ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal des Bundes

Ähnliche Dokumente
JÄHRLICHE STATISTISCHE GESAMTAUFSTELLUNG nach 17 VgV

Nutzung der Business Class bei Auslandsdienstreisen Vergleich der Regelungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Obersten Bundesbehörden

Anordnung einer bundesweiten Trauerbeflaggung am Freitag, dem 18. August 2017

Aus diesem Anlass ordne ich auf Grundlage von Abschnitt III. Abs. 1 des Beflaggungserlasses

10.2 Gesetzentwürfe der Bundesregierung untergliedert nach Ressorts

JÄHRLICHE STATISTISCHE GESAMTAUFSTELLUNG nach 30a Nr. 2 VOL/A

ASpB-Tagung 2011, Jülich

Lokale Bibliothekssysteme: Zukunftsperspektiven

Portalstrategie der VZG. Reiner Diedrichs. Verbundzentrale des GBV (VZG)

E-UNIVERSITY: Das Studienportal der Universität Duisburg-Essen

Ein neues Bibliotheksmanagementsystem für wissenschaftliche Bibliotheken? Eine Evaluation von GBV und hbz

FID Soziologie: Erhöhung der Sichtbarkeit und Nachhaltigkeit

Perspektiven für Bibliotheken mit. The world s libraries. Connected.

Haushalt Ergebnis der Beratung im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Gesamtübersicht. Entwurf

VuFind im konsortialen Einsatz vom Aufbau und Betrieb der finc-nutzergemeinschaft , 20 Jahre KVK, KIT, Karlsruhe, Leander Seige

Portaltechnologie: Dr. Peter Kostädt. Der OPAC der Zukunft (Teil 2) VDB-Fortbildungsveranstaltung Stuttgart, Hochschule der Medien, 9.7.

Personalisierte Dienste der Digitalen Bibliothek GBV. Reiner Diedrichs Verbundzentrale des GBV (VZG) VZG GBV. Sun Summit Berlin 21.9.

LIVIVO: Das neue ZB MED-Suchportal für Lebenswissenschaften Jana Pössel. AGMB-Tagung Basel, Seite

Einführung in die Welt der Discovery-Services

Bibliotheksportale und Suchmaschinen Wo stehen wir?

Discovery für Öffentliche Bibliotheken Technische Herausforderungen

Die Zukunft des OPAC

Die digitale Agenda der ÖBB Die Interaktion von Strategie und Technologie

Muss ein Bibliothekssystem individualisierbar sein?

Der semantische Discovery Service YEWNO - ein Pilotprojekt an der Bayerischen Staatsbibliothek. Dr. Berthold Gillitzer Bayerische Staatsbibliothek

IHRE BEHÖRDENNUMMER. Das Projekt D115. Einheitliche Behördenrufnummer. Wir lieben Fragen

Bibliotheken - Verbünde Über das Fehlen einer notwendigen Diskussion

NIE INE (Nationale Infrastruktur für Editionen / Infrastructure nationale pour les éditions)

Click to edit Master title style

swissbib Basel Bern 1

VZG Verbundzentrale - Lokale Bibliothekssysteme -

Click to edit Master title style

Umgang deutscher Archive mit dem Thema Open Data

Click to edit Master title style

Die Dienstleistungen des Bibliotheksservice-Zentrums Baden-Württemberg: SWB-Verbund, Online-Katalog und ArchivIS

Edoweb 3.0. Open Source-System für das elektronische Pflichtexemplar

Informations Portale

Einfach. Schneller. Finden! Kunstliteratur und Katalog 2.0. Dr. Maria Effinger, UB Heidelberg 1

Eine zentrale Recherche-Plattform für Bibliotheksressourcen

Vom kommerziellen Produkt zur gemeinschaftlichen Entwicklung: Discovery an der UB Lüneburg

Enduser Environment: Volker Conradt Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ)

Förderberatung Forschung und Innovation des Bundes. Wegweiser zur Forschungs- und Innovationsförderung

Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek

Literaturverwaltung und Wissensorganisation

Das neue Service-bw als strategische Plattform für modernes E-Government in Baden-Württemberg

