Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz Arbeitsgruppe Bodenklassifikation und Nomenklatur. Schlüssel. zur Klassifikation der Bodentypen der Schweiz

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Transkript:

Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz Arbeitsgruppe Bodenklassifikation und Nomenklatur Schlüssel zur Klassifikation der Bodentypen der Schweiz

Vorwort Der nachfolgende Bodenschlüssel basiert auf der Broschüre 'Klassifikation der Böden der Schweiz' (FAP, 1992). Er ist als Hilfsmittel für eine vereinfachte Klassifizierung der Böden auf der Stufe Bodentyp bzw. Untertyp gedacht. Für eine präzisere Einordnung ab der Stufe des Untertyps (Stufe V) muss auf die erwähnte Broschüre zurückgegriffen werden, ebenso für die genauen Definitionen von Kriterien oder die Horizontbezeichnungen. Die im Schlüssel teilweise aufgeführten Untertypen sowie die Horizontabfolgen sind nur als Beispiele zu verstehen. Die vierstellige Zahlenkombination bei den einzelnen Typen stellt die Code-Bezeichnung der ersten 4 Klassifikationsstufen dar. Im Zusammenhang mit dem Schweizerischen Klassifikationssystem sind einige Besonderheiten, die nicht konform zu anderen Systemen sind, hervorzuheben: A oder Ah: B oder Bw: Bw oder Bfe: It oder Bt: Ife oder Bfe: A-Horizont, wenn Humusgehalt < 2% und Munsell-Wert >5, andernfalls Ah. Bw = typischer Horizont mit ausgeprägten Verwitterungsmerkmalen bei der Braunerde. Wenn die Verwitterung weniger intensiv ist (höchstens schwach sauer, hohe Basensättigung, evtl. karbonathaltig), wird er als B-Horizont bezeichnet. Bw wird verwendet, wenn Fe-Hydroxid vorwiegend an Tone gebunden ist (gelblichbraune bis braunrote Färbung (= verbraunt)); Bfe, wenn es sich zumeist um freie Fe- Hydroxide (meist intensiv rötlich oder orangerot gefärbt (= eisenhüllig)) handelt. It ist nur zu verwenden, wenn der tonreichere Horizont tatsächlich durch Einwaschung entstanden ist (also genetisch mit einem E-Horizont in Verbindung steht), sonst Bt. Ife ist nur zu verwenden, wenn der sesquioxidreiche Horizont durch Einwaschung entstanden ist. Ein intensiv rostrot gefärbter Horizont ohne Nachweis einer darüberliegenden Auswaschungszone muss als Bfe gekennzeichnet werden. Die folgenden Mitglieder der BGS haben sich am Aufbau des Schlüssels massgeblich mitbeteiligt: P. Fitze St. Juchler E. Alther P. Lüscher L.-F. Bonnard M. Müller J. Brunner K. Peyer E. Frei J. Presler M. Gratier H. Sticher August 1996 / BGS

Uebersichtsdarstellung des detaillierten Bodenschlüssels 1 Unterscheidung nach Wasserhaushalt und Gerüstaufbau periodisch überschüttet oder selten perkoliert oder normal perkoliert und ohne B-Horizont normal perkoliert mit B-Horizont 4 unentwickelte Böden und Böden mit schwacher Verwitterung Gesteinsböden Humus-Gesteinsböden Rendzina, Ranker, Regosol Phaeozem Grund- oder Hangwasser- Beeinflussung Böden mit Staunässemerkmalen 2 schwache Ausprägung starke Ausprägung gehemmte Wassersickerung pseudogleyig Pseudogleye 5 entwickelte Böden mit B-, Bw- oder Bfe- Horizont gleyig 6 Kalkbraunerde Braunerden Verwitterungshorizont zweigeteilt 3 Böden mit Fremdnässemerkmalen schwache Ausprägung starke Ausprägung Gleye und Moorböden entwickelte Böden mit AE- bzw. E- und I-Horizont Parabraunerde Braunpodzol Podzol 8 Rohhumus 7 terrestrische Humusformen Typische Humusformen Moder Mull Unterscheidung nach Humusaufbau semiterrestrische Humusformen (ähnlich typ. Humusformen, aber "Hydro-") Torfhorizonte Moorböden und deren Uebergangsformen 9 Mit den detaillierten Entscheidungskriterien in den einzelnen Blättern wird auf die entsprechenden Pfade (=Pfeile) verwiesen.

