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Tauchen auch abseits des Mainstreams Neben den klassischen Tauchzielen in tropischen Gewässern taucht Thomas Hinterlang auch in Flüssen, Seen und unter dem Eis Rotes Meer, Malediven, Thailand, Bali diese Namen rufen bei Tauchern leuchtende Augen hervor. In den dortigen Gewässern war auch Thomas Hinterlang schon unzählige Male unterwegs. Doch den Besitzer des Tauchsportcenters Aquakadabra in Kist reizen auch andere Ziele und Herausforderungen. Etwa Flusstauchen im schweizerischen Verzascatal gleich hinter der Staumauer, welche berühmt ist durch den Bungeesprung von James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan in Golden Eye. Das Erlebnis Flusstauchen beschreibt der PADI Master Instructor, so sein offizieller Titel, mit dem schlichten Wort einzigartig. Dies eröffne eine völlig neue Dimension, fügt er mit leuchtenden Augen an. Das kann man eigentlich nicht beschreiben, man muss es erleben, sagt Thomas Hinterlang. Bis die maximal 15 Teilnehmer mit den Tauchlehrern das glasklare, gut 15 Grad kalte Wasser mit den teils bizarren Steinformationen genießen können, ist Klettern angesagt. Mit der gut 20 Kilo schweren Ausrüstung geht es über Felsen hinunter zur Einstiegstelle. Das Tauchen an sich sei weniger anstrengend, im Fluss selber ist relativ wenig Strömung, das Anstrengendste ist das Hinunterklettern. Anschließend könne man unter Wasser bei einer Sichtweite von bis zu 30 Metern Hohlräume bestaunen, die einmal so groß wie eine Kathedrale oder auch so klein wie eine Babybadewanne sind, schwärmt der 46-Jährige. Und auch unter Wasserfällen hindurchzutauchen sei möglich. Dabei fühlen sich die von den Gletschern Thomas Hinterlang 139
Vorbereitung für den nächsten Tauchgang in der Verzasca geschliffenen Steine teilweise an wie glatte menschliche Haut, ergänzt er. Flusstauchen, das sei eine Mischung aus Tauchen und Canyoning, gepaart mit einer fantastischen Landschaft. Ganz gefahrlos ist es aber nicht, weshalb von ihm während der Touren an den Ausund Einstiegstellen der Verzasca Seile gespannt werden. Dort gibt es häufiger Unfälle, meist aber durch unwissende Badegäste, die zu nahe an die Stromschnellen schwimmen und dann hineingeraten, begründet Thomas Hinterlang die Vorsichtsmaßnahme. Das Vergnügen ist allerdings zeitlich limitiert: Aufgrund des Wasserstandes können Flusstaucher die Verzasca nur von Juli bis September genießen. Mit dem Tauchvirus wurde Thomas Hinterlang schon 1983 infiziert, gut zehn Jahre später lernte er in der Schweiz einen Kollegen kennen, der ihm das Flusstauchen nahe brachte. Das bieten in Deutschland nur ganz wenige Tauchschulen an, deshalb haben wir viele Stammgäste und die nächsten Touren im Sommer 2012 sind schon jetzt wieder fast ausgebucht, freut er sich. Vergleichbare Erlebnisse seien in Deutschland aufgrund der dafür fehlenden Gesteinsformationen oder Tauchverbote nicht möglich. Und was übrig bleibt, ist nach seiner Darstellung wenig reizvoll. Im Altmain darf man zwar tauchen, aber da sieht man maximal einen Meter weit, konkretisiert er. Eine weitere Spezialität von Thomas Hinterlang ist das Eistauchen. Sein bevorzugtes Revier dafür ist der Schweizer Arnisee unterhalb des Gotthards. Dort steigt der Tauchlehrer mit seinen Gästen in das vier Grad kalte 141
Wasser. Das geht nur mit Trockentauchanzügen, mit normalen Anzügen würde man da erfrieren, erklärt er. Beim Transport der Ausrüstung in der Seilbahn gebe es bei den Mitfahrern nicht selten fragende Blicke und Staunen. Wo andere Leute mit ihren Skiern hochfahren, verladen wir eben unsere Pressluftflaschen, fügt er grinsend hinzu. Am Eistauchen fasziniere ihn die tolle Landschaft, die Ruhe und die wunderschöne Atmosphäre. Von der Temperatur her sei das Wasser sogar angenehm. Seine Begeisterung für die ungewöhnliche Variante des Sports gibt er übrigens auch als Ausbilder weiter. Dabei ist Thomas Hinterlang eigentlich gelernter Schriftsetzermeister und arbeitete bei der Würzburger Main-Post. 1988 eröffnete er die Tauchschule, zunächst