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Transkript:

6/2014 19 Im Blickpunkt: Dach Verschattung von Holzflachdächern Holz-Flachdächer: Neue Forschungsergebnisse zu Dachterrassen und Verschattung durch PV-Module Die zunehmende Besiedlungsdichte in Großstädten sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien führen immer häufiger dazu, dass Freiflächen auf Flachdächern genutzt werden. Diese Nutzung führt unweigerlich zu einer Beeinflussung der Dachoberfläche und zu einer Veränderungen der Randbedingungen auf dem Dach. Eine Bebauung der Dachflächen mit Dachterrassen oder die Errichtung von Solarmodulen zur Energiegewinnung führt zu einer Verschattung der Dachoberfläche, die wiederum eine Änderung der Oberflächentemperatur zur Folge hat. Handelt es sich bei dem Dach um eine Holz-Konstruktion, bei der das Trocknungspotential maßgeblich für die Funktionsfähigkeit verantwortlich ist, müssen derartige Einflüsse bei der feuchtesicheren Bemessung der Konstruktion berücksichtigt werden. Im Folgenden werden zwei vereinfachte Modelle für die Berechnung einer Verschattung durch PV-Module und Dachterrassen vorgestellt. Autoren: Christian Bludau, Philipp Kölsch, Fraunhofer Institut für Bauphysik, Holzkirchen Problematik Für das Trocknungsverhalten von unbelüfteten Flachdächern in Holzbauweise ist die Oberflächentemperatur von entscheidender Bedeutung. Die Feuchte, die im Winter durch Diffusion und nicht vermeidbare Konvektion [Zirkelbach et al. 2009] in die außen dampfdichte Konstruktion eindringt, muss im Sommer durch die Umkehrdiffusion wieder zum Raum hin austrocknen. Die Verschattung der Dachoberfläche durch Photovoltaik-Module oder Holzterrassen reduziert die Oberflächentemperatur und damit das Rücktrocknungspotential einer Flachdachkonstruktion. Daher sind die Effekte bei der hygrothermischen Bemessung, wie sie in der DIN 68800-2:2012 für solche Bauteile gefordert werden, zu berücksichtigen. Um nicht in der Simulation ganze PV-Module oder Terrassenbeläge mit einer Unterlüftung abzubilden, können die Temperaturen an einer Dachoberfläche auch vereinfacht über die Strahlungsparameter der Oberfläche verändert werden. Dazu lagen aber bisher keine Erkenntnisse vor. Ursache einer niedrigeren Oberflächentemperatur Die Oberflächentemperatur einer äußeren Bauteiloberfläche wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Sie ist von der Lufttemperatur der Umgebung, der solaren Einstrahlung, der atmosphärischen Gegenstrahlung sowie der Oberflächeneigenschaft abhängig. Letztere werden durch die Absorptions- und Emissionszahl beschrieben. Es ist bekannt, dass eine Konstruktion mit dunkler Dachoberfläche (hohe Absorptionszahl) eine deutlich höhere Temperatur aufweist als mit einer hellen Oberfläche (geringe Absorptionszahl). Die kurzwellige solare Einstrahlung ist maßgeblich für die Erwärmung der Oberfläche verantwortlich. Die Emissionszahl beschreibt die langwellige Abstrahlung der Oberfläche und liegt bei Baustoffen mit nichtmetallischen Oberflächen um die 0,9. Abhängig von der Emissionszahl und Temperatur gibt die Dachoberfläche Tag wie Nacht Energie ab. Dies kann vor allem nachts dazu führen, dass die Temperatur der Oberfläche unter die Außenlufttemperatur sinkt und sich auf der Oberfläche Tauwasser bildet. Vereinfachter Ansatz Wie bereits oben erwähnt, können die Einstellungen der Übergangsbedingungen in der Simulation genutzt werden, um die Effekte einer Verschattung vereinfacht über die Abb. 1: Holz-Flachdach mit aufgeständerter PV-Anlage. Foto: Bickenbach, 2013 HÖCHSTE ZEIT IST ES IMMER DANN, WENN ES FAST ZU SPÄT IST. UND BEVOR ALLE STRICKE BZW. KLEBEBÄNDER REISSEN, MÖCHTEN WIR IHNEN GANZ SCHNELL SAGEN, DASS WIR SEHR VIEL ZEIT UND GELD IN DIE ENTWICKLUNG PERFEKTER KLEBEBÄNDER GESTECKT HABEN. UND UM IHNEN MAL EINE VORSTELLUNG VON UNSEREM KÖNNEN ZU GEBEN, SOLLTEN SIE UNS AM BESTEN SCHREIBEN. UND DAZU MÜSSEN SIE NICHT MAL EINE BRIEFMARKE WWW.ISOCELL.AT KLEBEN OFFICE@ISOCELL.AT Anzeige

