Erlebnis. Exponat. Experiment

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Transkript:

Erlebnis Exponat Experiment

Das bauhaus museum weimar bauhaus museum weimar, Eingangsportal mit Museumsvorplatz 2019 feiern wir mit Freunden und Partnern aus aller Welt die Gründung des Bauhauses vor 100 Jahren. Das Bauhaus gilt heute international als bedeutendste Design- und Kunstschule des 20. Jahrhunderts. Zum Jubiläum entsteht am Ort seiner Gründung ein neues Museum. Es wird von der Klassik Stiftung Weimar gebaut und betrieben. Das bauhaus museum weimar wird mehr sein als ein zeitgemäßes Ausstellungshaus für die älteste Bauhaus-Sammlung der Welt. Es verknüpft die Geschichte des Bauhauses in Weimar mit Fragen nach der Lebensgestaltung von Heute und Morgen. Als offener Ort der Begegnung und Diskussion in einem neu entstehenden Kulturquartier der Stadt bietet es zeitgenössische Perspektiven auf die Wirkungsgeschichte der Moderne von ihren Anfängen bis heute. Von den Anfängen bis heute 1

Aufbruch Der Bauhäusler Hubert Hofmann (vorn) als Junkers-Flugzeug, Fotograf: Erich Consemüller, um 1927, bauhaus museum weimar, Dauerleihgabe, Privatbesitz, Berlin Bauhäusler in Weimar zwischen 1921 und 1923, Bauhaus-Archiv Berlin (Linke Seite: 2. v.o. Oskar Schlemmer, darunter Tut Schlemmer, Mitte: Felix Klee, Gunta Stölzl, Werner Gilles, Carl Schlemmer, Rechte Seite: v.o. Josef Hartwig, Willi Baumeister) Das bauhaus museum weimar zeigt den Aufbruch in eine neue Zeit. Hier wird erlebbar, wie eine weltweit wirkende künstlerische Revolution mit dem Bauhaus in Weimar ihren Anfang nahm. 1919: Walter Gropius gründete das Staatliche Bauhaus in Weimar, das sich zur international bedeutendsten Designund Kunstschule des 20. Jahrhunderts entwickelte.»wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft (...)!«Walter Gropius formulierte 1919 in seinem Gründungsmanifest für das Staatliche Bauhaus eine große Vision. Seine Zukunftswerkstatt, die Kunst und Handwerk vereinigte und gleichzeitig auch eine Schule des Lebens sein sollte, entstand im Zeichen des Aufbruchs in eine neue Zeit. ins Neue 2019: Deutschland feiert 100 Jahre Bauhaus. Zu diesem Anlass entsteht das neue bauhaus museum weimar. Unter dem Eindruck der demokratischen Erneuerung des Staatswesens traten in der jungen Weimarer Republik Künstler und Architekten wie Walter Gropius, Paul Klee, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Oskar Schlemmer und László Moholy-Nagy an, um gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Die starke Idee, durch Kreativität, Innovation und Technik Perspektiven für eine moderne, weltoffene Gesellschaft zu entwickeln, hat die Arbeit des Bauhauses in seiner Weimarer Gründungsphase bestimmt. Zu den Studierenden zählten Marcel Breuer, Josef und Anni Albers, Marianne Brandt und Gunta Stölzl. 1925 wurde das Bauhaus aus Weimar vertrieben, zog erst nach Dessau, 1932 dann nach Berlin, wo es schließlich 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. Viele Bauhäusler verließen notgedrungen das Land. Mit ihnen wirkten die Ideen der Schule weltweit fort und konnten so nachhaltig Kunst, Design, Architektur und Pädagogik beeinflussen. Sie inspirieren noch heute. Den Aufbruchsgeist der frühen Jahre des Bauhauses erlebbar zu machen, die Ideen, Experimente und Methoden in ihrer vielschichtigen Wirkung zu vergegenwärtigen das ist der Anspruch des bauhaus museums weimar. Mit zeitgenössischer Architektur und einem innovativen Ausstellungsprogramm verortet es das Bauhaus im 21. Jahrhundert. 3