Unterscheidung nach den hierarchischen Klassifikationskriterien Periodische oder episodische Ueberschwemmung (Flussauen); Material meist geschichtet, manchmal hydromorphe Merkmale im Unterboden 7... Fremdnässe (Grund- oder Hangwassereinfluss mit starker Verdunstung; oft Salzanreicherungen im Oberboden Perkoliert (N>ET), normal drainiert und normal durchlüftet: keine Rostflecken, Marmorierungen, Streifungen bzw. kein Fremdwasser oberhalb von 90 cm Tiefe feststellbar Wasserhaushalt und Gerüstaufbau Fremdnässe: Grund- oder Hangwassereinfluss; mind. schwache Rostflecken oberhalb 90 cm Tiefe, Fleckung nach unten zunehmend; häufig Vernässungszeichen im unteren Profilteil), evtl. Torfbildung Staunässe: gehemmte Wassersickerung; schlecht durchlüftet; mind. mässige Rostflecken oder gebleichte Kanäle oberhalb 90 cm Tiefe. Die hydromorphen Merkmale sind nicht auf Grund- oder Hangwassereinfluss zurückzuführen. 8... 1... / 6... 1... / 4... 1... selten perkoliert (N ET) und keine Fremdnässe (steppenartige Böden, in der Schweiz, z.b. im Unterengadin oder Wallis) Bestimmungsschlüssel (BGS / 1996) 2... Boden unentwickelt oder höchstens schwach verwittert : Ein B-Horizont fehlt oder kann ansatzweise vorhanden sein, ph- Veränderungen im Oberboden höchstens bei silikat. Material deutlich messbar Sekundärmineralien (Ton, Oxide) deutlich feststellbar; der Unterboden ist als mind. durchgehender B-Horizont ausgebildet (nur im Fall der Kalkbraunerde noch Karbonat im ganzen Profil), im Fall von Verlagerungsprozessen kann er zweigeteilt sein unentwickelte Böden (Blatt 4) Böden mit Staunässemerkmalen (Blatt 2) 1 versalzte Böden, in der Schweiz vereinzelt in Talniederungen des Unterwallis Böden mit Fremdnässemerkmalen (Blatt 3) unentwickelte Böden (Blatt 4) entwickelte Böden = sekundärmineralhaltige Böden (Blatt 5) unentwickelte Böden (Blatt 4)

Böden mit Staunässemerkmalen 2 starke Fleckung (Marmorierung) des gg-horizontes häufig bis zur Bodenoberfläche reichend (evtl. dch. Humus verdeckt), mindestens aber oberhalb 40 cm; oft auch Bleichbahnen mit Rostsäumen 4376 Pseudogley Profilumfassend dch. Marmorierung geprägt;rostfleckung in Matrix oder entlang von gebleichten Wurzelbahnen; oft schwärzl. Ueberzug auf Steinen oder schwarze Mn- Konkretionen z.b. Ah,cn - ABg - Bgg - Cgg - Cg Der graufleckige Pseudogley ("Stagnogley") ist zusätzlich zur Marmorierung durch eine sog. "Nassbleichung" des Oberbodens infolge Eisenauswaschung gekennzeichnet z.b. Aa - E - Bgg,fe - BCg starke Fleckung (Marmorierung) bzw. Konkretionen im Bereich 40-60 cm u.t., darüber fehlend bzw. höchstens vereinzelte Fe- oder Mn-Konkretionen; Braunerde - Pseudogley die obersten 40 cm sind von Stauwasser nur unwesentlich beeinflusst z.b. Ah - Bw(g) - Bgg - BC 4352 13.. Mässige Rostflecken (g-horizont) bis zur Oberfläche erkennbar, jedenfalls in einem mehr als 20 cm mächtigen Horizont. Stärkere Rostfleckung (gg-horizont) kann unterhalb 60 cm u.t. auftreten. z.b. pseudogleyige Braunerde mit Abfolge Ah - Bwg - BCgg - C entwickelte Böden = sekundärmineralhaltige Böden (Blatt 5) "pseudogleyiger" "Bodentyp" 13.. Mässige Rostflecken (g-horizont) erst unterhalb 60 cm u.t.; wenn vorhanden, befindet sich die Obergrenze des gg-horizontes unterhalb 90 cm u.t. z.b. schwach pseudogleyige Parabraunerde: Ah - E - Ife(g) - Bg - C "schwach"

