In 11 Schritten zum mitreißenden Vortrag 1. Über das Publikum fantasieren 2. Ziele formulieren 3. Die Motivation des Publikums ergründen 4. Inhalte strukturieren a. Den Leitsatz finden b. Der Einstieg ins Thema c. Hauptteil argumentativ strukturieren d. Fragen als Gliederungshilfe e. Das Ende signalisieren und mit Schwung schließen Mentale Übungen 1. Übung: Den Hochstatus kennenlernen 2. Übung: Den Tiefstatus kennenlernen 3. Übung: Eine Minute schweigen
Schritt 1: Über das Publikum fantasieren (2-5min) Es ist so weit, Sie werden demnächst zu einem gegebenen Anlass einen Vortrag vor Publikum halten. Lehnen Sie sich jetzt in einem Sessel zurück und fantasieren Sie über Ihr Publikum. Lassen Sie sich dabei von folgenden Fragen leiten: Wer wird beim Vortrag erscheinen? Welche Positionen nehmen die Zuhörer in Ihren Unternehmen ein? Aus welchen Gründen haben sich die Zuhörer zur Teilnahme an Ihrem Vortrag entschlossen? Welche unterschiedlichen Anforderungen stellen die verschiedenen Zuhörer an Ihren Vortrag? Welche Grundeinstellung haben die Zuhörer zu Ihrem Vortragsthema? Es geht in diesem Brainstorming nicht darum die konkrete Teilnehmerliste durchzugehen. Stellen Sie Vermutungen, Hypothesen auf, welche unterschiedlichen Zuhörergruppen bei Ihrem Vortrag anwesend sein werden. Verwerfen Sie keine auch noch so abwegig klingende Hypothese, sondern schreiben Sie alle auf. Versetzen Sie sich in die Welt der Zuhörer.
Schritt 2: Ziele formulieren Material: Papier, Stift (10min) Formulieren Sie, welche Ziele Sie mit dem Vortrag erreichen wollen. Was sollen Ihre Zuhörer am Ende des Vortrages wissen (Sachziel), oder tun (Bewegungsziel)? Schreiben Sie die Ziele ausformuliert auf. Formulieren Sie die Ziele präzise und so konkret wie möglich. Viele Vortragende bleiben bei der Formulierung der Ziele zu allgemein. Das führt zur häufigen Verwendung des Konjunktivs ( Man sollte, Hier könnte man... ) und zu einer verminderten Wirkung. Beziehen Sie eindeutig Stellung. Beispiele für konkrete Ziele: Die Zuhörer können auf Rückfrage die drei Lösungsvarianten für das Problem XYZ und deren Auswirkungen auf Ihren Aufgabenbereich benennen. Die Zuschauer folgen meinem Vorschlag zur Lösung des Problems XYZ und werden mir die Lösung des Problems anvertrauen.
Schritt 3: Die Motivation des Publikums ergründen Material: Stift, Papier (10-20min) 1. Bauen Sie auf der Fantasie-Übung auf. Suchen Sie sich aus den unterschiedlichen Typen, die Ihrem Vortrag beiwohnen, drei aus, die sich am weitesten voneinander unterscheiden. Schreiben Sie diese auf. 2. Überlegen Sie sich für jeden Typ, warum er sich gemäß Ihren Vortragszielen für die Inhalte interessieren, bzw. sich nach Ihrem Vorschlag richten sollte. Versuchen Sie die Gründe aus der Perspektive des jeweiligen Typs darzulegen, setzen Sie nicht die Brille Ihrer eigenen Interessen auf. 3. Hinterfragen Sie die Gründe mit Warum?. Geben Sie auch hier die Antwort aus der Perspektive der Zuhörertypen und notieren Sie diese. Kontrollieren Sie, nachdem Sie die Motivation Ihres Publikums ergründet haben, ob Ihre Zielsetzung für den Vortrag realistisch gewesen ist. Motivation hat mehr Ebenen als die Sach- und Themenebene. Fragen Sie auch nach persönlichen Motiven, die Ihre Zuhörer bewegen könnten z.b. das Bedürfnis nach persönlicher Profilierung, das während Ihrer Rede zu einem Zwischenruf führen kann.
