SGC 2011 Gedichte für Deutsch 1 (Selections 1 & 2) An die Musik Franz von Schober Du holde Kunst, in wieviel grauen Stunden, Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt, Hast du mein Herz zu warmer Lieb entzunden, Hast mich in eine bessre Welt entrückt! Oft hat ein Seufzer, deiner Harf entflossen, Ein süßer, heiliger Akkord von dir Den Himmel bessrer Zeiten mir erschlossen, Du holde Kunst, ich danke dir dafür! Die Musik ist für Gefühl und Gemüt Johann Meyer Die Musik ist für Gefühl und Gemüt! Sie ist Melodie Und Harmonie, Zu einer himmlischen Schönheit erblüht. Aber höher noch schätz' ich die Poesie; Denn sie nicht nur das Gemüt bezwingt, Sondern auch in die Tiefen des Geistes dringt, Und will die Musik ihr in diesem gleichen, Muß ihr die Dichtkunst das Wort erst reichen.
SGC 2011 Gedichte für Deutsch 2 (Selections 1 & 2) Der Dirigent Seine Hand trägt eine Melodie. Nie läßt er sie los, gleich, ob sie leise Oder laut erklingt: in gleicher Weise Führt er leichter oder fester sie. Gestik, Mimik ist das Instrument, Das er spielt, um nicht nur zum Erklingen, Sondern auch zu Ausdruckskraft zu bringen Harmonie, die keine Grenzen kennt. Fühlbar macht er jeden dieser Töne, Und auch sichtbar wird in ihm das Schöne, Das er jenseits aller Sinne schafft: Die Musik erwacht in ihm zum Leben, Um uns tiefes Seelenglück zu geben Und nur er verleiht ihr dafür Kraft. Apotheose der Musik Musik ist Schönheit. Schönheit ist Musik. Was uns re Augen seh n, die Ohren hören, Vermag nie ganz die Sinne zu betören Der wahren Schönheit Klang allein ist Sieg Über den Sinn, um Größ res zu beschwören. Musik ist Wahrheit. Wahrheit ist Musik. Nichts Falsches hat Bestand in solchen Klängen, Unmöglich, daß sie jemals Lügen sängen. Und Wahrheit, die das Wissen sonst verschwieg, Klingt leuchtend hell in dunklen Seelengängen. Musik ist Liebe. Liebe ist Musik. Unmittelbar kann sie die Seele rühren. Fern allen Denkens öffnet sie uns Türen: Wer je hindurchschritt, ihre Höh n erstieg, Den wird sie festen Schritts durchs Leben führen.
SGC 2011 Gedichte für Deutsch 3 (Selections 1 & 2) Duett Sie werfen sich Töne zu Und fangen sie mit ihren Blicken. Ein jeder begreift im Nu Die Botschaften, welche ihm schicken Des anderen Klänge. Sie beide vereint die Lust, Musik zu erfüllen mit Leben. Vergessen der Alltagsfrust! Das glüht und das sprüht, und es heben Sich Herzen in Menge! Die jubelnde Freude am Klang, Der Spaß am vollendeten Spiel Erfüllt ein paar Stunden lang Die Luft und bringt Hoffnung ans Ziel Und Seelen zum Singen. In ihrer Musik sind sie eins, Durch mehr als nur Freundschaft verbunden. Im Licht beider leuchtenden Scheins Einander gesucht und gefunden Um nie zu verklingen. Kammermusik (Joseph Weinheber(1892 1945), Österreichischer Lyriker) Erste Geige: Ich, in die Schönheit dieser Welt verliebt, beschenke sie mit meiner eignen Schöne. Die Welt ist ohne Abgrund. Strömend gibt mein Herz sich aus. Ich bin nur Lied: Ich töne. Zweite Geige: Mir, neben lichterm Wesen, ist verwehrt, ein Ich zu haben. Nicht die Welt - doch fester und wirklicher: die Erd hat mich belehrt. Dort dunkelt es. Laß dich begleiten, Schwester! Bratsche: Mein grauer Scheitel macht es mir zur Pflicht, den Abgrund euch zu nennen. Wie ihr beide verschwistert hingeht, Kindliche, besticht selbst noch der Streit um nichts. Ich aber leide. Cello: Ich weiß zutiefst, daß alles Schicksal ist, das schön Getane und das Unerlöste. Ich bin dem Ganzen treu: Genießt und büßt! Ich warne nicht. Ich weine mit. Ich tröste.
SGC 2011 Gedichte für Deutsch 4/5 (Selection 1) Musik am Abend Friedrich von Sallet Im Abendstrahl saß ich an stillen Wogen, Mein Sinnen schweift' in unbestimmten Kreisen, Und Flötenklang kam über'n See gezogen. Es tönt in süßen, tiefempfundnen Weisen. Mein Herz, geweckt zu neuer Liebeswärme, Stimmt in die lauten Klänge ein mit leisen. Wofür ich hier in Wonneträumen schwärme, Wie fühlt' ich's da! die Seligkeiten alle, Um die ich nun mich, ach! in Sehnsucht härme. Der Flötenton starb hin in leisem Halle, Doch innen tönten meines Busens Saiten. Nachbebend lange noch mit geist'gem Schalle. Doch sieh den letzten Purpurstrahl entgleiten, Die Sterne steigen auf in heitre Bläue, Und ahnend forscht das Aug' in Himmelsweiten. Da fühlt' ich auch Musik in mir, doch neue. Beruhigt war das heiße Liebesbeben, Vergessen, was mich kränke hier, was freue. Herz! kann solch Tönen aus dir selbst entspringen? Wie? oder hört' ich nur aus hoher Ferne Die lichten Welten Sphärenlieder singen? Doch nein: im Einklang tönten Herz und Sterne.
Gedichte für Deutsch 4/5 (Selection 2) Chor der Wiener Musiker beim Berlioz-Feste Franz Grillparzer Genossen, macht ein ernst Gesicht, Es geht um unsre Ehre, Und können wir das Leichte nicht, Versuchen wir das Schwere. Der Haydn ist doch gar zu alt, Was soll uns solch Gewinsel? Wir malen auch, wie er gemalt, Nur mit dem groben Pinsel. Und hält sie Mozart noch behext, Sein Reich soll bald verschwinden. Wir denken mit der Quint und Sext, Bei ihm wars bloß Empfinden. Beethoven erst hob sich vom Staub, Drum sei er unser Lehrer; Heißt das: von da an, wo er taub, So wünschen wir die Hörer. Und wo ein Großes, wo ein Kleins, Wir schildern es in Tönen: Die Fibel und das Einmaleins, Zum Henker mit dem Schönen! Nehmt noch das Feldgeschrei zuletzt Von Macbeths Zauberschwestern. Das foul is fair heißt übersetzt: Lobhudeln - und verlästern.