AGIK Workshop Google Scholar & Co. Fluch oder Segen? 19. Juni 2013, BFH, HAFL Zollikofen

IT Steuerung Bund Aufbau eines Architekturmanagements

Standards der Informationskompetenz für Schülerinnen und Schüler

Inhalt. Media-Daten Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe

Christian Geiger St. Gallen Ulm digitale Agenda für Ulm

Click to edit Master title style

psdesign1, Fotolia.com

Optimiertes Discovery & Delivery? Beobachtungen zum Nutzungsverhalten und zur Nutzung von E-Ressourcen nach Einführung von Primo an der FU Berlin

ZustAO Beih. Ausfertigungsdatum: Vollzitat:

Auf dem Weg zu einem einheitlichen Geschäftsprozessmanagement im Bundesministerium des Innern und seinen nachgeordneten Behörden

Zukunft HeBIS-Portal

Literaturrecherche in der Digitalen Bibliothek Workshop-Reihe am

Der Kölner UniversitätsGesamtkatalog

Facharbeitsrecherche. Eva Ottersbach

Der neue Fachinformationsdienst Musikwissenschaft Service für die Forschung

Katalogdaten als Linked Open Data aufbereiten und nutzen Teil 2: Technik

Einführung des Discovery Service Primo im Bibliotheksverbund Bayern

Das IT-Investitionsprogramm des Bundes:

Empowering Marketing Performance MULTICHANNEL CONTENT MANAGEMENT UND PUBLISHING

Eine zentrale Recherche-Plattform für Bibliotheksressourcen

Research Collection. Elektronische Bibliothek Schweiz E-lib.ch Zwischenbilanz und Ausblick. Conference Paper. ETH Library. Author(s): Töwe, Matthias

digital business solution Digitale Personalakte

Training Academy HESS GROUP TRANING ACADAMY

Bibliotheken vs. Google? Literaturrecherche im Internet

Open Science «Data Processing als Kern / Basis einer offenen Schweizer Metadatenplattform»

Realtime Daten-Rückschreibung in Tableau mit der Extensions API //

Ein Konzept zum Fachdokumenten-Management und zum Einsatz von InGrid im Umweltinformationssystem Baden-Württemberg

Teilnahme am B3Kat neue Möglichkeiten

Discovery Service. Evolution oder Revolution?

Relaunch des GeoPortal.rlp. Armin Retterath Zentrale Stelle Geodateninfrastruktur Rheinland-Pfalz

Neue Dienste der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek

Sachstandsbericht. Interoperable Servicekonten für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen

Projekt E-Beschaffung

Suchmaschinen und E-Commerce-Sites als Herausforderer der Bibliotheksangebote

WARUM SOLLTE VUFIND NUR EIN BESSERER OPAC SEIN UND NICHT EINE GENERELLE SUCH- ARCHITEKTUR? Christian Scheel

ONLINE HANDELS & MARKTPLATZPORTAL

Das Kaufhaus des Bundes

NOW YOU KNOW [ONTOS TM WHITE PAPER SERIES] Intelligentes Information Mining durch Ontologie [YVES BRENNWALD, ONTOS INTERNATIONAL AG]

Public IT Security PITS 2017

Enterprise Search. Präsentation zur Seminararbeit. im Seminar Moderne Entwurfsmethoden für Innovative Softwaresysteme

Bundesverwaltungsamt Bundesstelle für Informationstechnik

Open(Geo-)Data - ein Katalysator für die Digitalisierung in der Landwirtschaft? Olaf Nölle, Kundenberater Land- und Forstwirtschaft

Maßnahmenbereich Verbesserung IT-Organisation Bund Maßnahmenblock B-1. Ausbau des Kompetenzzentrums für Open-Source-Software

Open Data Portale in Deutschland. Christian Horn Finanzbehörde E-Government und IT-Steuerung E-Government- und IT-Strategie

Genetec. Vereinheitlichte Sicherheitslösung - effiziente Komplettlösungen auf einer Plattform. Genetec