Schritt 4: Inhalte strukturieren Schritt 4.1: Den Leitsatz finden Material: Papier, Stift (15-30min) 1. Schreiben Sie die wichtigsten Punkte auf, die Sie in Ihrem Vortrag ansprechen wollen. 2. Lesen Sie die Punkte noch mal durch und stellen Sie die Frage: Wohin möchte ich meine Zuhörer mit meiner Rede führen? Beantworten Sie die Frage mit drei bis fünf Sätzen, die Sie aus dem Schritt 1 generieren. Schreiben Sie diese Sätze auf ein zweites Blatt Papier. 3. Fassen Sie diese Sätze aus Schritt 2 in einem einzigen Satz zusammen. Dieser Satz ist der Leitsatz Ihrer Rede. Die Konzentration auf einen Leitsatz hilft Ihnen bei der wesentlichen Vorbereitung der Rede, wesentliche und unwesentliche Dinge voneinander zu trennen. Die Vorbereitungszeit der Rede verkürzt sich deutlich. Außerdem kann Ihr Leitsatz auch dazu verwendet werden, einen Slogan, ein Motto, oder einen Titel für Ihre Rede zu bilden.
Schritt 4.2: Einstieg in den Sachvortrag Material: Datei Aufbau Sachvortrag (10min) Der Einstieg in den Vortrag ist von entscheidender Bedeutung. Gelingt es uns, die Zuhörer wachzurütteln? Dazu eine Frage: Wofür interessiert sich der Zuhörer am meisten? Sehr richtig: Für sich selbst. Er kann uns stundenlang zuhören, wenn wir von ihm, seinen Taten und Erfolgen, seinen Wünschen, seinen Möglichkeiten, seinen Problemen, seiner Vergangenheit und seiner Zukunft reden. 1. Beobachten Sie die Medien (Zeitung, Fernsehen, Radio), nehmen Sie ein aktuelles Ereignis und versuchen Sie einen Bogen zum Thema zu schlagen. 2. Wiederholen Sie diese Übung mehrmals. 3. Überprüfen Sie, welche der Einleitungen am besten geeignet ist neugierig auf die Inhalte Ihrer Rede zu machen. Sie können auch persönliche Erlebnisse, Zitate, Anekdoten und Geschichten zum Einstieg in das Thema verwenden. Sehr wirkungsvoll ist die Formulierung des Themas in Form einer Frage. Tragen Sie das Ergebnis in die Datei ein.
Schritt 4.3: Den Hauptteil strukturieren Material: Ablaufschema Sachvortrag Ergebnis aus Schritt 4.1 (20 min) 1. Nehmen Sie zuerst das Blatt auf dem Sie die drei bis fünf zentralen Sätze für Ihren Vortrag formuliert haben. Bringen Sie diese in eine schlüssige Reihenfolge. Formulieren Sie die Sätze nun so um, dass sie kurz und knapp das Wesentliche eines Redeabschnitts auf den Punkt bringen. Tragen Sie das Ergebnis in die Felder Kernaussagen im Ablaufschema Sachvortrag ein. 2. Sprechen Sie die Sätze nun mehrfach frei - ohne Sie abzulesen -, um herauszufinden, ob Sie mit den gewählten Formulierungen zurechtkommen. Wenn nicht, vereinfachen Sie die Sätze so, dass sie gesprochenem Deutsch entsprechen. 3. Nehmen Sie sich anschließend die Felder für die Inhalte des Hauptteils vor und tragen Sie in das Feld maximal drei Stichpunkte zu den jeweiligen Abschnitten ein. Beachten Sie, dass die Aufmerksamkeit der Zuhörer ach bei einem guten Vortrag gegen Ende abnimmt. Sie sollten wichtige Inhalte daher nicht am Ende platzieren, sondern möglichst früh bringen. Tragen Sie die Ergebnisse in die Datei ein.
