Auf der Suche nach Zerynthia louristana im Zagrosgebirge im Iran 08.-17.05.2009 I. Teil Anfang Mai 2009 fuhr ich für 9 Tage mit meinem ständigen entomologischen Begleiter ins Zagros- Gebirge im Westen des Irans. Unsere Zielgruppe hieß diesmal Zerynthia louristana und Zerynthia deyrollei, die dort beide vorkommen sollen. Unsere Reiseroute im Iran Am Freitag, dem 08.05.09 flogen wir mit Türkish Airlines um 10.30 Uhr von München zuerst nach Istanbul in der Türkei. Dort kamen wir gegen 14.30 Uhr Ortszeit an und mussten später in eine andere Maschine derselben Linie umsteigen. Endlich, gegen 21.00 Uhr ging es weiter nach Teheran. Am Samstag, dem 09.05.09 erreichten wir gegen 2.00 h morgens Ortszeit die iranische Hauptstadt. Nachdem wir lange bei der Passkontrolle angestanden hatten, durften wir in die Halle des Flughafens treten, wo uns schon 2 junge Iraner erwarteten. Inzwischen war es 3.15 Uhr geworden. Mein Kollege, der denselben Führer wie im vorigen Jahr gebucht und folglich auch erwartet hatte, war überrascht, dass wir von zwei Unbekannten abgeholt wurden. Der eine sagte aber, er sei der Sohn des von uns Erwarteten, und sein Freund käme als Fahrer mit. Zuerst etwas skeptisch, vertrauten wir ihnen dann aber doch und fuhren alsbald mit einem alten Geländewagen (Nissan) los nach Südwesten, über Qom nach Kashan (940m), am östlichen Rand des Zagros-Gebirges, wo wir zuerst Station machen wollten. Unser Führer sagte uns, sein Vater käme in einigen Tagen nach und werde uns dann übernehmen. Sie seien nur als Vertreter da, weil dieser noch mit anderen Touristen im Damavand unterwegs sei. In Kashan kamen wir wohlbehalten gegen 6.00 Uhr an. Nachdem unsere beiden Begleiter uns auf der Suche nach einem Hotel über 1 Std. lang kreuz und quer durch die Stadt kutschiert hatten, fanden wir endlich ein Hotel, einfach, aber recht teuer.
Blick vom Hotelbalkon in die Landschaft bei Kashan Wir vereinbarten, dass sie uns um 9.00 am Hotel abholen sollen und legten uns für 1 ½ Std. aufs Ohr. Pünktlich um 9.00 Uhr waren die beiden zur Stelle, um uns nach Delijan zu fahren, wo wir hofften, Raupen von Zerynthia louristana zu finden, wie es in der uns zur Verfügung stehenden Literatur stand. Zuerst mussten wir aber noch Geld wechseln und etwas zum Essen einkaufen, was wieder recht lange dauerte und uns einige weitere Runden durch die Stadt kostete. Dann war es endlich so weit. Unterwegs kamen wir an einer für diese Gegend typischen Hähnchen- Mästerei vorbei. Die Bedeutung dieser Tiere für die Ernährung der Iraner werden wir später noch zur Genüge am eigenen Leib kennen lernen. eine für den Iran typische Hähnchen-Mästerei Mashhad-e Ardahal Über Mashhad-e Ardahal (1700m) fuhren wir zuerst zu einem meinem Kollegen schon von 2008 her bekannten Habitat westlich von Mashhad-e Ardahal auf ca. 2000m Höhe, wo Colias aurorina vorkommen soll. Wir fanden auch die Stelle und viele Büsche der Futterpflanze (Astracantha-Art) dieses Colias, aber kein einziger Falter ließ sich sehen. Wir waren noch zu früh dran.
Habitat von Colias aurorina auf ca. 2000m Höhe. Im Vordergrund Astracantha-Busch Wenn wir hier auch keine Colias aurorina fanden, konnte ich doch noch einige interessante Tiere und Pflanzen aufnehmen: Käfer, ca. 4 cm lang Melitaea sp.? Tragopogon sp.? ähnlich unserem Wiesenbocksbart Astragalus sp.?