Kürschners Handbuch. Ausgabe Bundesregierung

Inhalt. Media-Daten Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe

15 Jahre IT-Grundschutz

FACHBIBLIOGRAPHIE UND FACHINFORMATION INFORMATIONSKOMPETENZ UND TEACHING LIBRARY:

Volltextserver der Verbünde

Open und Closed Source im IT-Konzept der Universität Osnabrück. May-Britt Kallenrode Universität Osnabrück

DATENSICHERHEIT BEI AUTODESK BIM 360

Projekt Integriertes Bibliothekssystem BW Konzeption und Betriebsmodell

Transkript:

Bibliotheksdienst 2015; 49(7): 739 747 ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal des Bundes Zusammenfassung: Das grunderneuerte Informations- und Bibliotheksportal des Bundes (ibib) bietet einen komfortablen Online-Zugang zu Katalogen und Informationsangeboten von derzeit 21 Bibliotheken der obersten und oberen Bundesbehörden. Herzstück des neu entwickelten Portals ist ein übergreifender Zentralindex, der aus den bibliografischen Datenbeständen aller angeschlossenen Bibliotheken einmal pro Tag erzeugt wird. Gegenüber der früheren Portalversion haben sich die Antwortzeiten bei Katalogrecherchen hierdurch signifikant verkürzt. Überdies tragen funktionale Erweiterungen wie das Anlegen persönlicher Suchprofile oder Web-2.0-typische Kommentarfunktionen zu einer höheren Effizienz im Informations- und Wissensmanagement der beteiligten Bundesbehörden bei. Technologisch basiert das neue ibib auf der innovativen Open-Source-Plattform VuFind, die in Zukunft insbesondere auch eine einfache und kostengünstige Integration weiterer Bibliotheksmanagementsysteme und anderer Datenquellen ermöglicht. Schlüsselwörter: Informations- und Bibliotheksportal des Bundes, Behördenbibliothek, Zentralindex ibib 2.0: The new Information and Library Portal of the Federal Government (ibib) Abstract: The thoroughly revised Informations- und Bibliotheksportal des Bundes (ibib) offers a comfortable online access to catalogues and information offers of presently 21 libraries of the supreme federal authorities. The heart of the newly developed portal is an all-embracing central index which is generated once a day from the bibliographical data bases of all linked libraries. Because of this, response times in catalogue searches are now significantly shorter compared with the former portal version. Moreover, functional expansions like compiling personal search profiles or web 2.0-typical commentary functions contribute to a higher efficiency in the information and knowledge management of the involved federal authorities. Technologically, the new ibib is based on the innovative open source platform VuFind which in future will also enable a simple and lowcost integration of further library management systems and other data sources. Keywords: Informations- und Bibliotheksportal des Bundes, federal authority library, central index DOI 10.1515/bd-2015-0084

740 ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal 1 Einleitung In diesen Tagen wird das grunderneuerte Informations- und Bibliotheksportal des Bundes freigeschaltet. Nach mehrjähriger Planungs- und Realisierungsphase ist damit der Wandel von einer reinen Katalogplattform hin zu einem modernen, intuitiv nutzbaren Informations- und Wissensportal vollzogen. Das Integrationsprojekt, in dem Dienstleistungen und Daten von derzeit 21 Bibliotheken1 der obersten und oberen Bundesbehörden zusammengeführt sind, verbessert signifikant die Informationsversorgung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Teilnehmerbehörden. Darüber hinaus aber stellt die offene Portalarchitektur die Weichen dafür, dass sich in Zukunft prinzipiell jede Bibliothek einer Bundesbehörde an das neue ibib anschließen kann. Perspektivisch entsteht somit ein Single Point of Service für das Informations- und Wissensmanagement der Bundesverwaltung. Abb. 1: Das ibib-logo. 1 Die Bibliotheken folgender 21 Behörden des Bundes nehmen derzeit am ibib teil: Auswärtiges Amt; Bundeskanzleramt; Bundesministerium der Finanzen; Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz; Bundesministerium der Verteidigung; Bundesministerium des Innern; Bundesministerium für Arbeit und Soziales; Bundesministerium für Bildung und Forschung; Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft; Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Bundesministerium für Gesundheit; Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur; Bundesministerium für Wirtschaft und Energie; Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; Bundesnachrichtendienst; Bundespräsidialamt; Presseund Informationsamt der Bundesregierung; Bundesrat; Bundesrechnungshof; Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung.

ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal 741 Viele oberste und obere Bundesbehörden, insbesondere aber alle Bundesministerien, verfügen über jeweils eigene Bibliotheken, die sich hinsichtlich ihrer Serviceprioritäten zum Teil erheblich von anderen wissenschaftlichen oder öffentlichen Bibliotheken unterscheiden. Ursache dafür sind vor allem anders gelagerte Nutzungsmodalitäten z. B. die besonders hohen Anforderungen an die Informationssicherheit und Vertraulichkeit, die bereits für Katalogrecherchen gelten. In Bibliotheken der obersten Bundesbehörden geht es dabei wie überall zunächst um den Schutz von Persönlichkeitsrechten der Nutzerinnen und Nutzer. Aber nicht nur, denn sicherheitsrelevant können unter Umständen bereits Informationen darüber sein, auf welches Themengebiet sich eine Kataloganfrage bezieht. Hinzu kommt ein weiterer Unterschied: Die vergleichsweise geringen Nutzerzahlen erlauben eine weit intensivere Einzelfallbetreuung als beispielsweise in einer Universitätsbibliothek, die den Ansprüchen oft vieler tausend Studierender gerecht werden muss. 2 Herkunft aus der Prä-Web-2.0-Epoche Der Vorläufer des heutigen Bibliotheksportals ging vor gut zehn Jahren an den Start. Damals boten die beteiligten Bibliotheken erstmals einen ressortübergreifenden Zugang zu ihren Literaturbeständen, elektronischen Publikationen und weiteren Informationsangeboten für den Nutzerkreis des Informationsverbundes Berlin-Bonn (IVBB). Das Portal ebnete für die beteiligten Bibliotheken zudem den Weg zu neuen Kooperationsmöglichkeiten auf anderen Gebieten, z. B. im Bereich Beschaffung, und trug dort zu höherer Wirtschaftlichkeit bei. Die Netzinfrastruktur des Bundes Die Kommunikation der deutschen Regierungsbehörden stützt sich im Wesentlichen auf zwei Netzinfrastrukturen: den Informationsverbund Berlin-Bonn (IVBB) und den Informationsverbund der Bundesverwaltung (IVBV). Errichtet wurde der IVBB im Zuge des Regierungsumzugs, um eine sichere Kommunikation zwischen Regierungsstellen in Bonn und Berlin zu gewährleisten. Ergänzend dazu bietet der IVBV ressortübergreifend einen Zugriff auf IT- und Kommunikationsverfahren für die gesamte Bundesverwaltung. Unter dem Namen Netze des Bundes (NdB) plant die Bundesregierung eine Konsolidierung dieser beiden Infrastrukturen. Damit soll eine einheitliche Plattform geschaffen werden, die unterschiedlichen Sicherheitsbedürfnissen gerecht wird und die im Sinne der Nachhaltigkeit offen ist für zukünftige Herausforderungen. Bisher war das Informations- und Bibliotheksportal ausschließlich über den IVBB erreichbar. Doch das wird sich ändern: In Zukunft wird das neue ibib auch über den IVBV und später über NdB erreichbar sein. Das neue ibib ist sowohl kapazitiv als auch in Bezug auf seine Sicherheitsarchitektur schon jetzt auf ein Vielfaches der heutigen Nutzerzahl vorbereitet. Schließlich haben bereits eine Reihe weiterer Bibliotheken von Bundesbehörden ihr Interesse an einer ibib-nutzung bekundet.