nebenberuflich. Aufgrund der steigenden Nachfrage war es ihm möglich, sich ab 2009 hauptberuflich auf sein Tauchsportcenter zu konzentrieren. Dieses hat seit 2001 das Niveau erreicht, was man bei Hotels mit Fünf Sterne bezeichnen würde (5 Star Divecenter). Die weltweite Tauchlehrervereinigung PADI (Professional Association of Diving Instructors) zeichnete das Tauchsportcenter Aquakadabra im Jahr 2009 dafür aus, dass dort deutschlandweit die meisten Zertifizierungen (Ausbildungen vom Anfänger bis zum Profi) gemacht wurden, genau 250. Insgesamt schätzt der Inhaber die Zahl der Absolventen auf über 2.400 in den letzten 23 Jahren. 2011 wurde das Tauchsportcenter zum ersten TEC-REC-Dive Center in Deutschland ernannt, Thomas Hinterlang bietet hier auch so genannte technische Tauchgänge jenseits der 40-Meter-Grenze an. Für alle, die mit dem Tauchen beginnen wollen, gibt es den Einstiegskurs (PADI Open Water Kurs) ab 350 Euro und die Bandbreite seiner Klientel ist groß: Vom Müllmann bis 143
zum Professor tauchen bei uns alle. Dabei räumt Thomas Hinterlang mit dem Vorurteil auf, dass Tauchen nicht gerade ein billiger Sport ist. Es ist nicht nötig, sich sofort nach Abschluss eines Anfängerkurses eine komplette Ausrüstung zu kaufen. Wir verleihen alle Ausrüstungsgegenstände preiswert in unserem Tauchsportcenter. Von daher ist Golfspielen mit Sicherheit teurer, argumentiert er.... keine Angst vor Haien Dafür bekämen Taucher ein einmaliges Erlebnis: Du bist schwerelos und da unten ist es einfach ruhig und still. Filmszenarien, wonach Taucher von blutrünstigen Haien angegriffen werden, bezeichnet er als übertrieben. Es gibt auf der Welt zwei bis drei gefährliche Arten und wo es die gibt, weiß jeder Taucher. Konkret nennt er den Weißen Hai, den Bullen- und den Tigerhai. Persönliche Bekanntschaft hat Thomas Hinterlang schon mit einem Walhai, dem größten Fisch der Weltmeere, gemacht, der ist zwischen acht und zwölf Meter lang und Planktonfresser, also völlig ungefährlich. Weitere Highlights aus dem Portfolio der Tauchschule sind zum einen Kindergeburtstage für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren. Wir gehen mit den Kindern ins Schwimmbad zum Schnuppertauchen als Alternative zu den normalen Kindergeburtstagen bei amerikanischen Fast-Food-Ketten, führt er aus. Ein spezielles Programm ist Tauchen- Lernen 55+, ein auf Junggebliebene zugeschnittener Anfängerkurs. Leni Riefenstahl, die berühmte Filmregisseurin und Fotografin, Ursulinergasse 15 97070 Würzburg Reservierung unter: (0931) 99 172 672 www.vogelpeter-wuerzburg.de wechselnde Specials am Wochenende mit DJs Di Fr ab 17 Uhr Sa & So ab 11 Uhr Küche bis 22 Uhr Natürlich auch auf 144
Exotische Unterwasserwelt mit einem Clownfisch im ägypischen Dahab machte erst 1974 ihren Tauchschein. Sie war damals 72 Jahre alt.... auf Kamelen zu den Tauchplätzen Inzwischen kennt Hinterlang fast alle Tauchreviere der Welt. Deshalb will er seinen Kunden auch Touren und Ziele abseits der Hochglanzkataloge bieten: Wir versuchen Dinge zu machen, die nicht jeder macht. Dazu zählt unter anderem Wracktauchen in Ägypten oder eine Tour in das beschauliche Fischerdorf Dahab im Nord-Sinai. Wobei schon die Anreise zu den Tauchplätzen ungewöhnlich ist. Da spielen wir zwei Stunden Lawrence von Arabien und reiten mit Kamelen durch die Wüste zu den Tauchplätzen, sagt er grinsend. Die Tour nach Dahab steht auch 2012 auf dem Reiseplan, daneben eine Reise ans Rote Meer, wo die Teilnehmer sieben Tage auf einer Luxusyacht nächtigen. Dabei gibt es auch Tauchgänge zum wohl bekanntesten Wrack im Roten Meer, der Thistlegorm. Der britische Frachter wurde 1941 von deutschen Bombern versenkt. In rund 30 Metern Tiefe können Taucher noch heute die Fracht bewundern: unter anderem mehrere Lokomotiven sowie Motorräder und Lastwagen. Auch das Naturschutzgebiet Ras Mohammed steht auf diesem Reiseplan. Das ist vom Fischreichtum her einer der schönsten Plätze im Roten Meer, freut sich Thomas Hinterlang schon jetzt auf die Tour im Oktober 2012. Weitere Infos: www.aquakadabra.de Ralph Bauer 145