Hochwasserbericht (16:00 Uhr) Januar-Hochwasser 2018 in Deutschland Seit Wochenbeginn sind die Niederschlagsmengen bundesweit zurückgegangen, was sich nun am stärksten im Rhein und seinen Nebenflüssen Main, Mosel, Neckar und Lahn sowie im Weser-Aller-Gebiet auswirkt. Nach Durchgang der Scheitelwellen ist auch an den Unterläufen mit einer allmählichen Entspannung der Hochwassersituation zu rechnen. Bundesanstalt für Die Rhein-Insel Niederwerth (Strom-km 594,5 bis 597,8) beim Januar-Hochwasser 2018. (Bild: D. Supper-Nilges/BfG) Meteorologische Entwicklung Eine von den britischen Inseln über Norddeutschland bis zur Ostsee reichende Tiefdruckzone mit eingelagerten Tiefdruckgebieten und einer quer über Europa bzw. Deutschland gelegenen Warmfront sorgten am Freitag und Samstag noch für intensive Niederschläge. Diese traten vorwiegend in der Mitte sowie abgeschwächt im Süden Deutschlands auf. Die zweitägigen Niederschlagssummen erreichten an den Stationen im Donaugebiet 2 bis 10 mm, im Oberrhein- und Neckargebiet 7 bis 18, im Maingebiet 4 bis 16, im Lahngebiet 8 bis 29 sowie im Mosel-und Nahegebiet 6 bis 17 mm. Vergleichsweise hohe flächenhafte Niederschläge sind auch noch in den Flussgebieten von Fulda und Werra, der oberen Saale sowie den sächsischen Teileinzugsgebieten aufgetreten. Hier wurden Niederschlagssummen von 3 bis 10 mm in den Tieflagen und bis zu 28 mm in den höheren Lagen beobachtet. Die Warmfront, die milde Luft im Süden von kälterer Luft im Norden Deutschlands trennt, kommt seit Sonntag (7. Januar) kaum weiter nach Norden voran, da das nördliche Europa zunehmend unter Hochdruckeinfluss gelangt. Bei einer nunmehr vorwiegend östlichen Strömung treten derzeit etwas niederschlagsärmere und der Jahreszeit entsprechend kühlere Temperaturen auf, so dass die in den letzten Tagen aufgetretene Schneeschmelze in den höheren Mittelgebirgslagen zunehmend abgemildert wird. 1
Die hydrologische Lage in Deutschland Mit Ausnahme des Ostens und des äußersten Nordwestens sind alle größeren Flüsse Deutschlands aktuell großräumig von Hochwasser betroffen (Abb. 1). Ergiebige und länger anhaltende Niederschläge vom 3. bis 6. Januar in Verbindung mit Tauwetter am nördlichen Alpenrand und in den Mittelgebirgen ließen erst die Nebenflüsse, später auch Rhein, Donau und Weser, zum Teil weit über den höchsten Schifffahrtswasserstand (HSW) ansteigen (Abb. 2 und 3). Insbesondere im Falle des Rheins kam es dabei zu Scheitelüberlagerungen mit den Nebenflusswellen. Mit Ausnahme des Niederrheins fallen die hohen Wasserstände und Abflüsse der Bundeswasserstraßen derzeit in allen Einzugsgebieten. Bundesanstalt für Abb. 1: Pegelkarte für Deutschland am (14:00). Farbmarkierungen zeigen kein (grün), kleines (gelb), mittleres (orange) und großes Hochwasser (rot). Großflächig treten noch Hochwasser am Rhein, in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen auf. (Quelle http://hochwasserzentralen.de) 2
Bundesanstalt für Abb. 2: Abflussganglinien der größeren Nebenflüsse des Rheins Abb. 3: Ganglinien der täglichen Wasserstände(W) an repräsentativen Bundeswasserstraßenpegeln (Dresden/Elbe, Vlotho/Weser, Hofkirchen/Donau, Ruhrort/Niederrhein, Maxau/Oberrhein) vor dem Hintergrund der Überschreitung der (farblich zugeordneten) höchsten Schifffahrtswasserstände (HSW). 3