Unsere beiden iranischen Begleiter vor unserem Auto, in der Mitte der Verfasser Dann fuhren wir weiter nach Delijan. Inzwischen war es Mittag, und unsere Begleiter suchten uns ein Lokal, wo wir Kebab vom Rind (Rindfleischstücke vom Spieß) mit Reis, Fladenbrot, Joghurt und Salat aßen. Dazu bestellte ich voll freudiger Erwartung ein Bier. Bier im Iran?! Dieses aber entpuppte sich als ein süßer, alkoholfreier Gerstensaft mit Ananas-Geschmack ungenießbar! Aber billig war es: Alles zusammen kostete knapp 5.- pro Person. Nach dem Essen fuhren wir dann endlich in die Berge bei Delijan, wo Z. louristana vorkommen sollte. Laut Kabalaye, einem iranischen Entomologen soll Z. louristana in der Nähe von Delijan in den Bergen fliegen. Wie sollten wir aber diesen Platz finden? Berge waren überall. Wir schauten uns die Landschaft an, wo es am vielversprechendsten aussah und machten dann einfach einen Versuch: Ca. 20 km südwestlich von Delijan führte neben einer Marmorschleiferei, nahe Nunvar (ca. 1900m hoch) eine kleine Straße nach Süden in Richtung Berge. Dieser folgten wir. Die Gegend, in die wir kamen, sah gut aus. Also machten wir uns zusammen mit unserem Führer auf die Socken: Felsig, karge Vegetation, ein Tal mit steilen Hängen, viele interessante Blumen, nur keine Zerynthien, nicht einmal Aristolochia-Pflanzen. Wir suchten das Tal ab nichts, die Hänge auch nichts suchten auf einer Hochebene wieder nichts. Allmählich wurden wir müde, und uns wurde jetzt klar, dass es wohl nicht so leicht werden würde, die ersehnten Raupen zu finden. Aber es war ja erst unser erster Tag. Unser Fahrer hatte sich am Anfang des Tales bei einem Haus absetzen lassen. Als wir ihn dort wieder abholten, führte er uns ein Stück in die Landschaft hinein, bis wir vor den Ruinen einer alten Kirche standen. Es waren die Überreste eines Tempels der Anhänger Zarathustras (altpersisch Zarathuschtra, persisch Zartoscht, altgriechisch Zoroaster), die dort mitten in der Wildnis stehen. Wir erfuhren, es gäbe im Iran noch geheime Anhänger dieser alten Religion.
Ruinen eines Tempels der Anhänger Zarathustras bei Nunvar Hier noch zwei interessante Blumen, die ich neben der Straße fand: Ein rosa blühender Salbei (Salvia sp.?) Die gelb blühende Persische Rose (Rosa persica) Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden, und wir fuhren auf demselben Weg wieder ins Hotel nach Kashan zurück, wo wir gegen Abend ankamen. Sonntag, 10.05.09 Noch eine Fahrt nach Delijan; Wetter sonnig mit Wolken, leichter Wind. Wir hatten am Abend vorher verabredet, dass wir uns am nächsten Morgen mit unseren beiden Begleitern um 8.00 Uhr in der Hotelhalle treffen. Sie kamen aber erst gegen 8.45 Uhr an, weil angeblich das Auto nicht angesprungen war. Das konnte ja heiter werden! Nachdem wir das Hotel bezahlt hatten, pro Übernachtung und Tag für 2 Personen im Doppelzimmer etwa 50.-, fuhren wir gegen 9.30 Uhr auf derselben Strecke wie gestern zuerst wieder nach Delijan. Heute wandten wir uns aber nach Norden auf die auch dort aufragenden Berge zu. Nach kurzer Fahrt landeten wir am Fuß der Berge, die wir alsbald zu erkunden begannen. Wir stellten das Auto ab; unsere Begleiter machten es sich dort gemütlich. Wir aber liefen gut 2 Stunden die Hänge hinauf und hinab, ohne auch nur eine Aristolochia-Pflanze zu finden, von Zerynthia louristana ganz zu schweigen. Enttäuscht kehrten wir danach zum Auto zurück, wo uns unsere Begleiter schon mit heißem Tee und einem kleinen einfachen Imbiss erwarteten. Sie waren fast genauso traurig wie wir, dass wir wieder nichts gefunden hatten, denn sie wollten ja auch, dass wir zufrieden sind.
Wir wollten schon wieder weiter fahren, aber unser Führer überredete uns, es doch noch einmal an einer anderen Stelle zu versuchen. Nicht gerade begeistert stimmten wir zu. Nicht weit entfernt verlief ein breites Tal auf die Berge zu. Ohne viel Hoffnung machten wir uns noch einmal auf den Weg, und kaum hatten wir die Hänge des Tales erreicht, fanden wir auch schon die ersten Pflanzen von Aristolochia olivieri und kurz darauf auch die ersten noch kleinen Raupen und Eier von Zerynthia louristana. Habitat von Z. louristana bei Mahallat Aristolochia olivieri ohne Raupen im Schatten eines Felsens frisch gelegte Eier von Z. louristana an A. olivieri L3-Raupen von Z. louristana an A. olivieri