Schritt 4.4: Fragen als Gliederungshilfen einbauen. Material: Ergebnisse aus Schritt 4.3 Ablaufschema (10min) Fragen rütteln auf und regen den Zuhörer zum Mitdenken an. Sie sind daher als Gliederungshilfen eine probates Mittel. Lassen Sie die Frage durch eine Pause auf die Zuhörer wirken. Fragen nehmen den Vortragenden aber auch in die Pflicht. Sorgen Sie dafür, dass keine Frage unbeantwortet bleibt. 1. Sehen Sie sich die Inhalte der einzelnen Abschnitte des Hauptteils aus der Vorübung erneut an. Versetzen Sie sich in die Lage des Zuhörers, der Schritt für Schritt durch die Rede geführt werden muss. 2. Formulieren Sie einige gliedernde Fragen, die Sie den einzelnen Abschnitten voranstellen und die Sie dann innerhalb des Abschnitts beantworten. Die Fragen müssen so gut sein, dass Sie das Publikum wieder aufrütteln. Genau, das wollte ich schon immer wissen. 3. Stellen Sie diese Fragen auch im Teil Gliederung in der Einleitung. Sie sehen, dass diese Fragen Sie und das Publikum sicher durch den gesamten Vortrag leiten. In der Zusammenfassung Tragen Sie die Antworten auf Ihre Fragen in Kurzform zusammen. Tragen Sie die Ergebnisse in die Datei ein.
Schritt 4.5: Das Ende signalisieren und mit Schwung abschließen. Material: Redeeinstieg aus Schritt 4.2 Einstieg Bisherige Inhalte der Rede Ergebnis aus Schritt 4.1 Leitsatz (20min) Eine gute Geschichte und ein guter Vortrag kündigen Ihr Ende dadurch an, dass sich der Bogen um Anfang schließt. Was dann noch fehlt ist ein aufrüttelnder Schlusssatz. 1. Wenden Sie das Prinzip auf das Ergebnis aus Schritt 4.2, den Einstieg in das Hauptthema an. 2. Formulieren Sie das Fazit zum Thema. Haben Sie eine Frage als Einstieg eingesetzt, beantworten Sie diese. 3. Formulieren Sie einen auffordernden, zur Handlung motivierenden Schlusssatz. 4. Alternativ: Formulieren Sie eine nachdenklich stimmende Schlussfrage oder 5. Formulieren Sie in einem Satz ein sachliches Fazit und leiten Sie in einem zweiten Satz mit einer Ziel führenden Frage zu einer Diskussionsrunde über. Tragen Sie die Ergebnisse in die Datei ein.
Mentale Übungen: Die persönliche Wirksamkeit steigern Schritt 9: Den Hochstatus kennenlernen Material: Belebte Fußgängerzone (1 Stunde) Begeben Sie sich in eine belebte Fußgängerzone und wandern Sie die Straßen mehrmals auf und ab. Für einen Zeitraum von jeweils 10 Minuten senden Sie dabei die folgenden Körpersignale aus: 1. Suchen Sie bewusst den Blickkontakt zu anderen Menschen. Weichen Sie dem Blick nicht aus, sondern halten Sie ihn, bis der andere den Blickkontakt abbricht oder Sie an der Person vorbeigegangen sind. Achten Sie auf die Reaktionen. 2. Drehen Sie beim Gehen die Füße leicht nach außen. Achtung nicht übertreiben! Bewegen Sie den Kopf nur langsam und sparsam, keinesfalls ruckartig. Halten Sie den Blickkontakt zu den anderen Passanten. Vergleichen Sie die Reaktionen mit den Reaktionen zuvor. 3. Verhalten Sie sich wie bei 2) nur betrachten Sie die Fußgängerzone als Ihr eigenes Revier. Weichen Sie anderen Personen nicht aus. Achten Sie auch jetzt auf die Reaktion Ihrer Mitmenschen. Wiederholen Sie die Übung mehrfach und achten Sie zusätzlich darauf, wie Sie sich in den einzelnen Sequenzen fühlen. Um die unterschiedlichen Wirkungen besser einschätzen zu können, achten Sie auf folgende Reaktionen der Passanten: Wenden die Personen den Blick von Ihnen ab? Wenden die Personen den Blick kurz ab und schauen anschließend noch mal schnell zu Ihnen hin, bevor sie den Blick erneut abwenden? Halten die Personen den Blickkontakt? Weichen Ihnen die Personen, die Sie ansehen, aus? Haben die Personen mit denen Sie beinahe zusammengeprallt sind, den Blickkontakt bis zum Ende gehalten? Werden Sie von völlig Fremden plötzlich gegrüßt? Eine maximale Wirkung beim Auftritt erhalten Sie, wenn Sie die Statussignale des dritten Durchgangs zeigen: raumgreifender Schritt, Blickkontakt halten, wenige ruhige Kopfbewegungen und das Gefühl im eigenen Revier aufzutreten. Bei großen Gruppen empfiehlt es sich, durch die Mitte aufzutreten, wodurch Ihre Hochstatuswirkung weiter gesteigert wird. Ihr Auftritt wirkt sicher und selbstbewusst.
