Gottesdienst am Pfingstsonntag, 4. Juni Thema: Augen auf! Text: Johannes 16,5-11

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Gottesdienst am Pfingstsonntag, 4. Juni 2016 Thema: Augen auf! Text: Johannes 16,5-11 Predigt: Pastor Gero Cochlovius Liebe Gemeinde, eines Abends sagt der Mann zu seiner Gattin: "Schatz, also mit der neuen Brille siehst du irgendwie nicht mehr so hübsch aus." - Darauf die Frau: "Aber, ich habe doch gar keine neue Brille." Antwortet der Mann: "Nein, aber ich." Manchmal ist es vielleicht gar nicht so gut, wenn einem die Augen aufgetan werden, wenn man Dinge plötzlich ganz neu und ganz anders sieht. Und ich muss zugeben: Ich selber musste auch vor ein paar Wochen zum Optiker und soll nun auch gelegentlich eine Brille tragen. Aber so richtig daran gewöhnt habe ich mich noch nicht. Im Glauben allerdings ist es unerlässlich, dass wir klar sehen! Augen auf! So unser Thema heute am Pfingstfest. Und der Predigttext heute zeigt uns, dass der Heilige Geist tatsächlich so etwas wie Gottes Optiker ist, der uns Dinge klarer sehen lässt. Jesus sagt das so: "Wenn der Heilige Geist kommt, wird er der Welt die Augen auftun." Aber wofür? Was gilt es neu zu sehen, anders zu sehen, als man es ohne Gottes Geist sehen würde? Hören wir mal die Sache mit dem "die Augen auftun" im Zusammenhang unseres Predigttextes für den heutigen Pfingstsonntag aus Johannes 16,5-15: 5Jesus sprach: Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? 6 Doch weil ich dies zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer. 7 Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. 8 Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; 9 über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben; 10 über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; 11 über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Das ist schon mal spannend und herausfordernd zugleich. Jesus wählt drei Begriffe, drei Themen, die offensichtlich zu den wichtigsten Themen für den Heiligen Geist gehören: Sünde, Gerechtigkeit, Gericht. Liebe Gemeinde, ich wette, das ist nicht das, was wir uns aussuchen würden! Das ist nicht das, was wir vermuten würden. Sag mal, Jesus, hast du dich da nicht vertan? Okay, diese Themen gehören ja auch irgendwie dazu. Sünde, Gerechtigkeit, Gericht Aber das musst du doch nicht so herausstellen. Und schon gar nicht in Zusammenhang mit dem Heiligen Geist. Und ich fühle mich fast gedrängt, Jesus ein bisschen korrigieren zu wollen, ihn beraten zu wollen. Hör mal, Jesus,

wenn ich schon wieder von "Sünde" rede - dann weiß ich genau, dass einige das ziemlich blöd finden. Und erst Recht "Gericht". Das nervt die Leute. Und dann noch an so einem Festtag. Pfingsten, Geburtstag der Kirche, da will man feiern und fröhlich sein. Jesus, darf ich mal was vorschlagen? Wollen wir nicht lieber sagen: Der Heilige Geist wird der Welt die Augen auftun über Glaube, Hoffnung und Liebe! Das stimmt doch auch, und es macht mehr Spaß, darüber zu predigen. Oder wie wär es mit: Der Heilige Geist wird der Welt die Augen auftun über Hilfe, Heilung und Anbetung. Vielleicht würde Jesus mich anschauen und sagen: Ja, du hast ja Recht, diese Dinge gehören alle auch mit dazu. Aber zunächst müsst ihr begreifen, erkennen, kapieren, was es damit auf sich hat: Sünde, Gerechtigkeit, Gericht. Aber Jesus, möchte ich widersprechen, das weiß doch jedes Kind: Sünde ist, wenn man was Böses tut. Gerechtigkeit ist, wenn jeder das kriegt, was er verdient, und Gericht - na ja, das ist eben das Jüngste Gericht, so die Endabrechnung, die Bilanz bei unserm Lebensende. Ob da Plus oder Minus übrigbleibt. Eben, würde Jesus vielleicht antworten, genauso ist menschliches Denken. Ziemlich falsch nämlich Und darum braucht ihr den Heiligen Geist, der euch die Augen öffnet, wie Gott es sieht. - Und dann beginnt Jesus eine ganz klassische 3-Punkte-Predigt: 1) Augen auf für die Sünde Sünde ist ja wirklich ein Wort geworden, das man heute eigentlich gar nicht benutzen kann, weil es ständig missverstanden wird. Entweder es wird verniedlicht und verharmlost - wie bei den "Verkehrssündern" oder wenn man mit ein paar Kalorien bei der leckeren Torte heute Nachmittag dann schon wieder "gesündigt" hat. Oder es wird nur moralisch gedeutet. Dann denkt man bei "Sünden" nur an unmoralische Taten. Und wenn man Sünde nur so versteht, dann ist klar, dass man davon nichts wissen will. Und - man sollte es kaum glauben - es gibt sogar Pastoren, die sagen "Sünde" sei ein "diskriminierendes und menschenverachtendes Wort". Also ein ganz schönes Durcheinander mit diesem Wort "Sünde"! Ja, es gibt viele Sünden, schlechte Taten, und alles, was dem Willen Gottes widerspricht, ist Sünde. Und da ist kein Mensch, der ohne Sünde ist. Keiner. Und nun erklärt Jesus mit einem Satz, was Sünde ist: dass sie nicht an mich glauben; Jesus geht es also um etwas ganz anderes als um unser Tun und Verhalten. Er sagt: Die eigentliche Sünde, die Wurzel-Sünde, die Haupt-Sünde, das ist ganz schlicht und einfach: dass sie nicht an mich glauben. Unglaube ist Sünde! Und da kann ich in den Augen anderer der beste Mensch auf der Welt sein, der moralischste, der anständigste, der mit der weißesten Weste - wenn ich nicht an Jesus glaube, dann bin ich verloren! Denn das ist die Sünde! Und darauf würde man doch von selbst nicht kommen, oder? Deswegen sagt Jesus: Das ist Aufgabe des Heiligen Geistes, der muss euch dafür die Augen öffnen, dass es letztlich nur darauf ankommt: dass du an Jesus glaubst! Darum geht s! "Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das ewige Leben!" (Johannes 3,36). Alles andere ist Beiwerk.