Eine Topographie der Moderne Das bauhaus museum weimar ist im Gesamtkonzept»Kosmos Weimar«der entscheidende Brückenschlag in die Moderne. Mit dem Museum wird die wechselvolle und ambivalente Geschichte der Moderne im Weimarer Stadtgefüge lesbar. Drei Zeitschichten der Moderne in Weimar treffen am Standort des neuen bauhaus museums auf historisch einmalige Weise wie in einem Brennpunkt aufeinander: die Grün-, Kultur- und Sportachse westlich des Neubaus als»kultur-projekt«der Weimarer Republik, das ab 1937 erbaute nationalsozialistische»gauforum«und die unübersehbare Antwort aus der DDR-Zeit auf dieses Gebiet, der»lange Jakob«. Im Neuen Museum Weimar werden die bedeutenden Wegbereiter der Moderne und des Bauhauses, u.a. Henry van de Velde, Harry Graf Kessler und Friedrich Nietzsche, vorgestellt. Die städtebaulich und historisch sensible Lage des Neubaus bietet die einzigartige Möglichkeit, das Quartier zwischen Theater- und Goetheplatz, Nordvorstadt und Bahnhofsviertel neu zu entwickeln und ihm eine kulturelle Perspektive zu geben. Mit dem bauhaus museum weimar entsteht ein lebendiges Kulturquartier, das einen Bogen vom ausgehenden 19. Jahrhundert über die ambivalente Historie der Moderne bis zur Gegenwart spannt. Das bauhaus museum weimar ist zudem ein wichtiger Knotenpunkt in der»topographie der Moderne«einem Netzwerk, das die seit 1996 zum UNESCO-Welterbe zählenden Bauhaus-Stätten mit weiteren Orten der Moderne in ganz Weimar verbindet. Der»Kosmos Weimar«umfasst 25 Schlösser, Gärten und Künstlerhäuser, darunter das Goethe-Nationalmuseum und die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. 20 Orte bilden die»topographie der Moderne«, zu der auch Henry van de Veldes Haus Hohe Pappeln und das Bauhaus-Musterhaus Am Horn zählen. 1 bauhaus museum weimar 2 Neues Museum Weimar 3 Weimarhalle 4 Weimarhallenpark 5 Schwanseebad 6 Ehemaliger Festplatz mit sich anschließenden Sportanlagen 7 NS-Verwaltungsbauten des ehemaligen»gauforums«, heutiges Landesverwaltungsamt. Im Südflügel wird das»museum Zwangsarbeit«der Gedenkstätte Buchenwald einziehen. 8 Ehemaliger Aufmarschplatz des»gauforums«9 Studentenwohnheim»Langer Jakob«10 Ehemalige nationalsozialistische»halle der Volksgemeinschaft«, heutiges WEIMAR ATRIUM 11 Stadtmuseum Weimar 12 Zukünftiges Haus der Weimarer Republik 13 Deutsches Nationaltheater Weitere Orte in der»topographie der Moderne«: Wildenbruch-Denkmal Bauhaus-Universität Weimar Nietzsche-Archiv Denkmal der Märzgefallenen Haus Hohe Pappeln Haus Am Horn Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora 5

Eine Idee nimmt Gestalt an Minimalistisch selbstbewusst und mit klarer Geometrie fügt sich der Neubau des bauhaus museums weimar in die städte bauliche Hanglage. Seine Architektur eröffnet reizvolle Ein- und Ausblicke und formuliert in Verbindung mit dem neu entstehenden Museums vorplatz eine einladende Geste der Großzügigkeit und Offenheit. 536 Entwürfe wurden 2012 zum internationalen Architektenwettbewerb eingereicht. Am VOF-Verfahren für die Freianlagen nahmen 32 Büros teil. bauhaus museum weimar, Eingangsportal mit Museumsvorplatz Parkterrasse 2019 wird mit dem bauhaus museum weimar ein ambitioniertes Bauvorhaben verwirklicht. Der Entwurf für den Neubau stammt von der Architektin Prof. Heike Hanada (Berlin) in Kooperation mit Prof. Benedict Tonon und ging aus einem internationalen offenen Architektenwettbewerb hervor. Das renommierte Büro Vogt Landschaftsarchitekten (Zürich/Berlin/London) überzeugte ebenfalls in einem Wettbewerbsver fahren mit seinem Konzept für die Außenraumgestaltung. 2.250 Quadratmeter Ausstellungsfläche und Flächen für Workshops, Besucherservice, Shop, Lounge und Gastronomie umfasst der Neubau. Ansicht aus dem Weimarhallenpark 7

