e b a g s u a Sonder Blutspende Informationen Informationen für DRK-Gliederungen intern - Sonderausgabe - November 2013 Sonderausgabe zum Thema Blutspendewesen im Wandel
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Impressum Herausgeber: DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen ggmbh Redaktion und Layout: Stefanie Fritzsche Sandhofstraße 1, 60528 Frankfurt fon 069 6782-163, fax 069 6782-160 s.fritzsche@blutspende.de die Beschaffung von Blut in ausreichender Menge und Qualität ist die Aufgabe des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg - Hessen. In den letzten Jahren nahm der Blutbedarf durch den medizinischen Fortschritt zu. Neue Therapien ermöglichen immer mehr Patienten zu helfen. Sie sind angewiesen darauf, dass kontinuierlich genügend Spenderblut zur Verfügung steht. Demgegenüber stehen jedoch weniger Spender auf Grund der demografischen Entwicklung in der Gesellschaft. Die Transfusionsmedizin reagiert auf dieses Spannungsfeld inzwischen mit Programmen zur Reduzierung des Bluteinsatzes, so dass der Blutverbrauch ganz aktuell zurück geht. Der DRK-Blutspendedienst muss seine Ressourcen entsprechend effektiver einsetzen um den Blutbedarf zu decken und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel zu sein. Auf den kommenden Seiten beschreiben wir Ihnen den Wandel im Blutspendewesen und die damit verbundenen aktuellen Herausforderungen für den DRK-Württemberg- Hessen. Die freiwillige und unentgeltliche Blutspende beim DRK wird auch weiterhin eine große Bedeutung in der Gesellschaft haben. Gemeinsam mit Ihnen werden wir daran arbeiten, dass die Versorgung von Kranken und Verletzen mit Blutprodukten in Baden- Württemberg und Hessen auch weiterhin sichergestellt wird. An dieser Stelle möchte ich einen besonderen Dank Ihnen als Ehrenamtlichen aussprechen, die die Blutspendetermine vor Ort mit viel Zeit und Leidenschaft unterstützen. Ihr Wolfgang Rüstig Geschäftsführer DRK-Württemberg-Hessen ggmbh Bildarchiv: DRK Blutspendedienst, Stefanie Fritzsche, fotolia www.blutspende.de, www.blutspender.net Sie möchten regelmäßig die Blutspende Information erhalten? Eine Mail an s.fritzsche@blutspende.de genügt oder tragen Sie sich direkt in den Verteiler in unserem Servicebereich Ehrenamt im Internet ein. 2
Die demografische Entwicklung und der Wandel in der Transfusionsmedizin stellen den DRK- Württemberg-Hessen vor neue Herausforderungen. Weniger Spender stehen mehr Patienten gegenüber. Die Blutspendedienste müssen ebenso wie die Medizin umdenken. Um den derzeitigen Entwicklungen gerecht zu begegnen müssen bei der Gewinnung von Blutspenden sowie im Verbrauch von Blutprodukten die vorhandenen Ressourcen noch bedarfsgerechter eingesetzt werden. Erste Ansätze sind bereits spürbar. Steigender Blutbedarf In den letzten Jahrzehnten hat der medizinische Fortschritt viele Operationen und Therapien für Verletzte und Kranke möglich gemacht. Nicht nur wurden neue Behandlungsmethoden ermöglicht, auch können immer mehr ältere und kränkere Patienten operiert und therapiert werden. Allen gemeinsam ist, dass sie dabei auf Blut angewiesen sind. Die Eingriffe bedeuten einen erhöhten Blutverlust, der nur durch Bluttransfusionen kompensiert werden kann. Das Blut mit seinen vielen notwendigen Funktionen kann jedoch nur der Körper selbst bilden. Eine künstliche Alternative gibt es nicht. Die Patienten sind darauf angewiesen, dass zu jeder Zeit an 365 Tagen im Jahr genügend Menschen ihr Blut spenden. In den letzten Jahren ist der Blutbedarf stetig gestiegen. Wurden gemäß Paul-Ehrlich- Institut im Jahr 2000 in Deutschland noch 3,1 Millionen Erythrozytenkonzentrate (rote Blutzellen) transfundiert, waren es Aktuelles Blutspendewesen im Wandel Aktuelle Herausforderungen für den DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen Quelle: DRK-Württemberg-Hessen Verbrauch von Erythrozytenkonzentrate durch Transfusionen in Deutschland 2012 bereits 4,3 Millionen. Im letzten Jahr mussten also 1, 2 Millionen Menschen mehr als noch vor 12 Jahren für eine Blutspende motiviert werden. Eine große Herausforderung für die Blutspendedienste. Weniger Blutspenden Dem gegenüber steht die demografische Entwicklung, die bereits zu spüren ist. Der DRK- Württemberg-Hessen erreichte beispielsweise vor drei Jahren, also im Jahr 2010, 816.000 Vollblutspenden (758.000 mobile Spenden). Im vergangenen Jahr waren es nur noch 767.000 (709.000 mobile Spenden). 5.000.000 4.500.000 4.000.000 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: Paul-Ehrlich-Institut 3
