Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen (Schiefergas) in

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Transkript:

Projekt NIKO* Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen (Schiefergas) in Deutschland Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen (Schiefergas) in Deutschland Dieter Franke, Stefan Ladage, Ulrich Berner, Roberto Pierau und Ulf Rogalla * Nicht-konventionelle Kohlenwasserstoffe

Zusammenfassung Schiefergas - Ressourcen Schwerpunkt im norddeutschen Becken Zwischen 0,7-2,3 Bill. m 3 Erdgas (Annahme: 10 % technisch förderbarer Anteil) Schiefergas könnte beitragen: Energieversorgungssicherheit zu erhöhen Rückgang der konventionellen Förderung aufzufangen Ein Anstieg der Erdgasproduktion wie in den USA ist nicht zu erwarten

Abschätzung Schiefergasressourcen Formation GIP Deutschland technisch gewinnbare Erdgas-Ressourcen; Gewinnungsfaktor 10% (Bill. m³) (Bill. m³) Minimum Mittel Maximum Minimum Mittel Maximum Unterkreide - Wealden 1,1 2,4 4,4 0,11 0,24 0,44 Unterjura - Deutschlands Posidonienschiefer konventionelles 0,9 Erdgas 2,0 (LBEG 3,8 2011) 0,09 0,20 0,38 Erdgasressourcen: Unterkarbon 2,5 8,3 17,7 0,25 0,15 0,83 Bill. 1,77 m 3 Erdgasreserven: Gesamt 6,8 13,0 22,6 0,68 0,146 1,30 Bill. 2,26 m 3

Schiefergasressourcen weltweit Billionen m³ Stand Dez. 2012

Spannungsfeld Zeit (Februar 2013; Marlies Uken): Die Energiekonzerne hoffen auf ein Milliardengeschäft und warnen, die Gasförderung in Deutschland werde drastisch sinken, wenn die Technik nicht komme. Außenpolitiker hoffen darauf, dass das Gas aus Deutschland die Abhängigkeit von Russland verringert. Auf der anderen Seite stehen Umweltschützer und Aktivisten: Sie warnen, das Verfahren sei eine "Hochrisikotechnologie", es verseuche Grundwasser und erhöhe das Erdbebenrisiko.

Umweltaspekte und mögliche Risiken Fracking Trinkwassergefährdung durch Frackfluide mit Chemikalien? Durch Methan? Wasserbedarf und Abwässer Induzierte Erdbeben Hoher Landschaftsverbrauch Schlechte(re) Energie- und Klimabilanz Aldhous (2012) Fracking wird eingesetzt bei konv., nicht-konventionellen KW Vorkommen + tiefer Geothermie

Trifft die Kritik an der Technologie zu? Wasser 95 98% (abhängig vom Anteil Stützmittel) Stützmittel (Proppants) - 5-30%, (Quarzsand, Keramik, gecoated) Additive 0,2 2% Biozide Tenside Lösungsmittel ph-stabilisatoren Sauerstoffzehrer Erdölderivate sonstige In Deutschland ca. 25 30 Substanzen eingesetzt (Quelle: http://www.erdgassuche-in-deutschland.de) teilweise schwer abbaubar und toxisch Wassergefährdungsklassen 1 bis 3 Einstufung nach Gefahrstoffrecht (Gesundheit): Xn = Gesundheitsschädlich Xi = reizend T = Giftig C = Ätzend Kontamination des nutzbaren Grundwassers muss sicher ausgeschlossen sein Folie: T. Himmelsbach

Hydrogeologische Situation Norddeutschland Süßwasserstockwerk Tonbarriere Tiefenwasserstockwerk (salinare Aquifere) Quelle: Geotektonischer Atlas von NW-Deutschland (BGR 2001) Klare Trennung zwischen oberflächennahen nutzbarem Süßwasser und hochsalinen Tiefenwasser aufgrund von Tonbarrieren und Dichteunterschieden von Süß- und Salzwässern (hydraulische Barriere) Kontamination von oberflächennahem Süßwasser aufgrund der hydrogeologischen Situation wenig wahrscheinlich Kritische Bereiche Salzstöcke und Störungszonen

Seismizität in und um D Geringe natürlicher Gefährdung Großteil der Bereiche mit hohem Schiefergaspotenzial Zeitraum: 2000 bis 2010 Magnituden: 2 und größer Durch Fracking-Maßnahmen ausgelöste spürbare Erdbeben weniger wahrscheinlich Höhere natürliche Gefährdung Spürbare Erdbeben im Zusammenhang mit Fracking-Maßnahmen sind nicht auszuschließen Überwachung der Seismizität: Aufwand an örtliche geologisch-tektonischen Gegebenheiten anzupassen Tektonische Ereignisse Induzierte Ereignisse Steinbruchsprengungen

Fazit der Studie Wenn eine Erschließung/Förderung nach den gesetzlichen Auflagen, kontrolliert und umweltverträglich erfolgt: kann Schiefergas aus heimischen Vorräten zur Energieversorgungssicherheit Deutschlands beitragen Abschätzung des Erdgaspotenzials aus dichten Tongesteinen (Schiefergas) in Deutschland kann Schiefergas einen Beitrag zur Kompensation des Förderrückgangs heimischen Erdgases liefern

Version 5.0 Stellungnahme zu den geowissenschaftlichen Aussagen des UBA Gutachtens, der Studie NRW und der Risikostudie des ExxonMobil InfoDialogprozesses zum Thema Fracking erarbeitet für den Bund/Länder Ausschuss Bodenforschung (BLA GEO) durch die Staatlichen Geologischen Dienste der Deutschen Bundesländer (SGDa) und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGRb) Hannover, März 2013 Inhaltsverzeichnis Seite Zusammenfassung 2 1. Einführung 3 2. Zusammenfassende Einschätzung zu den 4 geowissenschaftlichen Teilen der drei Fracking Studien 2.1 UBA Gutachten 5 2.2 Studie NRW 9 2.3 Risikostudie Fracking 12 3. Beurteilung der geowissenschaftlichen Empfehlungen 15 der drei Fracking Studie 4. Fazit und Schlussfolgerungen der SGD und der BGR 20 5. Literatur 22 Stellungnahme der Staatlichen Geologischen Dienste der Deutschen Bundesländer (SGD) und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zu den geowissenschaftlichen Aussagen des UBA Gutachtens, der Studie NRW und der Risikostudie des ExxonMobil InfoDialogprozesses zum Thema Fracking 1