Die geometrisch klare Architektur ein minimalistischer Glaskubus über einem Betonsockel sieht fünf Ebenen vor, die in zweigeschossigen offenen Räumen ineinander übergehen. Besucher erreichen den künftigen Museumsrundgang von der Stadtseite her über ein großzügiges Foyer oder vom angrenzenden Weimarhallenpark aus über eine große Terrasse. In ihrem Konzept für die Fassade setzt Architektin Heike Hanada auf Details mit eindrucksvoller Wirkung: schmale, opak satinierte Glasstreifen scheinen frei auf der Gebäudehülle zu schweben und werden von einem Raster aus feinen weißen Linien durchbrochen. 30 umlaufende Lichtbänder bringen den Glaskubus nachts zum Leuchten. Lounge im Parkgeschoss Eingangsportal mit Museumsvorplatz bei Nacht Parkterrasse Foyer mit Panoramafenster nach Westen Die Eingangshalle ist der Ausgangspunkt für alle Wege im Inneren des Museums. Die Besucher orientieren sich mit Hilfe der Kaskadentreppen in einem geschickt gesetzten Koordinatensystem. Durch horizontale und diagonale Blickbeziehungen in die angrenzenden Lufträume werden sie auf die einzelnen Funktionsbereiche aufmerksam. Der Fußboden und die Wände, die die Halle umgeben, entsprechen in Materialität und Haptik dem Betonsockel des Museums im Außenbereich. 8 Westansicht Vor dem Museum entsteht zum Weimarplatz hin ein neuer öffentlicher Raum. Die Freiraumplaner des Büros Vogt Landschaftsarchitekten haben dafür ein»platz im Platz«-Konzept entwickelt, das zum Verweilen, Promenieren und zur Begegnung einlädt. Eine topographisch abwechslungsreiche Wegeführung verbindet den neuen Stadtplatz mit dem Weimarhallenpark und erzeugt eine atmosphärisch wirkungsvolle Museumslandschaft. 9