Böden mit Fremdnässemerkmalen Fremdwasser = Grund- oder Hangwasser 3 In den obersten 80 cm sind mindestens 40 cm Torf vorhanden Moorböden (Blatt 9) Stark hydromorpher Boden, Rostfleckung im Oberboden gegenüber Fahlfärbung (Reduktionsfarbe) zurücktretend oder ganz fehlend; Grundwasser häufig bis an Oberfläche reichend, Obergrenze des r-horizontes oberhalb 60 cm u.t.; häufig anmoorige Humusform und kaum nennenswerte Verwitterung Fahlgley Grossteil des Profils fast dauernd vernässt (extreme Variante) z.b. Aa,g - Bgg - BCr- Cr 6386 Grundwasserspiegel bei Trockenheit unterhalb 60 cm (r-horizont); Rostflecken, Konkretionen und Fe-Krusten oft bis an Oberfl. reichend, mind. aber unterhalb 20 cm u.t.; Matrix vorwiegend grau gefärbt; durch den hreszeitlichen Wechsel der Vernässung ist die Marmorierung im Mittelboden oft intensiv. Buntgley Oxidativer Teil auf den Ober- und Unterboden beschränkt z.b. Ah,cn - ABg - BCgg - BCr - Cr 6376 Bodenmatrix vorwiegend braun (nur schwache Verwitterung), Rostflecken und Konkretionen mit der Tiefe zunehmend und oft bis an die Oberfläche reichend; deutliche Vernässungszeichen (stärkere Fleckung) im Bereich 40 bis 60 cm u.t. Braunerde-Gley z.b. Ah - ABcn - Bg - BCgg - Cgg 6356 12.. / 13.. schwache Rostfleckigkeit kann bis zur Oberfläche reichen, evtl. nach unten zunehmend vernässt; deutliche Vernässungsmerkmale (stärkere Fleckung) zwischen 60 und 90 cm u.t. entwickelte Böden = sekundärmineralhaltige Böden (Blatt 5) 12.. / 13.. schwache Rostfleckigkeit erst unterhalb von 60 cm u.t.; nach unten evtl. zunehmend vernässt; stärkere Fleckung kann unterhalb von 90 cm u.t. auftreten. "gleyiger" "Bodentyp" "schwach" unentwickelte Böden (Blatt 4)