742 ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal Dank seiner vielfältigen positiven Effekte auf die Qualität und Effizienz der fachspezifischen Informationsversorgung stieß das Portal schnell auf wachsende Resonanz in den obersten Bundesbehörden. Die Zahl der registrierten Nutzer wuchs stetig auf derzeit etwa 14.500. Zudem fand das Bibliotheksportal Eingang in die Umsetzungspläne der Bundesregierung für die Verwaltungsmodernisierung und hat mittlerweile einen festen Platz im IT-Rahmenkonzept des Bundes. Aus heutiger Sicht fallen allerdings auch Einschränkungen des früheren Portals ins Auge, die im Wesentlichen auf den inzwischen überholten Stand der damaligen Technik zurückzuführen sind. So bot die ursprüngliche Portalversion beispielsweise nur eine Parallelrecherche in den verschiedenen Beständen. Das heißt, dass ein Suchvorgang aus 21 einzelnen Meta-Suchanfragen an die jeweiligen Bibliotheksmanagementsysteme bestand, da es im Portal keinen zentralen Index gab. Auch fand kein Ranking der eingehenden Rückmeldungen statt. Gleichwohl spielten einzelne funktionale Grenzen als Motiv für die technologisch wie inhaltlich grundlegende Neuorientierung des Bibliotheksportals nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend waren vielmehr die neuen Gestaltungsmöglichkeiten und daraus resultierende Nutzererwartungen infolge des massiven technologischen Fortschritts innerhalb des letzten Jahrzehnts Stichwort: Performance, Usability und Web 2.0. 3 Integrationskraft einer offenen Portalarchitektur Eines der vordringlichen Anliegen bei der Neugestaltung des Portals war es, einen ebenso einfachen Sucheinstieg anzubieten, wie ihn die meisten Nutzer heutzutage von Suchmaschinen wie Google oder Bing kennen.

ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal 743 Abb. 2: Sucheinstieg in das ibib: So einfach wie bei Google. Zudem sollte sich die Recherche automatisch auf einen gemeinsamen Datenbestand im Portal erstrecken. Denn hierin liegt aus Nutzersicht ein großer Komfortund Effizienzgewinn. Dafür war es allerdings notwendig, die verschiedenen Bibliotheksmanagementsysteme (BMS) der beteiligten Bibliotheken in das Portal

744 ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal zu integrieren. Mehr noch: Mit Blick auf andere Bibliotheken der Bundesverwaltung, die sich in Zukunft an das ibib anschließen wollen, musste die Integration technisch so gelöst werden, dass sich weitere BMS schnell und aufwandsarm einbinden lassen. Derzeit sind folgende BMS beziehungsweise Datenbanken der beteiligten Partnerbibliotheken in das ibib integriert: adis/bms (astec GmbH), BIBLIOTHECAplus (OCLC GmbH), SISIS-Sunrise (OCLC GmbH), STAR (GLOMAS Deutschland GmbH), Allegro C (Universitätsbibliothek Braunschweig). Diese Systeme speisen das ibib regelmäßig mit Katalogdaten in den bibliografischen Formaten MARC21, MAB2 sowie MARCXML. Aus diesen Ausgangsdaten produziert das Portal dann quellübergreifend einen Zentralindex dies ist der entscheidende Unterschied zur Vorgängerversion. Denn der übergreifende Zentralindex sorgt dafür, dass eine Suchanfrage alle 21 Quellsysteme einbezieht was die Antwortzeiten erheblich reduziert. Dafür exportieren die angeschlossenen Bibiliotheken ihren gesamten Katalogdatenbestand jede Nacht auf ein lokales System, das für den Fernzugriff freigegeben ist. Von dort aus importiert das ibib die Daten und führt sie mithilfe einer Mapping-Routine per Batch-Lauf zum gemeinsamen Zentralindex zusammen. Intern wird der fertige Index tagesaktuell im MARC21-Format in einer MySQL-Datenbank bereitgestellt. Abb. 3: Neue Portalarchitektur des ibib: Offen für die Integration weiterer BMS.

ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal 745 4 Onlinebestellung inklusive Eine Erfahrung, die bereits von anderen Verbundkatalogen bekannt ist, hat sich auch im ibib-projekt bestätigt: Die Katalogzusammenführung in einem zentralen Datenpool bringt Katalogisierungsfehler ans Licht, die ansonsten vermutlich lange unentdeckt geblieben wären. Mehr Komfort und Funktionalität für die Portalbenutzer geht in den beteiligten Bibliotheken quasi automatisch mit höherer Datenqualität einher. Projektsteckbrief ibib Unter Federführung des Referats Innerer Dienst, Bibliothek, Sicherheitsbeauftragte im Bundesministerium des Innern (BMI) erarbeitete ein Team aus Vertretern der am Portal beteiligten Bibliotheken gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Geschäftsstelle für das Informations- und Bibliotheksportal des Bundes ein fachliches Anforderungskonzept für die inhaltliche Neuausrichtung des Portals. Die Erstellung der technischen Konzeption, die Vorbereitung der Ausschreibung und Vergabe sowie die Umsetzung der Neuausrichtung erfolgten unter der Leitung von Herrn Markus Reisener (BMI). In den Bereichen Technologie und IT-Sicherheit wurde das Projekt durch das IT-Beratungsunternehmen CSC Deutschland GmbH und die Firma secunet Security Networks AG unterstützt. Über die 21 Teilnehmerbehörden hinaus zählten u. a. die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Experten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik sowie das Beschaffungsamt des BMI und das Bundesverwaltungsamt zu den Stakeholdern im Projekt. Nach einer öffentlichen Ausschreibung erhielt die Firma SEITENBAU GmbH den Zuschlag für die Neuentwicklung des Portals. Die Arbeiten dazu begannen 2014. Ab Mitte 2015 wird das neue ibib Zugriff auf mehr als drei Millionen Medieneinheiten und eine Vielzahl unterschiedlicher Fachdatenbanken bieten. Das neu entwickelte ibib erforderte noch auf anderer Ebene eine engere Integration der verschiedenen BMS: Die Anzeige der Suchergebnisse lässt nicht nur die Verfügbarkeit der aufgeführten Treffer erkennen, sondern ermöglicht zugleich Vormerkungen und Bestellungen mit einem Klick. Über eine Schnittstelle stellt das Portal zu diesem Zweck eine entsprechende Verfügbarkeitsanfrage an die Verbuchungskomponente des betreffenden BMS und löst gegebenenfalls den Bestellvorgang aus. Da Ausleihen stets von der Bibliothek derjenigen Behörde bearbeitet werden, zu der eine Benutzerin oder ein Benutzer gehört, wird das Portal künftig noch weitere ausleihbezogene Funktionen der behördenspezifischen BMS zur Verfügung stellen: Über die reine Bestellmöglichkeit hinaus sollen im ibib z. B. auch Übersichten zum aktuellen Bearbeitungsstand von Bestellungen angeboten werden inklusive der Möglichkeit, offene Bestellungen, ähnlich wie von Amazon gewohnt, auch im Nachhinein verändern zu können. Darüber hinaus bietet das neue ibib auch Raum für bibliotheksspezifische Seiten, deren Inhalte von den Teilnehmerbibliotheken selbstständig mit einem Content Management

