Dieser Eintrag behandelt die Themen Transparenz, Überdrucken, Überfüllen und die hierfür relevanten Versionen 1.3 und 1.4 des Portable Document Formats (PDF). 1.1 Transparenz Unter Transparenz versteht man die Eigenschaft eines Stoffes, Licht hindurch zu lassen. Der physikalische Effekt der hier Anwendung findet ist die Transmission. Je höher die Transmission des Lichts desto höher die Transparenz und desto geringer die Lichtabsorption. Eine vollständige Absorption ist das Gegenteil der Transparenz und nennt sich Opazität (Lichtundurchlässigkeit). und Transparenz grafisch dargestellt Abbildung 1: Opazität Die in der Abbildung 1 dargestellten Grafiken erklären visuell die Begriffe Opazität und Transparenz. Der Schriftzug Opazität ist lichtundurchlässig, der cyanfarbige Hintergrund ist in der Farbe des Schriftzuges nicht zu erkennen bzw. addiert sich nicht. Der Schriftzug Transparenz hingegen ist lichtdurchlässig, der cyanfarbige Hintergrund addiert sich mit dem Gelb der Schrift zu Grün. Im Desktop Publishing findet die Transparenz meist im gestalterischen Bereich Anwendung. So kann man in Programmen der Adobe Creative Suite die Transparenz mehrerer Objekte zueinander festlegen. Abbildung 2: Transparenz-Einstellung in Adobe Illustrator
Im Adobe Illustrator hab ich eine Testform angelegt um die Transparenzfunktion zu testen. Abbildung 3: Testform zur Transparenz in Adobe Illustrator Links sieht man die Ausgangssituation. Drei Quadrate, angelegt in CMY mit einem schwarzen Stern in der Mitte. Stellt man nun die gelbe Fläche und den Stern auf Überdrucken, dann druckt Gelb über Magenta und über Cyan und addiert sich zur Rot und Grün. Der schwarze Stern überdruckt die anderen drei Farben. 1.2 Überdrucken
Beim Aussparen wird aus dem im Hintergrund befindlichen cyanfarbigen Element der Schriftzug Aussparen ausgespart, sodass es dort keinen cyanfarbigen Farbauftrag gibt und Gelb direkt auf das Papierweiß gedruckt wird. dargestellt. Abbildung 4: Überdrucken und Aussparen grafisch dargestellt. Aussparen ist zur besseren Veranschaulichung versetzt. Unten ist die Farbschichtdicke Überdrucken ist das Gegenteil des Aussparens. Der cyanfarbige Hintergrund wird komplett gedruckt und der gelbe Schriftzug Überdrucken wird auf die cyanfarbige Farbschicht gedruckt. Die Farbschichten addieren sich. Im Adobe Illustrator erreicht man dies mittels Funktion Fläche / Kontur überdrucken. Abbildung 5: Flächeüberdrucken Option in Adobe Illustrator 1.3 Überfüllen
Überfüllen ist in der englischsprachigen Literatur auch unter dem Begriff spread bekannt. Unterfüllen wird als choke bezeichnet. Der Über- und Unterfüllvorgang wird trapping genannt. Abbildung 6: Überfüllen und Unterfüllen Abbildung 6 zeigt grafisch Überfüllen und Unterfüllen. Trapping ist notwendig um Blitzer zu vermeiden. Blitzer treten bei Passerungenauigkeiten auf und haben die Folge, dass das Substrat an den Grenzlinien zweier Formen sichtbar wird (siehe Abbildung 7), da beide Druckfarben nicht exakt übereinander gedruckt wurden. Die Farbe des Hintergrunds ist beispielsweise 100% Cyan, während der gelbe Kreis aus 100% Yellow aufgebaut ist. Mittels Trapping wird nun um das hellere Objekt, hier der gelbe Kreis, eine dünne Kontur gelegt, wodurch sich die Grenzflächen minimal überlappen. An den Grenzflächen drucken nun Cyan und Yellow übereinander, wodurch kleine Passerfehler im Druck kompensiert werden, allerdings nur solange die Passerungenauigkeit nicht größer als der Überlappungsbereich ist. Die Größe der Überlappung ist frei einstellbar und hängt vom Druckverfahren ab. Während der Offsetdruck eine hohe Passergenauigkeit hat, benötigt der Siebdruck stärkere Überfüllungen von bis zu 4 mm. Abbildung 7: Durch Passerungenauigkeit entstandener Blitzer Beim Unterfüllen wird die hintere, hellere Farbe verkleinert. In Abbildung 6 wurde das Cyan verkleinert damit bei Fehlpasser kein Cyan neben dem Schwarz hervorblitzt. Cyan wird unter Schwarz gedruckt, wenn man ein fettes Schwarz erhalten möchte. Hierbei druckt man unter 100% Schwarz noch 60% Cyan um ein tiefschwarzes, brillantes, deckendes Schwarz zu erreichen.