Unentwickelte Böden und Böden mit schwacher Verwitterung Böden unentwickelt und ohne erkennbare Verwitterungsmerkmale (< 5 % Ton, keine Verbraunung); auch bei Silikatgestein kaum ph-veränderungen im Profil; Pflanzenbewuchs lückenhaft; Humusaufbau schwer definierbar, keine durchgehenden Horizonte; < 5 kg / m2 org. Substanz z.b. [O] - [A]C - C 11.. / 81.. Ausgangsmaterial silikatisch (Fels od. Lockermaterial sauer bis neutral Ausgangsmaterial gemischt (max. 50-75 %Kalk) neutral-schw. alkalisch Ausgangsmaterial Kalk (min. 50-75 %) Fels od. Lockermaterial leicht alkalisch frische Ueberschüttung (Grundw. meist in geringer Tiefe), schichtig Silikatlithosol (Fels in max. 10 cm Tiefe) Silikatgesteinsboden (Lockermaterial Silikatgesteinsfluvisol (=alluv. Silikatgesteinsboden in jungen Alluvionen ohne GW-Einfluss) Mischgesteinsboden Mischgesteinsfluvisol (ohne GW-Einfluss Karbonatgesteinsboden (Lockermaterial) Karbonatgesteinslithosol (Fels in max. 10 cm Tiefe) Karbonatgesteinsfluvisol (ohne GW-Einfluss) Auen-Silikatgesteinsboden Auen-Karbonatgesteinsboden 4 1112 1123 1133 8112 8133 12.. / 82.. Humushaltiger Ah-Horizont (meist < 20 cm) bzw. O-Lage durchgehend entwickelt (u.u. beträchtliche Mächtigkeit bei Rohhumus) Verwitterung chemisch erkennbar (leichte ph-senkung, erkennbare Entkarbonatisierung), aber Sekundäre Minerale noch nicht manifest (Ton < 5 %, keine Oxide) O - A - C (Moder, Rohhumus) (O) - Ah - C oder (O) - Ah - AC - C (Mull) silikatisch Oberboden klar saurer als Unterboden Mischgestein Entkarb. nachweisbar; Oberb. noch neutral karbonatisch Entkarb. nachweisbar; Oberb. neutral Auenboden kaum redoximorphe Merkmale bis 90 cm rohhumoser Silikatgesteinsboden (im alpinen Bereich) Humus-Silikatgesteinslithosol (Fels in > 10 cm Tiefe) 1211 humoser Silikatgesteinsfluvisol modrighumoser Mischgesteinsboden mullhumoser Mischgesteinsfluvisol modrighumoser Karbonatgesteinsboden rohhumoser Karbonatgesteinslithosol (über Kalkfels oder grobblockigem Schutt) modrighumoser Auen-Mischgesteinsboden 1223 1233 8223 13.. / 83.. Deutliche Humushorizonte vorhanden (bei Mull Ah+AhC i. d. R. höchstens 30 cm) Tongehalt > 5 %; bei Silikatgestein beginnende Oxidfreisetzung (Verbraunung) silikatisch Deutliche Versauerung im Oberb.; verbraunter Saum erkennbar Mischgestein Profil evtl. ganz entkalkt und bis schwach sauer rohhumoser Ranker mullhumoser Regosol (BRD: Pararendzina) modrighumoser Karbonat-Regosol (karb.-reich) pelitischer Regosol (Regosol auf Ton, Mergel) 1311 1323 bei Silikat- und Mischgestein deutliche ph-veränderungen (O) - Ah - AC - C oder (O) - Ah - (B)C - C (Mull); O - (Ah) - (B)C - C (Moder, Rohhumus) 23.. karbonatisch deutliche Entkalkung d. Oberbodens, ph ev. leicht tiefer (neutral) Auenboden kaum noch überflutet; ev. Rostflecken oberhalb 90 cm Tiefe mullhumose Rendzina verbraunte mullhumose Rendzina (mit deutlicher Braunfärbung und erhöhtem Tongehalt, (B)-Hor. schwach verbraunter Auenboden ( Ranker) mullhumoser Auenregosol (Mischgestein) 1333 8311 8322 Ah-Horizont bei Mischgestein > 30 (40) cm (steppenbodenähnlich), dunkel gefärbt, entkarbonatisiert; B-Horizont ev. vorhanden O - Ah - AB - BCk - Profil Mischgestein ph schwach sauer; ev. Kalkflaum Phaeozem (steppenartiger Boden der inneralpinen Trockentäler) verbraunter Phaeozem 2342