Im Blickpunkt: Dach 20 6/2014 Abb. 2: oben: Versuchsaufbau zur Temperaturmessung unter einem nach Süden orientierten Solarpanel; 30 zur Horizontalen geneigt. unten: Blick unter das PV-Modul, für die Auswertungen wurde nur die kritische Position an Punkt 2 mittig unter dem Modul verwendet. Abb. 3: Versuchsaufbau zur Messung der Dachtemperaturen unter einem Dachterrassenaufbau (Holzarten: Bankirai und Esche dunkelbraun kesseldruckimprägniert. Messungen an der Holzunterseite und der Dachoberfläche sowie im darunter liegenden Innenraum. Strahlungsabsorptions- und -emissionzahlen abzubilden. Hierzu wurden am Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen Untersuchungen an Versuchsaufbauten auf Flachdächern durchgeführt. Feldversuche zur Verschattung Es wurden zwei Versuche zu typischen Verschattungssituationen aufgebaut. Hierzu wurden ein PV-Modul und ein Holz-Terrassenbelag auf einem Flachdach installiert (Abb. 2 und 3) und die Temperaturen über einen Zeitraum von drei Jahren gemessen. Neben den Temperaturen wurden an der institutseigenen Wetterstation u.a. Außentemperatur, relative Feuchte, Globalstrahlung, Diffusstrahlung, atmosphärische Gegenstrahlung, Windrichtung und -geschwindigkeit erfasst. Damit konnten die Messungen mit dem hygrothermischen Simulationsprogramm WUFI Pro 5.2 nachberechnet werden. Nachrechnung der Verschattung durch PV-Module Um die Verschattung nachzubilden, werden für das vereinfachte Modell die kurzwellige Absorptionszahl (a) und die langwellige Emissionszahl (e) der Dachbahn so angepasst, dass die Nachrechnung ohne Berücksichtigung des PV-Moduls mit den gemessenen Werten weitestgehend übereinstimmt. So ergibt sich Abb. 4: Vergleich der gemessenen Temperaturen auf der Dachbahn unter dem PV- Modul (Punkt 2) mit den Ergebnissen der Nachrechnung nach vereinfachtem Modell (a v = 0,3* 0,91 = 0,27; e v = 0,5 * 0,90 = 0,45) bei PV-Modulen auf Flachdachbahnen eine Reduktion der Absorptionszahl a der vorhandenen Dachabdichtung (hier 0,91) auf 30 % (a v = 0,3 * a = 0,3 * 0,91 = 0,27) und der Emissionszahl e (hier 0,9) auf 50 % (e v = 0,5 * e = 0,5 * 0,9 = 0,45). Die reduzierte Absorptionszahl ist auf die Verschattung der Dachoberfläche durch das PV-Modul zurückzuführen, die verringerte Emissionszahl repräsentiert den durch das PV-Modul veränderten langwelligen Strahlungsaustausch mit der Atmosphäre. Wie die Berechnung zeigt, ist die Übereinstimmung zwischen Messung und Berechnung im Mittel gut (Abb. 4). Das gleitende Monatsmittel der Nachrechnung (graue Linie) ist im Schnitt geringfügig niedriger als der Mittelwert der Messwerte, wodurch die Verwendung dieses Modells für die hygrothermische Betrachtung auf der sicheren Seite liegt. Zum Vergleich ist das gleitende Monatsmittel der Dachoberflächentemperaturen des unverschatteten Daches dargestellt (orange Linie), hier liegen die Werte fast ganzjährig deutlich