Spezielle Trappingalgorithmen im Raster Image Processor oder speziellen Softwareprogrammen entscheiden ob getrapt wird, die Trap Richtung, die Trap Farbe und generieren anschließend die Traps automatisch. In Adobe Illustrator erzeugt man eine Überfüllung unter Effekt / Pathfinder / Überfüllen. Abbildung 8: Erzeugen einer Überfüllung in Adobe Illustrator Überfüllen Abbildung 9: Einstellungen für das 1.4 PDF-Versionen Das Portable Document Format (PDF) ist ein plattformübergreifendes Dateiformat. Es wurde 1993 als Acrobat 1 von der Firma Adobe Systems veröffentlicht. Es ist ein strukturiertes Dateiformat und keine Programmiersprache wie PostScript, basiert allerdings auf demselben Grafikmodell. Beide sind Seitenbeschreibungssprachen, allerdings erlaubt PDF gegenüber PostScript
zahlreiche zusätzliche Funktionen: interaktive Elemente wie Lesezeichen, Formularfeldern, Kommentarfeldern oder Multimediainhalten um ein paar Beispiel zu nennen. Der wichtigste Unterschied zwischen PDF Version 1.3 und 1.4 ist, dass die PDF Version 1.4 Transparenzen unterstützt und 1.3 nicht. In PDF Dateien der Version 1.3 mussten Transparenzen immer herausgerechnet werden, Transparenzreduktion genannt, während in PDF 1.4 Dateien Transparenzen erhalten bleiben. Abbildung 10: Links (vorher, PDF 1.3 und 1.4): Zwei Objekte liegen teilweise übereinander. Das blaue Objekt liegt dabei vor dem rosafarbenen. Auf das blaue Objekt wurde die Füllmethode Multiplizieren angewendet. Mitte (PDF 1.3 nach Reduktion): Mit der Reduzierung entstehen aus den zwei Objekten drei separate Bereiche. Rechts (Gesamtansicht): Im Ausdruck sehen die beiden Motive genauso aus wie die Originale. Transparente Objekte in einer Datei auch in verknüpft en Grafiken, die mit Transparenz interagieren müssen vor der Druckausgabe (PostScript, Encapsulated PostScript (EPS) und PDF bis Version 1.3) reduziert werden. Dabei werden die Transparenzeffekte herausgerechnet. Vereinfacht ausgedrückt, werden bei der Reduzierung alle überlappenden Bereiche in einem Stapel transparenter Objekte in eine Gruppe undurchsichtiger Objekte umgewandelt, die beim Druck das Erscheinungsbild der ursprünglichen, transparenten Elemente exakt wiedergeben. Quelle: Adobe Systems, Einführung in Transparenz im Zusammenhang mit der Adobe Creative Suite, www.adobe.com/asnprint
Abbildung 11: Links PDF Version 1.3 Transparenzreduktion; Rechts PDF Version 1.4 keine Transparenzreduktion In Abbildung 7 zeigt zwei PDFs, die ich aus einer Adobe Illustrator Testform als PDF 1.3 und 1.4 ausgegeben haben. Mittels Adobe Acrobat und Touch-Up Werkzeug kann man anschließend die Objekte auseinander bewegen. In PDF Version 1.3, welche keine Transparenz unterstützt wurde mittels Transparenzreduktion die überlappenden Bereiche herausgerechnet, es liegen zahlreiche Fragmente vor. In PDF Version 1.4 welche Transparenz unterstützt, wurden keine Fragmente gebildet. Das PDF 1.4 kann Transparenz direkt ausgeben und anzeigen.