Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsprognose 29.7.15 Bebauungsplan Nordwest II Gemeinde Gundelsheim Die Entwicklung der Siedlungsflächen steht in einem engen Verhältnis zur Entwicklung der Bevölkerung. Der Zuzug bestimmter Bevölkerungsgruppen erhöht die Nachfrage nach Baugrundstücken. Gleichzeitig beeinflussen Geburten und Sterbefälle sowie Wanderungen die Bevölkerungsentwicklung. Eine nachhaltige Siedlungsentwicklung kann daher nur mit Hilfe einer aussagekräftigen Datengrundlage erfolgen. Deshalb wird im Folgenden die Bevölkerungsentwicklung untersucht sowie eine Bevölkerungsprognose vorgenommen. Ausgangssituation Die Bevölkerungsentwicklung wird beeinflusst durch die Zahl der Geburten und Sterbefälle sowie durch Zu- und Abwanderungen über Gemeindegrenzen. Entgegen dem Trend vieler Regionen in Deutschland bzw. Bayern konnte die Gemeinde Gundelsheim im Zeitraum von 7 bis 14 insgesamt eine positive Bevölkerungsentwicklung aufweisen (vgl. Abb. 1). Die Nachbarkommunen Memmelsdorf und Hallstadt haben 1,6% bzw. 2,3% ihrer Einwohner in diesem Zeitraum verloren, während der Regierungsbezirk Oberfranken sogar einen Bevölkerungsverlust von fast 3% erfahren hat. Natürliche Bevölkerungsentwicklung Im betrachteten Zeitraum von 7 bis 13 konnte die Gemeinde Gundelsheim einen Bevölkerungszuwachs von 2,4% verzeichnen, was sogar den relativen Zuwachs von 1,8% des Oberzentrums Bamberg übersteigt 1. Diese Entwicklung ist auf die natürliche Bevölkerungsbewegung zurückzuführen, die durch einen fast durchgängigen Geburtenüberschuss in den en von 3 bis 14 gekennzeichnet ist. Die Zahl der Geburten ist, ausgenommen in den en 6, 8 und 14, stets höher als die Zahl der Sterbefälle (vgl. Abb. 2). Bevölkerungsentwicklung Gundelsheim Anzahl (abs.) 3 336 33 328 32 3 7 8 9 1 11 12 13 14 Abb. 1: Bevölkerungsentwicklung Gundelsheim (Datengrundlage: Bayerisches Landesamt für Statistik 15, eigene Darstellung) 1 Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik 15. Dipl.-Ing. Franz Ullrich Regierungsbaumeister Architekt Stadtplaner Seite 1
Geburten und Sterbefälle 3 Anzahl (absolut) 1-1 - 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 13 14 Geburten Sterbefälle Geburtensaldo Abb. 2: Geburten und Sterbefälle in der Gemeinde Gundelsheim (Datengrundlage: Gemeinde Gundelsheim, eigene Darstellung) Bevölkerungswanderungen Die wanderungsbedingte Bevölkerungsentwicklung ist seit Mitte der 199er e insgesamt abnehmend, die Gruppe der 3-49-Jährigen weist jedoch überwiegend einen positiven Saldo auf (vgl. Abb. 3). In diese Altersspanne gehören häufig Familien mit Kindern. Häufig gehen hierdurch veränderte Wohnvorstellungen einher, die sich im Umland der Städte realisieren lassen. Die Motive für Wanderung sind demnach also hauptsächlich in der Familienwanderung bzw. Wohnungsmarktwanderung 2 zu finden, welche die Nachfrage nach Grundstücken zusätzlich erhöht. In Gundelsheim hat die Zuwanderung der 3-49-Jährigen einen positiven Effekt auf die Gesamt-Altersstruktur, da sie den relativen Anteil junger Altersgruppen erhöht. Einwohner Bevölkerungssaldo 5 3 1-1 - 3 4 5 6 7 8 9 1 11 12 13 14 3<49 e <18 e Abb. 3: Bevölkerungssaldo ausgewählter Alterskohorten (Datengrundlage: Bayerisches Landesamt für Statistik 15; Gemeinde Gundelsheim, eigene Darstellung) 2 Quelle: www.bbsr.bund.de/bbsr/de/veroeffentlichungen/abgeschlossen/rur/4/beitraege/dl_2schloemer.pdf Dipl.-Ing. Franz Ullrich Regierungsbaumeister Architekt Stadtplaner Seite 2