2) Augen auf für die Gerechtigkeit Jetzt kommt die zweite Sehhilfe des Heiligen Geistes: "Er wird der Welt die Augen auftun über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht mehr seht." Das ist wirklich seltsam. Was hat das mit "Gerechtigkeit" zu tun? Der biblische Begriff "Gerechtigkeit" hat mehrere Bedeutungen. Zum einen kann er genauso verwendet werden, wie wir ihn kennen: Etwa, wenn etwas gerecht verteilt wird. Zum anderen aber bedeutet das Wort "Gerechtigkeit" das, was mit Gottes Willen übereinstimmt, das, was Heil bringt. Und um diesen zweiten Sinn geht es. Und jetzt erklärt Jesus, wofür uns der Heilige Geist die Augen öffnen will: Für Gottes Heilsplan! Bedenken wir: In den Augen vieler Juden damals musste Jesus, als er am Kreuz starb, als von Gott Verfluchter erscheinen. So erinnert Paulus im Galaterbrief an eine Stelle aus dem Alten Testament: "Verflucht ist jeder, der am Holz hängt." (Galater 3,13) Jeder, der Jesus dort am Kreuz hängen sieht, hätte denken müssen: Dieser Kerl da ist von Gott verlassen, ein Verfluchter, ein Verbrecher. Doch dadurch, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt und er dann zurück zum Vater geht und eben nicht mehr sichtbar auf der Erde ist ("ihr mich hinfort nicht mehr seht"), dadurch wird deutlich: Gott bekennt sich zu Jesus! Er ist wirklich Gottes Sohn. Und am Kreuz, ja, da hängt der Fluch - aber nicht der Fluch über Jesus, sondern über die Sünden der Welt! Was da passiert ist, ist Gottes Art von Gerechtigkeit! Er gibt eben gerade nicht jedem das, was er verdient! Da hätte doch keiner von uns eine Chance. Sondern er schafft Rettung und Erlösung! Und dass wird deutlich darin, dass Jesus zu seinem Vater geht, von Gott aufgenommen wird. Darum sagt Jesus: Er wird der Welt die Augen auftun über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht mehr seht. Augen auf für Gottes Gerechtigkeit! d.h.: für Gottes großen Heilsplan: Dass Jesu Tod am Kreuz kein Betriebsunfall war! Sondern dass er das Heil schafft und Gott sich durch Christi Himmelfahrt dazu bekennt. Darauf kann man als Mensch nicht alleine kommen. Dass man so was glaubt - das muss der Heilige Geist machen. Natürlich waren die Jünger erst mal traurig, als Jesus nicht mehr sichtbar bei ihnen war. Doch Jesus sagt ihnen: Es ist gut für euch, dass ich weggehe! Und auch ich finde es schon manchmal doof, dass Jesus nicht sichtbar, greifbar bei mir ist. Aber auch uns sagt Jesus: Das ist gut für euch! Denn indem er unsichtbar ist, ist er uns noch viel näher als wenn er noch immer in Menschengestalt umherziehen würde. So kann er überall und bei jedem sein. Und du darfst wissen: Gerade dann, wenn du dich ganz allein und von allen guten Geistern verlassen fühlst: Er ist da! Er ist bei dir, ganz nah! Näher als dir je ein Mensch sein kann. Er gibt dir Kraft, auch schwere Zeiten durchzustehen. Und diese Gewissheit, diesen Trost, dass Jesus da ist, schenkt der Heilige Geist!

