DRECK franz rieder
Er: ich glaube, die schweren zeiten sind jetzt ein für alle mal vorbei. sie sieht ihn überrascht an, weil sie gerade gemeinsam geschwiegen hatten. dann beginnt sie zu lächeln. er: es ist schön, wenn du lächelst. ja. ich wollte eigentlich nur sagen, ich habe so ein gutes gefühl seit ich dich kenne. ich kann es kaum beschreiben. es erfüllt mich, es füllt meinen ganzen geist aus, ja, und auch meinen körper. ich spür es überall. das gefühl, es ist, dass du einfach da bist. du bist einfach da und alles ist gut. sie wird verlegen: o, danke, das ist sehr lieb von dir. er findet ein wärmendes gefühl in ihrer verlegenheit, zu gleich vertrautheit: ich könnte die ganze zeit reden oder aber auch nichts sagen. es stimmt immer. weil du da bist. wir brauchen uns nichts zu sagen, weil wir auch so alles verstehen. alles was ich sehe, was ich spüre, was ich höre, es ist so wertvoll... ihre verlegenheit verschwindet. sie beginnt aus ihrem herzen zu sprechen: ich muss dir auch was sagen, etwas, bei dem ich früher hemmungen hatte es auszusprechen. sie macht eine kurze pause, um dem folgenden mehr ausdruck zu verleihen: ich liebe dich... und ich weiß, dass es ein völlig neues gefühl ist. früher hatte ich gedacht, es zu empfinden, aber bei dir weiß ich es. es ist so neu und unbeschreiblich. und es wächst jeden tag, ich weiß garnicht, wie groß es noch werden kann, ich kann es mir auch nicht vorstellen, aber es wächst unaufhörlich. er: ich kann es unendlich gut verstehen, denn ich empfinde genau so. es ist alles was ich mir vorstellen kann, alles was schön ist, was das leben ausfüllt und es lebenswert macht, all das bist du für mich. und auch ich dachte, bevor ich dich kannte, dass ich die wahrheit gefunden hatte. ich dachte, ich hätte geliebt. aber ich wusste nicht, was es bedeutet, erst seit ich dich kenne. er wird etwas leiser: ich liebe dich. sie: ja. manchmal kommt es mir vor, als wär das leben ein schöner traum. ich will nie wieder aufwachen. sie grinst ihn an und schließt ihre augen. er küsst ihre stirn. er: ja, so viel licht und wärme und vertrauen. ich habe bei dir keine angst mehr, vor nichts. ich kann jetzt alles sagen, auch wenn es früher sehr weh getan hat. aber bei dir ist der vergangene schmerz so klein und wirklich vergangen. ich kann in den tiefsten abgründen meiner seele suchen, aber ich weiß, dass mir nichts passieren wird, weil du mich beschützt, so wie ich dich beschütze. sie umarmen sich.
er ist im büro. er grinst seine arbeitskollegen an: habt ihr schon die neuen tools gesehen beim wort tools macht er gänsefüsschen mit seinen fingern. jaja, die tools. natürlich haben wir die schon gesehen. die kollegen antworten ihm entzückt, angetan von seiner guten laune und seiner freudigen ausstrahlung. einer der kollegen lacht: da sind ja wirklich ein paar nette stücke dabei. sehr schön. langsam beruhigt sich die stimmung wieder und es kehrt ein normalisiertes klima ein. er setzt sich auf seinen arbeitsplatz und begutachtet die eingegangenen aufträge. er denkt sich dabei, dass es schwierig sein wird, das zu bewältigen, denn er kann heute nicht länger arbeiten, weil er am abende eine wichtige verabredung hat. nun vergeht dieser tag, wie einer von vielen. nicht gerade sehr aufregende, aber er geniest seinen beruf. er denkt sich dabei, dass es nicht viele menschen gibt, die das machen können, was ihnen gefällt. so kehrt er frohen mutes ein letztes mal ins büro zurück, um den papierkram zu erledigen. dort wird er zufällig zeuge eines gesprächs. ein kollege hatte einen leichten unfall, war aber noch für einen sehr wichtigen auftrag eingeteilt. somit kommt ein anderer zum zug. aber der andere hat heute seinen hochzeitstag und will nicht zu spät nach hause kommen. manchmal ist der beruf hart. so bleibt dem anderen nichts übrig, als sich zu seinem schreibtisch zu setzen, um den auftrag vorzubereiten. dann aber betritt er den raum des anderen. er sagt zu ihm: ich habe gehört, du musst für den ausgefallenen einspringen. naja, ich weiß zufällig, dass du und deine frau heute hochzeitstag haben. da hab ich mir gedacht, nachdem ich selber noch nichts vorhabe, dass ich für dich einspringen könnte. der andere: aber das geht doch nicht. das ist sehr nett, aber ich kann es wirklich nicht annehmen. er grinst ihn an: doch, das kannst du annehmen. und jetzt schnell zu deiner frau, bevor du zu spät kommst. der andere: danke, du bist wirklich sehr nett. der andere verlässt überglücklich das büro. er setzt sich an seinem schreibtisch und seufzt, aber nicht schweren herzens. dann muss ich das auf ein anderes mal verschieben. aber was solls, wird bestimmt netter auftrag.
als der letzte auftrag beendet ist, geht er endlich nach hause. aber er hat das gefühl, dass er jetzt noch irgendwas tun muss, er weiß nicht was. er vertraut ihr zwar und kann mit ihr über alles sprechen, aber jetzt hat er das bedürfnis mit jemanden zu reden. er wird von einem licht angezogen, unter dem jemand steht. er bleibt davor stehen. jemand sagt: du sucht jemanden, mit dem du reden kannst? er: woher weißt du das? jemand: es steht dir doch ins gesicht geschrieben. aber ich will dir nicht vorschreiben, was du zu tun hast. er: so hab ich es nicht gemeint, ich wollte wirklich nur mit jemanden reden. jemand: dann rede doch, ich höre dir zu, diesbezüglich kannst du mir trauen. er: es ist ein seltsames gefühl, aber ich werde mich überwinden. ich wollte nur wissen, ob ich der einzige bin, der ich habe irgendwie alles, das ich mir vorstellen konnte. ich bin auch sehr zufrieden mit meinem leben. mir fehlt in keiner hinsicht was. trotzdem habe ich das gefühl der leere. aber ich weiß nicht wieso. jemand: vielleicht hast du nicht alles. jedenfalls, ich werde dir nicht vorschreiben, was du nicht hast. aber es wird immer jemanden geben, mit dem du reden kannst. vergiss das nicht. er: du hast recht, ich glaube, es gibt etwas, das ich nicht habe; ich weiß nicht was es ist, aber es ist mir jetzt schon leichter, und dafür danke ich dir. jemand: gut, es ist schön, jemanden geholfen zu haben. jemand macht eine pause: da ist etwas dreck auf deinem hemd. er: ich seh es, danke. er wischt den dreck ab und sie geben sich verabschiedungszeichen.