Eine unkonventionelle Haltung Im Gespräch mit Prof. Heike Hanada, laboratory for art and architecture, Berlin Was ist die zentrale Idee Ihres Entwurfs? Im Grunde genommen sind es zwei Ideen die sich städtebaulich und innenräumlich ergänzen und sehr stark mit der Topographie des Ortes zusammenhängen. Das Museum ist in den Hang des Weimarhallenparks geschoben und markiert so den Bruch, den die Aufschüttung des gesamten Geländes für den Bau des nationalsozialistischen»gauforums«in unmittelbarer Nachbarschaft verursachte. Das Museum verbindet die Parkund die Stadtebene über Treppenanlagen, so wohl im Innen- als auch im Außenbereich. Die Treppenbewegung zieht sich im Inneren durch das gesamte Gebäude, in dem die doppelgeschossigen Lufträume jeweils mit einer Kaskadentreppe verbunden sind. Der Rundgang mündet in einer Himmelsleiter, die vom 3. Obergeschoss zurück ins Erdgeschoss führt. Mir geht es um überraschende Blickbeziehungen, die die Besucher durch das Haus leiten, vergleichbar den diagonalen Blickachsen im nahegelegenen Park an der Ilm. bauhaus museum weimar, Foyer Heike Hanada 10 Frau Hanada, sehen Sie sich und Ihre Architektur für den Museumsbau in der Tradition des Bauhauses? Die Begriffe»Tradition«und»Bauhaus«widersprechen sich meiner Ansicht nach. Das Bauhaus war eine antitraditionelle Bewegung. Es wollte immer die Avantgarde, das Moderne sein. Insofern kann man sich eigentlich nicht in der Tradition des Bauhauses bewegen. Ob wir heute eine vergleichbare avantgardistische Haltung wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzunehmen verstehen, mag dahingestellt sein. Persönlich halte ich es für dringlicher, das Scheitern der Moderne zu überwinden und aus diesem Bewusstsein heraus eine zeitgenössische Architektur zu entwickeln, die eine unkonventionelle Haltung zwischen Tradition und Moderne einnimmt. zwischen Tradition und Moderne Was wünschen Sie dem bauhaus museum für die Zukunft? Dass es nicht so sehr ein Museum im klassischen Sinne sein wird, sondern vielmehr eine Werkstatt, in der sich die Gäste, die Bevölkerung und die Hochschulen Weimars wiederfinden und mit dem Haus arbeiten. Deshalb ist die Ausgestaltung weniger repräsentativ im Sinne einer klassischen Kunsthalle, sondern soll einen Werkstattcharakter vermitteln. Das lässt sich beispielsweise an den eher rauen Betondecken ablesen, die an alte Industriehallen erinnern. Das Museum soll nicht nur ein Ort der Reflexion, sondern auch des Selbst-Tätig-Werdens sein. 11

Exponat und Experiment Tischlampe (Metallversion MT8/ME2) von Wilhelm Wagenfeld, 1923/24, Klassik Stiftung Weimar Die neue Ausstellung zeigt das Bauhaus in Weimar als lebendige und vielstimmige Schule der Ideen. Das Kuratorenteam der Klassik Stiftung konzipiert die Ausstellung gemeinsam mit den renommierten Ausstellungsarchitekten Holzer Kobler und in Kooperation mit Kulturvermittlern. 168 Objekte hat Walter Gropius im Jahr 1925 persönlich ausgewählt und damit den Grundstein der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung gelegt. Das Bauhaus in Weimar erleben Die Sammlung der Klassik Stiftung Weimar zählt zu den bedeutendsten Kollektionen zur Vorgeschichte, Entwicklung und Nachwirkung des Bauhauses und ist der älteste Bauhaus-Bestand weltweit, dessen Grundstock Walter Gropius legte. Zu den Sammlungsschätzen zählen Objekte wie die berühmte Tischlampe von Wilhelm Wagenfeld und Carl Jakob Jucker, die Teekanne von Marianne Brandt, der Lattenstuhl von Marcel Breuer, Keramiken von Theodor Bogler und Teppiche von Gunta Stölzl und Gertrud Arndt ebenso wie Arbeiten von Paul Klee, Peter Keler und László Moholy-Nagy. Eindrucksvolle Gemälde wie Lyonel Feiningers»Kirche von Gelmeroda XI«und Paul Klees»Wasserpark im Herbst«, herausragende Möbel von Mies van der Rohe und die Sammlung Ludewig bieten einen hervorragenden thematischen Überblick über die Entwicklung des Bauhauses und der Moderne bis in die Gegenwart. Sie veranschaulichen die Entwicklung des funktionalen Designs und machen zugleich deutlich, wie wichtig die Kunst der Moderne für die Kreativität der Gestalter am Bauhaus gewesen ist. So entsteht eine faszinierende Ausstellung im bauhaus museum weimar. 13.000 Objekte und Dokumente umfasst die Sammlung heute einschließlich der bedeutenden Sammlung Ludewig zur Designgeschichte vom 18. 20. Jahrhundert. Kugelförmiges Tee-Extraktkännchen von Marianne Brandt, 1924, Klassik Stiftung Weimar 13