Nachdem wir einige Fotos vom Biotop, den Pflanzen, den Eiern und den Räupchen gemacht hatten, begannen wir mit dem Sammeln. Dabei stellten wir fest, dass die Futterpflanzen nicht allzu häufig vorkamen. Felsrinne mit Büschen von A. olivieri (im Vordergrund) Die wenigen Eier waren meistens in Spiegeln zu 15-30 Stück abgelegt (Siehe Abbildung!), anders als bei anderen Zerynthia-Arten, die ihre Eier gewöhnlich einzeln oder nur wenige auf einmal absetzen. Die Raupen kommen in einer hellen und einer dunklen Variante vor. Die heute gefundenen Raupen gehörten fast alle zu der dunklen Variante. Einige Tage später fanden wir dann weiter oben in der Schlucht überwiegend die helle, gelbliche Form. Wir fanden die Raupen in dem genannten Tal, das sich später zu einer Schlucht verengte, von ca. 1900 bis fast 2000m Höhe, weiter hinauf konnten wir aus Zeitmangel nicht suchen. Eigenartigerweise sahen wir viele hundert Raupen, aber so gut wie keine Falter von Z. louristana. Nachdem wir uns etwa 2 Stunden im Biotop aufgehalten hatten, kehrten wir gegen 16.00 Uhr glücklich zum Auto zurück. Nun brauchten wir nur noch eine Unterkunft für die Nacht. Wir fuhren in den nächsten größeren Ort. Eine Unterkunft zu finden war aber gar nicht so einfach. Nachdem unsere beiden Begleiter mit uns knapp 2 Stunden in der Stadt herumgefahren waren, kamen wir dann doch noch alle vier privat in einem großen Appartement unter, mit 2 Schlafzimmern, einem sehr großen Wohnzimmer, Küche, Dusche, Toilette und sogar einem, wenn auch sehr dreckigen Wintergarten, auf dem wir unsere Raupen unterbrachten. Einen Schlafraum teilte ich mir mit meinem Kollegen, im anderen schliefen unsere beiden Iraner. Für die ganze Wohnung mussten wir pro Tag nur 20.- zahlen. Während wir die Raupen versorgten, kochten unsere Begleiter uns ein einfaches Abendessen: Jeder bekam 2 Pellkartoffeln (Wenigstens kein Reis!), 1 hartes Ei, gute Butter, Fladenbrot und Scheiben von Gurken, Tomaten und Gemüsezwiebeln. Dazu gab es süßen schwarzen Tee. Wir wurden satt, und es schmeckte uns sogar gut. Danach ging es ins Bett. Die Matratzen waren nicht so toll, an mehreren Stellen drückten die Federn durch, aber wir schliefen doch ganz gut.
Montag, 11.05.09 Louristana-Biotop von gestern; zuerst Sonne mit Wolken, bald aber bewölkt, windig und kühl. Nach einem einfachen Frühstück, das uns unsere Begleiter zubereitet hatten, fuhren wir gegen 8.00 Uhr wieder in den Biotop von gestern. Unser Reiseleiter begleitete uns heute den ganzen Vormittag in die Natur, der Fahrer blieb beim Auto. Während wir gestern nur vorn im breiten Teil des Tales gesucht hatten, folgten wir diesem heute weiter in die Berge hinauf, wo sich das Tal zu einer Schlucht verengt. Auf einem nach Osten geneigten Geröllfächer fanden wir das größte Vorkommen von A. olivieri und damit auch die meisten Raupen von Z. louristana. Aber auch hier wuchsen nicht mehr als höchstens 15 bis 20 Büsche. Dafür waren die relativ wenigen Pflanzen aber gut mit Raupen besetzt. Die meisten befanden sich dort in L4, viele waren aber auch noch kleiner, die ältesten einige Tage in L5. An besonders günstigen Standorten in voll sonniger Lage sahen wir manchmal bis über 100 Raupen verschiedener Größe an einer einzigen Pflanze von ca. 35-40 cm Durchmesser. Und auch die benachbarten Büsche waren überwiegend dicht besetzt. Daneben gab es aber auch Pflanzen in derselben Lage, an denen kaum oder gar keine Raupen zu finden waren, warum, war nicht einzusehen. Schattig stehende Pflanzen jedenfalls waren meistens gar nicht belegt. Da sich der Himmel inzwischen bewölkt hatte, und ein kühler Wind wehte, sammelten wir noch einen ganzen Plastikbeutel voll Schnittfutter von A. olivieri, weil wir morgen weiterfahren wollten und nicht wussten, ob wir in den nächsten Tagen Futter finden würden. Dann kehrten wir zum Auto zurück und fuhren in unser Appartement. Als wir dort zu Mittag ankamen, war unser richtiger Reiseleiter schon da. Die beiden jungen Leute fahren wieder nach Teheran zurückfahren, während der Vater uns ab jetzt allein begleiten wird, als Führer und Fahrer. Als nächstes fuhren wir alle 5 in ein besseres Restaurant in der Nähe der Stadt. Wir nahmen im Schneidersitz auf einem Podium Platz, dessen Sitzfläche auf vier Stützen einen halben Meter über dem Boden schwebte und mit einem Teppich bedeckt war. In die Mitte wurde auf einem Tablett unser Essen gestellt. Es gab, wie immer Kebab, zum Glück vom Rind mit Butterreis und Fladenbrot. Dazu tranken wir Airan, flüssiges, salziges Joghurt mit Pfefferminzgeschmack, und alles zusammen kostete für jeden 4.-. (Rezept für Airan: 500g dicken Joghurt mit 400g Eiswasser und 1 Teelöffel Salz verrühren. Zur Verfeinerung etwas Saure Sahne oder Zitronensaft oder Minze zufügen) Essen im Restaurant auf dem schwebenden Podium: Hinten rechts unser richtiger Reiseleiter und zugleich Fahrer