Entwickelte Böden mit einem B-, Bw- oder Bfe-Horizont 5 B-Horizont: wenig verwittert, neutral-schwach sauer, hohe Basensättigung, evtl. kalkhaltig Bw-Horizont:stark verwittert, schwach-stark sauer, Fe-hydroxid-Bindung an Ton Bfe-Horizont:stark verwitterter Unterboden mit freien Fe-Hydroxiden, die intensiv gefärbt sind Der Unterboden von bräunlicher, braungelber, braunroter oder intensiv rostroter Färbung weist eine Zweiteilung in Auswaschungs- und Anreicherungshorizont auf, bzw. es sind Anzeichen von Verlagerungen von Ton, Humus oder Oxiden erkennbar entwickelte Böden mit AE- oder E- und I-Horizonten (Blatt 6) Im ganzen Profil ist Karbonat vorhanden. Der unter dem Ah-Horizont befindliche B-Horizont reagiert schwach alkalisch bis neutral. Meist im Bereich von Unterhängen oder am Hangfuss durch Materialakkumulation oder Aufkalkung entstanden. 1353 Kalkbraunerde z.b. kolluviale Kalkbraunerde durch Umlagerung oder Hangwassereinfluss (evtl. auch durch äolische Beimengungen) Horizontfolge: Ah-AB-Bk-BC-C Unter dem Ah-Horizont ist ein B- oder Bw- Horizont ausgebildet, der karbonatfrei ist, aber immer noch neutral bis schwach sauer reagiert (Oberboden >ph 5, Basensättigung >50%); Farbe meist nicht sehr intensiv. Ausgangsmaterial ist im Regelfall Mischgestein. neutrale oder basenreiche Braunerde Horizontfolge z.b.: Ah-AB-Bw-BC-C pelitische neutrale Braunerde (keine Gesteinsrelikte) 1352 1452 Bw-Horizont meist intensiver gefärbt als bei neutraler Braunerde, bei starker Freilegung der Fe-Hydroxide sehr intensiv gefärbt (Bw,fe-Horizont); ph-werte sauer bis stark sauer (<5 bis um 3). Keine Auswaschung von Fe-Humuskomplexen nachweisbar. Stark verbreitet im montanen Hügelland. saure Braunerde Horizontfolge z.b.: Ah-Bfe-Bw(,fe)-BC-C pelitische saure Braunerde 1351 1451

Entwickelte Böden mit einem AE- oder E- und I-Horizont 6 Der Unterboden ist durch Tonverlagerung gekennzeichnet: Ein tonärmerer, meist etwas heller gefärbter Horizont befindet sich über einem meist intensiver braunrot gefärbten, tonreicheren Horizont. Der illuviale Ton ist in Form von Tonhüllen um Aggregate oder als Porenfüllung ausgebildet. Ausgangsmaterial ist meist ein Mischgestein. 1355 Parabraunerde vorkommend in den trockeneren Regionen des collinen Mittellandes unter Laub- Mischwald. Tonverlagerung im schwach bis mässig sauren ph-bereich. Horizontabfolge: Ah- AE-It-BC-C Nach stärkerer Versauerung keine aktive Tonverlagerung mehr, eher Tonzerstörung und als saure Parabraunerde bezeichnet (Eigenschaften wie saure Braunerde); Horizontfolge: Ah-AE,Bw-It,Bw-BC-C Unter der humosen Auflage bzw. einem Ah-Horizont entstehen im sauren bis stark sauren Bereich Fe- und Al-Huminstoffverbindungen, die kaum wanderungsfähig sind. Oft zeigen sich blanke Quarzkörner in einem meist humusreichen Oberboden. Nach unten schliesst der meist intensiv rostrot gefärbte, durch freie Fe-Hydroxide gekennzeichnete Bfe- Horizont an. 1361 Braunpodzol kann als unentwickelter oder degradierter Podzol (nach Entwaldung und Beweidung) aufgefasst werden. Durch den oft hohen Humusgehalt des Ah-Horizontes ist eine mögliche Verlagerung meist verdeckt. Horizontfolge: O oder Ah-A(E)-Bfe-BC-C Unter einem geringmächtigen A- oder Ah-Horizont folgt bei quarzreichen Gesteinen der deutlich ausgebleichte Auswaschungshorizont, aus dem Fe- und Al-oxide in Form von wanderungsfähigen metallorganischen Komplexen in den unteren Profilteil verlagert wurden. Dieser Anreicherungshorizont ist intensiv rostbraun gefärbt; durch die Anreicherung von organischen Substanzen kann der obere Teil dieses Anreicherungshorizontes auch grauschwarz gefärbt sein. Humusform: Rohhumus oder Moder. 1368 Podzol typisch unter subalpinem Nadelwald. Im Fall von mehr als als 5 cm mächtigem Ih-Horizont: huminstoffreicher Podzol. Diese Variante ist oft unter Zwergstrauchvegetation anzutreffen. Horizontfolge: Of-Oh-Ah-E-Ih-Ife-BC-C