»Die brennendste Frage des Tages überhaupt:... Wie werden wir wohnen, wie werden wir siedeln, welche Formen des Gemeinwesens wollen wir erstreben?«walter Gropius, 1924 Das bauhaus museum weimar inszeniert Designikonen ebenso wie bislang nicht gezeigte Zeitdokumente neu und rückt die großen Fragestellungen, Utopien und Experimente des frühen Bauhauses und der zwanziger Jahre in den Mittelpunkt seiner Ausstellung. Erzählt wird keine lineare Bauhaus-Geschichte. Vielmehr dient die Frage, die einst schon Walter Gropius stellte, als roter Faden für das Ausstellungsprogramm:»Wie wollen wir zusammenleben?«. Das bauhaus museum weimar wird zeigen, wie das Bauhaus am Anfang des 20. Jahrhunderts entscheidende Veränderungen für eine neue Gesellschaft und ein neues Zusammenleben initiierte. Dabei werden die konträren Entwicklungen innerhalb der Moderne nicht außer Acht gelassen. Walter Gropius, um 1919, Fotograf: Louis Held Aus Oskar Schlemmers Triadischem Ballett: Die Goldkugel (retuschiert), 1923, Fotograf: unbekannt, Archiv der Moderne, Bauhaus-Universität Weimar 14 Neben der Dauerpräsentation, die sich über drei Ebenen erstreckt, wird das Museum mit Wechselausstellungen und einem umfangreichen Begleitprogramm aufwarten. Zu Wort kommen dabei nicht nur die Bauhaus-Avantgarde von damals, sondern auch heutige Gestalter, Künstler und Architekten. Bereits im Schuljahr 2016/17 begann die Arbeit im Programm»Bauhaus Agenten«, einer in der deutschen Museumslandschaft einzigartigen Initiative der Kulturstiftung des Bundes und der Bauhausstätten in Berlin, Dessau und Weimar. In Weimar arbeiten drei Bauhaus Agenten gemeinsam mit elf Partnerschulen an der Entwicklung eines Vermittlungsprogramms und der Gestaltung des bauhaus museums weimar. Alma Buscher und László Moholy-Nagy vor dem Haus Am Horn, 1923, Fotograf: unbekannt, Bauhaus-Archiv Berlin 15

Eine Schule des Lebens Frau Bestgen, was werden die Besucher der neuen Ausstellung über das Bauhaus erfahren? UB: Wir zeigen die Ursprünge der Bauhaus- Ideen und ihre weltweiten Nachwirkungen. Besucher erfahren das Bauhaus als einen Ort, an dem man mit Materialien und Formen in den verschiedenen Künsten experimentierte, sich vor allem aber mit der Gestaltung des alltäglichen Lebens auseinandersetzte. Wichtig ist uns dabei, dass die Bauhaus- Geschichte immer mit Fragestellungen von Heute verknüpft, ein Link zur Gegenwart gesetzt wird. Besuchern bieten sich viele sinnliche Erlebnisse etwa im Bühnen-Raum, der von den multimedialen Experimenten László Moholy-Nagys inspiriert ist ebenso wie praktische Werkstatterfahrungen von der Buchbinderei wie zu Zeiten des Bauhauses bis hin zum 3D-Druck. Barbara Holzer Sie erzählen keine chronologische Bauhaus-Geschichte, sondern setzen thematische Schwerpunkte. Welche sind das zum Beispiel? 16 Im Gespräch mit Dr. Ulrike Bestgen (UB), Leiterin bauhaus museum weimar, und Prof. Barbara Holzer (BH), Holzer Kobler Architekten Ulrike Bestgen UB: Das Museum geht unter anderem den vielfältigen pädagogischen und lebensgestalterischen Ansätzen am Weimarer Bauhaus nach. Es thematisiert Fragen der Standardisierung und Vermessung des»neuen Menschen«oder beschäftigt sich am Beispiel vom Haus Am Horn damit, wie das Bauhaus das Wohnen damals verbessern wollte. Diese thematischen Räume entwickeln wir gemeinsam mit den Ausstellungsarchitekten von Holzer Kobler. Da spielt die Atmosphäre der Räume eine große Rolle. 17