3) Augen auf für das Gericht Das ist der dritte Punkt in der Predigt Jesu: "Er wird der Welt die Augen auftun über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist." Im ersten Moment denkt man: Och nee, jetzt geht's auch noch um das Gericht. Aber auch hier überraschen uns Jesus und der Heilige Geist. Das eigentliche Ziel des Gerichts sind gar nicht wir Menschen. Sicher, auch wir Menschen müssen einmal alle erscheinen vor dem Richterstuhl Gottes. Aber das muss uns keine Angst machen. Denn da ist Jesus, der für uns eintritt. Viel wichtiger ist Jesus das Gericht über "den Fürst dieser Welt", wie er sagt. Über den Teufel. Über alles Böse, was uns in dieser Zeit zu schaffen macht. Und wenn es heute Nacht in London schon wieder so einen teuflischen Terrorakt mit 7 Toten gegeben hat, dann ist es gut zu wissen: So geht das nicht ewig weiter! Der Teufel, der kann noch so wüten, es sind alles Rückzugsgefechte, es ist ein letztes großes und langes Aufbäumen der alten Schlange, der Jesus den Kopf zertreten hat. Martin Luther hat eine Strophe genau zu unserm Predigttext gedichtet: "Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht o sehr, es soll uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie sau'r er sich stellt, tut er uns doch nicht; das macht, er ist gericht': ein Wörtlein kann ihn fällen." Und wenn es auch wieder und wieder scheint, als würde das Böse triumphieren, der Heilige Geist öffnet uns die Augen dafür, dass das Böse nicht das letzte Wort hat, dass vielmehr Christus der Sieger ist. Und hier und da wird das schon jetzt in unserer Welt sichtbar. Und das können sogar Leute mitkriegen, die sonst eher einen kritischen Blick von außen auf Gott und Kirche werfen. Ein Beispiel dafür war jetzt im SPIEGEL-Magazin. Der SPIEGEL erinnerte an das Massaker in Charleston vor 2 Jahren im Juni 2015. Da kam ein junger Kerl, 21 Jahre alt, ein Weißer, in die Bibelstunde des schwarzen Predigers Clementa Pickney. Er war etwas zu spät gekommen. Pickney bot ihm einen Platz an und eine Bibel. Eine Dreiviertelstunde hörte er zu. Dann holte er seine Pistole hervor und tötete neun Menschen. Wie sich später herausstellte aus rassistischen Motiven. Aus Hass auf Farbige. Man meint: Ein Triumpf des Bösen. Hier hat der Teufel gesiegt. Doch dann die Verhandlung. Und dann lesen wir im SPIEGEL: "Aber als er dem Haftrichter vorgeführt wurde, gab es niemanden unter den Angehörigen der Opfer, die das Todesurteil forderten. Stattdessen vergaben sie ihm öffentlich. Gottes Gnade gilt auch für den schlimmsten Sünder. Wenn es jemals gute Gründe gegeben hat für Frömmigkeit und Glauben, dann zeigten sie sich an jenem Sommermorgen im Juni 2015 in einem Gerichtssaal in Charleston." Das schreibt der SPIEGEL! Da spüren Menschen etwas von dem Geheimnis, dass der Glaube an Gott, an Jesus Christus letztlich stärker ist als der Hass und Terror. Uns dafür die Augen zu öffnen, das ist das Wirken des Heiligen Geistes. Und auch in unserm persönlichen Leben gibt es immer wieder Dinge, die uns echt zu schaffen machen. Wo wir zu kämpfen haben. Versuchungen, Verletzungen, Enttäuschungen, Bitterkeit, Einsamkeit, Angst. Und manchmal glauben wir: Der Böse gewinnt. Dann wird uns der Heilige Geist die Augen öffnen für das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Das macht uns Mut! Wir wissen: Jesus ist Sieger und mit ihm werden auch wir gewinnen. Lernen wir also - gerade jetzt an Pfingsten - durch Gottes Geist neu zu sehen: 1) was Sünde ist - nicht an Jesus zu glauben, 2) was die Gerechtigkeit Gottes ist

- dass sein Heilsplan zum Ziel kommt und Jesus immer bei uns, unsichtbar, unbegreiflich und doch zum Greifen nah - und 3) was das Gericht ist: Jesus ist Sieger! Amen.