6/2014 Im Blickpunkt: Dach Abb. 5: Vergleich des Wassergehalts in der Holzschalung eines Flachdaches in Holzbauweise mit PV-Modulen unter Verwendung der gemessenen Temperaturen und der Nachrechnung nach vereinfachtem Modell (a v = 0,3 * 0,91 = 0,27; e v = 0,5 * 0,90 = 0,45) höher. Die Lücke in den Verläufen im Juni ist auf einen Ausfall der Klimamessung zurückzuführen. Die Temperatur ohne Verschattung verdeutlicht zudem, wie stark sich das PV-Modul auf die Temperatur der Oberfläche auswirkt. Wassergehalt einer Konstruktion unter dem PV-Modul Abb. 6: Vergleich des Wassergehalts in der Holzschalung eines Flachdaches in Holzbauweise unter einem Holzterrassenbelag (Bankirai vergraut a = 0,74) unter Verwendung der gemessenen Temperaturen und der Nachrechnung nach dem vereinfachtem Modell für die Dachterrasse (a v = 0,6* 0,74 = 0,44, e = 0,9). Um das Verhalten der reduzierten Oberflächentemperatur auf ein Flachdach in Holzbauweise zu erfassen, wurden nun die Messwerte unter dem PV-Modul als Randbedingung exemplarisch auf ein Holz- Flachdach mit Folienabdichtung, Holzschalung, 30 cm Mineralfaserdämmung und innenseitig einer Dampfbremse mit einem konstanten s d -Wert

Im Blickpunkt: Dach 22 6/2014 Abb. 7: Beispielhafter Flachdachaufbau links: Ursprünglicher Querschnitt, rechts: mit Überdämmung. Die 40 cm Gefachdämmung wurden gewählt, um eine ungünstige Situation für die Beplankungsfeuchte zu erhalten. Abb. 8: Verläufe des Holzwerkstoff-Feuchten der OSB-Platte für ein Flachdach (Abb. 7) mit 40 cm Mineralfaser- Dämmung, dunkler Dachbahn und Verschattungsfaktoren für Dachterrasse und PV-Modulen; ohne (links) und mit Zusatzdämmung (rechts) Anzeige www.haas-fertigbau.de von 5 m angesetzt und das resultierende Feuchteverhalten der Holzschalung berechnet. Ziel dieser Betrachtung ist, dass die Nachrechnung mit dem vereinfachtem Modell dieselben (oder leicht kritischere) Wassergehalte ergibt, wie die Berechnung mit den Messwerten als Randbedingung. Abb. 5 zeigt den Vergleich der Holzfeuchte in der Schalung für die Berechnung mit gemessenen Oberflächentemperaturen und mit dem vereinfachten Modell. Hier ist eine gute Übereinstimmung der Wassergehaltsverläufe zu erkennen. Die Berechnung mit dem vereinfachten Modell HAAS HOLZ- KONSTRUKTIONEN Haas Fertigbau GmbH Industriestraße 8 D-84326 Falkenberg Telefon +49 8727 18-0 Telefax +49 8727 18-593 Info@Haas-Fertigbau.de weist geringfügig höhere Werte auf und liegt somit auf der sicheren Seite. Für die betrachtete Konstruktion ist ein stetiger Anstieg des Wassergehalts zu erkennen. Hier wird allerdings gezielt eine Konstruktion betrachtet, die eine Akkumulation von Wasser aufweist, um das längerfristige Verhalten besser einschätzen zu können. Übertragung des Models auf Modulreihen Da die hier untersuchten einzelnen PV-Elemente in der Praxis kaum vorkommen, wurden theoretisch Betrachtungen an Dachoberflächen mit mehreren, aufgeständerten Modulreihen durchgeführt. Dabei ergab sich, dass die Oberflächen bei aufgeständerten Modulreihen tendenziell wärmer werden als bei einem direkt auf der Dachoberfläche befindlichen Einzelmodul. Daher wird davon ausgegangen, dass das für die einzelnen PV- Module aufgestellte Modell auch für die Berechnung von aufgeständerten Modulreihen herangezogen werden kann und auf der sicheren Seite liegt. Überbauung durch Dachterrassen Zur Nachberechnung der Messungen am Terrassenaufbau (siehe Abb. 3) wurden im ersten Schritt die Absorption und Emission der Oberfläche bei Einbau und nach zwei Jahren Bewitterung bestimmt. Die Werte sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die helle Fläche aus Bankirai wird durch die Bewitterung grau hierbei erhöht sich die Absorptionszahl deutlich. Dies hat zur Folge, dass die Oberflächentemperatur im Schnitt höher als im Einbauzustand ist. Die dunkle Oberfläche der Esche bleicht etwas aus, was aber keinen großen Einfluss auf die kurzwellige Absorption hat. Für die Berechnungen wird jeweils der Wert nach zwei Jahren angesetzt.

