den Kopf und lächelte.»mein Kind, was würde der junge Mann von einem Mädchen denken, das seine Mutter mitnimmt, wenn es durchbrennt? Und ausgerechnet in eine solche Wildnis. Was soll ich zwischen Büffelherden und Indianerhorden tun? Ach, mein Kind...«Sie hob die Hand, und diesmal berührte sie die Wange ihrer Tochter.»Du bist so jung. Du glaubst, du wirst große Abenteuer erleben, und das wirst du auch. Obwohl ich vermute, daß es nicht die Abenteuer sein werden, wie du sie dir jetzt erträumst.aber Mama...Psst..., hör mir ein einziges Mal zu. Schutz und Sicherheit haben etwas für sich, das kannst du mir glauben. Vor allem im Alter ist die Nähe zu dem Leben, das man immer gekannt hat, von großer Bedeutung. Also, nimm wenigstens das Geld, denn
wahrscheinlich wirst du an dem Tag, an dem deine großartigen Abenteuer nicht mehr ganz so großartig sind, jeden Penny brauchen.«sie zog die Hand zurück und seufzte.»es ist das einzige, was ich dir geben kann, und selbst das habe ich ihm gestohlen.«clementine fühlte die harten Münzen durch die dünne Seide und spürte ihr Gewicht. Mit ihm hielt sie all die Worte in den Händen, die zwischen ihnen immer unausgesprochen geblieben waren. Sie stellte sich vor, wie sie sich die angesammelten Worte aus dem Herzen reißen würde, um sie dieser Frau, ihrer Mutter, anzubieten. Es ist das einzige, was ich dir geben kann. Wie Münzen in einem Seidenbeutel, der nach Rosen duftet.»clementine, dieser Mann, mit dem du davonläufst...er ist nicht wie Vater.«
Sie steckte zögernd das Duftkissen in die Manteltasche und verstaute mit dem Geschenk auch die anderen Worte, von denen sie nicht wußte, wie sie solche Dinge aussprechen sollte.»ich bin sicher, er ist ein freundlicher Mann. Er lacht gerne, und er ist ein sanfter Mann.«Doch Clementine war keineswegs sicher, ob diese Beurteilung der Wahrheit entsprach, denn sie kannte ihn kaum. Genaugenommen kannte sie ihn überhaupt nicht. Außerdem hatte sie das flaue Gefühl, das ihr wie ein Kloß im Magen lag, daß er ohnehin nicht kommen werde, um sie abzuholen. Clementine kniff die Augen zusammen und versuchte zu sehen, wie spät es war.»du wirst es nicht glauben, Mama. Aber er ist ein Cowboy, ein richtiger Cowboy.Gütiger Himmel... ich glaube, weitere
Einzelheiten ersparst du mir lieber.«ihre Mutter versuchte zu lächeln, doch die Hand, die sie Clementine auf den Arm legte, zitterte.»ganz gleich, was für ein Mann er deiner Meinung nach ist, versprich mir, daß du das Geld vor ihm geheimhältst. Sonst wird er glauben, es gehöre von Rechts wegen ihm und...«bei dem Rattern von Rädern auf dem Kopfsteinpflaster sprang Clementine auf und rannte zum Fenster.»Schnell, Mama, mach dein Licht aus.«ein kleines schwarzes Gig rollte durch die Straße; es tauchte im Schatten unter und im Lichtkreis der Laternen wieder auf. Es war ein schäbiger, schlammbespritzter Wagen, dessen Dach fehlte, doch für Clementine war er wie eine goldene, von weißen Einhörnern gezogene Kutsche. Sie ließ in ihrer Aufregung ein Streichholz fallen und brach
ein zweites ab, ehe es ihr gelang, die Kerze anzuzünden. Sie bewegte das Licht zweimal von einer Seite des Fensters zur anderen und löschte es dann. Sie griff nach der Reisetasche, die schwer an ihrem Arm hing. Sie hatte soviel wie möglich hineingestopft, denn sie konnte sich überhaupt noch nicht vorstellen, was sie in einer Wildnis wie Montana alles brauchen würde. Beinahe hätte sie vor Freude und Erleichterung laut gelacht. Er war gekommen. Ihr Cowboy war doch noch gekommen, um sie mitzunehmen. Clementine wandte sich vom Fenster ab. Die Schatten machten das Gesicht ihrer Mutter unsichtbar. Doch sie hörte, wie Julia tief Luft holte, als unterdrücke sie alle ihre mahnenden Worte.»Geh und freu dich am Leben, mein Kind«, sagte Julia leise. Sie nahm den Kopf ihrer Tochter zwischen die