Schritt 10: Den Tiefstatus kennenlernen Material: Belebte Fußgängerzone (1 Stunde) Begeben Sie sich in eine belebte Fußgängerzone und wandern Sie die Straßen mehrmals auf und ab. Für einen Zeitraum von jeweils 10 Minuten senden Sie dabei die folgenden Körpersignale aus: 1. Weichen Sie bewusst jedem Blickkontakt aus, sobald Sie merken, dass Sie jemand ansieht. 2. Weichen Sie jedem Blickkontakt aus und drehen Sie die Füße in den Schuhen leicht nach innen. Sehen Sie schnell weg, wenn jemand Sie ansieht. 3. Verhalten Sie sich wie in Durchgang 2, nur sehen Sie schnell noch mal hin, nachdem Sie weggesehen hatten, und wenden Sie den Blick dann rasch wieder ab. Weichen Sie sofort au, wenn Ihnen jemand zu nahe kommt. Um die unterschiedlichen Wirkungen besser einschätzen zu können, achten Sie auf folgende Reaktionen der Passanten: Wie reagieren die anderen Passanten auf Sie? Werden Sie gestoßen oder angerempelt? Werden Sie angepöbelt? Wenn Sie vorher den Hochstatustest durchgeführt haben, vergleichen Sie die beiden Varianten. Tiefstatusverhalten wird in Redsituationen häufig dadurch sichtbar, dass der Redner keinen Sichtkontakt sucht sich der Redner am Rand und nicht in der Mitte vor dem Publikum positioniert sich der Redner Gegenstände wie Flip-Chart, Stifte, Tische und Rednerpulte sucht, um sich daran festzuhalten. Der Redner lieber im Sitzen als im Stehen vorträgt.
Schritt 11: Eine Minute schweigen Material: Ganzkörperspiegel Stoppuhr (5 min) 1. Stellen Sie sich bei dieser Übung vor, Sie würden eine Rede vor einem großen Publikum halten. Treten Sie dann vor den Spiegel und nehmen Sie zu sich Blickkontakt auf. Dann eröffnen Sie eine fiktive Rede mit einem Satz z.b.: Der Zeitpunkt, meine Damen und Herren, der Zeitpunkt für entschlossenes Handeln ist gekommen! 2. Aktivieren Sie nun Ihre Stoppuhr und betrachten Sie sich eine Minute schweigend im Spiegel. Wichtig: Lesen Sie die Minute nicht ab, sondern drücken Sie auf die Stoppuhr, wenn Sie glauben, dass eine Minute vorbei ist. 3. Beenden Sie die Rede mit einem Schlusssatz z.b. Daher zögern Sie nicht, sondern ergreifen Sie die Initiative und setzen die Dinge in Bewegung. Jetzt können Sie die Zeit kontrollieren. 4. Wiederholen Sie die Übung, bis Sie sicher und ohne Kontrolle der zeit 50 70 Sekunden schweigend vor dem Spiegel stehen können. Bitte machen Sie keine Grimassen, sondern betrachten Sie Ihr Spiegelbild als echtes Publikum. Die 1-Minuten-Pause werden Sie in der Praxis häufiger anwenden können, als Sie zunächst glauben: Ein typischer Fall ist die Einstiegspause in eine Rede, mit der Sie sich die Konzentration und die Aufmerksamkeit des Publikums sichern können. Ein anderer Fall ist die Unruhe im Publikum, die Sie dadurch beenden, dass Sie Ihre Rede unterbrechen und so lange schweigen, bis die Ruhe wieder eingekehrt ist. Schließlich braucht auch die Schlussfrage, die das Publikum zur Nachdenklichkeit führt, eine lange Pause bevor der Redner abgeht. Oder die Pause, die das Publikum braucht, die Informationen eines komplizierten Powerpoint-Charts zu erfassen.