein.de/de/fachinhalte/r/reaktorsicherheit/kkwkruemmel.html