Mariazeller Erklärung - ein Prozess zur Lösung des Wald-Wild-Problems?

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Transkript:

Mariazeller Erklärung - ein Prozess zur Lösung des Wald-Wild-Problems?

Österreichische Waldinventur 2007/2010 Entwicklung der Schälschäden des Waldes 2011 Das Internationale Jahr

Österreichische Waldinventur 2007/2010 Verteilung der Schälschäden des Waldes 2011 Das Internationale Jahr

Wildschäden - Hauptprobleme Ausfall von Baumarten durch (selektiven) Verbiss, insbesondere ökologisch wichtige. Verlust der Schutzfunktion durch Schälung/Wundfäule und Nichtaufkommen der Verjüngung (Verjüngungsdefizit im Schutzwald = 3 bis 4 x so hoch wie im Wirtschaftswald). Gefährdung der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeit.

Mariazeller Erklärung Die aktuellen Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) und des Wildeinfluss- Monitorings (WEM) nehmen die Verantwortlichen zum Anlass für fachlich fundierte Diskussionen über Wald&Wild bzw. Forst&Jagd. Für die Lösung der anstehenden Probleme im Bereich dieser Themenstellung werden die Inhalte der vorliegenden Erklärung gemeinsam getragen

PRINZIPIEN Jagd ist mit Grund und Boden untrennbar verbunden die Jagd wird im Rahmen des unverrückbaren föderalen revierbezogenen Jagdsystems ausgeübt. Die Bewirtschaftungsrechte und die damit verbundene Verantwortung der Grundeigentümer sind unantastbar. Wildtiere sind integraler Teil der Waldökosysteme. Wir bekennen uns vorbehaltlos zur multifunktionalen Waldwirtschaft mit ausgewogenen Lebensraumbedingungen.

PRINZIPIEN ÖWI und WEM liefern Ergebnisse, die außer Streit stehen. Ihre Interpretation und die Vereinbarung adäquater Lösungsstrategien haben gemeinsam mit Augenmaß und Realitätsnähe auf allen Ebenen zu erfolgen. Die Wissenschaft hat hierbei und auch bei weiteren Methodenentwicklungen entsprechend Hilfestellung zu leisten.

PRINZIPIEN Die Eigenverantwortung der Jägerschaft ist unbestritten und weiter zu forcieren. Der Ausbildung und Einstellung der österreichischen Jäger im Hinblick auf die Wald-Wild- Zusammenhänge ist weiterhin höchster Stellenwert einzuräumen. Notwendige jagdrechtliche Rahmenbedingungen in den Ländern sind anzustreben und bestmöglich umzusetzen.

ZIELE Die Verjüngung der am Standort typisch vorkommenden Baumarten soll grundsätzlich dem natürlichen Potential entsprechend erfolgen können. Die Wildstände sollen derart gestaltet sein, dass Schutzmaßnahmen nicht die Regel, sondern die Ausnahme darstellen.

ZIELE Weitere Verschlechterungen der Wildlebensräume und weitere Beeinträchtigungen des Wildes und seiner Lebensweise durch Dritte sind hintanzuhalten. Die Regulierung der Schalenwildbestände ist die vordringliche Aufgabe der nahen Zukunft.

Grundeigentümer und Jagdausübungsberechtigte sind in gleichem Maße aufgerufen, entsprechende Maßnahmen auf allen Ebenen im Rahmen eines ergebnis-verbindlichen Dialogs zu setzen, um diese Ziele zu erreichen.

Ein Prozess zur Lösung des Wald- Wild-Problems? 3 Arbeitsgruppen befassen sich mit relevanten Fragen des Wald & Jagddialogs : AG 1:Bewusstseinsbildung, Kommunikation und Motivation AG 2: WEM/ÖWI Ergebnisse und Lösungsstrategien AG 3: Landesjagdgesetze und deren Umsetzung

AG 1: Bewusstseinsbildung, Kommunikation und Motivation Bewusstseinsbildung zu zeitgemäßen Jagdmethoden. Best practice Beispiele vor den Vorhang. Stärkung des waldökologischen Wissens in der jagdlichen und forstlichen Aus- und Weiterbildung. Schwerpunkt Lebensraum und dessen Management in der Jungjägerausbildung. Überarbeitung der Lernunterlagen und Anpassung der Kursinhalte.

AG 2: WEM/ÖWI Ergebnisse und Lösungsstrategien WEM und ÖWI stehen außer Streit und werden gemeinsam interpretiert. ÖWI auf Bundesebene durch eine Expertenkommission, einberufen vom Leiter der Forstsektion und dem Vorsitzenden der Landesjägermeister-Konferenz. WEM: auf Länderebene durch den LFD und LJM; auf Bezirksebene durch BFI und BJM. Benchmarks und Ziele eines vertretbaren Wildeinflusses sind gemeinsam zu erarbeiten und festzulegen.

AG 3: Landesjagdgesetze und deren Umsetzung Die Gegenüberstellung der Landesjagdgesetze zeigt, dass ein rechtliches Instrumentarium zur Optimierung des Wildeinflusses in jedem Bundesland grundsätzlich vorliegt. Es wurden aber auch fördernde und hemmende Faktoren zur Lösung des Spannungsfeldes Wald Wild identifiziert. Vollzug. Abschusszahlen in den plänen müssen sich am Wildeinfluss orientieren und entsprechend evaluiert werden.

Ein Prozess zur Lösung des Wald- Wild-Problems? Positionspapiere, in denen man sich gegenseitig erklärt, was der andere zu tun hat, haben zu keiner Lösung beigetragen (vgl.: Positionspapier des ÖFV 1990). ÖWI und WEM wurden bisher nicht gemeinsam interpretiert, sondern je nach Ergebnis, kam es zu einer Hinterfragung der Methoden. Eine gemeinsame Zielformulierung fehlte, die ist aber mit der Mariazeller Erklärung nun formuliert und festgehalten.

Ein Prozess zur Lösung des Wald- Wild-Problems? Die Proponenten des Österreichischen Forst & Jagddialogs haben sich am 1. August 2012 dazu verpflichtet, bundesweit ausgeglichene wald- und wildökologische Verhältnisse erreichen zu wollen. Es ist ein gemeinsames und vordringliches Ziel, den negativen Trend des Wildeinflusses zu stoppen und zu einer messbaren Trendumkehr bei kommenden Auswertungen von ÖWI und WEM zu kommen.

Ein Prozess zur Lösung des Wald- Wild-Problems? Mit der Mariazeller Erklärung wurde ein Prozess gestartet, den es jetzt umzusetzen gilt! Dazu bedarf es der Kommunikation der Inhalte auf allen Ebenen. Vom Sektionsleiter bis zum Waldbesitzer, vom Leiter der Landesjägermeister bis zum Ausgeher.

Ein Prozess zur Lösung des Wald- Wild-Problems? Egyd GSTÄTTNER, Die Presse, 17.1.2014 Ich qualitätssichere nicht, ich arbeite Wir diskutieren nicht ständig, wir setzen um, und zwar auf allen Ebenen! Wenn Forst und Jagd die Problematik nicht selber lösen, werden es andere für uns tun! Biodiversitätsverlust, Schutzwaldproblematik, keine öffentlichen Gelder mehr für Waldsanierungsmaßnahmen bei negativem Wildeinfluss.

Ein Prozess zur Lösung des Wald- Wild-Problems? 1. Jahresbilanz am 1. August 2013 in Mageregg. 2. Jahresbilanz zur Mariazeller Erklärung in Oberösterreich, am 1. Juli 2014, St. Florian. UMSETZUNG! Das Gesagte ist zu tun!