STAATLICHE LEHR- UND VERSUCHSANSTALT FÜR GARTENBAU HEIDELBERG mit Staatlicher Fachschule für Gartenbau. Versuchsbericht

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Transkript:

STAATLICHE LEHR- UND VERSUCHSANSTALT FÜR GARTENBAU HEIDELBERG mit Staatlicher Fachschule für Gartenbau Versuchsbericht Möglichkeiten einer ph-stabilisierung bei Verwendung von Regenwasser und Organic Plant Feed im Anstauverfahren Versuchszeitraum: 11.06. bis 18.10.2013 Bericht über einen Auftragsversuch im Rahmen des BLE-Projektes "Entwicklung und Optimierung des Zierpflanzenanbaus zu nachhaltiger und ökologischer Produktion im Rahmen eines Netzwerkes von Leitbetrieben und Versuchsanstellern" (Laufzeit 2011-2014) Versuchsdurchführung und Bericht: Dipl. Ing. agr. Barbara Degen Dipl. Ing. (FH) Robert Koch

Inhaltsverzeichnis 1 Versuchshintergrund und -ziel... 3 2 Material und Methoden... 3 2.1 Versuchsaufbau... 3 2.2 Kulturdaten... 3 3 Versuchsergebnisse... 4 3.1 Einfluss auf den ph-wert im Substrat... 4 3.2 Einfluss auf die Pflanzenentwicklung... 5 4 Zusammenfassung... 9 2

1 Versuchshintergrund und -ziel In Praxisbetrieben, wie beispielsweise dem Leitbetrieb Attl, kommt es bei Verwendung von Organic Plant Feed verstärkt durch den Einsatz von Regenwasser häufig zu einem unerwünschten starken Absinken des ph-wertes im Substrat. Als Folge sind ein verschlechtertes Wurzelwachstum, eine geringere Nährstoffaufnahme und daraus resultierend ein höheres Risiko einer Infektion mit bodenbürtigen Pilzen möglich. Es sollte geprüft werden, inwieweit durch eine Verschneidung mit hartem Stadtwasser (Karbonathärte: 13 dh) und mit zusätzlicher Einmischung von Grobkalk (Kalksteingranulat) im Substrat der ph-wert stabil gehalten werden kann. 2 Material und Methoden 2.1 Versuchsaufbau Tab. 1: Übersicht zur Versuchsplanung 2.2 Kulturdaten Topfen: KW 24, V 12er Topf, Bio Pot von der Fa. Brill (50 % Torf, 20 % Holzfaser, 15 % Substratkompost und 15 % Kokos, aufgedüngt mit 2 kg Hornmehl und 2 kg Horngries), ph-wert zu Kulturbeginn: 5,7 Standweite: 20 Pfl./m², 3 Wiederholungen mit jeweils 10 Pflanzen (n = 30) Temperatur: 16 / 18 C (H/L), TMT: 21,9 C (KW 24 42) 3

Düngung: Flüssige Nachdüngung mit OPF 6-5-6 auf Basis eines N-Bedarfswertes von 600 mg N/Pfl. Pfl. Stärkung: Rhizovital + Biplantol agrar + OPF 8-3-3 in KW 25 und 26 Nützlinge: Offene Blattlauszucht mit Aphidius ervi und Aphidoletes aphidimyza; Amblyseius cuc./barkeri; Encarsia formosa; Steinernema feltiae und Hypoaspis miles Auswertung: KW 42/43 3 Versuchsergebnisse 3.1 Einfluss auf den ph-wert im Substrat Die Ergebnisse werden getrennt nach der Verwendung des Gießwassers dargestellt. Im Kulturverlauf konnte in der Kombination mit OPF-Nachdüngung dabei ein deutlicher Einfluss des verwendeten Gießwassers auf die Entwicklung des ph-wertes beobachtet werden: 1. Regenwasser: starkes Absinken des ph-wertes 2. Stadtwasser: ph-wert blieb stabil 3. Regen-/Stadtwasser: leichtes Absinken des ph-wertes Der Zusatz von 3 kg Grobkalk pro m³ Substrat verringerte dabei das Absinken des ph-wertes in den Gießwasser-Varianten 1 und 3 bemerkbar. Abb. 1: ph-wert Verlauf bei Verwendung von Regenwasser und Einmischung von Grobkalk 4

