Januar-Hochwasser 2018 in Deutschland

Ähnliche Dokumente
Niedrigwasser-Berichtsperiode Niedrigwasser in Deutschland: Ein Ende in Sicht?

Juni-Hochwasser 2013 in Deutschland

Meteorologische Entwicklung. NW-Berichtsperiode Steigende Pegelstände mildern Niedrigwasser ab

Spätsommerliches Niedrigwasser in Deutschland

KURZBERICHT. Hochwasser im Rheingebiet Winter 2012 / 2013

Das Hochwasser im Oktober/November 1998

Hydrologische Zusammenfassung zum Hochwasser an Elbe und Weser im Juni 2013

Hochwasser im Rheingebiet - August 2007

KURZBERICHT. Hochwasser im Rheingebiet - Winter 2011/2012

TÄGLICHER LAGEBERICHT

Das Niederschlagsgeschehen in Deutschland über den Jahreswechsel 2002/2003

KURZBERICHT. Hochwasser im Rheingebiet Januar 2011

Die größten Hochwasser im Gebiet der Mulden

Vorhersage- und Abschätzungszeiträume

Hochwasser im Rheingebiet - März

Wir machen Schifffahrt möglich. Wasserstandsvorhersage des Wasserstraßenund Schifffahrtsamtes Hann. Münden Stand: Di :00. 0 Anz.

Hochwasser im Rheingebiet - Januar Mainz, Juni Landesamt für Wasserwirtschaft

Überschwemmungsgebiete Hochwasservorhersage. an der oberen Kyll. Bürgerversammlung HW-Partnerschaft Kyll Jünkerath, 14.

LARSIM- Anwenderworkshop 2011

2 Die Niederschlagsverteilung für Deutschland im Jahr Überblick

Langzeitverhalten der Hochwasserabflüsse Ergebnisse aus KLIWA

Hochwasser im Rheingebiet - Winter und Frühjahr

Ein extremes Niederschlags-Abfluss-Ereignis am 17. September 2006 im oberen Lahn- und Dillgebiet

Bericht zur länderübergreifenden Analyse des Juni-Hochwassers 2013

Die Gradtagzahlen des Jahres 2008 und ihre Abweichungen zum Zeitraum P.-H. Voß

KLIWAS Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserstraßen und Schifffahrt Entwicklung von Anpassungsoptionen

Auswirkungen des Klimawandels auf die großen Flüsse in Deutschland

Ereignisanalyse der Hochwasser von 2010 und 2011 meteorologische und hydrologische Ursachen, Prozesse, Schäden und Lehren

Hochwasser Mai Juni 2013 in Hessen

Auswirkungen des Klimawandels auf Hochwasserereignisse an der Donau

Bearbeitungsgebiet Main Was ist das?

ZENTRALANSTALT FÜR METEOROLOGIE UND GEODYNAMIK. Meteorologische Analyse des Niederschlags von Juni 2009

Hochwasser im Rheingebiet

Amper, Würm, Starnberger See, Ammersee, Wörthsee, Pilsensee, Osterseen (ISR_PE04)

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Wasserwirtschaftlicher Monatsbericht Hessen

Das Juni-Hochwasser des Jahres 2013 in Deutschland

Stadt, Land und Fluss

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Flüsse und Gebirge in Deutschland. Das komplette Material finden Sie hier:

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Wasserwirtschaftlicher Monatsbericht Hessen

Stadt Land Fluss. Deutschland kennen lernen.

Hochwasserfrühwarnung und -vorhersage in Baden-Württemberg. Ute Badde, Referat 43 Hydrologie, Hochwasservorhersage

HOCHWASSER IM RHEIN. Juni Flutung des Polders Ingelheim, 4. Juni, 7 Uhr

5.1. Meteorologischer und hydrologischer Datenbedarf Werner Schulz, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg

Das Oltner Wetter im März 2011

Hochwasserereignis an der Drau in Lavamünd

Abflussregime des Rheins und seiner Nebenflüsse im 20. Jahrhundert. Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes

DOWNLOAD. Deutsche Flüsse, Gewässer und Inseln. Deutschland. entdecken und erkunden. Deutschland. Jutta Berkenfeld, Silke Krimphove

Das Niederschlagsgeschehen in Mitteleuropa in den ersten 12 Tagen des August 2002

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie. Wasserwirtschaftlicher Monatsbericht Hessen

Abschlussbericht. Abschlussbericht

Der Rhein im Zentrum von Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung und Klimawandel. Bernd Mehlig LANUV NRW Ratingen,

Hochwasser Mai Juni 2013 in Hessen

Sechstageregen bringt Europa schon das zweite Jahrhunderthochwasser innerhalb von 12 Monaten

DLRG Lagezentrum. Derzeit melden 179 von 1073 Pegel ein Hochwasser. Davon registrieren 30 Pegel ein sehr großes Hochwasser.