6/2014 23 Im Blickpunkt: Dach Nachrechnung der Verschattung durch Dachterrassen Im nächsten Schritt wurde zur Berechnung des Terrassenaufbaus entsprechend den PV-Modulen verfahren. Beim Terrassenbelag wird eine gute Übereinstimmung mit einer Reduktion des Absorptionsgrads auf 60 % der Holzoberfläche (a = 0,6 * 0,74 = 0,44) und unveränderter Emissionszahl (e = 0,9) erzielt. Der langwellige Strahlungsaustausch zwischen zwei parallelen Flächen mit geringem Abstand ist in der Regel so groß, dass nur geringe Temperaturunterschiede auftreten. Während vermutlich bei Erwärmung des Terrassenaufbaus ein Teil der Wärme über Konvektion aus dem Luftraum durch die Luftspalte zwischen den Dielen abgeführt wird (was über die Reduktion der Absorptionszahl berücksichtigt wird), spielt der Konvektionseinfluss bei Unterkühlung aufgrund des Absinkens der kalten Luft kaum eine Rolle und die Emissionszahl muss demzufolge hier nicht angepasst werden. Für die folgenden Untersuchungen wird wieder die oben verwendete Flachdachkonstruktion herangezogen und ebenfalls die Holzfeuchte der Schalung beurteilt. Die Wassergehalte, die sich bei einer Berechnung mit den gemessenen Oberflächentemperaturen einstellen, werden mit den Ergebnissen des vereinfachten Modells verglichen (siehe Abb. 6). Die Verläufe der Wassergehalte sind in beiden Fällen sehr ähnlich, das Modell kann die Messungen gut abbilden. Tabelle 1: Messwerte für Absorption und Emission der Dachterrasse (Mittelwerte aus mehreren Messungen) Holz Kurzwellige Absorptionszahl a [-] Kurzwellige Absorptionszahl nach 2 Jahren (grau verwittert) a 2a [-] Langwellige Emissionszahl e [-] Bankirai (hell) 0,47 0,74 0,92 Esche (dunkel) 0,85 0,82 0,91 Vergleich der Modelle anhand einer ausgewählten Konstruktion Der Einfluss der verschiedenen Verschattungsszenarien wird mit Hilfe der ermittelten Modelle anhand der Konstruktion in Abb. 7 verglichen. Wie der Wassergehalt der OSB- Platte in Abb. 8 (linkes Diagramm) zeigt, bleibt die unverschattete Konstruktion bei dunkler Dachbahn dauerhaft unter dem zulässigen Wassergehalt der OSB-Platte von 18 M.-% (DIN 68800-2:2012). Das Niveau der Holzwerkstofffeuchte unter dem Terrassenbelag liegt etwas höher, bleibt aber ebenfalls unter dem Grenzwert von 18 M.-%. Bei der Verschattung durch das PV-Modul erreicht hingegen die Holzwerkstoff-Feuchte jedes Jahr Werte von max. Anzeige ALLERGIE? NICHT MIT PUREN -DÄMMSTOFFEN! Geraten Sie nicht auf den Holzweg! Informieren Sie sich: www.puren-steildach.de Allergikergeeignet Frei von Weichmachern, Formaldehyd und ätherischen Ölen. Besuchen Sie uns! Halle B6, Stand-Nr. 113 PURe technology!

Im Blickpunkt: Dach 24 6/2014 Tabelle 2: Berücksichtigung der Verschattung in hygrothermischen Simulationen durch reduzierte Strahlungskoeffizienten von Flachdächern in Holzbauweise. Verschattung durch Kurzwellige Absorption Langwellige Emission PV-Modul 1) a v = 0,3 * a e v = 0,5 * e Dachterrasse 2) a v = 0,6 * a e v = e 1) mit a, e der Dachbahn 2) mit a, e der Holz-Dachterrasse 19 M.-% und überschreitet den zulässigen Grenzwert für mehr als 3 Monate. Laut DIN 68800-2: 2012 ist die Überschreitung von 18 M.-% bis auf 20 M.-% nur für maximal drei Monate zulässig. Zudem ist bei so hohen Feuchten mit Verformungen zu rechnen. Die Konstruktion sollte daher so nicht ausgeführt werden. Überdämmung hilft Um die Überschreitung der Grenzfeuchte zu vermeiden, wird die Konstruktion mit einer zusätzlichen Dämmung oberhalb der OSB-Beplankung betrachtet. Abb. 8 zeigt im rechten Diagramm den Wassergehalt der OSB-Platte mit der Zusatzdämmung von 8 cm. Die maximale Feuchte der Konstruktion mit PV-Modulen überschreitet nun nicht mehr den Grenzwert von 18 M.