Rhein und Nebenflüsse Zum derzeitigen Stand (8. Januar, 16:00 Uhr) sinken an Ober- und Mittelrhein die Wasserstände; der Scheitel der Hochwasserwelle liegt im Bereich Bonn. Stromauf von Bingen ist die nautisch relevante HSW-Marke mittlerweile wieder unterschritten, so dass hier die Schifffahrtssperre nach Maßgabe der zuständige Behörde wieder aufgehoben werden kann. Von Köln bis in die Niederlande hinein steigen die Pegel jedoch noch an. Hier wird allerdings keine schiffahrtsrelevante Größenordnung des Hochwassers erwartet. Abbildung 4 zeigt am Beispiel des Oberrheinpegels Maxau, dass die im Durchschnitt der Jahre zu erwartenden monatlichen Abflussmittel ebenso wie die mittleren Monatshochwasserabflüsse bei dem vorliegenden Ereignis deutlich übertroffen wurden. Die Scheitelwerte des Abflusses des aktuellen Ereignisses liegen unterhalb der Scheitelwerte ausgewählter vorangegangener Hochwasserereignisse (wie zum Beispiel 1988 bis 2013) (Tabelle 1). Die Wasserstände an den Oberläufen von Neckar, Main und Mosel sind im Sinken begriffen, zeigen jedoch noch HSW-Überschreitungen im Bereich Heidelberg (Neckar), am Main zwischen Pegel Schweinfurt Neuer Hafen (Fluss-km 330,8) und Obernau (Fluss-km 92,4) sowie an der Mosel zwischen den Pegeln Trier (Flusskm 195,3) und Cochem (Fluss-km 51,6). Bundesanstalt für RHEIN 1988 1993 1995 2011 2013 2018 W [cm ü PNP] Scheitel Maxau 845 749 845 770 870 06.01.2018 845 Kaub 819 766 780 688 719 08.01.2018 680 Köln 995 1063 1069 890 766 Stand 08.01. 877 Q [m³/s] Maxau 4090 3020 4080 2480 4240 06.01.2018 3880 Kaub 7200 6370 6550 5570 5890 08.01.2018 5440 Köln 9580 10700 10800 7780 6170 Stand 08.01. 7600 4
Bundesanstalt für Abb. 4: Pegel Maxau (Rhein) Abfluss-Ganglinie seit August 2017 vor dem Hintergrund vieljährlich gemittelter Monatswerte. mmq: vieljährig mittlerer Monatsabfluss, mmhq: vieljährig gemittelter monatlicher Hochwasserabfluss. Bezugsperiode für mmq und mmhq sind die Jahre 1931 bis 2015. Donau An der Donau hat sich die Situation weitgehend entspannt, einzig zwischen den Pegeln Pfelling (km 2305,5) und Hofkirchen (km 2256,9) wird der HSW noch überschritten. Tabelle 2 belegt die moderate Größenordnung des aktuellen Ereignisses im Vergleich zu anderen Hochwassern. DONAU W [cm ü PNP 1954 1988 2011 2013 2018 Scheitel Kehlheim 621 650 597 716 06.01.2018 565 R'bg.-Schwa 656 672 636 693 06.01.2018 535 Hofkirchen 698 665 656 730 07.01.2018 551 Q [m³/s] Kehlheim 1320 1430 1270 1820 06.01.2018 1230 R'bg.-Schwa 2200 2530 2180 2660 06.01.2018 1670 Hofkirchen 3320 3020 2850 3510 07.01.2018 2000 Tabelle 2: Aktuelle Wasserstände und Abflüsse für die Donau in Relation zu historischen Hochwasserereignissen. 5
Bundesanstalt für Weser An der oberen Weser passierte der Hochwasserscheitel schon am 4.1 bis 5.1. Hann. Münden (Fluss-0,6) und Porta (Fluss-km 198,4). Hier fallen derzeit die Wasserstände und Abflüsse; die Unterschreitung der HSW-Marken ist in Sichtweite. In der Mittelweser zwischen Petershagen (Fluss-km 215,8) bis Pegel Intschede (Flusskm 331,3) wird HSW bereits nicht mehr erreicht. Tabelle 3 zeigt, dass das vorliegende Hochwasserereignis, ähnlich wie an der Donau und am Rhein, keine extreme Größenordnung aufweist. WESER W [cm ü PNP] 1981 1995 2011 2013 Scheitel 2018 Hann-Münden 488 633 620 519 04.01.2018 470 Vlotho 657 677 649 551 05.01.2018 579 Intschede 720 701 694 589 07.01.2018 618 Q [m³/s] Hann-Münden 854 1060 864 620 04.01.2018 521 Vlotho 1170 1260 961 670 05.01.2018 729 Intschede 2400 1940 1320 1050 07.01.2018 1120 Tabelle 3: Aktuelle Wasserstände und Abflüsse für die Weser in Relation zu historischen Hochwasserereignissen. Hinweis: Weitere Informationen über die aktuellen Wasserstandsverläufe sowie aktuelle Hochwasservorhersagen und -warnungen sind im Internet im länderübergreifenden Hochwasserportal unter http://www.hochwasserzentralen.de verfügbar. Zusätzliche Informationen zur Historie und zur Gewässergüte finden Sie unter http://undine.bafg.de/. 6