Frau Holzer, wie unterstützt Ihre Ausstellungsarchitektur den kuratorischen Ansatz? BH: Wir entwerfen Szenen und nutzen den Raum als eine Art Leinwand oder Panorama. Die Oberflächen der Einbauten sind gewissermaßen das direkte Medium zwischen Objekt und Betrachter. Wir arbeiten mit Materialien, die die Objekte in ihrer Wirkung unterstützen, wie Glas oder lackierte Oberflächen mit unterschiedlichen Glanzgraden. Von ganz bunten Farben für Objekte, die weniger Farbigkeit besitzen und dadurch zum Leuchten gebracht werden, bis zu gedeckten Farben für schrille Objekte: Die Gestaltung steht im Dialog mit den Exponaten selbst. Lothar Schreyer, Licht-Tänzerin, 1922, Klassik Stiftung Weimar 18 UB: So entstehen eindrucksvolle Raum-Bilder, die dem Anspruch des Bauhauses an die Entwicklung einer zeitgemäßen, immer auf die Gegenwart bezogenen Gestaltung entsprechen. BH: Wir möchten einen intuitiven Zugang zu den Dingen ermöglichen. Etwas fasziniert, macht neugierig oder löst Fragen aus. So können wir die Blicke der Besucher auf die wichtigen Themen und entscheidenden Fragen lenken, dann entstehen Lerneffekt und Vermittlung fast automatisch. Entwurf für das Mechanische Ballett von Kurt Schmidt, 1924, Klassik Stiftung Weimar Welche Rolle spielt dabei der Kontext der Objekte? BH: Das Museum ist oft ein Ort extremer Dekontextualisierung, da sich hier Objekte versammeln, die nie so nebeneinander standen. Deshalb versuchen wir, Zusammenhänge sichtbar zu machen. Das ist für mich ein ganz wichtiger Ansatz des bauhaus museums in Weimar: dass es eben nicht nur um die Frage des Objektseins geht, sondern wirklich um die Haltungen, die mit dem Bauhaus eingenommen und vermittelt wurden. Für mich steht das Bauhaus nicht nur für schöne Möbelstücke, sondern für gesellschaftliche und politische Haltung und Verantwortung. UB: Und diese Haltung zeigen wir in all ihrer Vielstimmigkeit und Ambivalenz. Wir profitieren hier auch von dem institutionellen Netzwerk in Weimar, das uns die Möglichkeit bietet, das Bauhaus sowohl im historischen als auch im aktuellen Kontext darzustellen. Wir arbeiten z.b. eng mit der Bauhaus-Universität zu aktuellen Themen der Bildenden Kunst, der Architektur oder Gestaltung zusammen. Wir kooperieren mit dem Archiv der Moderne der Bauhaus-Universität, dem Landesarchiv Thüringen, das die Registratur des Staatlichen Bauhauses Weimar aufbewahrt, dem Bauaktenarchiv der Stadt Weimar und auch mit der Gedenkstätte Buchenwald. Diese Kooperationen werden das Ausstellungs- und Begleitprogramm im neuen bauhaus museum unmittelbar bereichern ebenso wie die Arbeit unserer»bauhaus Agenten«, die gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen heutige, für sie relevante Zugänge zur Bauhaus-Geschichte diskutieren. So sprechen sie beispielsweise darüber, wie Kinder und Jugendliche ihre Lebenswelt wahrnehmen und was ihnen für die Gestaltung ihrer Umwelt wichtig ist. Sehr schnell entwickeln sich dann Ideen und Wünsche, die auf ihre Realisierbarkeit überprüft werden. Manchmal bleiben sie Utopien aber Utopien, die es wert sind, dass wir uns mit ihnen auseinander setzen. 19