Unterscheidung nach dem Humusaufbau 7 Ist ein Torfhorizont vorhanden? (Organische Auflage aus Resten torfbildender Pflanzen mit mehr als 30 % org. Substanz) Mächtigkeit der Torfhorizonte < 40 cm antorfig 40-90 cm 63.. > 90 cm Humus stark wasserbeeinflusst?. Grundwasser bis fast an Oberfl. reichend Bodentypen antorfige Gleye. starke Vernässungsmerkmale durch hoch anstehendes Grund-, bzw. Hang- oder extremes Stauwasser. Mögliche Kriterien: - Boden langfristig bis oben wassergesättigt - nassgebleichte Stellen unter dem Humus - Rostfleckigkeit bis zum Humus - Oh- oder Ah-Horizont meist schmierig - stark dunkel gefärbter A-Horizont von mind. 10-40 cm Mächtigkeit - Humusgehalt 10-30 % falls stark zersetzt bzw. schmierig = saproorganisch flachtorfig tieftorfig 65.. Bodentypen Moore, Halbmoore Moorböden (Blatt 9) Humusform stark durch extreme Wasserbeeinflussung geprägt: semiterrestrische Humusformen: Humus primär vom Niederschlagswasser beeinflusst: terrestrische Humusformen: Mächtigkeit des A-Horizontes mind. 10 cm; Auflagehorizonte kaum vorhanden ausgeprägte Merkmale der Trockenheit: klimatisch oder durch Exposition ist der Humusabbau stark gehemmt, häufig dominieren Auflagehorizonte; eine Vermischung von org. Substanz mit dem Mineralboden ist kaum mehr möglich. Humusform anmoorig Aa-Horizont, Humusbildung meist durch Wassertiere 63.. Bodentypen anmoorige Gleye Feuchthumusformen ("Hydro"-Humusformen: Hydromull, Hydromoder, Hydrorohhumus) Horizontkombination ähnlich wie bei den typischen Humusformen, aber meist sehr hohe Gehalte an org. Substanz im Ah-Horizont und - falls vorhanden - meist schmieriger Oh-Horizont Xerohumusformen (Xerorohhumus, Xeromoder) Aufbau der Humusform ähnlich wie bei typischen Humusformen, aber meist geringere Mächtigkeiten Moorböden (Blatt 9) Typische Humusformen (Blatt 8)