Bevölkerungsprognose Für die Bevölkerungsprognose Gundelsheims werden drei Varianten untersucht, die je eine günstige, die aktuelle sowie eine ungünstige Bevölkerungsentwicklung beschreiben. Sollte die gegenwärtige Entwicklung anhalten, wird Gundelsheim bis zum 33 um 4,4% an Bevölkerung dazu gewinnen. In der günstigsten Variante, die eine zunehmende Fertilität, eine Erhöhung der Lebenserwartung sowie eine Steigerung der Zuzüge zugrunde legt, beträgt das Bevölkerungswachstum sogar 12,2%. Lediglich in der ungünstigen Variante wird die Bevölkerung in Gundelsheim bis 33 um 2,8% schrumpfen, wobei eine Abnahme der Geburtenzahlen, eine Zunahme der Sterblichkeit und geringere Zuzüge zugrunde gelegt werden 3. Abb. 4: Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung in der Gemeinde Gundelsheim bis 33. Quelle: Gemeinden des Landkreises Bamberg, Stand: 31.12.13; Berechnung und Darstellung: Modus 15. Die Altersstruktur in Gundelsheim wird voraussichtlich an die aktuelle Entwicklung anknüpfen. Das heißt, dass der Anteil der älteren Bevölkerung deutlich zunehmen wird, während die Altersgruppen bis 21 e anteilmäßig abnehmen. Dieser Trend ist in allen drei Varianten gleich, jedoch vollzieht er sich mit unterschiedlicher Intensität. Die Zuwanderung von Familien nach Gundelsheim kann sich dabei positiv auf die Altersstruktur auswirken und den Überalterungsprozess verlangsamen (vgl. Modus 15). 3 Quelle: MODUS Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung 15: Kleinräumige Bevölkerungsprojektion - Gemeinde Gundelsheim Dipl.-Ing. Franz Ullrich Regierungsbaumeister Architekt Stadtplaner Seite 3
Baugrundstücke Seit 3 hat die Gemeinde Gundelsheim erhebliche Anstrengungen unternommen, die Eigentümer davon zu überzeugen, die Baulücken im Bestand zu bebauen oder an Bauwillige zu verkaufen. In diesem Zeitraum konnten mit Erfolg mehr als ein Drittel aller Baulücken geschlossen werden (vgl. Abb. 5). Die Ergebnisse einer im Herbst 14 durchgeführten Eigentümerbefragung zeigen, dass bis auf zwei Grundstücke derzeit keine Bauplätze für weitere Entwicklungen zur Verfügung stehen. Um die restlichen 8 Baulücken zu entwickeln, wurde eine schriftliche Eigentümerbefragung durchgeführt und nach der Veräußerungsbereitschaft der Grundstücke gefragt. Von den insgesamt 66 Grundstückseigentümern antworteten 28 bis zum Stichtag am 1. Dezember 14. Lediglich zwei Personen signalisierten eine positive Veräußerungsbereitschaft. 36 Grundstückseigentümer reagierten nicht. Den vorhandenen 8 Baulücken steht eine Zahl von aktuell 74 bei der Gemeinde eingetragenen Interessenten gegenüber (Stand Januar 15). Da die Veräußerungsbereitschaft nachweislich nicht besteht, kann die Nachfrage nicht befriedigt werden. Eine genauere Betrachtung der Interessenten zeigt, dass die Nachfrage insbesondere von Familien mit Kindern ausgeht. Bei ausreichendem Angebot an Baugrundstücken könnte durch den Zuzug dieser Nachfragegruppe die Auslastung von Kindergärten, Schulen und weiteren Einrichtungen gesichert und auch zukünftig eine ausgewogene Altersstruktur erhalten werden. Anzahl (absolut) Anzahl Baulücken 1 1 1 8 6 3 14 Abb. 5: Anzahl der Baulücken 3 und 14 Städtebauliche Entwicklung Die Gemeinde Gundelsheim hat in den letzten en bereits eine große Zahl städtebaulicher Maßnahmen der Innenentwicklung umgesetzt. Die Attraktivität der Ortsmitte wurde mit der attraktiven Neugestaltung der Hauptstraße deutlich gesteigert. Bei der Umsetzung wurden die Ideen und Wünsche der Bürger berücksichtigt. Neben der gestalterischen Aufwertung der Ortsmitte wurde zudem die Schule saniert, der Kindergarten baulich erweitert, ein Generationenbüro eingerichtet sowie die Stadtbusverbindungen verbessert. Mit der Sanierung bzw. mit dem Umbau des Alten