Aktuelles Blutspende Informationen - Sonderausgabe - November 2013 4 In diesem Jahr zeichnet sich ein weiterer Rückgang auf zirka 730.000 Blutspenden ab. Der Rückgang ist nicht nur im Bereich der Erstspender zu spüren, auch die Zahl der Mehrfachspender verringert sich. Der Anteil an aktiven Blutspendern an der Bevölkerung betrug in Hessen im Jahr 2012 2,3 Prozent, in Baden-Württemberg spendeten 2,7 Prozent der Bevölkerung ihr Blut. Mehr als 97 Prozent der Menschen in den beiden Bundesländern vertrauen darauf, dass genügend Blut vorhanden ist, wenn es benötigt wird. Dabei ist diese Entwicklung deutschlandweit zu beobachten. Konnten die DRK- Blutspendedienste 2011 noch 3,9 Millionen Blutspenden für die Blutversorgung stellen, waren es im vergangenen Jahr noch 3,8 Millionen. Ein Rückgang von 3,5 Prozent. Trotz des bundesweiten Rückgangs konnte zu jedem Zeitpunkt die Versorgung in Baden-Württemberg und Hessen sowie bundesweit gewährleistet werden. Auch die Medizin reagiert auf diese Entwicklung und optimiert den Einsatz von Blutprodukten bei Operationen und Therapien. Was bedeutet dies für die künftige Arbeit des DRK- Blutspendedienstes Baden- Württemberg-Hessen? Zwei Dinge leiten vor allem die Arbeit: Die Sicherung der Versorgung der Patienten in Hessen und Baden-Württemberg mit Blutprodukten und der optimale Einsatz von personellen und materiellen Ressourcen. Knapp 90.000 Blutspenden weniger zwingen die Verantwortlichen nun zum Umdenken. Neue Lösungswege müssen gefunden werden den Blutbedarf zu decken und dennoch wirtschaftlich rentabel und wettbewerbsfähig zu sein. Der DRK-Blutspendedienst erhält keine Zuschüsse, sondern trägt sich allein durch die Einnahmen aus der Abgabe der Blutprodukte an Krankenhäuser zum Selbstkostenpreis. Reduzierung der Termine Um der hohen Anzahl an Spenden im Jahr 2010 zu entsprechen, wurde in den vergangenen drei Jahren das Angebot an mobilen Blutspendeterminen auf über 5.500 Blutspendeaktionen pro Jahr ausgebaut. Durch das verringerte Spendeaufkommen fiel der Terminschnitt. D.h. deutlich weniger Spender kommen im Gegensatz zum Jahr 2010 auf die Blutspendetermine. Der Aufwand - Personal, Fahrzeiten und Materialeinsatz - fällt jedoch für jeden Termin unabhängig davon, wie viel Spender tatsächlich kommen, an. Stabilisierung des Spendeaufkommens Vor diesem Hintergrund wird der DRK-Blutspendedienst zukünftig die Anzahl der mobilen Blutspendetermine partiell reduzieren um bei gleichem Spendeaufkommen Personal und Material besser einzusetzen. Dazu werden aktuell alle Blutspendetermine überprüft. Weiße Flecken auf der Landkarte werden nicht entstehen. Der DRK-Blutspendedienst wird auch weiterhin flächendeckend Blutspendeaktionen anbieten. Das Spendeaufkommen soll nicht reduziert werden, sondern stabilisiert. So ist auch denkbar, dass in einigen Terminlokalen das Angebot weiter ausgebaut wird, dafür jedoch an anderen Terminlokalen, die sehr wenige Spender besuchen, die Termindichte reduziert wird. Verantwortlicher Umgang mit einer wertvollen Ressource: Einführung von Patient Blood Management-Projekten in den deutschen Kliniken Und noch ein weiterer Trend beeinflusst aktuell die Arbeit des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen: In den letzten knapp zwei Jahren ging deutschland- und europaweit und damit auch beim DRK- Württemberg-Hessen der Absatz an Blutpräparaten deutlich zurück. Vor dem Hintergrund, dass immer mehr ältere Patienten immer weniger potenziellen Spendern gegenüber stehen und dem damit sich abzeichnenden Engpass in der Blutversorgung kam es in den letzten Jahren auch in der modernen Transfusionsmedizin zu einem Umdenken.