746 ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal System verwaltet werden. Auch bieten bibliotheksbezogene Ansichten beispielsweise Zugang zu Spezialdatenbanken, die von einer Behörde individuell lizenziert sind und daher nur in der eigenen Behörde zur Verfügung stehen sollen. 5 Mehr als ein konventioneller OPAC Technologisch stützt sich das neue ibib auf die Open-Source-Lösung VuFind einer Entwicklung, die ursprünglich von der Falvey Memorial Library in Villanova nahe Philadelphia angestoßen wurde. VuFind erfreut sich in der internationalen Bibliothekslandschaft, aber auch in Deutschland, wachsender Beliebtheit. Im Vergleich zu herkömmlichen OPAC-Oberflächen verfolgt VuFind einen vollkommen neuen Ansatz, indem es einen sehr einfachen Sucheinstieg mit hochdifferenzierten Möglichkeiten zur Eingrenzung der Treffermenge vereint. Kennzeichnend für das Konzept sind überdies die vielfältigen, von Web- 2.0-Techniken inspirierten Kommentar- und Personalisierungsfunktionen. Hinzu kommt die vergleichsweise einfache Möglichkeit, unterschiedlich geartete Informationsquellen in das Portal einzubinden. Neben Bestands- und Verfügbarkeitsdaten aus den Katalogen der beteiligten Bibliotheken bietet das ibib auch immer mehr Content aus externen Quellen soweit möglich und sinnvoll mit einer Volltextsuche kombiniert. Das betrifft z. B. elektronische Bücher und Newsletter sowie Inhalte aus öffentlichen Onlineportalen wie Wikipedia oder Gutenberg. Dank VuFind ist im ibib künftig auch ein direkter Zugriff auf Berichte oder Analysen möglich, die beispielsweise auf dem Publikationsserver des Bibliotheksportals vorgehalten werden. VuFind bringt weitere Vorteile mit sich: Das System ist konsequent modular aufgebaut und individuell konfigurierbar. Dies gewährleistet eine nachhaltige Begrenzung der Entwicklungs- und späteren Anpassungskosten. Die weltweit wachsende VuFind-Community ist zugleich ein Garant für Zukunftsfähigkeit. Nicht zuletzt hilft das Open-Source-Lizenzmodell von VuFind, langfristig Kosten einzusparen. 6 Höhere Effizienz im Umgang mit Informationen Komfort ist für ein Portal wie das neue ibib alles andere als ein bloßer Luxus. Im Gegenteil: Ein zeitgemäßes Nutzungserlebnis schafft erst die Voraussetzung für eine breite Akzeptanz innerhalb der Zielgruppe. Je mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bundesbehörden das neue ibib in ihrem beruflichen Alltag

ibib 2.0: Das neue Informations- und Bibliotheksportal 747 anwenden, desto größer ist der Zeit- und Effizienzgewinn dank beschleunigter Informationsbeschaffung. Dieser Effekt ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn es um die Leistungsfähigkeit und Agilität von Bundesbehörden geht. Hier liegt auch der Grund dafür, warum Usability ein so wichtiger Schwerpunkt bei der Neuausrichtung war. Dies äußert sich bereits beim Einstieg in das neue Portal: Im Gegensatz zur bisherigen Version ist hier grundsätzlich keine Doppelanmeldung erst am Behördennetz und dann am Portal erforderlich. Stattdessen verarbeitet das neue ibib künftig die Authentifizierungs- und Berechtigungsinformationen der ersten Netzanmeldung und realisiert auf diese Weise das sogenannte Single-Sign- On. Vereinfachung ist generell die Devise auch beim Sucheinstieg und dem Umgang mit den Ergebnissen von Suchanfragen. Zu nennen sind hier u. a. Web- 2.0-typische Funktionen wie Systemvorschläge zur Ergebnisoptimierung nach dem Muster: Andere Nutzer mit einer ähnlichen Anfrage haben zusätzlich den Suchbegriff XY eingegeben. Darüber hinaus haben Nutzer die Möglichkeit, eigene Suchprofile mit Schlagwörtern und Themengebieten im Portal zu hinterlegen, um sie von automatisierten Suchagenten regelmäßig abarbeiten zu lassen. In gleicher Weise können auch Behörden für bestimmte Fachaufgaben typische Suchprofile vordefinieren und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Neu und für viele Nutzer vielleicht ungewohnt ist ferner die Möglichkeit, Rezensionen zu Titeln zu verfassen, um somit anderen Nutzern wichtige Hinweise zu deren Inhalte und Qualität zu geben. Der Fundus des ibib beträgt zurzeit knapp drei Millionen Medieneinheiten. Er wächst mit jeder Behördenbibliothek, die sich in Zukunft am ibib beteiligt. Die Datenbank-Plattform ist deshalb skalierbar ausgelegt und bereits heute auf die Beteiligung von 65 Behörden mit zusammen fast sieben Millionen Medieneinheiten dimensioniert. Bundesministerium des Innern Projekt Neuausrichtung Informations- und Bibliotheksportal des Bundes Alt-Moabit 101 D 10559 Berlin E-Mail: markus.reisener@bmi.bund.de