bauhaus museum weimar Grundsteinlegung: Oktober 2016 Eröffnung: April 2019 Bauherrin: Klassik Stiftung Weimar Architektur: Heike Hanada, laboratory of art and architecture, Berlin Ausstellungsarchitektur: Holzer Kobler Architekten, Zürich/Berlin Gesamtkosten Neubau: 22,6 Mio. EUR, finanziert durch die Bundesrepublik Deutschland und den Freistaat Thüringen Impressum bauhaus museum weimar Exponat Experiment Erlebnis Herausgeberin Klassik Stiftung Weimar, vertreten durch ihren Präsidenten, Hellmut Seemann. Redaktion EINSATEAM, Berlin Franziska Eidner Klassik Stiftung Weimar Toska Grabowski Gestaltung büro uebele visuelle kommunikation, Stuttgart Nadja Schoch Justyna Sikora Andreas Uebele Druck Gutenberg Druckerei GmbH Weimar 2017 Freiflächen: Stadt Weimar/Klassik Stiftung Weimar Planung: Vogt Landschaftsarchitekten, Zürich/Berlin/London Bauhausfest im Ilmschlößchen bei Weimar am 29. November 1924, Fotograf: Louis Held, Klassik Stiftung Weimar 20 Noch Fragen? Ihre Ansprechpartner: Museumsleitung Ulrike Bestgen ulrike.bestgen@klassik-stiftung.de Kulturvermittlung/»Bauhaus Agenten«Weimar Folker Metzger folker.metzger@klassik-stiftung.de Kooperationen/Öffentlichkeitsarbeit Toska Grabowski toska.grabowski@klassik-stiftung.de Presse Timm Nikolaus Schulze timm.schulze@klassik-stiftung.de Koordination Bau Ulrike Glaser ulrike.glaser@klassik-stiftung.de Bildnachweis VG Bild-Kunst, Bonn, 2017, für die abgebildeten Werke von Marianne Brandt und Wilhelm Wagenfeld für Erich Consemüller: Dr. Stephan Consemüller, Klassik Stiftung Weimar, bauhaus museum weimar, Dauerleihgabe, Privatbesitz, Berlin, mit freundlicher Genehmigung von Wulf Herzogenrath 2017 IBA Thüringen für Porträt Barbara Holzer, Foto: Thomas Müller 2017 Kunstsammlung Gera für Kurt Schmidt Die Rechte der verwendeten Illustrationen liegen bei: Wilhelm Wagenfeld, Tischlampe, 1923/24 Klassik Stiftung Weimar, Vorlage VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Walter Gropius, Türklinke, 1922/29 Klassik Stiftung Weimar, Vorlage VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Alma Siedhoff-Buscher, Schiffbauspiel, 1923 Klassik Stiftung Weimar Peter Keler, Kinderwiege, 1922 Klassik Stiftung Weimar Marcel Breuer, Lattenstuhl, 1922/24 Klassik Stiftung Weimar, Vorlage unbekannt Marcel Breuer,»Satztische«1925/26 Klassik Stiftung Weimar, Vorlage unbekannt Theodor Bogler, Vorratsgefäße für die Küche, 1923 Klassik Stiftung Weimar, Vorlage Vereinigung der Benediktiner zu Maria Laach e.v. Henry van de Velde, Gebäude der Kunsthochschule, 1911 Klassik Stiftung Weimar Visualisierung der Außenperspektiven des bauhaus museums weimar: bloomimages GmbH Visualisierung der Innenraumperspektiven und der Perspektive Südterrasse S. 8: heikehanada_laboratory of art and architecture Die Klassik Stiftung hat sich intensiv bemüht, alle Inhaber von Abbildungsrechten ausfindig zu machen. Personen und Institutionen, die möglicherweise nicht ermittelt werden konnten, bitten wir um Nachricht. www.bauhausmuseumweimar.de #bauhausmuseumweimar Klassik Stiftung Weimar Burgplatz 4 99423 Weimar Tel.: +49 (0) 3643-545-0 info@klassik-stiftung.de

Die Klassik Stiftung Weimar wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie dem Freistaat Thüringen und der Stadt Weimar.»Bauhaus Agenten«ist eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes und der Klassik Stiftung Weimar/ bauhaus museum weimar, der Stiftung Bauhaus Dessau und des Bauhaus-Archiv/ Museum für Gestaltung, Berlin.