Konzeption zur bilingualen deutsch-türkischen Erziehung in der Kindertagesstätte Internationale Strolche der CSH Köln e.v. Köln, im März 2010 1
Inhaltsverzeichnis: 1. Vorwort 2. Die Kindertagesstätte Internationale Strolche 3. Bilinguale Erziehung in Kindergärten 3.1 Bilingualität als Chance oder Risiko? 3.2 Warum ein bilinguales Angebot in der Alterstufe 1-3 Jahre? 4. In eine Sprache eintauchen die Immersionsmethode 1. Vorwort Die Christliche Sozialhilfe Köln e.v. ist ein ökumenischer Träger, gegründet von Caritas und Diakonie, mit Schwerpunkten in den Bereichen der Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung in Köln-Mülheim. Vier Kindertagesstätten, eine Familienberatung, offene Ganztagsschulen und die Schulsozialarbeit bilden den Kern unseres Familienzentrums. Wir arbeiten eng mit der Familienbildungsstätte, der Frühförderung, mit Therapeuten und anderen Akteuren im Sozialraum zusammen. Die Kindertagesstätten der CSH Köln e.v. entwickeln inhaltliche Schwerpunkte weiter. Der Aufbau besonderer Angebote für die Förderung der Sprache, der Bewegung, besonderes Augenmerk auf Aspekte in der Elternarbeit und der Aufbau integrativer Gruppen sind in Umsetzung. 2
2. Die Kindertagesstätte Internationale Strolche Kindertagesstätte Internationale Strolche Knauffstrasse 5, 51063 Köln Telefon: 0221-6470911 E-mail: kts1@csh-koeln.de Leiterinnen Frau Hannig-Reiners, Frau Schuster-Strerath Öffnungszeiten: 7:15-16:15 Uhr Betreuungsformen: 1 bilinguale Gruppe mit Kindern im Alter von 1-3 Jahren 1 Kindergartengruppe mit Kindern im Alter von 2 Jahren bis zur Einschulung 1 Gruppe mit Kindern im Kindergartenalter und Schulalter Angebote der Einrichtung: Bilinguale Erziehung Sprachförderung Begleitende und das Familiensystem unterstützende Elternarbeit Pekip Schulvorbereitende und schulbegleitende Maßnahmen Vermittlung von Therapeuten (Ergotherpie und Logopädie im Haus) Kooperationen: Ev. Familienbildungstätte Familienberatung der CSH Köln e.v., z.b. türkischsprachige Beratung Grundschulen Langemaß und Mülheimer Freiheit Frühförderstelle Im August 2010 eröffnen wir für die Altersgruppe von 1-3 Jahren eine erste bilinguale Kindertagesstättengruppe deutsch-türkisch. Für den Sommer 2011 planen wir die Eröffnung einer bilingualen Kindertagesstättengruppe für das Alter von 3 Jahren bis zur Einschulung. 3
3. Bilinguale Erziehung in Kindergärten Mehrsprachigkeit ist weltweit keine Ausnahme, sondern die Regel. Der größte Teil der Menschen wächst mehrsprachig auf neben der Muttersprache verfügt jedes Kind über hinreichende Fähigkeiten, mindestens eine weitere Sprache zu erlernen. Damit alle Kinder die Chance erhalten, bereits im Kindergartenalter die Grundlagen einer weiteren Sprache zu erlernen und auch ihre eigene Muttersprache zu festigen, soll die bilinguale Erziehung Schwerpunkt unserer Einrichtung werden. 3.1. Bilingualität als Chance oder Risiko? Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen: Frühe Fremdsprachenkenntnisse fördern die geistige Entwicklung. Die Kinder sind sich generell bewusster über Sprache. Sie sind kreativer, wenn es um Lösungen von bestimmten Problemen geht. Sie lernen, flexibel zu denken und suchen alternative Lösungsmöglichkeiten. Sie versuchen, sich gut auszudrücken und sich stärker in andere hineinzuversetzen, die nicht so gut verstehen wie sie selbst. Mit Immersion 1 lernt ein Kind eine Sprache viel besser als mit herkömmlichem Sprachunterricht. 2 3.2. Warum ein bilinguales Angebot in der Alterstufe 1-3 Jahre? Wir sehen die Umsetzung unseres neuen Schwerpunktes als Prozess, den wir in der Gruppe der Kleinsten beginnen werden, da gerade hier der Grundstein des Spracherwerbs gelegt wird und Kinder in dieser Alterststufe besonders empfänglich für den spielerischen Erwerb einer Sprache sind. 4. In eine Sprache eintauchen die Immersionsmethode Die bei weitem effektivste Methode des Spracherwerbs ist die Immersionsmethode. Immersion meint das Eintauchen in eine Sprache. Bei dieser Methode ist die neue Sprache die Umgangssprache, wobei nach dem Prinzip Eine Person eine Sprache eine Erzieherin nur deutsch spricht, die andere nur türkisch. Alles, was die fremdsprachliche Erzieherin sagt, verstärkt sie allein durch Mimik, Gestik oder Zeigen, aber in der Regel nicht durch Übersetzung. Das Kind erschließt sich damit die Sprache eigenständig Stück für Stück aus dem Zusammenhang der Situation. Dies bildet die natürlichste Art nach, wie Kinder Sprachen lernen, gleichgültig, ob als erste oder zweite Sprache. Immersion verfährt daher kindgerechter als jede andere Methode, denn sie motiviert und kommt ohne Zwang und ohne Leistungsdruck aus. Wissenschaftlich ist erwiesen, dass sich mit der Immersion ein beträchtlich höheres Niveau in der Fremdsprache erreichen lässt als mit her- 1 Immersion: lateinisch: einbetten, eintauchen 2 (aus: Kindergartenpädagogik -Online-Handbuch - Herausgeber: Martin R. Textor) 4
kömmlichem Unterricht. Dabei entwickeln sich Muttersprache und Sachinhalte genauso gut oder besser als bei einsprachigen Kindern. Da Kinder am Besten in Alltagszusammenhängen lernen, halten wir dieses Konzept für besonders geeignet im Kindergartenalltag. Ergänzen werden wir dies u.a. mit regelmäßigen Spielkreisen in deutsch-türkisch, Spielmaterialien (z.b. zweisprachigen Bilderbüchern), eventuell einem Lesepatenprojekt in türkischer und deutscher Sprache, türkisch-sprachige Beratung für Eltern, Sprachstandserhebung auch in der Muttersprache. Neben dem integrierenden Erfolg, den wir uns durch den Erwerb von türkischen Sprachkenntnissen bei deutschen Kindern (oder auch anderer Nationalitäten) versprechen, möchten wir ebenso die muttersprachlichen Kenntnisse der türkisch sprechenden Kinder verbessern. Voraussetzung für dieses Konzept ist der Einsatz von einer in der Muttersprache sprechenden Fachkraft in unserer neu entstehenden Gruppe, die die neue Sprache konsequent im Alltag anwendet. Getreu dem Motto "Eine Person eine Sprache" erfolgen alle im Kindergarten geplanten Aktivitäten jeweils in Deutsch oder der angebotenen Zweitsprache türkisch. Der gemeinsame Spielkreis kann so z.b. von einer deutschen Erzieherin auf deutsch oder von der türkischen pädagogischen Fachkraft in ihrer jeweiligen Sprache angeboten werden. In gleicher Weise erfolgen alle weiteren pädagogischen Angebote. Das heißt, die zweite Sprache findet in allen Situationen Verwendung und ist im Alltag und der Lebenswelt der Kinder integriert. Köln, im März 2010RÖBEL Kompetenz für Kinder 5