Sturmflutserie in der zweiten Kalenderwoche 2017

Einleitung 15. Kapitel I 17. Physisch-geographische und wasserwirtschaftliche Characteristik des Einzugsgebietes der Donau

DOWNLOAD. Städte in Deutschland. Jens Eggert. Downloadauszug aus dem Originaltitel:

Meteorologische Einflüsse auf die Entstehung von Hochwasser in Deutschland

CEDIM Forensic Disaster Analysis Group (FDA) Bericht 1. Juni-Hochwasser 2013 in Mitteleuropa - Fokus Deutschland Stand 03.

Witterungsbericht. - Sommer

Erläuterungen zum Hochwasserrisikomanagementplan für das deutsche Einzugsgebiet des Rheins

Klimadiagramm. Spitzbergen. Gabriel Blaimschein. Matrikelnummer: NMS Lehramt Englisch und Geographie und Wirtschaftskunde

Atalanta, Bd. X, Heft 4b, Dezember 1979, Würzburg, ISSN

Klimawandel im Detail Zahlen und Fakten zum Klima in Deutschland

Mitteilung der Regierung der Bundesrepublik Deutschland an die Kommission der Europäischen Gemeinschaften vom

Das Oltner Wetter im April 2011

Der März in der 100-jährigen Beobachtungsreihe von Berlin-Dahlem 1909 bis 2008 von Jürgen Heise und Georg Myrcik

Themen der Übung im Sommersemester 2007

Hydrologische Extreme im Wandel der Jahrhunderte Auswahl und Dokumentation für die Informationsplattform Undine

Witterungsbericht. - Frühjahr

Zahlen und Fakten zum Klimawandel in Deutschland

Flussgebietseinheit Weser. Anlage 7

Die hydrologische Situation der Oberweser der Jahre 2006 und 2007 aus fischereilicher Sicht

Funktion und Wirkungsweise gesteuerter Flutpolder am Beispiel Oberrhein

Proceedings zum Kongress Wasser Berlin 2006, April Steuerungsstrategien für die Rückhaltemaßnahmen am Oberrhein

Hochwasserwarnservice der Hydrographie in Kärnten:

Der Klimawandel in Baden-Württemberg

Hochwasservorhersagezentrale

Bewertung des Hochwasserrisikos für Gewässer II. Ordnung sowie für die Bereiche mit wild abfließendem Oberflächenwasser in Pirna

Der Orkan Anna vom über Norddeutschland

Stadtgebiet und Flächennutzung

WEBSITE HYDRO NEU Kurzbeschreibung

Land unter war gestern?!

Das Oltner Wetter im September 2011

Beiträge zum Winter 1995/1996

Teilnehmer laut Liste

Sturmflut vom 04./

Klimawandel in Süddeutschland

KLEINWASSER.... ein wichtiges Thema für Contargo und ihre Kunden. Hier fi nden Sie die nötigen Informationen.

Hochwasser in Vorarlberg am 22./23. August 2005

Hochwasser im August 2002 (mit Berichtigungen vom )

NORDAMERIKA und wir 2/2. Naturgeographische Gunst- und Ungunsträume

Karola Kuhn, Uwe Langer

CEDIM Forensic Disaster Analysis Group (FDA) Hochwasser/Überschwemmungen Süddeutschland Mai/Juni Juni 2016

Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes (KHR) Jahresbericht der KHR 2009

144 8 Zuordnungen und Modelle

Klimatologische Einschätzung des Sommer 2015

Szenarienbildung (SP-101)

Fachkolloquium Öffentlichkeitsarbeit zur Hochwasservorsorge Bereitstellung und Verteilung von Hochwasserinformationen

Transkript:

Hochwasserbericht (16:00 Uhr) Januar-Hochwasser 2018 in Deutschland Seit Wochenbeginn sind die Niederschlagsmengen bundesweit zurückgegangen, was sich nun am stärksten im Rhein und seinen Nebenflüssen Main, Mosel, Neckar und Lahn sowie im Weser-Aller-Gebiet auswirkt. Nach Durchgang der Scheitelwellen ist auch an den Unterläufen mit einer allmählichen Entspannung der Hochwassersituation zu rechnen. Bundesanstalt für Die Rhein-Insel Niederwerth (Strom-km 594,5 bis 597,8) beim Januar-Hochwasser 2018. (Bild: D. Supper-Nilges/BfG) Meteorologische Entwicklung Eine von den britischen Inseln über Norddeutschland bis zur Ostsee reichende Tiefdruckzone mit eingelagerten Tiefdruckgebieten und einer quer über Europa bzw. Deutschland gelegenen Warmfront sorgten am Freitag und Samstag noch für intensive Niederschläge. Diese traten vorwiegend in der Mitte sowie abgeschwächt im Süden Deutschlands auf. Die zweitägigen Niederschlagssummen erreichten an den Stationen im Donaugebiet 2 bis 10 mm, im Oberrhein- und Neckargebiet 7 bis 18, im Maingebiet 4 bis 16, im Lahngebiet 8 bis 29 sowie im Mosel-und Nahegebiet 6 bis 17 mm. Vergleichsweise hohe flächenhafte Niederschläge sind auch noch in den Flussgebieten von Fulda und Werra, der oberen Saale sowie den sächsischen Teileinzugsgebieten aufgetreten. Hier wurden Niederschlagssummen von 3 bis 10 mm in den Tieflagen und bis zu 28 mm in den höheren Lagen beobachtet. Die Warmfront, die milde Luft im Süden von kälterer Luft im Norden Deutschlands trennt, kommt seit Sonntag (7. Januar) kaum weiter nach Norden voran, da das nördliche Europa zunehmend unter Hochdruckeinfluss gelangt. Bei einer nunmehr vorwiegend östlichen Strömung treten derzeit etwas niederschlagsärmere und der Jahreszeit entsprechend kühlere Temperaturen auf, so dass die in den letzten Tagen aufgetretene Schneeschmelze in den höheren Mittelgebirgslagen zunehmend abgemildert wird. 1

Die hydrologische Lage in Deutschland Mit Ausnahme des Ostens und des äußersten Nordwestens sind alle größeren Flüsse Deutschlands aktuell großräumig von Hochwasser betroffen (Abb. 1). Ergiebige und länger anhaltende Niederschläge vom 3. bis 6. Januar in Verbindung mit Tauwetter am nördlichen Alpenrand und in den Mittelgebirgen ließen erst die Nebenflüsse, später auch Rhein, Donau und Weser, zum Teil weit über den höchsten Schifffahrtswasserstand (HSW) ansteigen (Abb. 2 und 3). Insbesondere im Falle des Rheins kam es dabei zu Scheitelüberlagerungen mit den Nebenflusswellen. Mit Ausnahme des Niederrheins fallen die hohen Wasserstände und Abflüsse der Bundeswasserstraßen derzeit in allen Einzugsgebieten. Bundesanstalt für Abb. 1: Pegelkarte für Deutschland am (14:00). Farbmarkierungen zeigen kein (grün), kleines (gelb), mittleres (orange) und großes Hochwasser (rot). Großflächig treten noch Hochwasser am Rhein, in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen auf. (Quelle http://hochwasserzentralen.de) 2

Bundesanstalt für Abb. 2: Abflussganglinien der größeren Nebenflüsse des Rheins Abb. 3: Ganglinien der täglichen Wasserstände(W) an repräsentativen Bundeswasserstraßenpegeln (Dresden/Elbe, Vlotho/Weser, Hofkirchen/Donau, Ruhrort/Niederrhein, Maxau/Oberrhein) vor dem Hintergrund der Überschreitung der (farblich zugeordneten) höchsten Schifffahrtswasserstände (HSW). 3