Aktuelles Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert seit 2011 einen verantwortlicheren Einsatz von Blut und Blutprodukten und damit verbunden die Einführung von Alternativen zur Bluttransfusion, beispielsweise ein adäquates Patient Blood Management bei dem der Blutverbrauch bei Operationen und Therapien reduziert wird. Immer mehr Kliniken führen entsprechende Programme zur Reduzierung des Bluteinsatzes ein, so dass der Verbrauch kurzfristig auf dem derzeitigen Stand stagnieren wird. Reduzierung des Blutverbrauchs Diese Entwicklung, die auf allen aktuellen Fachsymposien und Kongressen sehr breit diskutiert wird, basiert auf zwei wesentlichen Effekten. Erstens stellt jede Transfusion ein (wenn auch geringes) Risiko für den Patienten dar. Zweitens ist der Kostendruck bei allen Kliniken zur Zeit groß. Jede Blutkonserve, die weniger transfundiert wird, bedeutet geringere Ausgaben für das Klinikum. Beide Aspekte ergänzen sich aktuell sehr nachhaltig und führen in Summe zu einem deutlich geringeren Bedarf an Blutprodukten. Dieser Wandel zu einem verantwortlicherem Einsatz von Blutprodukten in den Kliniken wird unter dem Begriff Patient Blood Management beschrieben. Die Geschäftsführung des DRK- Blutspendedienstes Baden- Württemberg-Hessen geht von einem Verbrauchsrückgang bei den Erythrozytenkonzentraten von etwa zwei Prozent pro Jahr für die nächsten zwei bis drei Jahre aus. Langfristige Steigerung möglich Trotz der beschriebenen Einführung der Patient Blood Management-Maßnahmen im Blutspendewesen ist langfristig wieder eine Steigerung des Blutbedarfs möglich. Gemäß einer Studie des DRK-Blutspendedienstes rechnen nach heutigem Stand Experten im Jahr 2030 mit einem Mehrbedarf an Blutpräparaten um 14,5 Prozent in der Maximalversorgung und um 38 Prozent in der Grundversorgung. Nach der Stabilisierungsphase im Spendeaufkommen werden voraussichtlich wieder mehr Blutspender in der Bevölkerung gewonnen werden müssen um ihr Blut für die Versorgung von Kranken und Verletzten zur Verfügung zu stellen. Ausblick: Der DRK-Württemberg-Hessen wird die Entwicklung des Blutbedarfs in den Kliniken sowie im Spendeaufkommen in den nächsten Jahren intensiv beobachten. Selbstverständlich ist die Sicherung der Blutversorgung maßgeblich. Auf Veränderungen werden die Verantwortlichen aus dem Haupt und Ehrenamt daher begleitend reagieren und dies mit allen Betroffenen jährlich abstimmen. Ingesamt bedeutet die Situation, dass ein schnelles Reagieren auf Veränderungen und damit einhergehend eine größere Flexibilität aller Beteiligten Notwendig ist. Die freiwillige und unentgeltliche Blutspende beim DRK wird auch weiterhin eine große Bedeutung in der Gesellschaft haben. Ohne Menschen, die sich selbstlos für Kranke und Verletzte durch eine Blutspende engagieren, ist die Versorgung der Krankenhäuser nach wie vor nicht möglich. Um diese Aufgabe zu bewältigen braucht der DRK-Blutspendedienst ein breites Netzwerk und starke Partner wie die Vielzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes. Stefanie Fritzsche Zusammenfassung: In den letzten Jahren nahm der Blutbedarf durch den medizinischen Fortschritt zu. Demgegenüber stehen weniger Spender auf Grund der demografischen Entwicklung. Im vergangenen Jahr ist beispielsweise das Spendeaufkommen bei den DRK-Blutspendediensten um 3,5 Prozent zurückgegangen. Die Versorgung war dennoch gewährleistet, denn gleichzeitig ist auch der Verbrauch in den Kliniken zurückgegangen. Die Transfusionsmedizin hat auf den Spenderückgang mit sogenannten Patient-Blood-Management-Programmen zur Reduzierung des Blutverbrauchs und zum verantwortungsvollen Umgang mit der wertvollen Ressource Blut reagiert. Der DRK-Württemberg-Hessen wird vor diesem Hintergrund die Anzahl der mobilen Blutspendetermine reduzieren, jedoch werden auch weiterhin flächendeckend in den Regionen Blutspendeaktionen angeboten. Gut besuchte Termine werden ausgebaut, weniger gut besuchte Blutspendetermine vermindert. Das Spendeaufkommen soll nicht reduziert, sondern stabilisiert und dabei das vorhandene Personal und Material möglichst optimal eingesetzt werden. 5