Typische Humusformen 8 Bei den unentwickelten Böden (fehlender B-Horizont, geringe Verwitterungsmerkmale) können die Humusformen ebenfalls in einem initialen Stadium ausgebildet sein. In diesen Fällen ist die typische Horizontkombination wichtiger als die Angaben der Mächtigkeiten. Gegenüber dem Ah-Horizont hat ein A-Horizont wenig Humus (<2%) und einen hohen Munsell-Wert (>5) Unter einer Streuschicht (Ol-Horizont), die meist mehrjährig ist (Nadeln!) befindet sich eine Lage von halbzersetztem org. Material (Of-Horizont) und evtl. darunter eine Schicht von schwarzem, feinpulverigen Material (Oh-Horizont). Der Ah-Horizont ist höchstens rudimentär ausgebildet. Der obere Teil der Mineralerde weist bei reifen Böden aus quarzhaltigem Gestein deutliche Bleichungserscheinungen auf (EAh- oder AE-Horizont). Unter der oft nur hreszeitlich vorhandenen Streu (Ol-Horizont) ist eine max. wenige cm mächtige durchgehende Lage von halbzersetztem Material (Of- Horizont) ausgebildet. Darunter kann eine Schicht von schwarzen, feinpulverigen Humussubstanzen (Oh-Horizont; filmartig - 3 cm) erkennbar sein. Der darunterliegende Ah-Horizont ist höchstens 8 cm mächtig und meist deutlich nach unten abgegrenzt. Humusform Rohhumus org. Auflage 1-40 cm mächtig; je nach klimatischen Gegebenheiten ist der Of- oder der Oh-Horizont dominant; Ah-Horizont meist ganz fehlend oder als AE-Horizont ausgebildet: Typischer Rohhumus Humusform Moder Ah-Horizont kaum erkennbar; im Gegensatz zum typischen und mullartigen Moder gute Trennbarkeit zwischen organischer Auflage und Mineralboden; Bleichungsmerkmale bei quarzhaltigem Gestein erkennbar: rohhumusartiger Moder Ah-Horizont maximal 2-3 cm mächtig; Of- und evtl. Oh-Horizont vorhanden: typischer Moder Ah-Horizont >3 cm; Oh-Horizont fehlend oder rudimentär, filmartig ausgebildet: mullartiger Moder Die im Regelfall nur hreszeitlich vorhandene Streu (Ol-Horizont) liegt meist direkt dem humushaltigen Mineralerdehorizont (Ah-Horizont) auf, der mind. 8 cm mächtig ist. Humusform Mull Ah-Horizont meist < 10 cm, stellenweise kann eine dünne Lage von teilweise zersetztem organ. Material ([Of]-Horizont) vorhanden sein: moderartiger Mull Ah-Horizont >10 cm ein Of-Horizont ist nicht vorhanden Begrenzung des Ah-Horizontes nach unten sehr unscharf: Typischer Mull

Moorböden und deren Uebergangsformen 9 Da anmoorige und moorige Böden häufig anthropogen beeinflusst sind (Grundwasserabsenkung), ist das für den Humusaufbau verantwortliche Fremdwasser für die Ansprache kein zwingendes Indiz. Ist ein Torfhorizont vorhanden? (Organische Schicht aus Resten torfbildender Pflanzen mit mehr als 30 % org. Substanz) Mächtigkeit des A-Horizontes mind. 10 cm und Humusgehalt 10-30 %, häufig sehr dunkel gefärbt und oft schmierig, meist keine Auflagehorizonte erkennbar. Feuchthumusformen Horizontkombination ähnlich wie bei den Typischen Humusformen anmooriger Fahlgley mit sog. Aa-Horizont (durch Wassertiere gebildet) Horizontfolge : Aa,g - Bgg - BCr - Cr 6386 6386 Die Mächtigkeit der Torflage beträgt mindestens 40 cm in den obersten 80 cm antorfiger Fahlgley sog. "antorfige" org. Substanz als Uebergangsform zwischen anmoorigem Fahlgley und Moor, Humusgehalt > 30 %. Horizontfolge : Tf - Cgg - Cr Zwischen oder über den verschiedenen Torflagen befinden sich mineralische Sedimentschichten 6590 flachtorfiges Moor wenn Torfmächtigkeit < 90 cm; tieftorfiges Moor wenn Torfmächtigkeit >90 cm; (Code 6592 bei basenreichem Grundwasser); Horizontfolge: Tf - Tf,r - Tl,r - Cr 6582 flachtorfiges Halbmoor wenn Torfmächtigkeit < 90 cm; tieftorfiges Halbmoor wenn Torfmächtigkeit > 90 cm (Code 6590, falls org. Material dominant ist); Horizontfolge: Th - Tf,g - Cgg