Rathauses zum Kulturrathaus wird den Bürgerinnen und Bürgern neuer Raum für Gemeinschafts- und Vereinsaktivitäten gegeben. Gundelsheim setzt erfolgreich eine generationsübergreifende Siedlungsentwicklung um. Das neue Seniorenzentrum, der erweiterte Kindergarten, die sanierte Schule und die Kirche werden durch den neu geschaffenen Bürgerpark freiraumplanerisch ergänzt. Der Bürgerpark bietet die geeignete Umgebung für die soziale Interaktion zwischen Jung und Alt. Die Versorgungssituation in Gundelsheim ist durch ein solides Nahversorgungsangebot gekennzeichnet, das u.a. einen Supermarkt, eine Apotheke, eine Metzgerei, einen Bäcker und eine Bank umfasst. Es befinden sich mehrere Ärzte im Gemeindegebiet, die zusammen mit Dipl.-Ing. Franz Ullrich Regierungsbaumeister Architekt Stadtplaner Seite 4
dem Ausbau der sozialen Infrastruktur die Attraktivität Gundelsheims als Wohnstandort steigern. Die Gemeinde Gundelsheim hat 11 ein integriertes Entwicklungskonzept beschlossen, das gem. 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB als besonders relevanter Abwägungsgrund in der Bauleitplanung gilt. Eine wesentliche Aussage des Entwicklungskonzeptes ist die stetige Integration junger Familien und Erwachsener in den sozialen und demografischen Entwicklungsprozess. Die hierzu erforderlichen Wohnmöglichkeiten können sukzessive z.b. durch Freiwerden von Häusern infolge altersbedingter Aufgabe, durch Neuordnung und Neubebauung von Grundstücken sowie durch behutsame Arrondierung von Ortsrändern geschaffen werden. (12.3 Schlussfolgerungen, Seite 17 des Abschlussberichtes). Gundelsheim hat seit den 199er en keine Wohnbauflächen ausgewiesen, abgesehen vom Bereich für die generationsübergreifende Siedlungsentwicklung neben der Kirche. Da die Gemeinde wie oben dargelegt seit 11 erfolgreich erhebliche Anstrengungen unternommen hat, die im Entwicklungskonzept formulierten Ziele der Innenentwicklung umzusetzen, sind dementsprechend auch Maßnahmen der Arrondierung der Ortsränder städtebaulich begründet. Fazit Die Gemeinde Gundelsheim weist im Vergleich zu ihren Nachbarkommunen Hallstadt und Memmelsdorf eine besondere positive Bevölkerungsentwicklung auf. Der fast permanente Geburtenüberschuss sowie der positive Wanderungssaldo von Familien mit Kindern haben zu einem Bevölkerungswachstum geführt, das in vielen Regionen Deutschlands und Bayerns die Ausnahme ist. Bei der Projektion des aktuellen Bevölkerungsstandes in die Zukunft ist bis zum 33 mit einer Steigerung der Gesamtbevölkerung in der Gemeinde Gundelsheim von 4,4% zu rechnen (MODUS 15) 4. Gundelsheim hat bereits eine Vielzahl von Anstrengungen für attraktive Wohnortbedingungen erfolgreich umgesetzt, was sich auch in der positiven Bevölkerungsentwicklung wider spiegelt. Trotz der hohen Anzahl von Interessenten für Wohnbauflächen konnte bislang aber nur ein kleiner Teil der Nachfrage gedeckt werden. Familien mit Kindern als wichtige Nachfragegruppe tragen zur Erhaltung einer ausgewogenen Altersstruktur bei und sichern Mindestkapazitäten für Infrastrukturen wie Kindergarten, Schule, Supermarkt oder Busverbindungen. Eine moderate Neuausweisung von ca. 4ha Bruttobauland für die weitere Entwicklung erscheint aufgrund der genannten Rahmenbedingungen als gut begründet. Anlage: Kleinräumige Bevölkerungsprojektion Gemeinde Gundelsheim (MODUS Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung 6.15) 4 Quelle: MODUS Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung 15: Kleinräumige Bevölkerungsprojektion - Gemeinde Gundelsheim Dipl.-Ing. Franz Ullrich Regierungsbaumeister Architekt Stadtplaner Seite 5