Rhein und Nebenflüsse Zum derzeitigen Stand (8. Januar, 16:00 Uhr) sinken an Ober- und Mittelrhein die Wasserstände; der Scheitel der Hochwasserwelle liegt im Bereich Bonn. Stromauf von Bingen ist die nautisch relevante HSW-Marke mittlerweile wieder unterschritten, so dass hier die Schifffahrtssperre nach Maßgabe der zuständige Behörde wieder aufgehoben werden kann. Von Köln bis in die Niederlande hinein steigen die Pegel jedoch noch an. Hier wird allerdings keine schiffahrtsrelevante Größenordnung des Hochwassers erwartet. Abbildung 4 zeigt am Beispiel des Oberrheinpegels Maxau, dass die im Durchschnitt der Jahre zu erwartenden monatlichen Abflussmittel ebenso wie die mittleren Monatshochwasserabflüsse bei dem vorliegenden Ereignis deutlich übertroffen wurden. Die Scheitelwerte des Abflusses des aktuellen Ereignisses liegen unterhalb der Scheitelwerte ausgewählter vorangegangener Hochwasserereignisse (wie zum Beispiel 1988 bis 2013) (Tabelle 1). Die Wasserstände an den Oberläufen von Neckar, Main und Mosel sind im Sinken begriffen, zeigen jedoch noch HSW-Überschreitungen im Bereich Heidelberg (Neckar), am Main zwischen Pegel Schweinfurt Neuer Hafen (Fluss-km 330,8) und Obernau (Fluss-km 92,4) sowie an der Mosel zwischen den Pegeln Trier (Flusskm 195,3) und Cochem (Fluss-km 51,6). Bundesanstalt für RHEIN 1988 1993 1995 2011 2013 2018 W [cm ü PNP] Scheitel Maxau 845 749 845 770 870 06.01.2018 845 Kaub 819 766 780 688 719 08.01.2018 680 Köln 995 1063 1069 890 766 Stand 08.01. 877 Q [m³/s] Maxau 4090 3020 4080 2480 4240 06.01.2018 3880 Kaub 7200 6370 6550 5570 5890 08.01.2018 5440 Köln 9580 10700 10800 7780 6170 Stand 08.01. 7600 4

Bundesanstalt für Abb. 4: Pegel Maxau (Rhein) Abfluss-Ganglinie seit August 2017 vor dem Hintergrund vieljährlich gemittelter Monatswerte. mmq: vieljährig mittlerer Monatsabfluss, mmhq: vieljährig gemittelter monatlicher Hochwasserabfluss. Bezugsperiode für mmq und mmhq sind die Jahre 1931 bis 2015. Donau An der Donau hat sich die Situation weitgehend entspannt, einzig zwischen den Pegeln Pfelling (km 2305,5) und Hofkirchen (km 2256,9) wird der HSW noch überschritten. Tabelle 2 belegt die moderate Größenordnung des aktuellen Ereignisses im Vergleich zu anderen Hochwassern. DONAU W [cm ü PNP 1954 1988 2011 2013 2018 Scheitel Kehlheim 621 650 597 716 06.01.2018 565 R'bg.-Schwa 656 672 636 693 06.01.2018 535 Hofkirchen 698 665 656 730 07.01.2018 551 Q [m³/s] Kehlheim 1320 1430 1270 1820 06.01.2018 1230 R'bg.-Schwa 2200 2530 2180 2660 06.01.2018 1670 Hofkirchen 3320 3020 2850 3510 07.01.2018 2000 Tabelle 2: Aktuelle Wasserstände und Abflüsse für die Donau in Relation zu historischen Hochwasserereignissen. 5

Bundesanstalt für Weser An der oberen Weser passierte der Hochwasserscheitel schon am 4.1 bis 5.1. Hann. Münden (Fluss-0,6) und Porta (Fluss-km 198,4). Hier fallen derzeit die Wasserstände und Abflüsse; die Unterschreitung der HSW-Marken ist in Sichtweite. In der Mittelweser zwischen Petershagen (Fluss-km 215,8) bis Pegel Intschede (Flusskm 331,3) wird HSW bereits nicht mehr erreicht. Tabelle 3 zeigt, dass das vorliegende Hochwasserereignis, ähnlich wie an der Donau und am Rhein, keine extreme Größenordnung aufweist. WESER W [cm ü PNP] 1981 1995 2011 2013 Scheitel 2018 Hann-Münden 488 633 620 519 04.01.2018 470 Vlotho 657 677 649 551 05.01.2018 579 Intschede 720 701 694 589 07.01.2018 618 Q [m³/s] Hann-Münden 854 1060 864 620 04.01.2018 521 Vlotho 1170 1260 961 670 05.01.2018 729 Intschede 2400 1940 1320 1050 07.01.2018 1120 Tabelle 3: Aktuelle Wasserstände und Abflüsse für die Weser in Relation zu historischen Hochwasserereignissen. Hinweis: Weitere Informationen über die aktuellen Wasserstandsverläufe sowie aktuelle Hochwasservorhersagen und -warnungen sind im Internet im länderübergreifenden Hochwasserportal unter http://www.hochwasserzentralen.de verfügbar. Zusätzliche Informationen zur Historie und zur Gewässergüte finden Sie unter http://undine.bafg.de/. 6