Der Mandulis-Tempel auf der Insel Kalabsha und die Steinplatten Gernot L. Geise

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Transkript:

Der Mandulis-Tempel auf der Insel Kalabsha und die Steinplatten Gernot L. Geise Im Nasser-Stausee in Oberägypten befindet sich eine kleine Insel, genannt New Kalabsha. Darauf steht ein Tempel ( Kalabsha-Tempel ). Dieser wurde während des Baues des Stausees von einem tiefer gelegenen Gebiet auf diese Insel transferiert, um nicht unwiderruflich im Wasser zu versinken. Kalabsha (Kalabscha) war ein Ort im heutigen Ägypten in Unternubien und ist die moderne Bezeichnung für das antike Talmis. Der Ort lag etwa 50 Kilometer südlich von Assuan auf 195 Metern Höhe und ist heute im Nassersee versunken. Um den Tempel von Kalabsha vor dem Untergang im See zu retten, wurde er beim Bau des Assuan-Staudamms 1961 1963 von deutschen Firmen in 13.000 Blöcke zerlegt und zusammen mit den aus einigen anderen Orten geborgenen Tempeln auf der Insel Neu-Kalabscha bei Assuan wieder aufgebaut. Demgemäß erkennt man auch überall noch die Hilfslinien und Ziffern, die von der ausführenden Firma mit weißer Farbe auf Steine und Säulen aufgemalt wurden, um die abgebauten Einzelteile am Zielort wieder korrekt zusammensetzen zu können. Einen in den Fundamenten des Tempels entdeckten Vorgängerbau, der unter Ptolemaios VIII. gebaut wurde, hat man auf der Insel Elephantine wieder aufgebaut. Ein ebenfalls in den Fundamenten entdeckter Torbau befindet sich seit 1973 im Ägyptischen Museum Berlin. Der noch recht gut erhaltene bzw. restaurierte Tempel war dem nubische Gott Mandulis und der Göttin Isis von Philae gewidmet. Der Philae-Tempel ist neben Abu Simbel der bekannteste Tempel, der ebenfalls beim Bau des Nasser-Sees versetzt wurde, um nicht im Wasser zu verschwinden. Beim Mandulis-Tempel, dessen Der Mandulis-Tempel auf der Insel Neu-Kalabsha, vom See aus gesehen. Der Mandulis-Tempel, Zugang. Der Innenhof des Mandulis-Tempels. SYNESIS-Magazin Nr. 6/2010 17

Einer der mit Hieroglyphen und Bilddarstellungen reich geschmückten Räume. Auf diesem Teil der Umfassungsmauer befi nden sich bildhafte Einritzungen, hier etwa eine Ente/Gans. Und auch die Templer haben sich hier mit ihren Kreuzen wieder verewigt (Pfeil) (Bildeinfügung: Typisches Templerkreuz). Hat man uns nicht immer erzählt, die Templer hätten nur die Küstenregion besetzt? Noch ein Templerkreuz (Pfeil). Die ägyptischen Darstellungen darunter hat man sorgfältig zerstört... Wappenähnliche Einritzungen in einem Felsblock. Das Hathor-Tempelchen. 18 SYNESIS-Magazin Nr. 6/2010

Einige der mysteriösen Steinplatten, die hinter dem Mandulis-Tempel an einem Weg aufgestellt sind. Im Hintergrund das Hathor-Tempelchen. Überall erkennt man noch die mit weißer Farbe aufgebrachten Linien (Pfeile), die man verwendete, um die Einzelteile wieder korrekt zusammen zu bauen. Tempelhaus allein 77 Meter lang ist, handelt es sich um die größte frei stehende Tempelanlage in Unternubien. Der von einer 15 Meter hohen Ziegelmauer umgebene Tempelbezirk hat die Ausmaße von 66 92 Metern. Ptolemaios VIII. ließ ein Heiligtum der 18. Dynastie durch einen kleinen Tempel ersetzen. Dieser Tempel wurde unter Augustus von einer größeren Anlage ersetzt. Die Inschriften und Dekorationen des Tempels blieben jedoch unvollendet. In christlicher Zeit (1. Jahrhundert) hat man Teile der Anlage in eine Kirche umgewandelt. Die dort lebenden Christen waren Kopten, die sich auf Markus, den Verfasser des Markus-Evangeliums, als Kirchengründer beriefen. Für mich war es interessant, dass auch in diesem Tempel wieder die typischen Templerkreuze zu sehen sind, die teilweise über vorhandene Inschriften bzw. Bildnisse in die Steine gehauen wurden. Dasselbe sieht man auch etwa im Philae-Tempel, der sich ebenfalls im Nasser-See auf der Insel Philae befindet. Hat man uns nicht immer erzählt, dass die Tempelritter nur den nördlichen Küstenbereich Afrikas, Verschiedene Tier- und Menschendarstellungen auf den Platten. SYNESIS-Magazin Nr. 6/2010 19

20 SYNESIS-Magazin Nr. 6/2010

Elefanten-Darstellungen hauptsächlich mit den Städten Jerusalem und Akkon, um die mehrfach gekämpft wurde, unter ihrer Kontrolle hatten? Der Mandulis-Tempel auf der Insel Kalabsha wie auch der versetzte Philae-Tempel liegen jedoch rund tausend Kilometer südlich der Mittelmeerküste! So weit der Mandulis-Tempel. In seinem Umfeld hat man einige kleinere Vorbauten und Mini-Tempel (wieder) SYNESIS-Magazin Nr. 6/2010 errichtet, einer ist der Göttin Hathor (erkennbar an ihren abstehenden Kuh - Ohren) gewidmet. Und dann gibt es dort noch die mysteriösen Steinplatten, von denen schon Axel Klitzke in seinem Beitrag in SYNESIS-Magazin Nr. 1/2010 ( Das Paradoxon im Granit-Steinbruch von Assuan ) einige gezeigt hat. Diese stellten für mich den Hauptgrund dar, um die Kalabsha-Insel zu besuchen. Die Art der Bilddarstellungen passen so gar nicht zu den ägyptischen Hinterlassenschaften oder zu einem ägyptischen Tempel. Es handelt sich hierbei um unregelmäßig geformte und unterschiedlich große Steinplatten, auf denen verschiedene Tierbildnisse eingeritzt sind. Die rund zwanzig Platten hat man hinter dem Mandulis-Tempel entlang eines Weges aufgestellt. Anscheinend befanden sie sich bereits auf dieser Insel, 21

Darstellungen von Menschen (Jägern?) Pferde (?) und Giraffen. als man beschloss, den Tempel hierhin zu transferieren, und wusste nichts mit ihnen anzufangen. Darauf sind teilweise sehr abstrahierte Tier- und Menschendarstellungen zu sehen: Elefanten, Giraffen, Stiere, verschiedene Vogelarten, oder auch ein Schiff, das sehr an Wikinger-Schiffsdarstellungen erinnert. Obgleich die Darstellungen sehr archaisch wirken, könnten sie durchaus einer frühen ägyptischen Periode entstammen, auch wenn etwa die Menschen-Darstellungen sehr vereinfacht sind. Fotos: Gernot L. Geise und Petra Gaede-Wenzel Diese Schiffsdarstellung erinnert mich irgendwie an die Ritzzeichnungen von Wikinger-Schiffen in den nordischen Ländern, obwohl diese keinen hochgezogenen Bug hatten. Aber auch diese Schiffsdarstellung dürfte aufgrund der Stilisierung kaum schwimmfähig gewesen sein. 22 SYNESIS-Magazin Nr. 6/2010