-%. Generell ist das Niveau des Wassergehalts bei den Varianten mit Überdämmung etwas höher, da durch die Überdämmung die OSB-Platte zwar im Winter etwas wärmer und trockener, im Sommer aber die Konstruktion kühler bleibt und sich die Rücktrocknung etwas reduziert. Es bleibt noch Forschungsbedarf Die gezeigten vereinfachten Modelle, die aus den Versuchen ohne Auflast (Kies / Begrünung) abgeleitet wurden, dürfen nur für diese Konstruktionen angewendet werden. Sie sind die Ergebnisse erster Untersuchungen und sollten in einem angestrebten Forschungsvorhaben noch genauer untersucht werden. Fazit Vereinfachend werden die Aufbauten (PV-Module, Dachterrasse) in der Berechnung nicht direkt mitbetrachtet, sondern über die Strahlungseigenschaften der Dachoberfläche berücksichtigt. Tabelle 2 fasst die zwei Modelle zusammen und zeigt die erforderlichen Randbedingungen für die hygrothermische Simulation. Da die sommerliche Rücktrocknung bei verschatteten Konstruktionen reduziert ist, muss i.d.r. eine Bemessung im Einzelfall erfolgen. Können die geforderten Holzfeuchten aufgrund einer Verschattung nicht eingehalten werden, kann die Situation durch eine variable Dampfbremse und eine zusätzliche Überdämmung in geeigneter Dicke verbessert werden. Die Dicke der Überdämmung hängt vom Standort und den dortigen Klimaverhältnissen sowie der Nutzung des Gebäudes (Raumklima) ab und sollte daher durch einen Fachplaner bemessen werden. Literaturverweis [Zirkelbach et al. 2009] Zirkelbach, D.; Künzel, H.M.; Schafaczek B.; Borsch-Laaks, R.: Dampfkonvektion wird berechenbar - Instationäres Modell zur Berücksichtigung von konvektivem Feuchteeintrag bei der Simulation von Leichtbaukonstruktionen. Proceedings 30. AIVC Conference, Berlin 2009 Aktuelles Holz im VW-Werk Im Volkswagenwerk in Wolfsburg rollt die Karosse des Golf auf einer Bahn, die seit 2013 zum Teil aus Holzwerkstoffen besteht! VW erprobt dort fünf Prototypen einer Rollenbahn, auch Skidförderer genannt, deren einzelne Module aus Wood Veneer Composite (WVC) gefertigt sind. Ihre prinzipielle Bauweise wurde an der Professur Fördertechnik der TU Chemnitz zwischen 2006 und 2010 entwickelt. Seitdem erfolgt der Forschungstransfer. Volkswagen ist mit den wartungsarmen, schwingungsund geräuschdämpfenden Modulen, die seit Beginn störungsfrei laufen, sehr zufrieden. Der Autobauer will nun 75 weitere Module bestellen. Das Team der Arbeitsgruppe Anwendungstechnik Erneuerbarer Werkstoffe der Professur Fördertechnik an der TU Chemnitz will Holzwerkstoffe in den Maschinen- und Anlagenbau zurückbringen. In den letzten Jahrzehnten dominierte dort Stahl als Werkstoff, dabei könnten Holzwerkstoffe durchaus punkten. Skidförderer sind eine spezielle Bauweise der Rollenbahn für den Transport von PKW-Karossen. Die Förderer aus Holzwerkstoff sind deutlich leichter als solche in herkömmlicher Metallbauweise, mindestens genauso belastbar, außerdem wartungsarm, schwingungs- und geräuschdämpfend. Gefertigt wurde die Rollenbahn der TU aus Birkensperrholz, einem speziellen Holzfurnierlagenverbundwerkstoff (Wood Veneer Composite WVC). Der Begriff WVC fasst Werkstoffe aus Holzfurnier zusammen. Dass die Rollenbahn seit Anfang 2013 bei Volkswagen unter Praxisbedingungen erprobt wird, ist das Ergebnis eines erfolgreichen For- Realisierte WVC-Skidförderer im VW-Werk in Wolfsburg Bildquelle: Dr. F. Drechsler (Volkswagen AG WOB) schungstransfers. Dazu gründete Professor Klaus Nendel das Steinbeis-Forschungsund Innovationszentrum Fördertechnik / Intralogistik. Ein Schwerpunkt des Zentrums ist das Thema Holz im Maschinenbau im industriellen Einsatz. Für interessierte Kunden bieten Nendel und seine Mitarbeiter das Engineering der Bauteile, die Projektkoordination und Beratungsleistungen an. Die Herstellung der Bauteile übernimmt ein geeignetes Partnerunternehmen aus der Industrie. Im Fall der Skidförderer wurde die flömö GmbH Falkenau einbezogen.