Abb. 2: ph-wert Verlauf bei Verwendung von Stadtwasser und Einmischung von Grobkalk Abb. 3: ph-wert Verlauf bei Verwendung von Regen-/Stadtwasser und Einmischung von Grobkalk 5

3.2 Einfluss auf die Pflanzenentwicklung Im oberirdischen Pflanzenwachstum (Pflanzendurchmesser und höhe) sowie in der Durchwurzelung zeigten sich insgesamt nur geringe Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten. Auffallend war, dass die Cyclamen recht zögerlich und auch uneinheitlich aufblühten. Bei der Sorte Verano Rot zeigten sich tendenziell die Pflanzen aus der Kontrollvariante ohne Grobkalk etwas später im Blühtermin und kompakter im Pflanzenaufbau. Bei der Durchwurzelung waren ebenfalls nur geringe Unterschiede festzustellen. Tendenziell fiel die Durchwurzelung bei den Kontrollpflanzen ohne Grobkalk etwas schlechter aus. Bei der Sorte Da Vinci Weiß zeigten sich keine Unterschiede in der Pflanzenentwicklung. Im Boniturkriterium Durchwurzelung erhielten unabhängig von der Grobkalk-Zumischung die Pflanzen aus der Stadtwasser-Variante im Durchschnitt eine etwas geringere Bewertung als die Cyclamen aus den beiden anderen Gießwasser-Varianten. Schäden in Form von Nährstoffmangelsymptomen oder Pilzkrankheiten waren in keiner Variante zu beobachten. Tab. 2: Mess- und Boniturergebnisse (mit Standardabweichung) zum Auswertungstermin in KW 42 6

Abb. 4: Verano Rot aus der Variante Regenwasser zum Auswertungstermin in KW 42 Abb. 5: Verano Rot aus der Variante Stadtwasser zum Auswertungstermin in KW 42 Abb. 6: Verano Rot aus der Variante Regen-/Stadtwasser zum Auswertungstermin in KW 42 7

Abb. 7: Da Vinci Weiß aus der Variante Regenwasser zum Auswertungstermin in KW 43 Abb. 8: Da Vinci Weiß aus der Variante Stadtwasser zum Auswertungstermin in KW 43 Abb. 9: Da Vinci Weiß aus der Variante Regen-/Stadtwasser zum Auswertungstermin in KW 43 8

4 Zusammenfassung Im Rahmen des BLE-Projektes "Entwicklung und Optimierung des Zierpflanzenanbaus zu nachhaltiger und ökologischer Produktion im Rahmen eines Netzwerkes von Leitbetrieben und Versuchsanstellern" (Laufzeit 2011-2014) wurde in einem Kulturversuch mit Bio- Cyclamen an der LVG Heidelberg in 2013 geprüft, mit welchen Maßnahmen der ph-wert bei Verwendung von Regenwasser und OPF in der flüssigen Nachdüngung stabil gehalten werden kann. Einen großen Effekt erzielte dabei das Verschneiden mit hartem Stadtwasser (Karbonathärte: 13 dh). Hier befand sich der ph-wert nach einem schnellen Absinken zu Kulturbeginn vermutlich verursacht durch die beginnende Nitrifizierung konstant zwischen 5,0 und 5,5. Bei der Verwendung von reinem Regenwasser sank der ph-wert dagegen deutlich unter 5,0 in einen kritischen Bereich. Auch der Einsatz von Grobkalk trug zur ph-wert- Stabilisierung bei und ist somit als ergänzende Maßnahme sinnvoll. Im oberirdischen Pflanzenwachstum sowie in der Durchwurzelung zeigten sich nur geringe Unterschiede zwischen den einzelnen Varianten. Dennoch ist der negative Einfluss niedriger ph-werte auf die Pflanzenentwicklung und gesunderhaltung nicht zu unterschätzen. 9